Hans Reiser
Yatsuma
Hans Reiser

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LV.
Zu allem fähig

Nachdem Yatsuma ein Verband angelegt worden war, und nachdem man ihm am Morgen eine Suppe gebracht hatte, die nach Aprikosengelee schmeckte, wurde er dem Untersuchungsrichter vorgeführt. In seinem Zustand hätte er vor allem in ein Krankenhaus gehört, aber mit Verbrechern pflegt man, solange sie noch auf einem Bein stehen können, nicht so glimpflich umzugehen. Man weiß zwar nicht immer ganz sicher, ob ein Verbrecher wirklich ein Verbrecher ist, in solchen Fällen nimmt man aber, um ihn nicht aus Versehen zu gut zu behandeln, dann einfach an, er sei einer. Stehen konnte Yatsuma gerade noch, wenn auch nicht lange. Man schob ihm, als man seine Schwäche lange genug bemerkt hatte, einen Stuhl hin und hieß ihn niedersitzen.

Yatsuma blickte den Beamten an, der vor ihm saß und in einem eiskalt klingenden Ton in der Sprache eines fremden Gestirns unverständliche Worte sagte; es war auch nicht zu ersehen, ob diese Worte an ihn oder an jemand anderen gerichtet waren. Es war sehr heiß in dem kleinen Zimmer, die Augen wollten ihm zufallen, er ermannte sich und blickte das seltsame Wesen wieder an. Auf seinem kahlen Schädel bewegten sich, während er sprach, einige Härchen, als würden sie von einer leisen Zugluft angeblasen. Sein Gesicht sah aus wie ein zerknitterter Tabakbeutel, der zwanzig Jahre lang verstaubt in der Ecke einer Amtsstube gelegen hat. Vielleicht, dachte Yatsuma noch, hat er ein halbes Dutzend Kinder oder Junge zu Hause, die nichts zu essen haben, wenn er nicht in diesem heißen Raum sitzt und Worte sagt, die er vielleicht selbst manchmal für komisch hält – dann, bei der dritten Frage des Richters, fiel ihm der Kopf vornüber und sogleich schnarchte er wie ein Murmeltier.

»Der Mann ist noch nicht vernehmungsfähig!«

Der Schreiber legte die Feder weg, die Protokollaufnahme wurde auf den nächsten Tag verschoben.

Während des Rücktransportes merkte Yatsuma an der wenig zärtlichen Art, wie man mit ihm verfuhr, daß es sich nicht nur um eine wissenschaftliche Untersuchung seiner Person handeln konnte, sondern daß er irgendein Vergehen gegen die Gesetze dieses Gestirnes, etwas, das hier vielleicht als Verbrechen galt, begangen haben mußte. Er hätte gerne gewußt, was es war, und versuchte, sich höflich zu erkundigen. Aber niemand gab ihm Antwort. Ein müdes Gefühl schrecklicher Verlassenheit beschlich ihn. Es war wenig ermutigend, sich unter lauter Geschöpfen zu wissen, mit denen keine Verständigung möglich war. Doch ließ er den Kopf nicht hängen. Er dachte an seine Aufgabe und fühlte sich stark genug, diese und noch mehr Sonderbarkeiten, die nun einmal dazu gehörten, mit Gleichmut zu ertragen.

Eine düster kellerartige Finsternis lag in der Gefängniszelle. Er schloß daraus, daß er sehr weit von der Sonne entfernt sein müsse. Aber auch der todesähnliche Schlaf, in den er, eingelullt von Dunkelheit und Einsamkeit, sogleich sank, brachte ihm keine Ruhe. Sein Unterbewußtsein blieb wach und bescherte ihm Erlebnisse und Betrachtungen, die vielleicht noch lebendiger und eindrucksvoller waren, als die im wachen Zustande erlebten.

Er wurde in einen Raum geführt, der einmal ein Gerichtssaal, dann wieder ein Wartesaal oder eine Postanstalt war. Rechts saß ein Staatsanwalt, der manchmal aber auch aussah wie ein Postbeamter, vor ihm der Vorstand und Richter und die Schöffen, hinter ihm der Verteidiger und ganz zurück das zuschauende Publikum. Der Richter saß in einem Schalter und verkaufte nebenbei Briefmarken. So war also alles ziemlich irdisch eingerichtet. Manchmal aber waren es wieder keine irdischen Gestalten, sondern phantastische Kreuzungen und Zusammensetzungen von Robben, Echsen, Albatrossen und anderen verschiedenartigsten Tieren.

Schon die ersten Worte des Richters waren rätselhaft.

»Yatsuma von Landen ist also Ihr Pseudonym? Ein Künstlername, was?« Lächelnd sah ihn der Richter an. Yatsuma begriff diese Fröhlichkeit nicht. Vielleicht wirkt mein Aussehen erheiternd? dachte er.

Sein Anzug, wenn man, was er auf dem Leib trug, so nennen kann, war so zerrissen, als wäre er zwei Jahre lang durch Stacheldrahtzäune gekrochen, sein abgezehrtes Gesicht weiß wie die getünchte Wand. Er fühlte alle Blicke auf sich gerichtet und wußte nicht, was er sagen sollte.

Vielleicht ist es das einfachste, zu allem ja zu sagen, dachte er.

Dann wieder, und je deutlicher er spürte, daß man etwas geheimnisvoll Unheimliches mit ihm vorhatte, sagte er sich, daß es keinen Sinn habe, sich den Mächten, die hier herrschen, entgegenzustellen. Die Geschöpfe dieses Gestirnes verstanden ihre Gesetze und begriffen nichts anderes.

Eine düstere Traurigkeit sank von den grauen Wänden wie Staub auf alle Gesichter herunter.

Vielleicht kann ich sie aufheitern, dachte er wieder, wenn ich meine Gedanken ausspreche –

»Geben Sie acht auf meine Fragen und antworten Sie mit ja oder nein!« sagte der Vorsitzende ärgerlich.

Yatsuma hatte die Frage überhört, starrte den Richter an, wollte irgend etwas Verbindliches sagen und brachte es nicht gleich heraus.

»Sie sind ja ganz verwirrt!« rief der Richter.

Es schien Yatsuma, als würde dieser Mensch umso erbitterter, je mehr sich sein Mitgefühl mit ihm beschäftigte.

Nein, es hat keinen Sinn zu schweigen, dachte er. Vielleicht, wenn dadurch auch nichts geändert wird, ist es sogar interessant, was meine Worte für eine Wirkung ausüben. Ich werde meine Gedanken nicht länger verschweigen.

»Mein Zeitvertreib«, sagte er, »ist die Anstrengung, mein Vergnügen die Entbehrung, mein Ziel die Gesinnung und mein Lohn die Mißhandlung –«

Der Richter gebot ihm mit einer abwehrenden Handbewegung, zu schweigen, sah mißgestimmt vor sich nieder auf die Mappe mit den Briefmarken.

Der Verteidiger stellte den Antrag, den Angeklagten auf seine geistige Zurechnungsfähigkeit zu untersuchen und begründete ihn in längeren Ausführungen.

Der Antrag wurde abgelehnt.

»Da hätten wir viel zu tun!« murmelte der Vorsitzende, während er ein Schriftstück in die Hand nahm und neue Fragen an Yatsuma richtete.

». . . Haben Sie die Tat begangen? Ja oder nein?« Laut und scharf wie Revolverschüsse knallten die Worte in den öden Raum und sprangen aus der Rückwand wie ein ununterbrochenes Echo immer wieder hervor.

Yatsuma fühlte sich plötzlich sehr müde. Seine Gedanken kamen ihm sinnlos vor. Es müssen doch überirdische Verhältnisse sein, dachte er, denn das wäre doch auf Erden alles nicht möglich. Es hat keinen Sinn, sich gegenseitig unnütz zu quälen, das beste ist, wenn ich schweige.

»Antworten Sie!«

»Ich schweige«, sagte Yatsuma, zwar gleichgültig, aber bescheiden ruhig.

Der Staatsanwalt hielt eine lange Rede. Er sprach zuerst von den Portoerhöhungen und vom bargeldlosen Zahlungsverkehr. Dann kam er auf Yatsumas Persönlichkeit.

». . . Müßiggang, Herumlungern, auf Kosten anderer leben und sich der gesellschaftlichen und gesetzlichen Ordnung nirgends einzufügen, führt, zur Gewohnheit geworden, zur sittlichen Verwilderung, zu Diebstahl, Raub, Mord und zu jedem Verbrechen . . .«

»Aber nur bei den Armen!« sagte Yatsuma. Er hatte es nur gedacht und gar nicht sagen wollen, aber es war ihm unwillkürlich entschlüpft.

»Sie haben nur zu antworten, wenn Sie gefragt sind!« zischte es vom Richtertisch.

»Der Angeklagte ist zu allem fähig . . .« hörte er von rechts. Die einschläfernde Klage aneinandergereihter Worte klang wie trockenes Grabgeläute.

Später sprach der Advokat. Yatsuma hörte nur den melancholisch hölzernen Ton der fremdartigen Sprache.

Plötzlich kam ihm ein anderer Gedanke:

Da gegenseitiges Verstehen in all diesen Welten unmöglich ist, dachte er, wird es wohl vielleicht das beste sein, wieder auf die Erde zurückzukehren. Dort ist es zwar nicht viel besser, aber man lebt doch wenigstens manchmal in der Illusion, mit seinesgleichen zu reden . . .

Das Gericht hatte sich zur Beratung zurückgezogen, es war wieder in den Saal eingetreten, das Urteil war verkündet worden, die Urteilsbegründung wurde verlesen. Yatsuma aber beschäftigte sein neuer Gedanke. Wenn ich hier das Leben einbüßen müßte, dachte er, dann wäre es allerdings mit der Rückkehr auf den guten Delirius vorbei. Aber dieser Abschluß würde mir nicht einmal mißfallen –

». . . Obwohl der Angeklagte,« hörte er, »der über eine gewisse, selbsterworbene Bildung verfügt, dadurch sich der Strafe entziehen will, daß er seiner Lebensweise ethische Motive unterzuschieben und die Tat dadurch zu beschönigen sucht, kam das Gericht zu dem Beschluß, ihn des Mordes für schuldig . . .«

Obwohl man, setzte Yatsuma seinen Gedankengang fort, wenn man schon auf Erden geboren ist, sich schließlich und eigentlich damit abfinden und zufriedengeben sollte. Aber das mag für die Vielen gelten und braucht doch für den Einen nicht bestimmend zu sein –

Wieder hörte er von weitem ein abgerissenes Stück Rede:

». . . Als straferschwerend kam in Betracht, daß der Angeklagte in seinem Verhalten keinerlei Reue über die begangene Tat zeigt, sondern im Gegenteil trotzig und unversöhnlich . . .«

Den Beweis, dachte Yatsuma, daß ich über die irdischen Grenzen hinauszudringen vermochte, habe ich erbracht. Das genügt ja. Einen besonderen Fortschritt, ein höheres Stadium oder sehr viel bessere Zustände habe ich nirgends gefunden. Es ist, ich habe es gleich gesagt, überall so ziemlich dasselbe – – –

Auf diese Weise war Yatsuma nun tatsächlich wieder in irdische Verhältnisse zurückgekehrt, wenn auch vorläufig nur im Traum. Er fühlte sich auf einmal heftig am Arm gepackt und in die Höhe gerissen.

»Wie lange wollen Sie denn eigentlich noch schlafen!« sagte der Wärter, hob die Laterne, leuchtete ihm ins Gesicht und stellte eine blecherne Schüssel auf die Bank.

»Ich werde wieder zur Erde zurückkehren!« sagte Yatsuma.

»Das kann schon sein!« meinte der Wärter, ging hinaus und schloß die Tür. Nicht alle Gefängniswärter heißen Berger.

Mendone war zum zweitenmal bei seinem Rechtsanwalt. Nachdem die Angelegenheit bei seinem ersten Besuch nur ganz flüchtig vorbesprochen worden war, ließ er diesmal eine längere Erklärung vom Stapel.

»Ich interessiere mich aus mehr als einem Grund für diesen sonderbaren Mann,« sagte er unter anderem, »er ist ein Pilger, ein nach bürgerlichen Begriffen anormaler Mensch, ein Prophet, wenn Sie wollen, ein Phänomen, das mit einem vulgären Vagabunden nicht das mindeste zu tun hat. Ein Vagabund ist ein Mensch, der aus Not, weil er keine Arbeit findet, oder aus Untauglichkeit, weil er nichts tun will, nichts kann oder nichts gelernt hat, auf die sogenannte schiefe Bahn kommt. Weil betteln und stehlen ihm lieber ist, als morgens um sechs in die Fabrik oder ins Bureau zu gehen. Ein armer Teufel, der Pech hat anstatt Geld, Erziehung und Hilfsmittel. Die sogenannten gescheiterten Existenzen! Leute, die etwas ausgefressen haben und die Mittel nicht kennen oder nicht haben, mit denen ein Fleck auf der Ehre beseitigt wird. Mit all diesen Erscheinungen hat Deschl nichts zu tun. Er handelt aus philosophischer Überzeugung. Er verwirft unser Dasein als wertlos und zieht für seine Person die Konsequenz aus dieser Erkenntnis. Er verzichtet auf das, was andere haben. Er ist der geschworene Liebhaber des Verzichtes, der Entbehrung und der Sorglosigkeit um Dinge, die ihm wertlos sind; er sammelt aufreibende Erlebnisse und unsinnige Anstrengungen, Katastrophen und Gefahren wie andere Menschen Grundstücke und Pfandbriefe. Der Fanatismus dieses Feindes der modernen Zivilisation hat etwas Erhabenes und Zukunftweisendes. Das sind natürlich Ansichtssachen! Aber ich finde, daß diese Anschauung respektiert werden muß wie eine andere auch!«

Der Anwalt hatte schweigend zugehört.

»Ich bin durchaus Ihrer Ansicht, Herr Doktor,« sagte er, »ich verstehe Sie sehr gut. Nun zu einigen Punkten der Anklage. Die Voruntersuchung ist ergebnislos verlaufen. Das heißt, er konnte den Alibibeweis nicht erbringen. Haben Sie da irgendwelche Anhaltspunkte oder Angaben?«

»Vor allem die,« sagte Mendone, »daß der Mann – daß sein Wahrnehmungsvermögen für Zeit und Ort anormal gestört ist –«

»Kann ich darüber ein Gutachten von Ihnen haben?«

»Natürlich, jederzeit, ich hätte gleich daran denken können! Und hier habe ich die übrigen Sachen mitgebracht.« Mendone zog ein Bündel aus der Aktenmappe. »Sie ersehen hier alles Nähere.«

»Sehr gut, besten Dank! Deschl ist mehrmals vorbestraft, lauter kurze Haft- und Gefängnisstrafen, und der Landespolizei überwiesen. Sollte eventuell Antrag auf Einschaffung ins Arbeitshaus gestellt werden, so werde ich also Überweisung in eine Heilanstalt Vorschlägen –«

»Nein, ich möchte ihn in Privatbehandlung nehmen.«

»Schön. Irgendeiner Partei gehört er nicht an?«

»Nein.«

»Nein. Er ist als Wanderprediger bezeichnet und soll aufrührerische Reden gehalten haben. Diese Reden sind jedenfalls ganz belanglos, ohne Absicht und Bedeutung, ein harmloser Unsinn –«

»Aber durchaus nicht!« rief Mendone entrüstet. »Ganz im Gegenteil, wie ich sie auffasse –«

»Wie wollen Sie das den Richtern begreiflich machen?« sagte der Anwalt lächelnd. »Und was würde es uns nützen? Man muß immer bedenken, Herr Doktor, daß man, wenn man sein Recht finden will, nicht aufs Gericht gehen darf. Alles Herausfordernde muß also vermieden werden. Richter sind wie Bienen: wenn man sie reizt, dann stechen sie. Und Staatsanwälte pflegen einen solchen Menschen, wie wir ihn vor uns haben, zu allem fähig zu halten. – Dann handelt es sich nur noch um die eine Frage: er soll sich in dem Krankenhaus, aus dem er sich entfernt hat, ein Hemd angeeignet haben –«

»Ach diese Hornochsen!« brummte Mendone. »Soll der Mann vielleicht ohne Hemd gehen! Wenn sie ihm keins angezogen hätten, dann hätte er keins auf dem Leib gehabt und keins mitnehmen können. Ihm ist es egal, ob er eins anhat oder nicht. – Ja, was kann man da machen? Das Hemd zahle ich natürlich!«

»Es war also ein persönliches Geschenk von Ihnen?«

»Ein persönliches Geschenk! Unbedingt!«

»Das Hemd war aber anscheinend Eigentum des Krankenhauses?«

»Gewiß, aber ich hatte augenblicklich kein anderes zur Hand –«

»Und Sie haben es dem Krankenhaus später ersetzt?«

»Habe ich! Habe ich sogar! Darum finde ich es ja geradezu unverständlich – nicht wahr?«

»Dann ist alles in Ordnung! Also, dann bitte ich Sie nur, Herr Doktor, mir das medizinische Gutachten möglichst bald zu schicken. Das Gutachten ist die Hauptsache!«

»Sofort! Wird heute noch erledigt!«

»Schön, ich glaube, damit haben wir alles. Wenn noch irgend etwas sein sollte, kann ich Sie ja anrufen.«

»Ich bitte darum, Herr Doktor. Ich habe dann noch eine andere Sache. Es handelt sich um den Verkauf eines Häuschens, das Deschl gehört. Aber das eilt nicht, dazu muß ich erst den Ausgang des Prozesses abwarten. Herzlichen Dank, Herr Doktor! Ich empfehle mich, auf Wiedersehn!« –

Als Mendone nach Hause kam, eilte ihm Eli nicht aufgeregt entgegen, wie das in solchen Fällen gewöhnlich behauptet wird, sondern sie nahm ihm ganz ruhig den Mantel ab und erklärte ihm fast nebenbei, daß sie eine gute Nachricht für ihn habe. Der Anwalt habe telephoniert. »Denke dir, der richtige Mörder ist festgenommen worden!«

»Wieso? Erzähle mir, was hat er alles gesagt? Nein, warte, ich werde gleich selbst anrufen!«

Das war nun Eli wieder nicht recht, denn wozu beschäftigte sie sich seit einer guten halben Stunde nur damit, wie sie ihm die Sache erzählen werde, wenn er sie dann nicht einmal anhören wollte.

Der Anwalt gratulierte ihm. Es war sehr einfach gewesen, bei aller Kompliziertheit des Falles. Der Mörder war erwischt und überführt worden und hatte bereits gestanden. Die gleiche Form der Wunde auf dem Kopf Deschls und der des Ermordeten hatte die Untersuchungskommission ernstlich vor die Erwägung gestellt, ob nicht beide Verletzungen von ein und demselben Werkzeug und sodann auch ein und demselben Täter herrühren sollten. Nachdem man die allzu naheliegende Möglichkeit durch die verschiedenartigsten Thesen zu erschüttern versucht hatte, mußte man aber doch zu der ersten Vermutung zurückkehren. Dadurch und durch das erste Geständnis des Raubmörders, nicht zuletzt aber auch durch den Einspruch Dr. Mendones, der sich von allem Anfang an gegen eine Verdächtigung Yatsumas gestellt hatte, war der naheliegende Überfall auf ihn beinahe erwiesen. Als man denselben dem Mörder auf den Kopf zusagte, hatte er ihn dann tatsächlich ebenfalls eingestanden. Damit waren alle weiteren Untersuchungen erübrigt, und nicht nur der Hauptanklagepunkt gegen Deschl entfallen, sondern auch das Gewicht der übrigen, ohnehin bedeutungslosen Reate auf ein Minimum herabgesunken. Der Anwalt erinnerte noch an die Absendung des Gutachtens und versprach, weiteres von sich hören zu lassen.

»Donnerwetter!« sagte Mendone, »der Mann hat Glück, was? Beinahe umgebracht und doch nicht zum Tode verurteilt!«

Und da er nun den Sachverhalt genauestens erfahren hatte, stand nichts mehr im Wege, daß er auch Eli zu Worte kommen ließ und ihrer mit großer Selbstverleugnung bis dahin zurückgehaltenen Erzählung ein geneigtes Ohr schenkte.

 


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