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Bujukdere, den 23. Dezember 1836
Wir haben uns gegen den Winter gerüstet, was hier nicht leicht ist. Die Häuser in diesem Land sind überall aus Holz, selbst die großen Palais des Sultans sind eigentlich nur weitläufige Bretterbuden. Man errichtet auf einem steinernen Unterbau ein schwaches, oft sehr hohes Gerüst aus dünnen Balken, bekleidet es mit Brettern, die innen mit Mörtel überzogen werden, bedeckt das Dach mit Ziegeln und in wenigen Tagen steht ein großes Haus da.
Aber man begreift auch die ganze Wut der Feuersbrünste, wo tausende, man möchte sagen aus Schwefelhölzern erbaute Häuser dicht und unregelmäßig aneinander gedrängt, einen Flächenraum von einer Quadratmeile bedecken. In Pera hat man angefangen größere Häuser aus Stein und mit eisernen Läden vor allen Fenstern zu erbauen; aber auch sie sind oft ein Raub des Feuers geworden, denn die bloße Hitze, welche ein solches Feuermeer verursacht, reicht hin, um das Innere zu entzünden. Es ist fast unbegreiflich, wie die schönen massiven Palais der englischen und französischen Botschaft, die isoliert mitten in Gärten standen, dennoch von den Flammen erfasst werden konnten. An Löschen ist hier fast gar nicht zu denken, nur schnelles Niederreißen von Häusern auf weite Entfernung setzt dem verheerenden Element eine schwache Schranke, indem es ihm seine Nahrung entzieht.
Ein starker Wind aber vereitelt alle diese Anstrengungen; selten gelingt es den Bewohnern, auch nur einen Teil ihrer Habe in die nächsten Moscheen zu bringen; oft ist es kaum möglich, das Leben zu retten. Die Häuser sind schmal und hoch, die Treppen eng. Mitten in der Nacht schreckt der Ruf »Gjangen-var!« – »Es ist Feuer!« – die Einwohner aus dem Schlaf; kaum raffen sie das Notwendigste zusammen, so finden sie schon ihre Straßen brennend; sie eilen zu einem anderen Ausgang, die Menge verstopft die Gassen, in wenigen Minuten finden sie sich von der schrecklichen Glut umstellt. Ebenso furchtbar, wie die Feuersbrünste hier sind, so leicht werden sie verursacht, besonders im Winter. Öfen gibt es nur in einigen Wohnungen der Franken; die Türken, Armenier und Griechen bedienen sich der Kohlenbecken (Mangall), die auf den Fußteppich, oft unter die mit Decken belegten Tische (Tandur) gestellt werden. Nun begreift man, dass die geringste Nachlässigkeit eine Feuersbrunst erzeugen kann.
Eine Hauptbedingung für ein angenehmes Haus ist hier, dass es zu drei Vierteln aus Fenstern besteht, und das kann nur ein hölzernes Haus leisten. Damit recht viele Zimmer auf drei Seiten Fenster an Fenster haben können, sind die Häuser mit lauter vorspringenden und eingehenden Winkeln erbaut. Unter den Fenstern laufen die breiten niedrigen Diwane hin; die vierte Wand aber enthält eine Nische, in deren Mitte die Tür, zu beiden Seiten derselben aber große Wandschränke sich befinden, worin die Matratzen und Decken tagsüber aufbewahrt sind, die des Nachts auf die zierliche Strohmatte am Fußboden zu Betten bereitet werden. Die Fenster sind unten mit dichten Gittern aus Rohr geschlossen; in den Gemächern der Frauen steigt dies Gitter bis ganz oder bis fast ganz oben hinauf. Da gibt es weder Tische noch Stühle, weder Spiegel noch Kronleuchter; abends werden zwei oder vier große Kerzen mitten ins Zimmer auf den Boden gestellt. Zum Essen stellt man einen kleinen niedrigen Schemel auf den Fußboden und setzt darauf eine große runde Holzscheibe (bei den Wohlhabenden eine Art Messingschild, sauber blank gehalten), auf der die Speisen sich bereits befinden. Jeder langt mit den Fingern zu, nachdem zuvor das Waschbecken und zierlich gestickte Handtücher gereicht wurden; Messer, Gabel und Teller sind nicht nötig, dagegen bedient man sich der Löffel aus Holz oder Horn, oft mit Stielen von Korallen, aber nie aus Silber, weil der Koran ausdrücklich sagt: dass, wer hier von Silbergeschirr isst, im Paradies keines haben wird.