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Beide Kommissionen, Auf dem Internationalen Sozialistenkongreß 1900 in Paris waren zur Vorbesprechung der einzelnen Tagesordnungspunkte und zur Ausarbeitung von Resolutionen zwölf Kommissionen gebildet worden, in die jede Nation je zwei Mitglieder entsandte. die vierte und die fünfte, haben von Anfang an zusammen getagt, weil der Militarismus und die Kolonialpolitik gegenwärtig nur zwei verschiedene Seiten der einen Erscheinung Weltpolitik sind. Auf internationalen Kongressen ist der Protest gegen den Militarismus nichts Neues, in seinem richtigen Instinkt hat das Proletariat von jeher empfunden, daß es im Militarismus den Todfeind aller Kultur zu erblicken hat. Schon die alte Internationale hat mehrfach solche Proteste formuliert. Für uns handelt es sich aber nicht bloß um Wiederholung der früheren Beschlüsse, sondern darum, etwas Neues zu schaffen gegenüber der neuen Erscheinung der Weltpolitik. Die Rednerin schildert unter dem Beifall des Kongresses die Delirieren der Weltpolitik, den Mahlstrom der Kolonialpolitik, die in den letzten sechs Jahren vier blutige Kriege herbeigeführt haben. Dagegen dürfen sich die Sozialisten nicht mehr auf platonische Deklarationen beschränken. Bisher gab es nur auf ökonomischem Gebiet internationale praktische Aktionen. Die wirtschaftliche Abhängigkeit der Arbeiter eines Landes von der Lage der Arbeiter anderer Länder ist frühzeitig zutage getreten und hat bereits in einer internationalen gewerkschaftlichen und auf den Arbeiterschutz gerichteten Aktion Ausdruck gefunden. In politischer Beziehung war der enge Zusammenhang der Interessen der Arbeiter verschiedener Länder viel weniger greifbar. Allein auch hier hat die Weltpolitik einen Umschwung herbeigeführt. Derselbe Militarismus, Marinismus, dieselbe Jagd nach Kolonien, dieselbe Reaktion überall und vor allem eine permanente internationale Kriegsgefahr oder wenigstens ein Zustand permanenter Animositäten, in den alle wichtigen Kulturstaaten gleichmäßig verwickelt sind. Damit ist aber eine neue Grundlage für eine gemeinsame politische Aktion geschaffen. Der Allianz der imperialistischen Reaktion muß das Proletariat eine internationale Protestbewegung entgegensetzen. Die Resolution enthält praktische Vorschläge dazu. Es ist nicht viel, was wir in Vorschlag bringen: Die sozialistischen Abgeordneten sollen nur überall verpflichtet werden, gegen jede Ausgabe für die Zwecke des Land- und Wassermilitarismus zu stimmen, und die vom Kongreß geschaffene permanente Kommission soll in Fällen von internationaler Tragweite, wie es z.B. im Chinakrieg war, eine gleichförmige Protestbewegung in allen Ländern ins Leben rufen. Wird aber dies wenige genau ausgeführt, so werden wir sicher einen großen Fortschritt in den internationalen Beziehungen zu verzeichnen haben. Allein nicht nur vom Standpunkte des alltäglichen Kampfes gegen den Militarismus erscheint jetzt eine internationale Annäherung der Arbeiterparteien dringend geboten, sondern auch aus Rücksicht auf unser sozialistisches Endziel. Immer mehr wird es wahrscheinlich, daß der Zusammenbruch der kapitalistischen Ordnung nicht durch eine ökonomische, sondern durch eine politische, durch die Weltpolitik herbeigeführte Krisis erfolgen wird. Vielleicht wird die Herrschaft der kapitalistischen Ordnung noch lange dauern. Aber einmal, früher oder später, wird die Stunde schlagen, und damit uns der entscheidende Augenblick der großen Rolle gewachsen findet, ist es notwendig, daß das Proletariat aller Länder sich durch ständige internationale Aktion auf diesen Augenblick vorbereitet. Möge dieser Kongreß die Losung dazu ausgeben, möge er an das internationale Proletariat den Appell richten:›Proletarier aller Länder, in Erwartung des gemeinsamen entscheidenden Kampfes gegen die kapitalistische Ordnung vereinigt Euch zum gemeinsamen alltäglichen Kampfe gegen die militaristische, die weltpolitische Reaktion.‹ (Beifall.)