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Achtunddreißigstes Kapitel

Kurz vor Wedsch hielt ich noch einmal an, um mich zu säubern und meine verschmutzten Kleider zu wechseln. Faisal bat mich, als ich ihm gemeldet wurde, zur Unterredung in das Innere seines Zelts. Es schien alles gut zu stehen. Aus Ägypten waren noch weitere Kraftwagen gekommen; Janbo war von allen Vorräten und der Besatzung bis auf den letzten Mann geräumt; und Scharraf war selbst von Janbo heraufgekommen mit einer ganz unverhofften neuen Abteilung, einer Maschinengewehrkompanie, die eine vergnügliche Entstehungsgeschichte hatte. Als wir von Janbo abrückten, hatten wir dort dreißig Kranke und Verwundete zurückgelassen, dazu eine Menge beschädigter Waffen und zwei englische Sergeanten, die die Waffen wieder instand setzen sollten. Die Sergeanten, denen die Zeit lang wurde, hatten die ausgebesserten Maschinengewehre und wiederhergestellten Patienten zu einer Maschinengewehrkompanie zusammengestellt und diese mit stummem Gebärdenspiel so gründlich einexerziert, daß sie so gut war wie unsere anderen.

Rabegh war ebenfalls geräumt. Die dortigen Flieger waren nach Wedsch geflogen und wurden hier installiert. Die ägyptischen Truppen, samt Joyce, Goslett und dem Rabegher Generalstab, kamen zu Schiff nach und fanden in Wedsch Verwendung. Newcombe und Hornby waren im Innern des Landes und arbeiteten Tag und Nacht – meist eigenhändig aus Mangel an Hilfskräften – an der Unterbrechung der Bahn. Auch mit der Propaganda unter den Stämmen ging es vorwärts. So stand schon alles zum besten; und ich wollte mich gerade zurückziehen, als Suleiman, der Quartiermeister, ins Zelt geeilt kam und Faisal etwas zuflüsterte, worauf dieser mit leuchtenden Augen und mühsam beherrschter Erregung sich zu mir wandte und sagte: »Auda ist da.« Ich rief: »Auda abu Taji!«, im gleichen Augenblick wurde die Zeltklappe zurückgeschlagen, und eine tiefe Stimme begrüßte schwungvoll »unsern erhabenen Herrn, den Beherrscher der Gläubigen«. Herein trat eine hohe, kraftvolle Gestalt, mit hagerem Gesicht, leidenschaftlich und düster. Es war Auda, und ihm folgte Mohammed, sein Sohn, ein elfjähriges Kind.

Faisal sprang auf. Auda ergriff seine Hand und küßte sie; beide traten einige Schritte zur Seite und blickten sich an – ein prächtig ungleiches Paar, die Verkörperung des Besten in Arabien: Faisal der Prophet und Auda der Krieger, jeder in seiner Art vollendet und auf den ersten Blick sich verstehend und hebend. Sie setzten sich nieder. Faisal stellte uns nacheinander vor, und Auda, mit einem gemessenen Wort, schien sich jeden einzelnen fest einzuprägen.

Wir hatten schon viel von Auda gehört. Mit seiner Hilfe wollten wir das Wagnis unternehmen, Akaba zu erobern; und schon nach wenigen Augenblicken ersah ich aus der Kraft und Geradheit dieses Mannes, daß unser Plan glücken werde. Wie ein fahrender Ritter war er zu uns gestoßen, ungeduldig über unser langes Zögern in Wedsch und nur von dem einen Gedanken beseelt, sich in seinen Gebieten um die Freiheit Arabiens verdient zu machen. Wenn seine Taten auch nur zur Hälfte seinem Eifer entsprachen, mußte das Glück uns hold sein. Keine Ungewißheit lastete mehr auf unsern Gemütern, als wir zum Abendessen gingen.

Wir waren eine heitere Gesellschaft: Nasib, Faiz, Mohammed el Dheilan, Audas staatskluger Vetter, Saal, sein Neffe, und Scherif Nasir, der sich einige Tage in Wedsch von seinen Expeditionen ausruhte. Ich erzählte Faisal amüsante Geschichten aus Abdullas Lager, und was für eine spaßhafte Sache es sei, Eisenbahnen zu zerstören. Plötzlich hastete Auda hoch, und mit einem lauten »Gott bewahre mich!« rannte er aus dem Zelt. Wir starrten uns an, und dann hörte man von draußen ein hämmerndes Geräusch. Ich ging nach, um die Ursache zu erforschen und fand Auda, über einen Felsblock gebeugt und sein falsches Gebiß mit einem Stein in Stücke schlagend. »Ich vergaß«, erklärte er, »Dschemal-Pascha hat es mir gegeben. Ich habe meines Herrn Brot mit türkischen Zähnen gegessen!« Unglücklicherweise hatte er nur noch ein paar Stumpen im Munde, so daß ihm nun das Essen von Fleisch, das er sehr liebte, Schwierigkeiten machte und Magenbeschwerden verursachte. Er ging von da ab nur immer halb gesättigt herum, bis wir Akaba eingenommen hatten und Sir Reginald Wingate ihm einen Zahnarzt aus Ägypten schickte, der ihm ein alliiertes Gebiß machte.

Auda trug sich sehr einfach, nach der Art des nördlichen Arabiens, in weißen Baumwollkleidern und rotem Mossul-Kopftuch. Er mochte über fünfzig sein, und sein schwarzes Haar war weiß durchsetzt. Doch war er noch kräftig, aufrecht, gelenkig, schlank und beweglich wie ein Junger. Sein prächtiges Gesicht war hager und durchfurcht, und deutlich stand darauf der Kummer seines Lebens geschrieben über den Tod seines Lieblingssohnes in der Schlacht bei Annad, der seinem Traum, die Größe seines Namens auf kommende Geschlechter zu übertragen, ein Ende gesetzt hatte. Er hatte große, lebhafte Augen, glänzend wie leuchtend schwarzer Samt. Seine Stirn war niedrig und breit, seine Nase stark vortretend, schmalrückig und kräftig geschwungen, sein Mund ziemlich voll und beweglich. Backen- und Schnurrbart waren nach der Art der Howeitat in einer zusammenlaufenden Spitze geschnitten und das Kinn darunter ausrasiert.

Vor Hunderten von Jahren waren die Howeitat aus dem Hedschas nach Norden gewandert, und ihre nomadisierenden Clans rühmten sich, echte Beduinen zu sein. Auda war ihr vollendetster Typ. Seine Gastfreundschaft war überschwenglich und fiel einem, wenn man nicht eine sehr hungrige Seele war, einigermaßen zur Last. Durch seine Freigebigkeit war er stets arm geblieben, trotz seinen Erträgnissen aus einigen hundert Beutezügen. Er war achtundzwanzigmal verheiratet und dreizehnmal verwundet gewesen; auch von seinen Leuten war keiner unverwundet geblieben bei all den Angriffsschlachten, die er geschlagen, und die meisten seiner Verwandten waren gefallen. Er selbst hatte im Kampf mit eigener Hand fünfundsiebzig Mann erschlagen, das heißt Araber, aber nie einen außerhalb der Schlacht. Die Anzahl der getöteten Türken konnte er nicht angeben, die zählten nicht mit. Unter ihm waren die Toweiha Toweiha: der arabische Plural von Taji. (A. d. Ü.) die berühmtesten Kampfhelden der Wüste geworden, beseelt von einer sozusagen kommentmäßigen Tollkühnheit und einem sicheren Gefühl von Überlegenheit, das sie nie verließ, solange es zu leben und Taten zu vollbringen galt. Aber seit den dreißig Jahren ständigen Kriegs unter den Nomaden war ihre Zahl von zwölf hundert auf weniger als fünfhundert zusammengeschrumpft.

Auda ging auf Raub aus, wo und wie weit er immer konnte. Auf seinen Beutezügen war er bis nach Aleppo, Basra, Wedsch und dem Wadi Dawasir gekommen, und er ließ es sich angelegen sein, mit nahezu allen Stämmen der Wüste in Feindschaft zu leben, um möglichst großen Spielraum für seine Überfälle zu haben. Nach echter Räuberart war er ebenso kaltblütig wie draufgängerisch, und hinter seinen allertollsten Taten stand immer noch eine kühl berechnete Möglichkeit des Gelingens. In seinem Handeln war er von unerschütterlicher Festigkeit; und Ratschläge, Kritik oder Schmähung überhörte er mit einem ebenso beharrlichen wie bezaubernden Lächeln. Im Zorn verlor er die Herrschaft über seine Mienen, und ein Anfall schäumender Wut brach aus ihm hervor, der sich erst sänftigte, wenn er jemanden niedergeschlagen hatte; in solchen Augenblicken wurde er zum wilden Tier, und jeder entwich aus seiner Nähe. Nichts auf Erden konnte ihn bewegen, seinen Sinn zu ändern oder einem Befehl zu gehorchen oder das Geringste zu tun, was er nicht billigte; stand seine Meinung fest, so nahm er keinerlei Rücksicht auf das Gefühl anderer.

Sein eigenes Leben erlebte er wie einen Heldengesang. Alle Ereignisse darin wurden bedeutsam, alle Personen darin bekamen etwas Heroisches. Sein Kopf war angefüllt mit Gedichten und Sagen von einstigen Kämpfen und Raubzügen, und wer gerade neben ihm saß, mußte eine ganze Flut davon über sich ergehen lassen. Fehlten ihm Zuhörer, so liebte er es, sich derlei Dichtungen mit seiner gewaltigen, tiefen und volltönenden Stimme selbst vorzusingen. Er hielt seine Zunge nicht im Zaum und schadete dadurch sich selbst und verletzte beständig seine Freunde. Er sprach von sich in dritter Person und war so sicher seines Rufes, daß er sich einen Spaß daraus machte, Spottgeschichten über sich selber zum besten zu geben. Zuzeiten schien er von einem Schabernackteufel besessen zu sein und begann dann in aller Öffentlichkeit die unglaublichsten Fabeln über das Privatleben seiner Gastgeber oder Gäste zu erfinden und mit allen Eiden zu beschwören. Und bei alledem war er bescheiden, voller Einfalt wie ein Kind, aufrichtig, ehrlich, gutherzig und heiß geliebt, selbst von denen, die am meisten unter ihm zu leiden hatten – seinen Freunden.

siehe Bildunterschrift

Auda abu Taji.
Pastellzeichnung von Kennington

Joyce hatte in der Nähe der Küste, neben den ausgedehnten Linien der ägyptischen Truppen, sein Lager aufgeschlagen, eine imposante Reihe großer und kleiner Zelte; und wir besprachen verschiedenes, was getan und was noch zu tun war. Zunächst galt unsere ganze Tätigkeit der Eisenbahn. Newcombe und Garland standen mit Scherif Scharraf und Maulud in der Nähe von Muassam. Sie verfügten über einen Teil der Billi, eine auf Maultieren berittene Infanterieabteilung, Geschütze und Maschinengewehre und hofften, das Fort Muassam und die dortige Station zu nehmen. Danach gedachte Newcombe die gesamten arabischen Streitkräfte möglichst dicht an Medain Salih heranzuziehen und durch Einnahme und Besetzung eines Teiles der Eisenbahnlinie Medina abzuschneiden und es zur raschen Übergabe zu zwingen. Wilson war bereit, bei dieser Operation mitzuwirken, und Devenport wollte von den ägyptischen Truppen heranschaffen, was sich heranschaffen ließ, um den arabischen Angriff zu verstärken.

Dies war das Programm, das ich nach der Einnahme von Wedsch zur weiteren Durchführung des arabischen Aufstandes für notwendig erachtet hatte. Und ich hatte bei seinem Entwurf und der Ausarbeitung teilweise selbst mitgewirkt. Doch nun, da ich während meiner Krankheit in Abdullas Lager Muße gehabt hatte, über Strategie und Taktik des irregulären Krieges nachzudenken, war ich zu der Einsicht gekommen, daß der Plan nicht nur in Einzelheiten, sondern in seiner Grundanlage falsch war. Es lag mir nunmehr ob, meine geänderten Ideen auseinanderzusetzen und, wenn möglich, die leitenden Stellen zu überzeugen, sich meinen neuen Vorschlägen anzuschließen.

Zu diesem Zweck begann ich mit drei Feststellungen: Erstens, daß irreguläre Truppen keine festen Plätze angreifen könnten und daher nicht imstande wären, Entscheidungen zu erzwingen. Zweitens, daß sie, ebenso wie zum Angriff, auch zur Verteidigung von Stellungen oder einzelnen Punkten ungeeignet wären. Drittens, daß der Wert irregulärer Truppen nicht auf der Stoßkraft ihrer Front, sondern auf ihrer weiten Tiefenausdehnung beruhe.

Beim arabischen Krieg war das Geographische die feste Gegebenheit, die türkische Armee das veränderlich Hinzutretende. Unser Ziel war, die materiell schwächste Stelle des Feindes ausfindig zu machen und auf diese allein einen ständigen Druck auszuüben, bis mit der Zeit die gesamte feindliche Linie zusammenbrach. Unsere ausgiebigsten Hilfskräfte, die Beduinen, auf die sich unsere Kriegführung einstellen mußte, waren an planmäßige Operationen nicht gewöhnt, waren dafür aber überlegen an Beweglichkeit, Ausdauer, Selbstvertrauen, Landeskenntnis und besonnenem Mut. Bei ihnen bedeutete Zersplitterung Stärke. Wir mußten daher unsere Front bis zur äußersten Möglichkeit ausdehnen, um den Türken die denkbar längste Verteidigungslinie aufzuzwingen; denn das bedeutete für sie, dem Kräfteverbrauch nach, die kostspieligste Art der Kriegführung.

Es war unsere Pflicht, das Endziel mit möglichst sparsamem Einsatz von Leben zu erreichen, denn Menschen waren für uns kostbarer als Geld und Zeit. Waren wir geduldig und von nahezu übermenschlicher Geschicklichkeit, so konnten wir nach dem Beispiel des Marschalls von Sachsen den Krieg ohne Schlacht gewinnen, wenn wir nur unsern Vorteil rechnerisch und psychologisch bis aufs letzte auszunutzen wußten. Glücklicherweise waren unsere materiellen Hilfsmittel nicht so schwach, um uns zu lähmen. Wir waren an Transportmitteln, Maschinengewehren, Kraftwagen, Sprengstoffen reicher als die Türken. Wir konnten schnell bewegliche und vortrefflich ausgerüstete Stoßtrupps kleinsten Ausmaßes aufstellen und sie nacheinander an den verschiedensten Punkten der türkischen Linie einsetzen, wodurch der Feind gezwungen wurde, die einzelnen zerstreuten Posten über das Verteidigungsminimum von zwanzig Mann hinaus zu verstärken. Das war schon ein kleiner Schritt zum Erfolg.

Medina brauchten wir gar nicht zu nehmen. Die türkischen Truppen dort waren unschädlich. In ägyptischer Gefangenschaft würden sie nur Nahrung und Bewachung gekostet haben. Uns konnte es nur lieb sein, wenn der Türke in Medina, ebenso wie an anderen entfernten Punkten, in möglichst großer Stärke stehenblieb. Am vorteilhaftesten war es für uns, wenn er seine Eisenbahn gerade noch in Betrieb halten konnte, aber eben nur gerade noch, mit einem Maximum an Kräfteverbrauch und Schwierigkeiten. Die Ernährungsfrage mußte ihn an die Eisenbahnen fesseln; aber er mochte ruhig die Hedschasbahn, die Transjordanbahn und die Bahnen in Palästina und Syrien für die Dauer des Krieges behalten, solange er uns dafür nur die restlichen neunhundertneunundneunzig Tausendstel Arabiens überließ. Wenn er schon jetzt die besetzten Strecken räumte, in dem Bestreben, sich auf ein kleines Gebiet zu konzentrieren, das er mit seinen Kräften wirklich zu beherrschen vermochte, so konnte das seine Zuversicht nur wieder beleben und unsere Unternehmungen gegen ihn auf ein Mindestmaß beschränken. Es stand jedoch zu erwarten, daß seine eigene Torheit unser Verbündeter sein werde, und daß er tatsächlich oder vermeintlich soviel wie möglich von seinen alten Provinzen halten würde. Sein Glaube an seinen imperialistischen Herrschaftsanspruch würde ihn festbannen an seine jetzige unsinnige Stellung: nur Flanken und keine Front.

Ich kritisierte dann im einzelnen den bisherigen Plan. Die Besetzung eines mittleren Stückes der Eisenbahnlinie würde übermäßig viel Kräfte beanspruchen, denn eine derartige Stellung wäre von allen Seiten bedroht. Die Vermengung ägyptischer Abteilungen mit arabischen Stämmen bedeute eine moralische Schwächung. Bei Anwesenheit einer aktiven Truppe würden die Beduinen beiseite stehen und froh, von entscheidender Mitarbeit befreit zu sein, den anderen zuschauen. Gegenseitige Eifersüchteleien, aus der Untätigkeit erwachsend, würden die Folge sein. Außerdem sei das Land der Billi sehr wasserarm, und die Versorgung einer großen Truppenmacht auf einer so langen Verbindungslinie würde technische Schwierigkeiten machen.

Doch weder meine allgemeinen Bedenken noch meine Einwände im einzelnen fielen groß ins Gewicht. Der Plan war gemacht und die Vorbereitungen im Gange. Ein jeder war zu beschäftigt mit seiner Aufgabe, um mir Gelegenheit zu geben, meine Ansicht zur Geltung zu bringen. Man hörte mich an, das war alles, und machte mir das bedingte Zugeständnis, daß meine Gegenoffensive vielleicht eine wirksame Ablenkung bedeuten könne. Ich hatte nämlich mit Auda abu Taji den Plan zu einem Marsch nach den Frühlingsweideplätzen der Howeitat in der syrischen Wüste ausgearbeitet. Dort konnten wir aus den Howeitat eine bewegliche Kamelreitertruppe zusammenstellen und mit ihr Akaba von Osten her, ohne Geschütze oder Maschinengewehre, überfallen.

Die Ostseite von Akaba war ungedeckt und, als Linie des geringsten Widerstandes, für uns am günstigsten. Dieser Marsch dorthin bedeutete eine Umgehungsbewegung sehr gewagter Art, denn es galt, eine sechshundert Meilen lange Wüstenstrecke zu durchqueren, um die Schützengrabenlinie zu nehmen, die im Bereich unserer Schiffsgeschütze lag; aber es blieb keine andere Wahl, und es lag auch so ganz im Geiste meiner Krankenbettgrübeleien, daß es wohl glücklich ausgehen mochte, in jedem Fall aber lehrreich für uns sein würde. Auda war des Glaubens, daß mit Dynamit und Geld kein Ding unmöglich sei, und daß die kleineren Stämme rings um Akaba zu uns übergehen würden. Auch Faisal, der mit ihnen schon in Verbindung stand, war überzeugt, daß sie uns helfen würden, wenn wir nur erst einen Teilerfolg bei Maan zu verzeichnen hätten, um dann mit starken Kräften gegen den Hafen vorzurücken. Indes wir noch überlegten, hatte unsere Flotte Vorstöße auf Akaba gemacht, und die von ihr gefangenen Türken gaben uns so wertvolle Auskünfte, daß ich mich entschloß, sofort aufzubrechen.

Der Weg durch die Wüste nach Akaba war so lang und schwierig, daß wir weder Geschütze noch Maschinengewehre, weder Proviant noch reguläre Truppen mitnehmen konnten. Demgemäß entzog ich den Operationen gegen die Eisenbahn nur mich selbst; und das fiel unter den gegebenen Umständen nicht ins Gewicht, da ich so entschieden gegen dieses ganze Unternehmen war, daß ich dabei nur mit halbem Herzen mitgewirkt hätte. So beschloß ich meinen eigenen Weg zu gehen, mit oder ohne Auftrag. An Clayton schrieb ich einen Brief voller Entschuldigungen, erklärte ihm, daß ich von den besten Absichten erfüllt wäre – und machte mich auf den Weg.

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