Fritz Reuter
Läuschen un Rimels
Fritz Reuter

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Twei Geschichten von den ollen Kasprati tau Rostock.

De Gesellschaft.

De oll Kasprati is gewiß
Tau Rostock nich allein bekannt,
Un männig schönes Läuschen is
Von em bericht’t dörch’t ganze Land.
Na, dei hadd mal en lüttes Swin
Von Melmsen tau Sapshagen köfft,
Un hadd, as wir de Nam ok sin,
Dat Swin denn ok nah Melmsen döfft.
"Die kleine Melms", so näumt hei’t blos,
Un kamm mal Einer tau em ’rinner,
Denn güng ok dat Vertellen los,
Nich etwa von sin Fru un Kinner,
So as dat süs woll pleggt tau sin,
Ne, von "die kleine Melms", von’t lütte Swin.
"Die kleine Melms", dei würd nu up den Kaben
Mit eine olle Sœg tausamen set’t,
Un as dat kamm so gegen Fastelaben,
Dunn was de Sœg ok riklich fett.
Dei würd nu slacht’t, un as’t gescheihn,
Dunn satt "die kleine Melms" allein,
Un’t was, as ded’ sei sick d’rüm grämen,
Sei wull kein Fauder tau sick nemen.
"Die kleine Melms" ward däglich slimmer,
Un oll Kasprati, dei geiht ’rümmer
Un schellt sin Knecht un schellt sin Mäten
För Slüngels, Esels un för Schelms,
Dei em dat Swin verhungern leten,
Un jammert üm "die kleine Melms". –
Na, üm dei Tid besöcht ick em einmal,
Hei gung in sine Gaststuw up un dal,
Schimpt un Schandirte mörderlich:
"I weiß nich, was i mach bei die verfluchti Sach’;
’Die kleine Melms’, die is ganz kümmerlich,
Sie frißt mi un sie sauft mi nich.
I weiß nich, was i dabei mach!" –
"Dei Schad’," segg ick, "dei is nich grot;
Dat lütte Dirt, dat grämt sick blot,
Sei möten em Gesellschaft gewen." –
"Gesellschaft? Ja, das mein i eben!
Da föllt mir mit die Kellner ein.
Christ! – Junge! – Christ, komm doch mal ’rein!
’Die kleine Melms’, die grämt sich sehr,
Sie sitzt allein auf ihre Kafen.
Was meinst Du, Christ, wie wär,
Wenn Du die Nacht so bei ihr schlafen?"

Dat Küssen ut Leiw.

Eins satt ick bi em ganz allein,
Un hei vertellt mi des’ Geschicht:
"Sehn Sie die Stein, die großi Stein?
Die großi Stein, die is mir dicht
Un meini Kopf vorbei gesprung’n.
Sitz i hier in die Stub’, da schmeißt mir so’ne Jung’
Bei helli Tag in Fenster ’rein.
Ei Szackerment! I fix zu Bein
Un auf die Straß’ un krieg’ mir ein
Von die verdammti Jung’ bei G’nick.
’Carnalli!’ sag’ ick, ’hab ick Dick?’
"Ne," sagt die Jung’, "i hab das nicht gethut,
Das is die Schneider Jentzen ihr."
’Wo is die ßackermentsche Jung’, die Thunichgut?’
Je, die verdammti Jung’ war nich mehr hier.
I geh nu zu die Schneider Jentzen hin,
Un als i in die Stuben bin,
Da steht die Jung’, die Galgenstrick,
Un schreit denn gottserbärmenlick.
’Frau Schneider Jentzen, diese Stein,’
Sag’ i, ’die hat mir Ihre Jung’
Geschmeißen in mein Fenster ’rein.’
Un als i das gesagt, dunn schlung
Die Frau mir ihre Arm um meini Nacken
Un küßte mir auf beidi Backen.
Un als sie so auf mir kommt los
Un ihre Arm so um mir schlung,
Da denk i noch, sie küßt mi bloß
Vor die Erbärmlichkeit von ihre Jung’;
Doch als i sie zurück nu schieb,
Da kann i sehn, sie küßt mi vor die Lieb."


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