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Der Wind blieb uns günstig, und hoffnungsfroh arbeiteten wir mit vereinten Kräften. Ueberall leistete mein wackeres Mädchen treuen Beistand, steuerte wie ein alter Seemann.
Am Nachmittage des fünften Tages sichteten wir endlich ein Segel. Es war ein peruanisches Kriegsschiff, das auf meine Signale hin uns ein Boot sandte. Der junge Offizier, der es befehligte, sprach französisch, und da ich dieser Sprache ebenfalls mächtig war, wußte er bald unsere Erlebnisse und Wünsche. Er kehrte zu seinem Schiff zurück und kam mit zwei irischen Matrosen wieder. Als wir uns trennten, gab er mir auf meine Bitte die Versicherung, daß sein Kommandeur nicht anstehen würde, das Riff anzulaufen und die dort ihrem Schicksal überlassenen Leute abzuholen. Das war mir eine große Beruhigung.
Die Tage vergingen so schnell, daß wir in einem Traum gelebt zu haben glaubten, als wir im Hafen von Valparaiso Anker warfen.
Wir machten dem britischen Konsul sogleich unsern Besuch, der, nachdem er unsere Erlebnisse erfahren, das Schiff übernahm und uns in liebenswürdigster Weise Gastfreundschaft gewährte. Dankbar gedenke ich noch heute der herrlichen acht Tage, die wir in seiner Familie verleben durften.
Nach Ablauf dieser Zeit ging ein schönes, großes Passagierschiff nach England, auf dem wir zwei behagliche Kabinen erhielten.
Bei unserer Abreise war Wetherley zugegen, der jetzt vor Glück strahlte, da ihm der Konsul auf mein Ansuchen a conto des Bergelohns einen erheblichen Vorschuß gezahlt hatte.
Auch uns waren so reichliche Mittel zur Verfügung gestellt worden, daß wir uns für die lange Reise glänzend hatten ausstatten können.
Jetzt machte mir nur noch der Gedanke an das Verhalten ihrer Mutter Sorge. Doch all meine Befürchtungen in dieser Richtung zerstreuten sich mit unserer Ankunft in England. Die alte Dame war bei der Nachricht von der Zurücklassung ihrer Tochter auf dem Wrack einem Schlagfluß erlegen.
Colledge war es gewesen, der ihr diese Nachricht durch Vermittlung von Verwandten hatte zukommen lassen. Sein Boot hatte nach längerem Umherirren das Glück gehabt, von der Korvette aufgefunden zu werden. Diese war noch zwei Tage auf der Suche nach dem Wrack in den Gewässern umhergekreuzt, dann aber in der Ueberzeugung, daß es während des Sturmes untergegangen sei, nach der Heimat gesegelt.
Meine arme Luise war wie zerschmettert durch den Tod der Mutter. Sie wollte sich nicht trösten lassen, und ihr Schmerz bereitete auch mir tiefen Kummer.
Wenn mir der Tod der Mutter nun auch den Weg freigemacht hatte, so konnten wir doch nicht daran denken, vor Ablauf des Trauerjahrs zu heiraten. Während dieser Zeit hielt sich meine Braut abwechselnd bei dem und jenem ihrer zahlreichen vornehmen Verwandten auf, und dies brachte neue Gefahren für mich mit sich. Die ganze stolze Sippe arbeitete an ihr, die Verlobung mit mir rückgängig zu machen, und stellte ihr ein ganzes Heer von hochgeborenen Söhnen gegenüber. Ich lebte in einer wahren Todesangst, bis es mir endlich gelang, sie zu meiner Mutter zu bringen, unter deren echt mütterlichem, sanftem, liebevollem Wesen sie allmählich seelisch genas. Schon nach kurzer Zeit erwiderte sie die ihr entgegengebrachte Liebe und zärtliche Fürsorge wie eine wirkliche Tochter. Sie fühlte sich glücklich und widerstand allen Lockungen, mit denen ihre Verwandten sie wieder zu sich hinüberziehen wollten. Alle Ränke und Intriguen scheiterten an ihrem Herzen.
Nach Ablauf des Trauerjahres fand unsere Hochzeit nur im Beisein meiner nächsten Verwandten statt.
Viele Jahre machte unser Lebensschiff eine von Glück getragene herrliche Sommerfahrt. – Jetzt bin ich alt und allein.