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Der Kaiser ging in heftigster Bewegung in seinem Arbeits-Cabinet auf und ab. Aller Gewohnheit entgegen hatte er heute den Controlorgang nicht öffnen lassen und seinen Cabinetsräthen und Secretairen befohlen, in der Kanzlei zu bleiben und dort zu arbeiten.
Er wollte allein sein, er mußte allein sein, Niemand durfte sein bleiches, schmerzzerrissenes Angesicht, seine gerötheten Augen sehen. Denn er hatte geweint, bittere schmerzensvolle Thränen geweint. Und einem großen Leid, einer traurigen Enttäuschung waren seine Thränen geflossen.
Günther, der unermüdliche Gefährte seiner Arbeiten, der treueste seiner Cabinetsräthe, der Mann, dem er nächst Lacy und Kaunitz am meisten vertraut, den er nicht als seinen Diener, sondern als seinen Freund gehalten, Günther hatte ihn verrathen, Günther hatte die Geheimnisse des Staats für schnödes Geld verkauft.
Da lagen sie vor ihm die Papiere der geheimen Polizei, welche ihm an jedem Morgen diejenigen Briefe und Berichte zu bringen hatte, die am verflossenen Tage in den Bureaux der Post als verdächtig angehalten und geöffnet wurden. Kaiser Franz und Metternich. Ein nachgelassenenes Fragment. (Von Hormayr.) S. 79. Unter diesen Briefen fand sich Einer, welcher klar und unwiderruflich den Verrath und Treubruch Günthers bewies.
Es war ein Brief von dem Baron Eskeles Flies an seinen Handelsfreund in Amsterdam. Eskeles schrieb ihm darin, er habe so eben eine Nachricht erhalten, eine Nachricht, die so wichtiger Art sei, daß er die tausend Dukaten, welche er dafür habe zahlen müssen, nicht bereue. Diese Nachricht sei, daß der Kaiser, der Streitigkeiten mit Holland über die Freiheit der Scheldeschifffahrt überdrüssig, jetzt geneigt sei, Frieden zu machen, und die zehn Millionen Kriegs-Entschädigung, welche Holland zahlen wolle, annehmen werde, dagegen einwillige, daß die Republik nach wie vor das Recht haben sollte, den Theil der Schelde, welcher unter ihrer Hoheit sei, nebst allen Canälen zu schließen, und nur gegen eingezahlten Zoll den fremden Schiffen den Durchgang zu gestatten. Der Kaiser hatte von der Republik Holland verlangt, daß sie die Schelde allen niederländischen, belgischen und österreichischen Schiffen öffne, und da die Generalstaaten diesem Verlangen nicht willfahren wollten, sondern sich selber zu einem Krieg um ihre durch Verträge geheiligten Rechte bereit erklärten, ließ auch der Kaiser seine in den Niederlanden befindlichen Regimenter marschiren. Den sogenannten heiligen, weil alten Verträgen, setzte er das gute Recht aller Völker auf Freiheit des Handels und der Schifffahrt entgegen, und bestand auf Oeffnung der Schelde, weil deren Sperrung eben die Handelsfreiheit seiner Niederländer beeinträchtige. Indessen diese Forderungen, welche sich nur auf die Wohlfahrt und den Vortheil der Völker, nicht aber auf Verträge und altes Recht stützen konnten, schienen allen Fürsten zu gefährlich, als daß sie sie hätten billigen sollen. Sie erklärten sich alle zum Schutz Hollands bereit, und statt sich mit Joseph gegen die übermüthigen und berechnenden Generalstaaten zu verbinden, und sie zu zwingen, daß sie ein Privilegium abschafften, welches die Freiheit alles Handels und aller Schiffe beeinträchtige, schlossen sie eine Art Bündniß wider ihn, und ermahnten den Kaiser in langen diplomatischen Noten zur Nachgiebigkeit. Der Kaiser, welcher endlich einsehen mußte, daß er in diesem Streit ganz Europa gegen sich haben würde, mußte sich endlich wohl entschließen, nachzugeben, und die Holländer gegen eine Entschädigungssumme für die Kriegskosten im unbestrittenen Besitz ihrer Schelde zu lassen. Der Kaiser forderte Anfangs zwanzig Millionen, erklärte dann mit fünfzehn zufrieden sein zu wollen, und nahm darauf zuletzt doch die zehn Millionen, welche die Holländer von Anfang an geboten hatten, weshalb Friedrich der Große sagte: Der Kaiser hat sich mit einem Trinkgeld abfinden lassen.
Eskeles Flies forderte daher seinen Geschäftsfreund in Amsterdam auf, Alles zu thun, damit diese Zahlungen, welche der Kaiser in vier Raten erheben wolle, durch sein Haus geleistet würden, und erklärte sich gegen angemessene Provision bereit, den Generalstaaten diese zehn Millionen zu leihen und der kaiserlichen Regierung auszuzahlen. Er empfahl seinem Handelsfreund aber das tiefste Stillschweigen über diese Angelegenheit, aus welcher sie Beide allein den möglichsten Vortheil ziehen wollten, und welche bis jetzt noch Niemanden bekannt sei, denn die Erklärung des Kaisers werde erst am folgenden Tage von Wien abgehen und also hätten sie für ihre Geschäfte und für den Verkauf von Papieren einen Vorsprung von vierundzwanzig Stunden.
Das war der Inhalt des Briefes, den der Kaiser mit andern Depeschen und Briefen von der geheimen Polizei erhalten hatte, und dieser Brief verurtheilte Günther, denn Er allein wußte um diese Angelegenheit. Ihm hatte der Kaiser gestern den Auftrag gegeben, das Rescript an die Generalstaaten auszuarbeiten, und es ihm morgen zur Durchsicht und Unterschrift vorzulegen. Mit ihm allein von allen seinen Räthen und Secretairen, mit Ausnahme des Fürsten Kaunitz, hatte der Kaiser gestern seinen gefaßten Entschluß besprochen, diesen Streit mit Holland fallen zu lassen. Des Fürsten Verschwiegenheit war über allen Zweifel erhaben, nur Günther also konnte diese Sache, welche für jetzt noch ein politisches Geheimniß hatte bleiben sollen, verrathen haben.
Es war klar und unzweifelhaft, und dennoch wünschte der Kaiser zweifeln zu können, denn sein Herz konnte sich immer noch nicht entschließen, Den für schuldig zu halten, dem Joseph so lange vertraut, den er so lange geliebt hatte. Es war ja doch immer noch möglich, daß irgend ein Zufall gewaltet haben könnte, obwohl Joseph vergeblich sann, woher er kommen, wie eine Entschuldigung, eine Rechtfertigung Günthers möglich sein könnte. Aber um ihn verdammen und strafen zu müssen, mußte Joseph erst Alles versucht haben, um Günther zu rechtfertigen und zu entschuldigen.
Deshalb hatte er sofort nach dem Baron Eskeles Flies gesandt, und den Banquier aufgefordert, sogleich zu ihm zu kommen. In der Ungeduld seines Herzens hatte es ihm nicht genügt, einen gewöhnlichen Kammerhusaren abzusenden, sondern ein Courier hatte nach dem Hôtel des jüdischen Barons eilen müssen, und damit nichts ihn am schnellen Kommen hindern könne, hatte der Kaiser seine eigene Equipage dem Courier nachgesandt, daß Herr Eskeles Flies in derselben zum Kaiser fahre.
Mit hochklopfendem Herzen erwartete der Kaiser jetzt die Ankunft des Wagens. So oft er in seinem raschen Auf- und Niederwandeln an das Fenster kam, blieb er stehen und lauschte, und warf dann wieder einen raschen Blick hinüber nach der Uhr, um sich zu überzeugen, ob der Banquier bald kommen werde.
Wenn es wahr ist, murmelte der Kaiser leise vor sich hin, indem er jetzt wieder vom Fenster zurücktrat, und sein heftiges Auf- und Niederwandeln wieder begann, wenn Günther wirklich mich so verrathen und hintergehen konnte, dann ist es vorbei mit meinem Glauben an die Menschheit, vorbei mit meinem Glauben an Treue, Edelmuth, Wahrheit und Uneigennützigkeit! Ich habe ihn wahrhaft geliebt, ich habe dem Adel geglaubt, der aus seinen Zügen sprach, und der Seele vertraut, die aus seinen Augen mir entgegen leuchtete, und dies Alles sollte jetzt eine Lüge sein, eine große fürchterliche Lüge, welche nicht bloß den Kaiser, sondern auch den Menschen in mir tödtlich verletzt? Günther, der edle, uneigennützige Günther, den ich für unbestechlich hielt, der sollte jetzt um elenden Geldes willen seinen beschwornen Eid gebrochen, meine Geheimnisse verrathen haben? Ich kann's nicht glauben, und ich will's nicht glauben! Günther ist unschuldig! Ich will ihn selber fragen, ich will ihm selber die ganze Sache vorlegen, und er soll sich rechtfertigen!
Und von diesem großmüthigen Entschluß fortgerissen, näherte sich der Kaiser schon der Thür, um Günther rufen zu lassen. Aber mitten auf seinem Wege blieb er stehen, und der heitere und freudige Ausdruck, welcher einen Moment sein Antlitz erhellt hatte, verschwand wieder aus demselben.
Nein, sagte der Kaiser düster, nein, ich will ihn nicht rufen, ich muß von anderer Seite meine Ueberzeugung erlangen. Ich habe nur zu oft erfahren, wie sehr die Menschen es verstehen, die Rolle der Unschuld, der Reinheit zu spielen, ich weiß, daß die Menschen alle nur Comödianten sind, welche die Rolle spielen, die ihrem Eigennutz und Vortheil angemessen ist. Ich bin zu oft betrogen worden, als daß – Ah, da kommt der Banquier, unterbrach sich der Kaiser in seinem Selbstgespräch, als jetzt mit donnerndem Geräusch ein Wagen in den inneren Schloßhof fuhr, jetzt wird es sich entscheiden, ob Günther schuldig oder unschuldig ist.
Mit gespannter athemloser Aufmerksamkeit lauschte er nach der Thür hin. Jetzt näherten sich Schritte, der Kammerdiener öffnete die Thür des Cabinets und meldete: Der Baron von Eskeles Flies!
Der Banquier trat ein. Er war alt, sehr alt geworden seit jener Nacht, als Rahel entflohen war; kaum ein Jahr war seitdem vergangen, aber in diesem Jahr hatte das schwarze Haar ihres Vaters sich zu Schnee gebleicht, in diesem Jahr war der starke, lebensmuthige Mann von kaum fünfzig Jahren zu einem Greis geworden!
Der Kaiser ging dem Banquier lebhaft entgegen, und reichte ihm seine Hand. Sehen Sie mich an, Eskeles, sagte er in seiner raschen, lebhaften Weise, beugen Sie sich nicht so demuthsvoll nieder, wir haben in dieser Stunde nicht Zeit zu überflüssigen Ceremonieen. Schauen Sie mir fest in's Auge, denn ich wünsche darin zu lesen, ob Sie noch immer der treue, biedere Mann sind, der die Lüge scheut, und die Wahrheit sagt, selbst wenn er fürchten muß, sich oder Andern dadurch zu schaden!
Herr Eskeles Flies richtete sein Haupt empor und sah den Kaiser mit ernsten, ruhigen Blicken an, und ertrug es, ohne daß eine Wimper zuckte, eine Muskel seines Gesichts sich bewegte, daß der Kaiser seine großen, durchdringenden Augen auf ihn heftete.
Ich sehe es, Sie werden mir die Wahrheit sagen, rief der Kaiser nach einer langen Pause.
Der treue und gläubige Jude sagt immer die Wahrheit, erwiederte Herr Eskeles Flies ernst, das Gesetz gebietet es ihm!
Joseph nickte leicht mit dem Kopf und trat zu seinem Schreibtisch, von welchem er einen geöffneten Brief nahm, und ihn dem Banquier darreichte.
Haben Sie das geschrieben? fragte der Kaiser.
Herr Eskeles ließ seine Blicke langsam über das Papier hingleiten und richtete sie dann wieder fest auf den Kaiser. Ja, sagte er, ich habe das geschrieben. Es ist ein Brief an meinen Handelsfreund in Amsterdam. Ich gab den Brief gestern auf die Post, nach meiner Berechnung mußte derselbe gestern Abend noch abgegangen sein, und statt dessen finde ich ihn heute noch hier? Das wird meinen Conjuncturen einen empfindlichen Rückschlag geben!
Er sagte das mit dem stillen ernsten Nachsinnen eines Kaufmanns, der nichts weiter im Auge hat, als seine Bücher und Conjuncturen, und gar nicht ahnt, daß es auch noch andere Interessen geben könne.
Ja, der Brief ist noch hier, sagte Joseph, die geheime Polizei hat ihn mir ausgeliefert.
Jetzt drückten die Züge des Banquiers ein unverholenes Staunen aus. Ah, sagte er, leise sein Haupt schüttelnd, wir haben also wirklich eine geheime Polizei, und was man sich vom Chiffre-Cabinet und dem Oeffnen der Briefe erzählt, ist also wirklich kein Mährchen? Das »Chiffre-Cabinet« hatte seine Bureaux auf der Kaiserburg in der sogenannten »Stallburg.« Hier wurden von französischen und neapolitanischen Adepten alle die diplomatischen Actenstücke aufgelöst, die in Chiffren geschrieben, an fremde Gesandten gerichtet, und unterwegs von den bestochenen Courieren an die Mauthhäuschen, die überall an der österreichischen Grenze auf den Courierstationen angebracht waren, abgeliefert worden. In den Mauthhäuschen wohnten Beamten des Wiener Chiffre-Cabinets. Sie empfingen von den bestochenen Courieren die erwarteten Felleisen mit Depeschen, fuhren sogleich mit ihnen weiter, aber während des Fahrens und auf den kurzen Ruhestationen dechiffrirten und copirten sie die Depeschen. Auf dem Mauthhäuschen bei der letzten Poststation vor Wien ward das Felleisen wieder verschlossen, und dem Courier wieder eingehändigt. Drei Stunden später befand es sich alsdann in den Händen der betreffenden Gesandten, aber zur selben Zeit lasen Joseph und Kaunitz schon die Abschriften dieser Depeschen. – Das Chiffre-Cabinet in Wien war das Central-Bureau dieser »Mauthhäuschen,« aber auch der geheimen Polizei und der Post, welche die Briefe an das Chiffre-Cabinet abgab, dessen Beamte sie prüfen, die interessanten copiren, die verdächtigen zurückbehalten mußten. Die Beamten des Chiffre-Cabinets, zu denen auch die vertrauten Cabinets-Secretaire (namentlich Günther) gehörten, waren hoch angesehen, und hoch besoldet, führten aber doch ein trauriges Leben, denn gleich Staatsgefangenen waren sie beobachtet, behütet und beargwöhnt. Sie standen unter schärfster Polizei-Aufsicht; man wußte genau, was sie ausgaben, wer sie besuchte, kannte ihre Neigungen und Vergnügungen, und stattete täglich Rapport über sie ab. Jeden Morgen lag auf dem Frühstückstisch des Kaisers dieser Rapport über die Staatskanzlei und das Chiffre-Cabinet, und auf einen Blick konnte Joseph ersehen, wo jeder der vertrauten Arbeiter Tags und Abends vorher gewesen war. Mit diesem Chiffre-Cabinet stand in genauester Verbindung die geheime Polizei, die auch täglich ihre Rapporte lieferte, und Berichte über Alles, was in Wien geschah, gab, oft aber auch, wenn sie nichts Besonderes wußte, Berichte erfand, und oft von Andern für schweres Geld erkauft, über einzelne Personen lügnerische Thatsachen mittheilte, Intriguen spann, und den Kaiser öfter auf das Bitterste über Thatsachen und Personen täuschte. – Näheres über das Chiffre-Cabinet und die geheime Polizei findet man bei Hormayr: Franz und Metternich. Ein Fragment. S. 75 u. folg.
Nein, es ist kein Mährchen, sagte der Kaiser, und ich entschuldige mich nicht, daß es so ist. Die Menschheit ist so schlecht und erbärmlich, daß man immer darauf gefaßt sein muß, von ihr betrogen zu werden, wenn man ihr nicht auflauert auf allen ihren Wegen, und all ihr geheimstes Thun und Denken zu erforschen sucht. Es ist traurig und schreckensvoll, daß es so ist, aber so lange die Völker nicht edler, besser sind, können auch die Regierungen nicht edler und besser sein, können sie solcher Hülfsmittel nicht entbehren.
Aber ich habe mich nie eines Vergehens gegen Ew. Majestät schuldig gemacht, sagte Herr Eskeles Flies ruhig. Warum schien denn auch mein Brief verdächtig?
Der geheimen Polizei erscheint Jeder verdächtig, erwiederte der Kaiser achselzuckend. Zudem hatte ich Befehl gegeben, mir alle nach den Generalstaaten adressirten Briefe vorzulegen. Es war eine Vorsicht, die durch unsere Mißhelligkeiten mit Holland nothwendig geworden. Und Sie sehen aus Ihrem eigenen Brief, daß diese Vorsicht nicht überflüssig war. Es ist ein Staatsgeheimniß, welches Sie da in Ihrem Briefe verrathen haben, mein Herr.
Verrathen? wiederholte der Banquier lebhaft. Man verräth doch nur das, was Einem als todtes Geheimniß, das man in seinem Herzen einscharren soll, anvertraut worden. Ich erhielt aber diese Nachricht als ein lebendiges Geheimniß, das man in das Leben ausschickt, damit es Procente verdient, und ich würde eine halbe Million mindestens verdient haben, wenn Ew. Majestät nicht unglücklicherweise meinen Brief hätten zurückgehalten.
Ich will Sie nicht hindern, Ihre Procente zu verdienen, sagte der Kaiser fast verächtlich. Ihr Brief soll heute abgehen, meine Depeschen haben Zeit bis morgen. Die Krämer-Republik wird es wohl zufrieden sein, wenn sie ihre zehn Millionen noch einen Tag länger in ihrer Tasche behält.
Eskeles Flies verbeugte sich. Ich danke Ew. Majestät für diese gnädige Berücksichtigung meiner Handelsinteressen, sagte er.
Ich will, wie gesagt, Ihre Depesche heute, die meinige erst morgen abgehen lassen, rief der Kaiser, aber dafür müssen Sie mir einen Dienst erweisen.
Ew. Majestät haben nicht nöthig, mir eine halbe Million zuzuweisen, um dafür meine Dienste zu erkaufen, sagte Eskeles Flies mit dem Tone leisen Vorwurfs. Ich hoffe Ew. Majestät allzeit meine Dienstbereitwilligkeit bewiesen zu haben, auch wenn es keine Procente zu verdienen gab.
Und ich habe das allzeit anerkannt, mein Herr Baron Eskeles Flies. Aber heute handelt es sich nicht um materielle Dienstleistungen, sondern um einen geistigen Dienst. Ich bitte Sie, mir frei und unumwunden zu sagen, von wem Sie dieses wichtige Staatsgeheimniß für tausend Ducaten gekauft haben?
Eskeles Flies zuckte zusammen, wie im tiefen Schreck, und warf einen scheuen, fragenden Blick auf den Kaiser. Steht dergleichen in dem Brief? fragte er.
Der Kaiser reichte ihm das Papier schweigend noch einmal dar. Herr Eskeles überflog es mit raschen, angstvollen Blicken, und indem er dann die Hand sinken ließ, taumelte er, fast wie betäubt, einige Schritte rückwärts.
Es steht da, murmelte er leise vor sich hin. Ich habe es geschrieben.
Und mit einem Ausdruck unendlicher Zerknirschung senkte er sein Haupt auf die Brust.
Der Kaiser hatte seine Augen fest und durchdringend auf ihn gerichtet. Sie sehen, Herr Baron, ich erwarte noch immer Ihre Antwort, sagte er. Wer war es, der Ihnen mein Staatsgeheimniß für tausend Dukaten verrathen hat?
Eskeles Flies richtete sein Haupt empor mit der Miene fester Entschlossenheit. Sire, Niemand hat mir Ihr Geheimniß verrathen. Es ist eine eitle Prahlerei, was da in dem Brief steht, ich habe das nur so geschrieben, um meinem Handelsfreund die Wichtigkeit meiner Nachricht nur noch mehr einzuprägen.
Ausflüchte, Herr Baron, rief der Kaiser unwillig. Wenn Sie es auch nicht geschrieben, wenn Sie Ihrem Handelsfreund die wichtige Nachricht auch ohne diesen Zusatz mitgetheilt hätten, so würde ich Sie doch gerufen, so würde ich Sie doch gefragt haben: wer hat Ihnen mein Staatsgeheimniß verrathen?
Niemand, Sire, erwiederte der Banquier ängstlich, Niemand hat es mir verrathen, ich aber, ich habe es errathen. Ja, so ist es, fuhr er freudiger fort, ich habe es errathen. Alle Welt weiß ja, wie lange Ew. Majestät schon in Unterhandlung stehen mit dem kleinen Krämervolk, mein Handelsfreund in Amsterdam hatte mir schon vor vierzehn Tagen ausführliche Meldung davon gemacht, und da ich, verzeihen mir Ew. Majestät, da ich ein wenig die Geldverhältnisse der kaiserlichen Kassen kenne, so konnte ich berechnen, daß Ew. Majestät nicht länger anstehen würden, das Gebot der Generalstaaten anzunehmen, um ihre Völker vor einem unheilvollen Krieg zu bewahren. Jetzt wissen Ew. Majestät Alles.
Jetzt weiß ich, daß Sie nicht der wahrheitliebende Ehrenmann sind, für welchen ich Sie hielt, sagte der Kaiser strenge. Es ist keine Logik in Ihrer Lüge, Herr Baron Eskeles Flies. Sie konnten vielleicht errathen und berechnen, für wahrscheinlich halten, daß ich endlich in eine friedliche Ausgleichung mit den Holländern willigen würde, aber Sie konnten nicht errathen, daß ich gerade jetzt, daß ich gestern diesen Entschluß gefaßt, und daß die Depesche heute von mir unterzeichnet werden und abgehen sollte. Sie sehen, Herr Baron, Ihre Lüge war nicht geschickt, und das macht Ihnen Ehre, denn es zeigt, daß Sie nicht viel Uebung darin haben. Ich will aber von Ihnen die Wahrheit wissen, ich verlange als Ihr Kaiser und Ihr Herr von Ihnen als meinem getreuen und gehorsamen Unterthan, daß Sie mir diese Wahrheit nicht länger vorenthalten, denn großes Leid könnte daraus entstehen. Es ist besser, Einen Schuldigen kennen, als zehn Unschuldige in Verdacht haben. Herr Baron, um der zehn Unschuldigen willen, welche mein Verdacht unglücklich machen könnte, nennen Sie mir den Schuldigen, Verdächtigen. Ich frage Sie zum dritten Mal: wer hat Ihnen mein Staatsgeheimniß verrathen?
Oh, Sire, ich habe geschworen, murmelte der Banquier ganz zerknirscht, beim Gott meiner Väter geschworen, ihn nicht zu verrathen.
Ich entbinde Sie Ihres Eides, ich befehle Ihnen zu sprechen!
Nur Gott kann mich eines Eides entbinden, den mein Mund freiwillig gesprochen hat. Ich kann den Namen nie nennen, nie darf er über meine Lippen kommen, aber Ew. Majestät können ihn errathen. Das verbietet mir mein Eid nicht.
Er schwieg einen Moment und blickte gedankenvoll und starr vor sich hin, und als er dann wieder das Haupt erhob und den Kaiser anschauete, waren seine Wangen todesbleich und seine Lippen bebten, indem er mit leiser, unsicherer Stimme sagte: Ew. Majestät wissen, daß ich eine Tochter hatte?
Hatte? fragte der Kaiser. Ich denke, Sie haben sie noch, sie ist Ihnen nicht gestorben?
Sie ist mir gestorben, flüsterte der Banquier so leise, daß der Kaiser ihn kaum verstehen konnte. Sie hat mich verlassen und ist zu einem Manne gegangen, den sie mehr liebte, als ihren Vater.
Sie ist gegangen, weil Sie sie an einen Mann verhandeln und verheirathen wollten, den sie verabscheuete. Ich weiß das, Günther selbst hat es mir gesagt. Es ist so, nicht wahr?
Es ist so, Sire. Ich ahnte nicht, daß mein unglückliches, irregeleitetes Kind so weit gehen würde in seinem Trotz gegen seinen Vater. Hätte sie mich gebeten, wie es einem Kinde geziemt, so würde ich nachgegeben haben, aber ihr Geliebter hatte das Herz meines Kindes von mir abwendig gemacht, und so verließ sie mich, um zu ihm zu gehen, der jetzt Schande und Schmach auf mich häuft, denn meine Tochter Rahel, der Stern meines Lebens, ist nicht sein rechtmäßiges Weib, sondern seine Maitresse.
Auch wiederum durch Ihre Schuld, Herr Baron. Sie hat Ihnen einen Eid leisten müssen, niemals eine Christin zu werden, und die Gesetze unserer Kirche verbieten die Ehe zwischen einem Christen und einer Jüdin. Sie sehen, ich bin gut unterrichtet, Günther hielt es für seine Pflicht, mir dies Alles zu sagen, um dadurch sein Betragen vor mir zu rechtfertigen.
Er hat Ew. Majestät aber nicht die Wahrheit gesagt. Sire, meine Tochter ist es, welche sich weigert, Christin zu werden.
Sie ist also eine treue und eifrige Jüdin?
Nein, Sire, sie weigert sich, den Tempel der Juden zu besuchen.
Aber was ist sie denn? rief der Kaiser überrascht.
Sie ist eine fanatische und eifrige Anhängerin der neuen Lehre, welche nur Gott anerkennt, aber keine Kirche.
Eine Deistin?
Ja, Sire, eine Deistin, und weil ich sie zwingen wollte, dieser Irrlehre zu entsagen, und entweder eine Jüdin zu bleiben oder eine Christin zu werden, deshalb ist sie von mir entflohen und zu jenem Mann gegangen, von welchem sie nicht glauben wollte, daß er sie nur liebt, weil sie eines reichen Mannes Kind ist.
Sie glauben, daß Günther Ihre Tochter nur um Ihres Geldes willen liebt?
Ich weiß es, Sire. Er schlug mir schriftlich vor, ihm eine Abfindungssumme von hunderttausend Gulden zu geben, dann wolle er Rahel entsagen und sie selbst wieder in mein Haus zurückführen. Hier ist der Brief, wenn Ew. Majestät die Gnade haben wollen, ihn zu lesen.
Der Kaiser nahm hastig das Papier, welches der Banquier ihm darreichte, und überflog es mit glühenden Blicken. Es ist seine Handschrift, murmelte er leise, und es steht wirklich so geschrieben, wie Sie es sagen. Und Sie lehnten diesen Vorschlag ab?
Ich lehnte ihn ab, Sire, ich wollte mir meine Tochter nicht kaufen; freiwillig, wie sie von mir gegangen, sollte sie zu mir zurückkehren. – Ich wartete also.
Und was geschah weiter?
Der Banquier schwieg einen Moment und athmete hoch auf, dann sagte er mit leiser, flüsternder Stimme: Vor einigen Tagen erhielt ich wieder einen Brief von Günther. Er schrieb mir, er befinde sich in drückender Geldverlegenheit, denn Rahel sei verwöhnt und bedürfe gar Vielerlei, was seine Mittel erschöpft habe. Da ich seinen ersten Vorschlag abgelehnt habe, so wolle er mir jetzt einen andern machen. Er könne mir vielleicht in den nächsten Tagen irgend einen Dienst erzeigen, der mir viel Gewinn tragen könne, ob ich ihm dafür die und die Summe zahlen wolle.
Tausend Dukaten, nicht wahr?
Ich weiß nicht mehr wie viel. Es steht hier in dem Brief verzeichnet, wenn Ew. Majestät nachsehen wollen.
Und er reichte dem Kaiser ein zweites Papier dar.
Es ist so, es ist so, rief Joseph schmerzvoll, nachdem er dies Papier gelesen, er fordert tausend Dukaten für den Dienst, den er Ihnen leisten will.
Eskeles Flies steckte die Papiere ruhig wieder in seinen Busen. Ich trage diese Briefe immer bei mir, sagte er, damit ich sicher bin, sie nicht zu verlieren. Denn wenn meine Rahel einst zu mir zurückkehrt, will ich ihr diese Dokumente zeigen, damit sie dadurch völlig geheilt werde von ihrer Liebe.
Und Günther erzeigte Ihnen den angetragenen Dienst? Und er erhielt von Ihnen die tausend Dukaten?
Ja, er erhielt die tausend Dukaten, Sire.
Jetzt also werden Sie es nicht mehr leugnen, es war Günther, welcher Ihnen mein Staatsgeheimniß verrieth?
Ew. Majestät werden sich ja entsinnen können, welchen von Ihren Secretairen Sie mit der Ausarbeitung dieses Rescripts beauftragt haben.
Der Kaiser seufzte schmerzlich. Ich wußte es, murmelte er leise, ich wußte es, und dennoch thut es weh, Denn ich habe ihn wahrhaft geliebt.
Ich habe meine Tochter Rahel auch geliebt, sagte Eskeles Flies mit leiser, zitternder Stimme. Dieser Mensch hat sie mir gestohlen, entehrt und geschändet, er hat ihr Herz dem Glauben abgewendet und sie zu einer Deistin gemacht.
Sie sollen Ihre Tochter wieder haben und Günther soll gestraft werden, wie es sein Verrath und sein Verbrechen verdient, rief der Kaiser nach einer langen Pause mit zorniger Stimme. Kein Erbarmen, kein Mitleid mehr. Ich bin furchtbar getäuscht, und ich werde zu strafen wissen, wie es meine Pflicht als Kaiser mir gebietet.
Aber das wird mir mein Kind nicht wiedergeben, sagte Herr Eskeles Flies traurig, was hilft es mir, daß dieser treulose Mensch gestraft wird, mag er ungestraft bleiben, wenn ich nur meine Rahel wieder habe. Aber sie wird nicht zu mir kommen, sie wird um diesen Mann weinen, wenn er unglücklich ist, und man hört nicht auf, Diejenigen zu lieben, um welche man weint. Und dann, wenn sie auch käme, was hülfe es mir! Was habe ich an ihr, keine Jüdin und keine Christin, ein Geschöpf, das ihres Gottes spottet!
Wir wollen sie zurückführen zu ihrem Gott, rief der Kaiser. Sie soll eine Jüdin oder eine Christin sein, was sie will. Aber zu Einem Glauben muß sie sich bekennen, wenn ich sie nicht als eine Deistin nach dem Gesetz bestrafen soll.
Das ist es, rief Eskeles Flies freudig, Ew. Majestät haben das Mittel angegeben, das allein noch fruchten kann. Wir müssen Rahel schrecken mit der Strenge des Gesetzes, mit der Schande einer furchtbaren Strafe, und sie wird in sich gehen, sie wird reuevoll und zitternd zu ihrem Vater und zu ihrem Glauben zurückkehren! Sire, ich klage hiermit feierlich vor Ew. Majestät meine Tochter des Deismus an. Ich verlange, daß sie zur Rechenschaft und zur Strafe gezogen werde!
Zur Strafe! rief der Kaiser entsetzt. Kennen Sie die Strafe, welche das Gesetz vorschreibt?
Fünfzig Stockschläge für den, welchen man des Deismus schuldig erkennt, ich kenne diese Strafe. Aber die Andeutung, die Furcht wird genügen, meine Rahel zu mir und zu ihrem Glauben zurückzuführen.
Ich darf als Christ nicht zugeben, daß sie durch Zwangsmittel zum Judenthum zurückgeführt werde.
So versuchen es Ew. Majestät mit dem Christenthum. Oh, ich beschwöre Ew. Majestät, wenn ich jemals im Stande gewesen, Ihnen und dem Staat irgend einen Dienst zu erzeigen, so lohnen Sie es mir, indem Sie gnädigst eingehen auf meinen Plan. Geruhen Sie, meine Anklage gegen die Deistin anzunehmen, lassen Ew. Majestät sie in ihrem Hause als Gefangene bewachen, lassen Sie sie bedrohen mit der furchtbaren Strafe, aber geben Sie ihr in Gnaden vier Wochen Bedenkzeit, und lassen Sie in diesen vier Wochen täglich einen christlichen Priester zu ihr gehen, um sie zu unterrichten in der christlichen Religion. Dann am Ende dieser vier Wochen wird sie sich entscheiden, ob sie Christin oder Jüdin sein will.
Aber bedenken Sie wohl, daß, wenn sie dies nicht thut, wenn sie Deistin bleiben will, ich sie alsdann der Strafe nicht mehr entziehen kann. Wenn ich diese Sache einmal den Gerichten übergeben habe, muß ich die Gerichte ihren Gang gehen lassen und kann das Gesetz nicht beugen.
Ich fürchte nichts, Sire, ich klage meine Tochter des Deismus an, und begehre, daß sie in Untersuchung genommen werde.
Ich nehme Ihre Anklage an und werde das Nöthige verhängen. Und nun eilen Sie sich, Herr Baron, Ihren Brief nach Amsterdam zu senden. Hier ist er. Diesmal wird man ihn auf der Post nicht mehr zurücklegen, er wird abgehen und einen Tag vor meinen Depeschen in Amsterdam sein. Leben Sie wohl, wir müssen jetzt Beide unsere Pflicht thun, Sie als Kaufmann und ich als Kaiser und als strenger Richter. Sie werden dabei Procente verdienen, ich werde die letzten Procente meines Glaubens an die Menschheit verlieren. Aber es muß sein. Sie werden gerächt werden für allen Kummer, den dieser ehrvergessene Verräther an seinem Kaiser und an seiner Liebe zu Rahel Ihnen bereitet hat!
Es liegt mir nicht viel daran, daß dieser Mensch gestraft werde, sagte Herr Eskeles Flies traurig, ich will nur meine Tochter wieder haben, meine reuige Tochter zu ihrem Vater und zu ihrem Glauben zurückkehren sehen! Nur um das ist es, daß ich flehe, geben Sie mir meine Tochter wieder, Majestät!
Wir wollen versuchen, was Drohungen und Strenge vermögen. Leben Sie wohl, Herr Baron.
Der Kaiser reichte dem Banquier seine Hand dar, welche dieser innig an seine Lippen drückte, indem er dann langsam rückwärts gehend sich der Thür näherte und das Gemach verließ.
Der Kaiser blickte ihm voll tiefen Mitgefühls nach. Armer Mann, sagte er leise, der Gram hat ihn schnell in einen Greis verwandelt. Ja, ja, der Gram besitzt die Kunst, den Stunden die Kraft der Jahre zu geben, und Falten auf die Stirn zu legen, welche das Alter noch verschont hat. Ich bin auch alt, steinalt geworden vor der Zeit, und den letzten Hauch der Jugend tödtet dieser Verräther heut in meinem Herzen, denn ich habe diesen Verräther geliebt.
Er ließ sich leise in einen Sessel niedergleiten und versank tiefer in sich selbst.
Draußen aber im Vorsaal stand der Baron Herr Eskeles Flies, er war allein, Niemand war da, der ihn beobachten konnte, und weil er das wußte, legte er sich keinen Zwang auf, erlaubte er den wilden und stürmischen Empfindungen, welche ihn bewegten, in seinen Mienen aufzuleuchten. Er stand mitten in dem Zimmer, das Antlitz der Thür zugewandt, durch welche er eben gekommen war. Er stand da mit drohend erhobener Hand, mit stolz emporgerichteter Gestalt; nicht mehr ein gramgebeugter Greis, sondern ein triumphirender Mann, mit dem stolzen Lachen des Hohns auf seinem wilden Angesicht.
Ich bin gerächt, murmelte er leise, mein Werk ist gelungen, ich bin gerächt. Weichherziger Kaiser, Du läßt Dein Herz bethören, und in Deinem Kummer siehst Du nicht, daß Du das Werkzeug bist, mit welchem der Jude Rache nimmt an dem Christen, der ihm sein Glück gestohlen hat. Geh nur hin, Herr Kaiser, strafe Deinen getreuen Diener! Je gerechter Du zu sein glaubst, desto grausamer wirst Du sein, und wenn der Günther in seinen Schmerzen zum Himmel schreit, dann werden meine Schmerzen ausgelöscht sein, denn dann werde ich gerächt sein! Geh nur, geh, heißblütiger Mann, strafe Deinen Freund, ohne ihn zu hören, bilde Dir ein, gerecht zu sein, indem Du schreiendes Unrecht ausübst. Das ist so die rechte Christenweise. Verschmähen es, allzeit zu berechnen! Verschmähen es, beim Geld zu berechnen ihren Vortheil, verschmähen es, zu berechnen die Gerechtigkeit, ob sie richtig trifft. Folgen ihrem Instinct, ihrem Lieben und ihrem Hassen, ihrem Zorn und ihrer Freude, Kinder des Augenblicks, die nicht die Ursachen berechnen und die Wirkungen. Ich bin ein Jude und habe berechnet. Habe berechnet meinen Haß und meine Rache, habe berechnet den Ungestüm des Kaisers und seine Leichtgläubigkeit. Und es ist Alles eingetroffen, wie der Jude berechnet hat die Christen, und sie werden thun seinen Willen, und werden den Christen strafen, weil der Jude es will und es so berechnet hat. Oh, Du Gott meiner Väter, laß auch meine letzte Berechnung gelingen, laß diese Christen mir durch ihrer Priester Ungestüm mein Kind zurückhetzen von ihren Altären, laß sie wieder heimkehren zu ihrem Vater, und in dem Tempel des Herrn Zuflucht suchen wider die fanatische Kirche der Christen. Laß –
Eben öffnete sich die Thür des äußern Vorsaals, und der Kammerhusar des Kaisers trat ein. Herr Eskeles Flies nahm wieder seine demüthige, gebeugte Haltung an und verließ gesenkten Hauptes den Vorsaal des Kaisers.