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Bezugnehmend auf den bevorstehenden Internationalen Kongreß in Wien, Der für die Zeit vom 23. bis 29. August 1914 nach Wien einberufene Internationale Sozialistenkongreß wurde durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges verhindert. auf dem dieses Thema im Mittelpunkt der Erörterungen stehen wird, kennzeichnete die Rednerin in treffender Weise die imperialistischen Tendenzen des Kapitalismus und die damit zusammenhängenden Weltkatastrophen. Genossin Luxemburg warf im Anschluß hieran die Frage auf: Welche Mittel und Wege gibt es für uns, unsere Kampfesweise umzugestalten? Wir müssen zunächst einige Korrekturen an unserer bisherigen Praxis vornehmen. Wenn vor zwei Jahren einer unserer Vertreter im Reichstag erklärte, daß wir deutschen Sozialdemokraten auf dem Boden des Dreibundes stehen und ihn als eine Garantie des Friedens ansehen, so steht eine solche Stellungnahme im Widerspruch mit den Konsequenzen der Entwicklung. Es ist einfach eine Utopie und eine gefährliche Illusion, sich einzubilden, daß irgendwelche diplomatischen Bündnisse Garantien des Friedens sein können. Alle Bündnisse haben nur den Zweck, irgendeinen Außenstehenden desto besser abmurksen zu können. Wenn wir Klarheit schaffen wollen, müssen wir betonen, daß keine Bündnisse der kapitalistischen Staaten imstande sind oder auch nur den Zweck haben, den Frieden zu sichern. Das einzige Bündnis, das den Weltfrieden sichern kann, ist die Weltverbrüderung des internationalen Proletariats. Von diesem Standpunkt aus ist die würdige Abhaltung der Maifeier viel wichtiger als alle diplomatischen Bündnisse zusammen. Noch von einem anderen Mißverständnis haben wir uns zu befreien, von der Illusion, daß eine Abrüstung heute möglich ist. Noch nie war ein Traum so kurz wie die Hoffnung auf Abrüstung. Wir sollten auch diesen Phrasen gegenüber nur eine unerbittliche, ätzende Ironie haben. Noch weniger als an eine Abrüstung dürfen wir glauben, daß durch die Mitdeckung der Mittel für Rüstungsvorlagen die Rüstungswut der herrschenden Klasse herabgemindert werden könne. England beweist doch am besten das Gegenteil. Heute ist der Imperialismus nicht nur eine Art der auswärtigen Politik, heute ist er die Religion der bürgerlichen Gesellschaft. Ein imperialistischer Taumel hat die ganze bürgerliche Gesellschaft gepackt. Deshalb ist auch jede Opposition gegen die Regierung und gegen die Junker und Scharfmacher verschwunden. Dieser Taumel ist eine Ursache des Niederganges des Parlamentarismus. Die wichtigsten Vorgänge der auswärtigen Politik sind gemacht ohne den Reichstag. Es sei geradezu ein Hohn gewesen, als im Mai 1913 sich auch bürgerliche Abgeordnete zu der deutsch-französischen Verständigungskonferenz in Bern zusammengefunden hätten. Kaum zurückgekehrt, haben diese Herren für die große Militärvorlage gekämpft und gestimmt. Nach welchen Mitteln sollen wir nun im Kampfe gegen den Imperialismus greifen? Von dem englischen Genossen Keir Hardie und einigen anderen ist vorgeschlagen, im Falle eines europäischen Krieges einen Massenstreik zu inszenieren. Es wird nicht gehen, daß sich der internationale Kongreß hierauf festlegt, aber es kann beschlossen werden, daß wir in dieser Richtung zu wirken haben. Vor allen Dingen aber ist es erforderlich, die Aktionsfähigkeit der Massen zu steigern. Dazu gehöre erstens die Verbreitung vollkommener Klarheit über die Sachlage und die Konsequenzen der Entwicklung. Es muß den Massen zum Bewußtsein gebracht werden, daß sie selbst ihr Schicksal zu bestimmen haben. Wir dürfen auf keine Hilfe des Bürgertums bauen. Zweitens ist eine gewisse Korrektur auch in den Organisationsverhältnissen erforderlich. Es muß eine stärkere Demokratisierung des ganzen Parteilebens und auch des Gewerkschaftslebens eintreten. Drittens müssen wir wieder etwas mehr Selbstkritik üben und nicht wie unser Zentralorgan ewig in Zufriedenheit uns gefallen. Die oberste Aufgabe auch im Kampfe gegen den Imperialismus ist die Steigerung der Aktionsfähigkeit der Massen.