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23.

Warjka fuhr auf und wollte eben Anna wecken, als die Tür aufgerissen wurde.

»Warjka, Senjka schickt zu Dir, Du sollst sofort zu ihm kommen!« piepst der kleine Onjscha, Senka Kosyr's Bruder.

Warjka stürzte sich mit den Fäusten auf den Jungen: »Mach, daß Du fortkommst. Du Teufel, solange Deine Knochen noch heil sind! … Er hat gar nicht nach mir zu schicken! … Ich werde jetzt den Bauern alles erzählen … Ein Bauchaufschlitzer ist er … Bauchaufschlitzer!«

Der Junge riß aus, schlug die Tür hinter sich zu, machte sie aber nochmals einen Spalt auf und rief: »Du Hu-u-u-re!« und fegt die Stufen hinunter …

»Was willst Du?« fährt Anna aus dem Schlaf auf.

Warjka steht am Ofen, den Kopf auf den Arm gestützt und atmet schwer.

»Dein Väterchen, Prow Michailytsch, hat sich was feines geleistet«, stieß sie unter Tränen hervor. »Er hat befohlen, die Landstreicher niederzumachen … Wozu war das nötig? Diese Hunde … Sträflinge …«

Anna begriff sofort alles, kleidete sich rasch an und lief, ohne Warjka ein Wort zu sagen, nach Hause.

Warjka dachte an die letzte Nacht, ihre Mädchenaugen sehen Tanjka, ihre Nebenbuhlerin. Ihre Wangen brannten, wurden blaß und wieder feuerrot, als ob Senjka's schwere Hand ihr abwechselnd links und rechts eine hereinschlug.

Warjka ging hinaus und lauschte, dann ging sie so raschen Fußes, damit sie Senjka nicht erwischte, dem Lärm nach und rannte spornstreichs in Fedots Hof.

In Fedots Hof war großer Betrieb. Die Bauern schrien, lachten und schlugen sich in die Hände: »Hop, hop, hop … Ei, die junge Schöne … Strenge Dich an, Obabok … Laß nicht nach …«

Der betrunkene Obabok tanzte in seinen Filzstiefeln mit der Dascha aus Nasimowo, aber die, ganz in Rot gekleidet, stampft mit ihren zierlichen Füßchen auf, schlug Obabok mit ihrem Taschentuch im Takte auf die Schulter: »Oi, warum soll ich mich nicht auch mal amüsieren?«

Obabok rang, in Schweiß gebadet, nach Atem. Die schweren Filzstiefel hinderten ihn im Tanz und die Bauern lachten über ihn aus vollem Halse …

»Feste, Obabok … Stärk' Dich erst mal!«

Obabok goß ein Gläschen Wodka hinter, aber um Dascha tanzten schon zwei andere Tänzer und furchten mit ihren Absätzen die Erde.

»Warjka, komm her, geh mit in den Kreis.«

Die sucht jedoch Fedot, ging auf ihn zu, aber die lustige Dascha hing sich an sie. »Oi, Mädchen, ich bin so lustig … Weißt Du, ich bin eine Soldatenfrau … Eine verheiratete Frau … Amüsiere mich auch mal … Wir halten hier Totenmesse für Borodulin.«

Plötzlich fing sie an zu schluchzen und überschüttete Warjka mit Küssen, aber die riß sich los und schrie die Bauern an: »Ach, Ihr Christenmenschen … Warum habt Ihr die Landstreicher fortgeführt? Laßt sie totschlagen?«

»Ich vertrinke mein ganzes Leben!« heulte Dascha.

»Die armen Kerle können gar nichts dafür … Das war Senjka, der Zigeuner!«

»Mädchen, spuck' mir in die Augen!«

»Er hat die ganzen Kühe abgestochen … Senjka!«

Aber die Bauern waren so betrunken, daß sie nicht verstanden. Fedot am meisten und so fingen sie jetzt miteinander Zank an. Dascha weint: »Oi, daß ist gar nicht schön … Der Kopf dreht sich mir.«

Warjka schreit Fedot direkt in die Ohren: »Onkelchen Fedot, schick' die Bauern los! Sie sollen sie zurückhalten … Es geht doch rasch mit einem Pferde … Was soll man denn bloß machen, Gott noch mal!«

»Warjka, … He, Warjka!« ruft Obabok und geht auf sie zu:

»Komm, trink' mal … Spuck' Senjka in den Rüssel … Wo-o-t …«

»Warjka … War-wa–rusch-ka … Komm, tanz mit! umringten sie die Bauern.

»Dascha … Darja Mitrewna … Komm, nippe mal dran.

»Ech, Ihr jungen Weiber … Ai-da!«

»Die Landstreicher … Um Gottes Willen!«

»Laß doch die Landstreicher verrecken!«

Da riß sich Warjka aus dem Kreis der betrunkenen Bauern los, beschimpfte sie mit ein paar kräftigen Bauernflüchen und lief dann zur Hütte von Prow.

Aber unterwegs kam ihr Anna barhaupt auf dem Pferde von Borodulin im Galopp entgegen: »Warjka, lauf rasch zu Ustin … Suche Du das Väterchen! Ich werde sie schon noch erreichen! rief sie und verschwand in der Ferne.

Großväterchen Ustin war schon lange auf den Füßen, er machte sich in seiner Wirtschaft zu schaffen. Eine Frau hatte er nicht im Hause, er war allein. Eine ganze Zeit hatte er auf Keschka gewartet, als Keschka nicht kam, begann er mit seiner Hausarbeit.

Auf der Straße war nicht eine Menschenseele zu sehen. Nur die kleinen Jungen riefen ihm zu: »Sie haben die Landstreicher fortgeschafft, Großväterchen!«

Ustin zog die großen Filzstiefeln aus, schleuderte sie fort und rannte was er konnte. Warjka kam ihm entgegen: »Großväterchen!«

Ustin blickte erschüttert auf die zitternde Wanjka.

Dann drehte er rasch um und lief mit jungen Kräften – als ob er Wasser des Lebens getrunken hätte – die Gasse entlang. »Aida!« rief er Timocha zu und winkte mit der Hand. »Schlag Alarm … So laut als möglich … Mit allen Kräften!«

Timocha machte sich auf, blickte sich nochmals um, lächelte dumm und rannte zur Kapelle hinauf.

Aber Ustin lief zum Dorf hinaus nach seiner Hütte: »Halt, Ihr Christenmenschen … Ich werde Euch doch noch aufhalten!«


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