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Beledjik, den 7. Mai 1839
Der Pascha hatte mich nach Karakalk vorausgeschickt, wo ich einen guten Lagerplatz für das gesamte Korps fand; mittlerweile war er selbst nach Biradschik gegangen, hatte sich in die Stellung verliebt und befahl ohne weiteres, dass alles direkt dahin abrücken sollte.
Unsere Stellung hier vor Biradschik ist ohne Rückzug und die schulgerechte Kritik wird sie also tadeln; ich rechne ihr das als einen Vorzug mehr an. Eine Brücke würde unmittelbar hinter dem Schlachtfeld nur den Ausreißern nützlich werden, jetzt weiß jedermann, dass er stehen oder verderben muss. Unsere Stellung hat eine Verteidigungsfront von 3500 Schritt, auf welcher vier Schanzen ihrer Vollendung nahen, beide Flügel lehnen an den Murad, vor der Front ein Glacis von 600 Schritt, dann ein kleines, vollkommen eingesehenes Tal und jenseits sanft ansteigende Höhen; rückwärts fällt der Höhenzug stark, das zweite Treffen ist schon vom Feind nirgends mehr einzusehen und die Reserven sind ganz gedeckt.
Der Anblick der 4000 Zelte von der Schanze herab gesehen, der Euphrat und das alte Schloss von Biradschik bilden, beiläufig gesagt, einen sehr malerischen Anblick.
Die Stimmung unter den Truppen ist gut; sie glauben 80 000 Mann stark zu sein und begreifen nicht, warum wir hier so lange stehen bleiben. Wir lassen ihnen gern diese Meinung.
Lager von Biradschik, den 10. Mai 1839
Ich unterlasse nicht, darauf aufmerksam zu machen, dass bei der großen Nähe beider Korps jetzt ein bloßer Zufall den Ausbruch der Feindseligkeiten herbeiführen kann. Wie friedlich auch die Nachrichten aus Konstantinopel lauten, so kann ich von meinem Standpunkt aus den Krieg nur als höchst wahrscheinlich ansehen und glaube meine Pflicht zu erfüllen, indem ich diese Überzeugung nochmals zur Kenntnis bringe.
Lager von Biradschik, den 20. Mai 1839, Pfingsttag
Unsere Kavallerie ist vollzählig und wir haben jetzt acht Regimenter hier, zu denen noch 1500 Pferde aus Musch stoßen; an Infanterie stehen 53 Bataillone im Lager. Ich brauche dir nicht zu sagen, dass wir wieder sehr viele Menschen, namentlich durch Desertion, verloren haben; ich schätze die wirkliche Stärke auf 25 000 bis 28 000 Mann Infanterie mit 5000 Pferden und 100 Geschützen. Wenn wir 30 000 Mann ins Gefecht bringen, will ich zufrieden sein, das ist aber auch höchst wahrscheinlich mehr als alles, was Ibrahim an regulären Truppen gegen uns verwenden kann, da er doch den Kuleck-Boghas nicht wird entblößen dürfen, ohne dass Hadschi-Aly nachfährt.
Unsere Vorposten stehen vor Nisib hart an der Grenze; es waren ihnen Pferde weggelaufen, die Spahis suchten sie auf jenseitigem Gebiet, einer von ihnen wird verwundet und stirbt. Aus diesem Hergang wird ein entsetzliches Hallo gemacht.