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Ich glaube, daß Sie in Ihrer Mehrzahl mit einem großen Gefühl der Erleichterung an dieser Sitzung teilnehmen. Unsere besonderen Aufgaben ergeben sich nach zwei Richtungen. Es sind die Politik auf dem internationalen Gebiet und unsere Aufgaben im Innern und unser politischer Kampf. Die erste Aufgabe, damit habe ich mich zu befassen. Auch hier ergibt es sich von selbst, nicht durch unsere Schuld, daß das zugleich Grenzmarken sind nicht nur zwischen uns und der Rechten, sondern auch gegenüber dem Sumpf, dem Leute angehören, die noch den Mantel der Opposition bis jetzt tragen. Diese Abgrenzung ergibt sich, wenn wir wünschten, den Knäuel von Mißverständnissen und Zwistigkeiten [zu entwirren]. Unser gemeinsamer Boden sind die Leitsätze. Siehe Rosa Luxemburg: Gesammelte Werke, Bd. 4, Berlin 1974, S. 43-47. Gerade aus diesen Leitsätzen haben L[edebour] und H[offmann] herausgegriffen die zwei Sätze, die sich als von uns als richtig anerkannte Grundsätze ergeben.
1. Punkt: In der Internationale liegt der Schwerpunkt.
2. Punkt: Die Pflicht [gegenüber] der Internationale geht allem anderen voran.
Dankbar für die Offenherzigkeit. Hier ist zwar nicht die ganze Politik, aber der Prüfstein. Einigkeit macht stark. Wir wollen nachprüfen, ob es wirklich eine Stärkung oder nicht vielmehr eine Schwächung ist. L[edebour]-H[offmanns] Stellung. Jedes Wort ist lautere Wahrheit. Nichts gelernt und nichts vergessen. Es ist ja gerade der verzweifelte Zustand, daß die Internationale nur eine Phrase war. Man ging weit aus dem Wege allen Streitfragen, die eine Scheidung der Geister herbeiriefen. Im Innern waren wir ganz schwach, weil wir nur eine äußere Einigkeit hatten, aber Opposition im Innern. Wir wollen jetzt anders gestalten das Leben in der Partei und in der Internationale; im bewußten Gegensatz zum Bisherigen. Entweder hören wir auf, Phrasen zu dreschen, oder die Massen spucken vor uns aus. Wir müssen jetzt umgestalten die Internationale von Grund auf. Welches Unglück, wenn die Internationale den Deutschen Fesseln anlegt unter Ausnutzung der Organisation zu Zwecken der Bourgeoisie. Dagegen wenden sich L[edebour] und A. H[offmann], wie das schon wieder Worte und Taten beweisen, bringen die Partei in Gegensatz. Die alte abgebrauchte Leier. Seit mindestens zwei Jahren. Die Deutschen seien ein Hemmschuh der Internationale. Gegenüber diesem Veto konnten die anderen nichts ausrichten ... Punkte in der Quelle. Ich gehe nicht so weit, daß ich sage, wären diese Deutschen nicht gewesen. Es muß auch andererseits anders sein. Deutschland in allem voran, auch in der Hemmung der Internationale. Sie fühlen, daß die deutschen Instanzen querrevolutionäres Element sind, und trotzdem wollen sie die unterstützen, und nun gar in Kriegszeiten. Das ist ja der springende Punkt. Wenn wir das nicht fertigbringen, daß bei dem nächsten Kriegsfall die Internationale eine Macht darstellt, dann wollen wir uns lieber heute als morgen begraben lassen. Die Naivität, Blindheit, Unbewährtheit. Wie verstehen sie die Internationale? Die Internationale ist keine kleine Zahl von Leuten, sondern das sind die Massen. Was ist die Internationale? Wie L[edebour] und H[offmann] die behandeln, so bestand sie bis jetzt. Im Leben der Massen des Proletariats nicht zuerst international, sondern zuerst national. International einmal in zwei Jahren. Wenn wir wollen, daß die Internationale anders wird, dann müssen wir sie eben auf breiterer Basis errichten. Was L[edebour] und H[offmann] demokratischer Grundgedanke nennen, das ist die Souveränität der Instanzen. Wir wollen das Gegenteil. Wir verstehen, daß die Internationale zur Basis der Organisation des Proletariats in allen Ländern werden soll. In allem, was du tust, hast du die Pflicht, der Internationale treu zu bleiben. Das soll zum Gemeingut der Massen aller Länder werden. Dann kommt es auf die Instanzen überhaupt nicht an. Wenn die Sozialdemokratie nicht ein so zerbrechliches Gebilde gewesen wäre, dann würde die Internationale leben, obwohl keine Zusammenkunft möglich war. Wenn Sie diese letzte Sitzung Die Sitzung des Internationalen Sozialistischen Büros fand am 29. und 30. Juli 1914 in Brüssel statt. erlebt hätten, Sie hätten im voraus gesehen: Alles, was gekommen ist, mußte kommen. Die Leute waren vom Gedanken des Krieges so gebrochen. Adler: Kinder, wir können nichts machen. Haase forderte von den Franzosen, daß auf dem kommenden Kongreß die französischen Forderungen nicht auf die Tagesordnung kommen. Es war eine schmachvolle Stunde. Keine Massenaktion. Das ist die Souveränität der Parteien, die L[edebour] und H[offmann] retten wollen. Es gilt, aus diesen Fäden Stricke zu machen. Die Internationale lebt nicht dort, wo ein Dutzend Vertreter zusammenkommen, sondern in den Massen muß sie leben. Nimmermehr werden wir gegeneinander das Mordeisen heben. Die Internationale ist nicht bloß an den Führern zusammengebrochen, sondern auch eine Schmach der Massen. Die ganze Polemik zeigt, daß wirklich an diesen ... Punkte in der Quelle. Hopfen und Malz verloren ist. Was wollen sie noch für Engelszungen brauchen, wenn man bis jetzt nicht eingesehen hat, was der springende Punkt ist? Wir wollen gar nicht die ganze Komödie wiederholen. Heute ist sie eben tot. Demagogisches Mittel: Wir wollen etwas Neues. Etwas Neues dürfen die Sozialdemokraten nicht wollen. Wir brauchen aber etwas Neues, weil das Alte nicht mehr existiert ... Punkte in der Quelle. Also, wir wollen eine neue Internationale, die nicht mehr Phrase ist, sondern das Alte soll Grundsatz werden.
Wie sollen wir uns stellen zur internationalen Konferenz der neuen Internationale? Der Wiederaufbau der Internationale ist ein kolossal wichtiges Problem, an das von sehr verschiedenen Seiten herangegangen werden kann. Altes wieder beleben. Wir glauben, daß sie auf dem alten Weg nicht zusammengeleimt werden kann. Wir glauben, daß sie nur so errichtet werden kann, daß die Massen den Klassenkampf wieder aufnehmen können. Wenn die Massen gegen den Krieg kämpfen, dann kann die Internationale wieder leben. Durch die Tat muß die Internationale geboren werden. Ihr Wiederaufbau kann nicht gelingen, wenn in Deutschland und anderen Ländern nicht der Geist da ist. Das Kleid wird sich dann schon sehr schnell finden.
Wie stehen wir gegenüber Zimmerwald? Vom 5. bis 8. September 1915 hatte in Zimmerwald (Schweiz) die erste internationale sozialistische Konferenz der oppositionellen Antikriegskräfte der zusammengebrochenen II. Internationale stattgefunden. Von den 38 Delegierten aus zwölf Ländern kamen zehn Teilnehmer aus Deutschland, davon vertraten u. a. Berta Thalheimer und Ernst Meyer die Gruppe »Internationale« und Georg Ledebour sowie Adolph Hoffmann die zentristische Opposition. Unter der ideologischen Führung W. I. Lenins und der Bolschewiki hatten sich die revolutionären Marxisten zur Zimmerwalder Linken zusammengeschlossen, die als organisierte Gruppe auftrat, eine eigene Taktik entwickelte und einen von Lenin verfaßten Entwurf einer Prinzipienerklärung zur vollständigen Abgrenzung vom Opportunismus und zur revolutionären Beendigung des Krieges vorgelegt. Da die Mehrheit der Konferenz einen zentristischen Standpunkt vertrat, wurde dieser Entwurf abgelehnt und nur ein Manifest gegen den Krieg einstimmig angenommen. Wir halten es nicht für einen wirksamen Weg, daß ein paar Vertreter in einer [Gast]stätte zusammenkommen und Manifeste herausgeben. Die Internationale wird erstehen) sobald die Massen wieder Klassenpolitik treiben. Andererseits haben wir natürlich solche Äußerungen nur zu begrüßen (wie Zimmerwald) als Symptome. Nur nicht überschätzen. Uns aber hüten vor der Illusion, als wenn durch die Konferenz schon etwas oder gar genug getan wäre.
Die neue Internationale ist auch noch in der Gärung. Italien und Ledebour Die italienischen Vertreter und von den deutschen Teilnehmern an der Zimmerwalder Konferenz besonders Georg Ledebour hatten sozialpazifistische und zentristische Positionen vertreten. Sie lehnten die Prinzipienerklärung der Zimmerwalder Linken ab und protestierten gegen den Gedanken, die Zimmerwalder Konferenz könnte für die Gründung einer revolutionären, der III. Internationale eintreten. usw. Die russische Fraktion hält sich vorbildlich. Russische Fraktion mit Tschcheidse in einen Topf zu werfen, das ist allerhand. Wir sollen daran teilnehmen, aber unsere Position in schärfster und klarster Weise zum Ausdruck bringen.
1. Die Begründung.
2. Leitsätze, die die Deutschen vor die Entscheidung stellen, die im Haag zur Entscheidung kommen sollen. Gemeint ist die zweite Internationale Sozialistische Konferenz, die vom 24. bis 30. April 1916 in Kienthal (Schweiz) stattfand.
Ich möchte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Begründung soll ein kräftiger Strich gegen die Kriegführung sein. Das wird eine ziemlich schmerzliche Erklärung sein. Feststellen, daß alles Kulisse, Theater und Pose ist und, daraus folgend, daß die L[edebour] H[offmann] über die Klippe springen müssen. Sie müssen Farbe bekennen. Die Aufgabe für unsere Delegation: anmelden, daß eine wirkliche Opposition in Deutschland besteht.