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Präcise Form und Sorgfalt. – Schlitten. – Karren. – Zugordnung. – Kochmaschine. – Brennmaterial. – Zelte. – Schlafsack. – Gewehre, Munition. – Instrumentenkiste. – Proviant. – Rest der Ausrüstung. – Boote. – Schleifen. – Kleidung. – Hunde.
Die Ausrüstung einer größeren Schlittenreise bedarf einer Umsicht und Präcision, welche nur die Erfahrung gewährt, und die durch mangelhafte Vorkehrungen oder Sorglosigkeit sehr gefährdet werden könnte. Ist man weiter vom Schiffe entfernt, genügt das Naßwerden der Zündhölzchen, das Ausrinnen oder der Verlust einer Spirituskanne, ein Zeltbrand, welchen die Unvorsichtigkeit der Köche Tag für Tag sehr wahrscheinlich macht, ferner die Marschunfähigkeit mehrerer Reisenden, die Aushebung eines Proviantdepots durch Bären, oder das Aufbrechen des Meeres, die furchtbarsten Verlegenheiten herbeizuführen. Als erster Grundsatz der Ausrüstung gilt die Vermeidung alles dessen, was, die Instrumente ausgenommen, nicht absolut zum Lebensbedarf gehört, und die vollkommenste Form des gesammten Reisegeräthes. Die Abweichung von dieser Regel hat unter Anderm den traurigen Ausgang der Franklin-Expedition mit verschuldet. Mac Clintock schildert die Ueberlast der unnütz mitgenommenen Dinge.
Aber selbst die Unterlassung des anscheinend Geringfügigen kann den Erfolg einer Unternehmung vereiteln. Mojsejew's Schlittenreise an der Küste Nowaja Semlja's, 1839, hat dies erwiesen; sie scheiterte schon nach wenigen Tagen durch die Schneeblindheit sämmtlicher Theilnehmer, entstanden durch Mangel an Schneebrillen. Sieht man von jenen Schlittenreisen ab, welche die russischen Entdecker der sibirischen Eismeerküsten gewissermaßen mit dem Aufgebot der gesammten Nomadenbevölkerung, aller Hunde und Renthiere Nordasiens im vorigen Jahrhundert unternahmen, und von deren Folgen das erschöpfte Land seitdem sich nicht wieder erholt hat, gehört das Verdienst ihrer Organisation vorzugsweise den Engländern zu. Parry und J. C. Roß haben jene Reihe von Erfahrungen begonnen, welche durch Mac Clintock den Abschluß einer gewissen Vollkommenheit erhielten. Sie dient allen Unternehmungen dieser Art gegenwärtig noch als Norm und befähigt eine an Strapazen gewöhnte Mannschaft, selbst während der furchtbarsten Kälte, Wochen lang ohne den Schutz aller der Hilfsmittel zu verbringen, welche ein Schiff in solchen Einöden noch zu bieten vermöchte. Ich benütze diese Gelegenheit, um eine Pflicht der Dankbarkeit zu erfüllen, indem ich hinzufüge, daß wir unsere Ausrüstung für Schlittenreisen in jeder Hinsicht den erprobten Rathschlägen des Admirals Mac Clintock entnahmen, und daß wir das glückliche Gelingen derselben zum großen Theile diesem Umstande zuzuschreiben hatten.
In dem Nachfolgenden will ich versuchen, das Ausrüstungsmaterial für eine Schlittenreise mit hinreichender Ausführlichkeit zu beschreiben. Die ungleiche Dauer und der wechselnde Charakter der Jahreszeiten, sowie die Form des Reisens bedingen die Mitnahme von dreierlei Schlittengattungen; der kleinste derselben wird von Hunden, die beiden größeren werden von Menschen gezogen. Die Kufen dieser verschiedenen Schlitten unterscheiden sich durch die Dimensionen von 6, 8 und 11 Fuß in der Länge und durch 1½, 2 bis 2¾ Zoll in der Breite Breite Schlittenkufen erleichtern den Marsch durch tiefen Schnee ungemein. Am 7. März 1874 brachten wir eine bestimmte Last mit einem Schlitten mittlerer Größe bei mäßig tiefem Schnee kaum von der Stelle, während sie nachher auf dem großen breitkufigen Schlitten mit Leichtigkeit fortgeschafft werden konnte; dasselbe erreichten wir, als wir ein Paar lappische Schneeschuhe unter die Kufen des ersteren banden.; die Höhe ihrer Ständer schwankt zwischen 1 bis 1½ Schuh, ihre Maximaltragfähigkeit zwischen 7, 12 und 20 Centnern. Die Schlitten sollen aus vorzüglichem Eschenholz gebaut sein, die Kufen an beiden Enden in einen sanften Bogen verlaufen und die Höhe der zu belastenden Ebene noch etwas überragen, damit sie bei tiefem Schnee nicht versinken. Die Verbindung der beiden Kufen durch die zu belastende Ebene soll nicht durch eine Holzfläche, sondern durch zwei starke Stirnbretter, durch ein Geflecht von Stricken und vier Querhölzer geschehen, welche mit den vertical stehenden Ständern des Schlittens correspondiren und durch Riemen an diese befestigt sind. Die Ständer sollen nicht quer, sondern der Kufenlänge nach in diese eingelassen werden, damit sie nicht als Pflüge wirken. Schrauben sind mit Vorsicht und vorzugsweise nur an der Verkleidung der beiden Schlittenhörner und des Trägers zu verwenden. Dieser Träger dient zur Anhängung der Gewehre, noch mehr zur Steuerung und zum Schieben des Schlittens; er muß daher von solcher Festigkeit sein, daß er die größte Kraftäußerung eines Mannes zu ertragen vermag. Die Kufenfläche sämmtlicher Schlitten soll nicht eben, sondern gesattelt, mit Stahl besohlt und sorgfältig vernietet sein, damit die Schrauben nicht schon nach einigem Gebrauche hervortreten.
Reisen mit Karren sind nur über ebene Flächen schneefreien Landes ausführbar, wie dies bei Parry's Bereisung der Melville-Insel, 1820, geschah, und in derartigen Fällen ist es rathsam, sich nicht kleiner Räder, sondern solcher von etwa fünf Fuß Durchmesser zu bedienen. Wir selbst verfügten über solche Räder, welche mit Leichtigkeit an den Schlitten zu einem Karren verbunden werden konnten; sie kamen jedoch niemals zur Verwendung, weil die Bedingungen ihres Gebrauches fehlten.
Die Zugordnung Schlittenreisender ist aus der beigefügten Zeichnung zu entnehmen.
Es ist nothwendig, daß Diejenigen vorangehen, welche an größere Schritte gewöhnt sind, und daß die, welche minder emsig im Ziehen sind, die Mitte bilden, damit ihr Eifer beständig in Wahrnehmung trete; denn es ist ein Verbrechen, weniger zu ziehen, als man ißt. Niemand aber soll sich an dem Mittelseil festhalten, weil dies die gesammte Kraftäußerung schwächt.
Die zweckmäßige Construction der Kochmaschine ist ein Gegenstand der größten Wichtigkeit; sie soll bei intensiver Entwicklung von Wärme deren Entweichen möglichst verhindern. Die beigefügte Zeichnung stellt einen Apparat dar, welcher diese Bedingungen in hohem Grade erfüllt.
A ist das innere Gehäuse, B die Spiritusbüchse mit dem Füllraum einer Flasche und sieben in Blechrollen eingesetzten Dochten, C ist der mit einem Deckel geschlossene Kochkessel, D der äußere Mantel und E ein schneegefülltes Casserol mit einem beweglichen Griff, welches, über die Oeffnung des Mantels gestellt, die aufsteigende Wärme, die sonst entweichen würde, zum Schmelzen des Schnees verwerthet. Auf dem Marsche wird, soll gekocht werden, dieses Casserol innerhalb des Mantels verwahrt, und der gesammte Apparat mit einem Sack überdeckt. Die Kochmaschine besteht aus Eisenblech; ihre Formen müssen aus einem Stücke gepreßt, nichts an ihr darf gelöthet sein, damit sie keiner Zerstörung und das Zelt keiner Feuersgefahr durch das Ausrinnen des brennenden Spiritus ausgesetzt sei. Die Kochmaschinen einer Expedition sollen dreierlei Größen besitzen, für zwei, sechs und acht Mann; dies setzt einen Inhalt der Kessel von drei Viertel Maß, zwei und ein Viertel und drei Maß voraus. Die größte Gattung der von uns benützten Maschinen bedurfte drei Viertel Pfund Spiritus, um Schnee von etwa 20 bis 24 Grad unter Null in drei Maß kochendes Wasser zu verwandeln. Es ist des geringeren Alkoholverbrauchs wegen vortheilhafter, sich des Eises als des Schnees zum Kochen zu bedienen.
Das geeignetste Brennmaterial bildet Alkohol von möglichster Reinheit Unreiner Spiritus steigert die Qual für die Augen, sobald sich dessen Temperatur dermaßen erhöht, daß er in Dämpfen entweicht. und Stärke; sein Transport geschieht am besten in Fässern von etwa zwanzig Maß. Nächst Alkohol ist Stearin wegen seiner Heizkraft am meisten zu empfehlen, nach diesem Thran; jedoch bilden Rauch und Unreinlichkeit im Zelte fast unerträgliche Uebelstände. Petroleum darf seines gesundheitswidrigen und gefährlichen Charakters wegen nicht zur Verwendung gelangen, und die Benützung von Holz und Kohlen widerräth schon das Mißverhältniß zwischen Wärmeproduction und Gewicht. Die erste Verwendung des Spiritus geschah auf Parry's Nordreise 1827, während er 1820 und Lyon noch 1822 sich des Holzes und der Kohlen bedienten.
Das Uebernachten auf Schlittenreisen geschieht entweder in Schneehöhlen oder in Zelten; in letzterem Fall entscheiden es die klimatischen Verhältnisse, ob man zur Baumwolle oder zur Segelleinwand greife. Auf jeden Fall muß der Boden des Zeltes aus einer Kautschukdecke gebildet werden. Es ist ferner unerläßlich, die Wände zwei bis drei Fuß vertical zu stellen, damit der innere Raum nicht jeder Bewegungsfähigkeit entbehre, und die geschlossene Stirnseite doppelt zu machen, weil sie der jeweilig herrschenden Windrichtung entgegengesetzt werden muß. Der Zelteingang ist mit Haken und Ringen sorgfältig zu verschließen und darf nicht bis auf den Boden hinabreichen. Die Aufstellung eines Zeltes mittelst je zwei etwa acht Fuß langen und an der Stirnseite des Zeltes zu kreuzenden Stangen bildet die einfachste und sicherste Form der Errichtung. Auch bei Schlittenreisen bedient man sich, wenngleich nur vor dem Winde, eines kleinen Segels mit großem Vortheil; eine der Zeltstangen kann als Mast, ein Bergstock als Raae verwendet werden.
Die Reisegesellschaft verbringt die Nacht in einem gemeinschaftlichen Schlafsack, in welchem sich unter Umständen einzelne kleine Wollsäcke befinden. Dieser Sack kann bei Temperaturen bis -20° R. aus einer starken Decke bestehen; bei größerer Kälte jedoch muß er aus Büffelfell sein, und damit er während der Nacht nicht abgestreift werde, ist es nothwendig, ihn in seiner halben Länge einzuknöpfen. Die Verwendung von Schaffellen ist zu Widerrathen, weil sie ungleich schwerer sind als Büffelfelle und rasch vereisen, da sie reichlich Feuchtigkeit anziehen. Der Schlafsack bleibt stets im Zelte verwahrt und wird mit diesem auf den Schlitten gepackt, damit er mit dem Schnee so wenig als möglich in Berührung komme. Fällt die Temperatur unter 30° R., leiden die Reisenden auch in einem solchen Schlafsacke empfindlich durch den Frost, weßhalb es anzuempfehlen wäre, eine aufzublasende Gummimatratze von drei bis vier Fuß Breite derart unter den Sack zu legen, daß nur die Beine der Schläfer der kalten Schneedecke ausgesetzt sind.
Drei doppelläufige Lefaucheux- Gewehre Dieses System scheint auf arktischen Reisen das geeignetste unter den Hinterladern zu sein. mit Kugelläufen und ein Revolver bilden eine zureichende Bewaffnung, und selbst in einer Gegend, wo Zusammenstöße mit Eisbären zu dem Alltäglichen gehören, sind drei Patronen per Tag ein genügender Munitionsvorrath. Er soll aus explodirenden Kugeln und solchen mit Stahlspitzen bestehen. Schrotpatronen sind auf Schlittenreisen entbehrlich, weil der Charakter solcher Unternehmungen die Vogeljagd nicht zuläßt. Bei großer Kälte ist jede Bewegung des Hahns mit Behutsamkeit auszuführen, weil das spröde Metall leicht zerbricht. Auch geschieht es häufig, daß der Hahn sich nicht auf der Ruherast erhält. Die Gewehre dürfen nicht eingefettet werden, widrigenfalls, namentlich bei plumpen Schlössern, es vorkömmt, daß der gespannte Hahn nicht abgedrückt werden kann. Um die Gewehre zu ergreifen, ohne die Hände zu erfrieren, bedient man sich zur Jagd leichter Wollhandschuhe.
Die Instrumenten-Kiste, auf dem Vordertheile des Schlittens befestigt, enthält nebst den Instrumenten für die geographische Aufnahme und Ortsbestimmung, dem Aneroïd-Barometer und Thermometer, die Zündhölzchen (schwedische) und die Patronen, beide in kleine Blechbüchsen abgetheilt und sorgfältig gegen Nässe verwahrt, ferner einige Nägel und Schrauben, die Windschirme der Reisenden, ein Nähzeug, sämmtliche Löffel, etliche Reserveschuhsohlen aus Filz, die Apotheke (Frosttinctur, Eisenchlorid, Bittersalz, Atropinsalbe, Charpie), Zeltbürste, Zeichenbuch, Flagge, leichtes Tauwerk u. dgl. Eines der Thermometer kann an der Außenwand der Schlittenkiste neben dem Feldstecher und der Axt aufbewahrt werden; das Taschenchronometer hingegen ist von dem Führer unmittelbar am Leibe zu tragen, damit es nicht in Folge der Kälte stehen bleibe.
Der Proviant bildet den untersten Theil der Schlittenladung. Im Verhältniß zum Verbrauche an Bord des Schiffes, muß er für jeden Mann um mindestens ein halbes Pfund per Tag vermehrt werden, so daß etwa zwei und einhalb bis zwei und drei Viertel Pfund feste Nahrung auf einen Mann und die gleiche Quantität auf einen starken Hund entfallen. Mac Clintock rechnet bei Schlittenreisen zwei und einhalb bis drei Pfund Nahrung per Kopf, für Eskimohunde dagegen nur ein Pfund Pemmikan per Tag; Hayes berechnet den Bedarf an Hundefutter für zwölf Tage und vierzehn Hunde auf dreihundert Pfund (also fast zwei Pfund täglich), für achtunddreißig Tage und fünfzehn Hunde mit achthundert Pfund, und hält dafür, daß anderthalb Pfund für Eskimohunde zu wenig seien, wenn sie großen Anstrengungen unterworfen werden. Meine Erfahrung geht dahin, daß schon eine geringe Verminderung dieses Nahrungsquantums die Fähigkeit, große Kälte und Anstrengungen zu ertragen, herabsetzt und schon nach wenigen Tagen bei Menschen wie bei Hunden ein Schwächegefühl herbeiführt, welches die unangenehme Empfindung des Hungers noch überbietet. Parry machte 1827 auf seiner Schlitten- und Bootreise die Erfahrung, daß zehn Unzen Zwieback und neun Unzen Pemmikan nicht genügten, den Mann bei Kraft zu erhalten. Er sagt: »Nützlich mag es sein zu wissen, daß unsere tägliche Ration an Vorräthen, obgleich sie vorerst einige Tage früher am Bord des Schiffes ausgeprobt und dann als genügend betrachtet war, sich durchaus nicht als genügend zeigte, die Kräfte von Menschen zu erhalten, welche beständig in freier Luft leben, der Kälte und Nässe für mindestens zwölf Stunden des Tages ausgesetzt sind, gar selten den Luxus eines warmen Mahles haben und jene Art von Arbeit verrichten, die eben unsern Leuten bestimmt war. Ehe wir zum Schiff zurückkehrten, waren unsere Kräfte beträchtlich geschwächt, ja schon sehr bald, nachdem wir in das Eis eingefahren, nahmen die physischen Kräfte der Mannschaft immer mehr ab, obgleich sie in den ersten Wochen nicht den Anschein hatten, unter irgend einer besondern Beschwerde zu arbeiten. Tiefe Kräfteabnahme, welche wir hauptsächlich dem Mangel an hinreichender Nahrung zuschrieben, wurde schon nach vierzehn Tagen bemerkbar, und zwar bei dem Heben der Brodsäcke und anderer schwerer Lasten. Ich zweifle nicht, daß einige der Matrosen, welche angefangen hatten zu kränkeln, zwei Wochen später ernstlich krank geworden wären. Um unsere Kräfte zu erhalten, wäre eine Vermehrung der Lebensmittel um ein Drittel unvermeidlich gewesen.«
Es ist des leichtern Ueberblickes wegen räthlich, den Proviantbedarf für je eine Woche in einzelnen Säcken abzutheilen und den folgenden Sack erst dann zu öffnen, wenn der erste leer geworden. Auch ist es angezeigt, den Inhalt der letzten Säcke etwa um den fünften Theil des Normalgewichts zu vermehren, weil Hunger und Kräfteabnahme sich sonst in lästiger Weise steigern. Der Proviant besteht aus boiled beef, Hartbrod, Fleischextract, Chocolade, Grütze, Erbswurst, Zucker, Reis, condensirter Milch und Kaffee. Die zwei letztgenannten Nahrungsmittel üben gleich dem Thee, namentlich Morgens, eine unbeschreiblich belebende Wirkung aus, ermöglichen die angestrengtesten Märsche und wirken am längsten gegen den großen Feind solcher Reisen: den Durst. Pemmikan Namentlich den Pemmikan hat man oft bisher als ein Universalmittel betrachtet; sein consequenter Genuß setzt indeß eine vorzügliche Verdauungskraft voraus. Die Bereitung des Pemmikan stammt von den Indianern Nordamerikas; er dient dort gegenwärtig sowohl den Pelzjägern als auch den Colonisten als Nahrung und wird in Südamerika, in ähnlicher Weise erzeugt, Fasajo genannt. Durch das Dörren des Fleisches wird dessen Gewicht auf ein Viertel herabgesetzt. Reines Muskelfleisch (in Amerika das Hinterviertel des Bisonochsen) wird am Feuer oder besser noch in der Sonne getrocknet und klar gestoßen, bis die Fleischtheilchen etwa die Größe einer halben Linse erreicht haben, zu einem Drittel oder Viertel seines Gewichtes mit geschmolzenem Schweinefett vermengt, festgestampft und in ledernen Schläuchen, besser noch in Blechbüchsen, luftdicht aufbewahrt. Er ist sofort auch roh genießbar, besser aber als Bestandtheil einer Suppe. Vor Nässe und Schimmelbildung muß er bewahrt bleiben. Man pflegt dem Pemmikan auch den Zusatz von jungen Sprossen oder Hafermehl, Meerrettig, getrockneten Beeren, Rosinen und dergleichen zu geben, um ihn schmackhafter zu machen. In Europa erzeugt, ist er sehr theuer; wir zahlten für 1300 Pfund 1300 Thaler. und Fett dagegen dürfen während sehr tiefer Temperaturen nur im beschränkten Maße genossen werden, da sie dieses Uebel am meisten befördern. Aus demselben Grunde sind Mehl, Hülsenfrüchte, Erbswurst, geräuchertes Fleisch entweder ganz zu vermeiden, oder doch nur im Nothfalle zu verwenden, weil sie viele Flüssigkeit zu ihrer Auflösung bedürfen. Die Erfahrung, daß wir im Winter im Allgemeinen mehr kohlenstoffhaltiger Nahrung bedürfen als im Sommer, und die Theorie, je kälter ein Land, desto mehr Kohlenstoff muß seine Nahrung enthalten (Früchte als Nahrungsmittel des Südens nur etwa 12, Thran dagegen 66-80 Procent [Liebig]), gilt wohl für feste Wohnsitze und für den Vorgang auf einem Polarschiffe, nicht aber, und zwar aus den angegebenen Gründen, für Schlittenreisen. Weil frisches Fleisch unter allen Umständen die kräftigste Nahrung abgibt, so darf die Jagd nicht dem Zufall überlassen werden. Um das Gewicht zu erleichtern, pflegt man alle Conservespeisen, welche gefroren sind, ihrer Blechbüchsen zu entledigen und in kleinen Söckchen zu verwahren. In allen Fällen, wo man sicher sein kann, Treibholz aufzufinden, möchte ich, gleich Back, auch getrocknete Nudeln oder Macaroni anempfehlen. Sie bedürfen längere Zeit zum Kochen, ihre Verwendung setzt daher einen Zuschuß an Brennmaterial voraus. Ebenso ist starker Thee von großer Wichtigkeit, obgleich wir anfänglich wenig auf ihn hielten. Eine tägliche kleine Ration Rum ist für eine längere Schlittenreise, besonders bei sehr tiefer Temperatur, fast unerläßlich; schon Franklin (1819) und John Roß (1829) erklärten sich dafür, wenn sie gleich der Ansicht waren, daß sein Genuß in der Zeit müßigen Lebens den Scorbut auf dem Schiffe befördere. Der angegebene Proviant entspricht nicht ganz den Anschauungen früherer Polarfahrer; Pachtussow und Ziwolka versahen sich zu ihren Schlittenreisen (1835) mit folgenden Vorräthen: Salzfleisch, Gerstenmehl, Grütze, Zwieback, Butter, Thee und Zucker; Parry's Ausrüstung, 1827, bestand in Pemmikan, Weizenmehl, gezuckertem Cacaopulver, Zwieback und dreihundert Pfund concentrirten Rums; Hayes zog getrocknetes Fleisch und Rindfleischsuppe (Fleisch, gemengt mit Möhren und Zwiebeln) und Kartoffeln dem gewöhnlichen Pemmikan vor.
Der Rest der Ausrüstung umfaßt Folgendes: ein mit starkem Rum gefülltes Fäßchen, Blechtöpfe, welche den Reisenden bei der Mahlzeit dienen, einen Trichter, eine Gummiflasche, den täglichen Spiritusbedarf abzuzapfen, eine Schneeschaufel und ein Stativ. Die beigegebene Abbildung stellt einen Schlitten dar, welcher für eine längere Reise beladen und gepackt ist.
Wiederholt hat man versucht, Boote auf Schlittenreisen mitzunehmen, um nicht durch das Aufbrechen des Eises vom Schiffe abgeschnitten oder im Vordringen gehindert zu werden. Für solche Fälle empfehlen sich weder Boote aus dünnem Metall noch Holz, sondern nur solche aus Leder, Kautschuk, oder wasserdichter Segelleinwand. Aber selbst wenn ihr Holzgeripp noch so leicht ist, erreicht das Gewicht solcher Boote, schon bei der Tragfähigkeit für zwei bis drei Mann, die Last von drei- bis vierhundert Pfund; dieser Gewichtszuschuß und die Schwierigkeit des Ausladens sind für eine Schlittenreise so empfindlich, daß das Boot gewöhnlich schon in geringer Entfernung von dem verlassenen Schiffe hinterlegt wird, wie dies bei Kane's und Hayes' Reisen über den Smith-Sund geschah. Ganz anders verhält es sich bei Reisen, welche zu gleichen Theilen auf dem Eise und im Wasser, oder vorzugsweise in diesem ausgeführt werden sollen. In solchen Fällen sind Boote von solcher Größe und Tragfähigkeit erforderlich, daß die gesammte Mannschaft und das Gepäck auf einmal fortgeschafft werden können. Die Fangboote der norwegischen Eismeerfischer empfehlen sich für diesen Zweck am besten und dienen für sieben bis acht Mann; nur bei großen Strecken tiefen Schnees eignen sie sich nicht, weil ihre Fortschaffung fast die doppelte Mannschaftszahl verlangt. Der Transport solcher Boote über das Eis geschieht bei guter, ja selbst noch bei mittelmäßiger Bahn mittelst Schlitten von der größten der beschriebenen Gattungen; nur bei sehr tiefem Schnee bedient man sich mit Vortheil der Schleifen. Diese sollen in drei niedrigen Kufen bestehen, welche durch parallel an diese befestigte und an beiden Enden aufgebogene Bretter eine Fläche herstellen, die das tiefe Einsinken der Last in den Schnee verhindert.
Parry hat auf seiner Schlittenbootreise nach dem Nordpol das System mehrfach zusammengefügter lappischer Renthierschuhe zum Transport des leichteren Gepäcks angewandt; doch dürften für diesen Zweck unter allen Umständen Schlitten vorzuziehen sein. Mustergiltig, wie die meisten Erfahrungen Parry's, war dagegen die Construction seiner Boote. Im Innern waren sie geräumig und mit einem flachen Boden Es versteht sich von selbst, daß diese Boote nicht zum Befahren der offenen See bestimmt waren. versehen; auf beiden Seiten des Kiels angebrachte Kufen machten sie zum Fortziehen über das Eis geeignet. Das Gewicht jedes dieser Boote betrug fünfzehn Centner; sie waren zwanzig Fuß lang und sieben Fuß breit. Die Spanten (Innenhölzer, »Rippen«) waren einen Fuß von einander entfernt und bestanden aus starkem Eschen- und amerikanischem Nußbaumholz vom Querschnitt eines Zolls zu einem halben Zoll. Zwischen je zwei Spanten befand sich ein Halbspant, das ist ein Spant, der nicht bis oben reichte und von geringerer Dimension war. An der Außenseite waren die Boote mit einer getheerten Decke von Makintosh's » water-proof« bekleidet. Darüber folgte eine sehr dünne (3/16 Zoll) Bekleidung aus Fichtenholz, eine Platte von starkem Filz, endlich eine Eichenplatte von derselben Dicke wie die der Fichte. Das Ganze war fest und sicher mit eisernen Klammern von außen an das Gerüste befestigt. Die Boote waren von bewunderungswürdiger Elasticität und geeignet, selbst stärkeren Druck ohne Schaden zu erleiden. Die Verwendung von Rädern bei diesen Booten erwies sich als unausführbar. Zwei Officiere und zwölf Mann bildeten die Besatzung je eines derselben.
Boote auf dem Kiele über längere Strecken von Eis zu schleppen, ist ganz unthunlich. Eine wohlausgerüstete Nordpol-Expedition soll nie ermangeln, über eine Anzahl sorgfältig construirter Schleifen, möglichst leichter und doch widerstandsfähiger Boote von etwa zwanzig Fuß Länge mit Masten und Raaen aus Bambusrohr etc., mithin über einen vollständigen Rückzugsapparat zu verfügen, weil sie die Möglichkeit, das Schiff zu verlieren, immer im Auge behalten muß.
Besonderer Sorgfalt bedarf die Kleidung der Reisenden; denn wochenlang haben sie alles Ungemach der arktischen Witterung zu ertragen. Viel Wollwäsche und leichte Pelze erfüllen diesen Zweck am besten. Die Wäsche soll dicht anschließen, doch nicht so, daß sie dem Kreislauf des Blutes hinderlich wird; die Pelzröcke dagegen müssen weit sein und bis zum halben Schenkel reichen.
Es wäre eine irrige Anschauung, die Bekleidungsweise nordischer Nomaden zu acceptiren, weil unsere Industrie uns befähigt, ihre Hilfsmittel zu übertreffen, während unsere geringere Eignung für die Strenge des arktischen Klimas uns daran hindert, ihre Genügsamkeit nachzuahmen. Die Kamtschadalen schlafen auf ihren winterlichen Schlittenreisen obdachlos und ohne Feuer, indem sie wie Vögel auf einer Sprosse im Schnee hocken. Wrangel erzählt von den Jakuten, welche man in Sibirien »eiserne Menschen« nennt: »Unzählige Mal habe ich sie gesehen bei -20° R. und darunter in freier Luft ganz gemächlich schlafen, während der armselige Sannajach (Rock) vom Rücken herabgeglitten, das nächtliche Feuer schon längst verlöscht und der ganze fast unbedeckte Körper des Schläfers mit dickem Eisreife überzogen war«. Bei allen indianischen Stämmen der Pelzländer ist es üblich, sich beim Schlafengehen, selbst unter freiem Himmel und bei einigen Kältegraden, ganz zu entkleiden. J. C. Roß sah die Eingebornen nächst dem Cap Horn nackt gehen, zur Zeit, da die Erde noch schneebedeckt war, und knietief in diesem einherwaten. Nach Dr. Richardson sollen sich die Creeh-Indianer um Cumberlandshouse im britischen Nordamerika Gesicht und Haare mit weichem Fett oder Mark bestreichen und glauben dadurch vor Kälte geschützt zu sein. Während des Marsches reichen ein langes Leibchen aus reiner Schafwolle, woran eine Bauchbinde genäht ist, zwei starke Tuchhemden, 1-2 wollene Unterhosen, eine starke Tuchhose (mit Seitenschluß), ein Paar gewöhnliche Fäustlinge und eine leichte Capuze allen Temperaturen gegenüber völlig aus. Wind jedoch, besonders wenn er sich bis zum Schneetreiben steigert, und die Schlafenszeit erheischen mit Capuzen versehene Pelzröcke, zwei Paar Wollhandschuhe und ein breites Nasenband aus Flanell, welches an der Capuze eingeknöpft wird. In derselben Art befestigt man auch den Windschirm aus starkem Leder, der dazu dient, das Gesicht gegen die Windseite vor dem Erfrieren zu schützen. Gesichtsmasken aus Flanell, mit Ausschnitten für Nase und Mund, sind von geringem Werth, weil sie binnen wenigen Stunden völlig vereisen; zur Erleichterung der Respiration verrichtet ein über den Mund gezogener Shawl kaltem Winde gegenüber die besten Dienste. Weil selbst der kürzeste Bart auf einer Reise durch den ausgeathmeten Wasserdampf geradezu vergletschert, ist es nothwendig, ihn völlig abzuschneiden.
Die nebenstehende Figur stellt das Aufgebot aller Mittel dar, die man gegen den Frost anzuwenden vermag. Es ist jedoch selbstverständlich, daß sich über die Bekleidungsweise auf Reisen keine allgemeinen Regeln aufstellen lassen, weil sie von der Widerstandsfähigkeit der Individuen und der jeweiligen Witterung abhängen. In Fällen, wo die Temperatur nur fünfzehn bis zwanzig Grade unter Null beträgt, genügen selbst Nachts ein Leibchen, ein Tuchhemd, eine wollene Unterhose, ein Pelz, eine Tuchhose, ein Paar Handschuhe und ein Paar Strümpfe; nur die Empfindlichen bedürfen noch ein Paar Büffelfellsocken. Helmartig gestrickte Hauben aus Schafwolle reichen Nachts in fast allen Fällen als Kopfbedeckung aus. Handschuhe, welche nicht zum Zeichnen oder dem Umgang mit Instrumenten dienen, sollen aus Schafwolle gewirkt und an den Fingern mit Flanell besetzt sein. Ebenso sollen die Strümpfe an den Fersen und Zehen mit Flanellkappen verstärkt und thunlichst trocken erhalten werden, weil nasse Füße das Erfrieren bei großer Kälte geradezu unvermeidlich machen. Bei J. Roß' zweiter Expedition mußte einem Manne der Fuß amputirt werden, weil dieser auf einer Schlittenreise durch das Anziehen eines nassen Strumpfes erfroren war. Die Strümpfe müssen daher vor dem Schlafengehen gewechselt, die feuchtgewordenen während der Nacht auf der Brust getrocknet werden.
In Hinsicht des Pelzwerkes ist die Wahl von Büffelfell oder Waschbärenfell (Schoppen) am meisten zu empfehlen; kein anderes Kleid übertrifft jedoch das aus Vogelbälgen (Eiderenten), seine Brauchbarkeit ist gleich groß im Sommer wie im Winter, während des Marsches, als auch während der Rasten, und nur bei einem Nachtlager von dreißig bis vierzig Grad unter Null muß es dem Pelzwerk weichen. Schafs- und Wolfsfelle sind zu schwer das sonst so warme, überaus leichte Renthierfell eignet sich deßhalb nicht, weil es beim Naßwerden sofort enthaart und bei starkem Gebrauch einen Winter nicht überdauert. Die geeignetsten Pelze dieser Gattung liefern im Herbst erlegte junge Renthiere. Polarreisende, die der Pelze entbehrten, haben sich weiter Ueberzüge aus leichtem Segeltuch bedient, um gegen Schneetreiben geschützt zu sein, welches die Kleidung durchdringt und steif macht. Auch wir haben diesen Versuch einmal gemacht, doch ohne uns von den erwarteten Vortheilen zu überzeugen. Auf Parry's zweiter Expedition sollen seine Leute die nach innen gekehrten Pelze direct am Körper getragen und diese Bekleidungsweise wärmer, als mit vorangehender Wollwäsche gefunden haben. Ich halte dafür, daß dies auf einem Irrthum beruht. Werden die Pelze während des Marsches getragen, vermindert sich ihre Vereisung und Gewichtszunahme, wenn man sie mit den Haaren bald nach innen, bald nach außen anzieht, weil die darin angesammelte Feuchtigkeit sofort zu leicht entfernbaren Frostblüthen an den Spitzen der Haare sich verdichtet, sobald sie mit der kalten Luft in Berührung kommt. Nur die Lappen und Kamtschadalen bedienen sich ihrer Pelze stets mit den Haaren nach außen, und einige Eskimostämme tragen doppelte Pelze, deren Haare nach innen und nach außen gekehrt sind. Kommen Tuchkleider in Verwendung, so sollen sie eine glatte Oberfläche besitzen, damit sich der treibende Schnee nicht so leicht festsetze. Alle Knöpfe sollen groß sein, weil erstarrte Finger großer Knöpfe sich leichter bedienen, als kleiner.
Die Fußbekleidung Schlittenreisender besteht in Segeltuchstiefeln, mit Flanell gefüttert und mit einer starken Filzplatte breit gesohlt. Es ist nicht räthlich, diese Sohle durch ein Geflecht aus Tauen zu verstärken, weil der Stiefel dadurch die erste Bedingung verliert, gegen die Gefahr des Erfrierens zu schützen: die vollkommene Biegsamkeit. Aus demselben Grunde ist auch deren Einfassung durch Kautschuküberzüge verwerflich. Lederstiefel sind bei Schlittenreisen nicht zulässig, weil sie, bei tiefer Temperatur völlig unbiegsam, das Erfrieren der Füße unvermeidlich machen, einmal ausgezogen, nicht mehr angezogen werden können und bei Anwendung einiger Gewalt zerbrechen. Sämmtliche Stiefel sollen so groß und ihre Schäfte so weit sein, daß man sie mit Bequemlichkeit über die Beinkleider anziehen kann; insbesondere sollen die Segeltuchstiefel, weil sie bei Frost leicht einschrumpfen, so weit sein, daß sie anfänglich leicht über drei Paar starker Wollstrümpfe benützt werden können. Die Eskimo's, Lappen, Kamtschadalen, die Bewohner von Aljaska und andere nördliche Nomaden tragen getrocknetes Gras von Cyperaceen in ihren Fußbekleidungen; auch für Schlittenreisen wäre dieses Verfahren zu empfehlen, würde es nicht Fellschuhe erheischen, worin ein Europäer nicht im Stande ist, längere Märsche zu ertragen, ohne entzündete Füße davonzutragen.
Weil in den arktischen Regionen die Condensation der Feuchtigkeit zu Eis ein unausgesetzt zu bekämpfender Feind ist, so sind alle Stoffe zu vermeiden, welche Feuchtigkeit aufzunehmen lieben; dahin gehört vor Allem das Futter der Röcke, Taschen etc. aus Baum- statt aus reiner Schafwolle, Gummikleider hingegen dürfen in keinem Falle benützt werden, weil sie die Ausdünstung des Körpers verhindern.
Werden einige Hunde in Gemeinschaft mit Menschen zum Ziehen eines großen Schlittens benützt, soll man sie in der Weise einspannen, wie es die vorangegangene Zeichnung versinnlicht. Der Hundeschlitten wird auf dem rückwärtigen Theile des Hauptschlittens quer überlegt und befestigt. Sollen die Hunde dagegen für sich allein und zwar im Schritte verwendet werden, so spannt man sie paar- und gliederweise mittelst zweier Taue an. Jeder Hund aber soll nur an einem einzigen Seile ziehen, weil sonst eine beständige Verwirrung der Stricke unvermeidlich ist. Mehr als vier Hunde können nicht mehr paarweise hintereinander eingespannt werden, sondern nur nebeneinander. Das Berühren der Leithunde oder das Berühren des Schnees mit der Peitsche genügt, um ein abgerichtetes Gespann nach rechts oder links zu lenken. An der Kolyma spannt man je zwei und zwei Hunde vor einander, die Tschuktschen, die östlich davon ansäßig sind, hingegen vier in eine Reihe. Die Eskimo's pflegen nach Hayes ihre Hunde jeden zweiten Tag zu füttern. In diesem Falle müssen die Zugleinen lang sein und den stärksten und gelehrigsten Hunden, welche die Mitte bilden, einen Vorsprung gewähren. Die Auswahl der Hunde muß mit Berücksichtigung ihrer besondern Verwendung geschehen; denn während ein Eskimohund durchaus laufen will und bei schweren Lasten gleichmäßige Anstrengung scheut, gibt sich ein Neufundländer auch dazu her, im Schritt zu ziehen. In den Hudsonsbai-Ländern betrachtet man Bastarde von Wölfen und Hunden als die geeignetsten Zugthiere der Art, weil sie die gewöhnlichen Hunde an Kraft und Muth übertreffen. Echte Neufundländer sind am meisten zu empfehlen, nach ihnen die den Wolfscharakter verrathenden Hunde der Eskimo's und der sibirischen Flüssebewohner. Doch sind diese schwer zu erhalten. Eskimohunde aber, obgleich über alle Beschreibung raublustig, gefräßig und bösartig in Folge harter Behandlung und mangelhafter Ernährung, bieten nebst ihrer Abhärtung den Vortheil, daß sie einen entweichenden Bären mit großer Geschicklichkeit so lange festhalten, bis der Jäger herannaht, ihn zu tödten. Nur dann wenn eine Expedition der Gelegenheit entbehrt, sich Hunde der genannten Art zu verschaffen, ist es räthlich, solche aus Europa mitzunehmen. Sie sollen stark und abgehärtet sein, langes Haar und Unterwolle besitzen. Es kömmt dabei weniger auf die Reinheit einer bestimmten Race, als darauf an, daß sie friedlich zusammenleben, weil der Kampf großer Hunde untereinander erst mit der Vernichtung der Unterliegenden endet. Die Europa nächsten Nomadenstämme, welche sich der Hunde zum Schlittenziehen bedienen, sind die Ostjaken in der Umgebung von Obdorsk; weder Lappland Die Hunde Lapplands, theils dem Fuchs, theils dem Spitz ähnelnd, sind meist zu klein. noch das nördliche Rußland bietet eine mit gleichem Vortheil verwendbare Hunderace. Die des europäischen Rußland fand nur bei der Expedition von Ziwolka und Mojsejew, 1839 auf Nowaja Semlja, doch nur geringe Verwendung, und es scheint nicht, daß sie die gehegten Erwartungen rechtfertigte.
Auf Schlittenreisen pflegen die Hunde im Freien zu übernachten; gewöhnlich werden sie angepfählt, damit die Witterung eines Thieres sie nicht verleite, davonzulaufen. Wir selbst aber gönnten der geringen Zahl, die uns begleitete, ein kleines Zelt von unbedeutendem Gewicht. Hunde, deren Pfoten nicht von Jugend auf durch angestrengte Märsche im Eise abgehärtet wurden, bekommen leicht wunde Füße, welche während der Reise nicht mehr heilen; der Verschlimmerung der Wunden wird nur dadurch vorgebeugt, daß man sie täglich mit Collodium oder Branntwein wäscht und mit Flanellkappen verbindet, wie dies mit Jubinal während der folgenden Reise geschah. In Fällen, wo ein Hund durch Ziehen übermäßig erschöpft wurde, pflegte man ihm, nach dem Brauch der sibirischen Völker, am Schwanze oder an den Ohren etwas Blut zu lassen.