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Ich hatte vor dem Kriege den semitischen Osten jahrelang durchstreift und dabei Sitten und Art der Städter, der Bauern und der Nomaden Syriens und Mesopotamiens kennengelernt. Meine geringen Mittel nötigten mich, mich im Kreis der unteren Schichten zu bewegen, mit denen europäische Reisende nur selten in Berührung kommen; und meine Erfahrungen gaben mir einen umfassenderen Einblick und ermöglichten mir, das Denken und Fühlen der Ungebildeten ebenso zu verstehen, wie das der Gebildeten, deren Ansichten, soweit sie überhaupt vorhanden waren, sich weniger mit der Gegenwart als mit der Zukunft beschäftigten. Zugleich auch lernte ich etwas von den politischen Kräften kennen, die im mittleren Osten wirksam waren, und bemerkte im besonderen überall sichere Anzeichen für den Verfall des Türkischen Reiches.
Die Türkei starb an Überanstrengung dahin, an dem Versuch, das gesamte ihr überkommene Reich mit den traditionellen Methoden bei ständig sich vermindernden Mitteln zu erhalten. Das Schwert war die Stärke der Nachfolger Osmans gewesen; aber Schwerter waren neuerdings aus der Mode gekommen, zugunsten von tödlicheren und technisch wirksameren Waffen. Das Leben wurde allzu kompliziert für dieses simple Volk, dessen Stärke seine Einfachheit, Geduld und Opferfähigkeit gewesen war. Sie gehörten der schwerfälligsten Rasse des westlichen Asiens an, wenig befähigt, sich neuen Daseins- und Herrschaftsformen anzupassen, noch weniger, für sich selbst neue Gestaltungen zu erfinden. Ihre Verwaltung war notgedrungen ein Apparat der Drähte und Depeschen, der Hochfinanz, der Berechnungen und Statistiken geworden. Die alten Gouverneure, die kraft ihrer Macht und kraft ihres Charakters, ohne theoretische Kenntnisse, unmittelbar und persönlich regiert hatten, mußten beiseitetreten. Die Herrschaft war an neue Männer übergegangen, die schmiegsam und behende genug waren, sich den mechanistischen Methoden zu unterwerfen. Das Komitee der Jungtürken, zumeist seichte und halbgebildete Männer, bestand aus Abkömmlingen von Griechen, Albanern, Tscherkessen, Bulgaren, Armeniern, Juden – alles mögliche, nur nicht Seldschuken und Osmanen. Die Massen fühlten sich nicht mehr in Übereinstimmung mit den Regierenden, deren Bildung levantinisch war und deren politische Theorien aus Frankreich stammten. Die Türkei war im Dahinsiechen, und nur das Operationsmesser hätte ihr die Gesundheit wiedergeben können.
Der Anatolier, der standhaft an seinen alten Gewohnheiten festhielt, blieb in seinem Dorf ein Lasttier und draußen ein geduldiger Soldat, während die unterworfenen Völker des Reiches, die fast sieben Zehntel seiner Gesamtbevölkerung ausmachten, Tag für Tag an Kraft und Wissen zunahmen. Denn das Fehlen von Überlieferung und Verantwortlichkeit wie auch ihr geweckterer und beweglicherer Geist machten sie für neue Ideen aufnahmefähig. Die frühere ehrfurchtsvolle Scheu vor den Türken und ihre natürliche Überlegenheit begannen angesichts erweiterter Vergleichsmöglichkeiten dahinzuschwinden. Diese allmähliche Kräfteverschiebung zwischen der Türkei und den unterworfenen Provinzen nötigte zu einer ständigen Verstärkung der Garnisonen, wenn der alte Besitzstand gewahrt werden sollte. Tripolis, Thrazien, Albanien, Jemen, Hedschas, Syrien, Mesopotamien, Kurdistan, Armenien waren alles Ausgabenkonten oder Belastungen für die anatolischen Bauern, wodurch von Jahr zu Jahr größere Summen verschlungen wurden. Diese Last drückte am schwersten auf die ärmlichen Dörfer, und mit jedem Jahr wurden sie noch ärmer.
Die Eingezogenen nahmen ihr Schicksal ergeben und ungefragt hin, wie es die Art des türkischen Bauern ist. Sie waren wie Schafe, ohne eignen Willen, weder gut noch böse. Sich selbst überlassen taten sie nichts oder hockten vielleicht stumpfsinnig auf dem Boden. Befahl man ihnen, gütig zu sein, so waren sie ohne innere Anteilnahme die besten Freunde und großmütigsten Feinde, die man sich denken kann. Befahl man ihnen, ihre Väter niederzuschlagen oder ihren Müttern den Bauch aufzuschlitzen, so besorgten sie das mit derselben Teilnahmlosigkeit, wie sie Gutes oder gar nichts taten. Sie waren ständig vom Fieber heimgesucht und von einem hoffnungslosen Mangel an Initiative, der sie zu den fügsamsten, ausdauerndsten und gleichmütigsten Soldaten der Welt machte.
Solche Menschen waren die gegebenen Opfer ihrer unbekümmert lasterhaften levantinischen Offiziere, die sie in den Tod trieben oder durch Vernachlässigung und Mißachtung verkommen ließen. Wir fanden in der Tat, daß sie nichts weiter waren als Objekte für die widerlichen Passionen ihrer Vorgesetzten. Sie wurden so gering geachtet, daß man sich im Verkehr mit ihnen nicht einmal der üblichen Vorsichtsmaßregeln bediente. Die ärztliche Untersuchung mehrerer türkischer Gefangenenschübe ergab, daß fast die Hälfte von ihnen mit widernatürlich erworbenen Geschlechtskrankheiten verseucht war. Uber Lues und dergleichen war man dortzulande nicht unterrichtet; und die Ansteckung lief von einem zum andern durch das ganze Bataillon, in dem die Eingezogenen sechs bis sieben Jahre lang dienten, bis am Ende dieser Zeit die Überlebenden, wenn sie aus anständigem Hause stammten, sich schämten heimzukehren und in den Polizeidienst eintraten oder als vernichtete Existenzen in den Städten zu Gelegenheitsarbeitern würden. So ging die Geburtenziffer ständig zurück. Die türkische Bauernschaft in Anatolien starb an dem Militärdienst dahin.
Wir erkannten, daß der Osten eines neuen Elements bedurfte, irgendeiner Macht oder Rasse, die den Türken an Zahl, an Stoßkraft und geistiger Regsamkeit überlegen war. Geschichtliche Erfahrungen ermutigten keineswegs zu dem Gedanken, daß solche Eigenschaften fix und fertig aus Europa bezogen werden könnten. Die Bemühungen europäischer Mächte, in der asiatischen Levante festen Fuß zu fassen, sind alle fehlgeschlagen; und wir wollten keinem europäischen Volk so übel, daß wir es zu weiteren Versuchen verlockten. Die Lösung mußte aus dem Lande selber kommen; und glücklicherweise waren die nötigen Kräfte auch im Lande vorhanden. Der Kampf mußte sich gegen die Türkei richten, und die Türkei war verrottet.
Einige von uns meinten, daß genügend Kräfte in den arabischen Völkern schlummerten (dem größten fremden Volksteil im alten Osmanischen Reich), einer fruchtbaren semitischen Zusammenballung, außerordentlich stark im Religiösen, klug, geschäftstüchtig, politisch begabt, aber ihrer Anlage nach mehr ein Volk des Sichfügens als des Herrschens. Sie hatten fünfhundert Jahre lang unter türkischem Joch gestanden und begannen nun von Freiheit zu träumen. Als dann England sich mit der Türkei überwarf und der Krieg gleichzeitig im Osten wie im Westen ausbrach, begannen wir, die wir glaubten, die Anzeichen der Zukunft zu erkennen, Englands Bemühungen auf die Förderung der neuen arabischen Welt im Nahen Osten hinzulenken.
Wir waren unserer nicht viele, und fast alle waren wir um Clayton geschart, den Chef des zivilen und militärischen Nachrichtendienstes in Ägypten. Clayton war der rechte Führer für eine so zügellose Bande wie wir. Er war ruhig, besonnen, klarblickend und von unbegrenztem Mut zur Verantwortung. Seinen Untergebenen ließ er freie Hand. Seine Anschauungen waren ebenso umfassend wie seine Kenntnisse; und er leitete mehr durch persönlichen Einfluß als durch lautes Dirigieren. Seine Wirksamkeit blieb meist unter der Oberfläche. Sie war wie Wasser oder Öl, das still und beharrlich alles durchdringt. Es war schwer zu sagen, wo Clayton seine Hand im Spiel hatte und wo nicht, und was alles wirklich auf ihn zurückzuführen war. Seine Führung trat niemals sichtbar hervor, aber seine Ideen waren denen immer gegenwärtig, die handelten. Die Wirkung, die von ihm ausging, beruhte auf seiner Nüchternheit und auf einer gewissen ruhigen, beharrlichen, immer maßvollen Zuversicht. In praktischen Dingen war er lässig, unkorrekt und regelwidrig, ganz der Mann, mit dem unabhängige Menschen gut auskommen konnten.
Der erste unter uns war Ronald Storrs, Sekretär für orientalische Angelegenheiten bei der Residentschaft, der glänzendste Engländer im Nahen Osten, hervorragend tüchtig, wenn auch seine Energien abgelenkt waren durch eine Liebe zu Musik und Literatur, Skulptur, Malerei und allem, was es Schönes gibt auf dieser Welt. Dennoch hat Storrs gesät, was wir dann ernteten; er war immer voran und der größte unter uns. Sein Schatten würde unser Werk und die britische Politik im Osten wie ein Mantel überdeckt haben, wenn er fähig gewesen wäre, sich der Welt zu versagen und Geist wie Körper mit der unerbittlichen Strenge eines Wettkämpfers für den großen Start vorzubereiten.
Auch George Lloyd stieß zeitweise zu uns. Er flößte uns Zuversicht ein, erwies sich dank seiner Finanzkenntnisse als zuverlässiger Führer durch die Geheimgänge von Handel und Politik und als guter Weiser der zukünftigen Schlagadern des Mittleren Ostens. Ohne seine Mitarbeit würden wir nicht so viel in kurzer Zeit erreicht haben; aber er war eine rastlose Seele, eher zu kosten als auszuschöpfen geneigt. Er hatte unzählige Dinge im Kopf, deshalb blieb er nicht lange bei uns. Er ahnte nicht, wie sehr wir ihn mochten.
Dann war da noch der phantasievolle Anwalt aller unerfüllten Weltbewegungen, Mark Sykes, auch er ein Bündel von Vorurteilen, Eingebungen und Halbheiten. Seine Ideen blieben an der Oberfläche; er besaß nicht die Geduld, sein Material zu prüfen, bevor er sich an den Entwurf des Bauwerks machte. Er liebte es, eine der Erscheinungsweisen der Wahrheit zu nehmen, sie aus ihren Bedingtheiten zu lösen, sie aufzublähen, zu drehen und zu wenden, bis der Kontrast des Alten mit dem Neuentstandenen zum Lachen reizte; und Gelächter waren seine Triumphe. Seine Talente lagen im Komischen, seinem Geschmack nach war er mehr Karikaturist als Künstler, auch im Staatsmännischen. Er sah in allem nur das Verdrehte, nie das Gerade. Mit wenigen Strichen konnte er uns eine neue Welt entwerfen, ohne alle Maße, aber lebensvoll, wie die Visionen bestimmter Seiten dessen, was wir erhofften. Seine Hilfe brachte uns Vorteil und Schaden. Seine letzte Woche in Paris wurde zu einem Bußgang. Er hatte in Syrien eine politische Mission zu erfüllen gehabt und dabei mit Grauen die wahre Gestalt seiner Träume erkennen müssen; zurückgekehrt, war er mutig genug zu erklären: »Ich hatte unrecht, hier ist die Wahrheit.« Seine früheren Freunde wollten an seinen neuen Ernst nicht glauben; sie hielten ihn für wankelmütig und abwegig, und bald darauf ist er gestorben. Das war die größte Tragödie für die arabische Sache.
Kein Unband, sondern unser aller Mentor war Hogarth, unser Beichtvater und Ratgeber, der uns die Parallelen und Lehren der Geschichte nahebrachte und uns zu Ausdauer und Maßhalten anhielt. Nach außen hin machte er den Friedensstifter (ich war ein Teufel, nichts als Klauen und Zähne), und sein gewichtiges Urteil bewirkte, daß man auf uns hörte und uns unterstützte. Er besaß einen feinen Sinn für Werte und wies uns klar die Kräfte, die hinter den verlausten Lumpen und schmierigen Bälgen, was die Araber für uns waren, verborgen waren. Hogarth war unser Sachverständiger und unermüdlicher Historiker, der uns sein großes Wissen und seine überlegene Klugheit auch in den kleinsten Dingen übermittelte, denn er glaubte an das, was wir unternahmen. Hinter ihm stand Cornwallis, äußerlich grob und ungeschlacht, aber offenbar aus einem jener seltenen Metalle geschmiedet, die erst bei vielen tausend Grad ihren Schmelzpunkt haben. So konnte er monatelang in Hitze aushalten, die für andere schon Weißglut war, und sah doch immer noch kalt und hart aus. Hinter ihm standen wieder andere, wie Newcombe, Parker, Herbert, Graves, alle von der gleichen Bruderschaft und jeder in seiner Art standhaft am Werk.
Wir nannten uns »Eindringlinge«, wie eine Verschwörerbande; denn wir gedachten, in die geheiligten Hallen der englischen Außenpolitik einzubrechen und ein neues Volk im Osten zu schaffen, ungeachtet der festen Geleise, die unsere Vorfahren für uns gelegt hatten. So begannen wir denn, von unserem wasserköpfigen Nachrichtenbüro in Kairo aus (eine rechte Schwatzbude, die wegen des ewigen Geklingels, Gelärms und Hin- und Hergerennes von Aubray Herbert mit einem Bahnhof im Orient verglichen wurde) alle Vorgesetzten nah und fern zu bearbeiten. Sir Henry McMahon, der Hohe Kommissar von Ägypten, war natürlich unser erstes Ziel. Mit seinem klaren, geschulten und erfahrenen Verstand begriff er sofort unsere Absicht und hieß sie gut. Andere, wie Wemyss, Neil Melcolm, Wingate unterstützten uns in ihrer Freude darüber, daß Krieg auch etwas Aufbauendes haben konnte. Ihr Eintreten festigte bei Lord Kitchener den günstigen Eindruck, den er von Scherif Abdulla bekommen hatte, als dieser sich vor Jahren an ihn gewandt hatte. So legte McMahon schließlich den Grundstein für unser Werk: die Verständigung mit dem Scherif von Mekka.
Zuvor jedoch hatten wir unsere Hoffnungen auf Mesopotamien gerichtet. Dort hatte die arabische Unabhängigkeitsbewegung ihren Anfang genommen, geleitet von dem tatkräftigen, aber gewissenlosen Sayid Taleb und später von Jasin el Haschimi und der Militärliga. Asis el Masri, Envers Gegner, der, uns sehr zu Dank verpflichtet, in Ägypten lebte, war der Abgott der arabischen Offiziere. Mit ihm trat Lord Kitchener in den ersten Kriegstagen in Verbindung, in der Hoffnung, die in Mesopotamien stehenden türkischen Truppen auf unsere Seite zu ziehen. Unglücklicherweise aber schwelgte Britannien damals in dem Vertrauen auf leichten und schnellen Sieg; die Türkei niederzuwerfen, wurde als militärischer Spaziergang angesehen. Deshalb war die indische Regierung gegen irgendwelche Verpflichtungen in bezug auf die arabischen Nationalisten, die deren Ehrgeiz Schranken setzen konnten, aus der künftigen Kolonie Mesopotamien ein für das Allgemeinwohl sich aufopferndes Burma zu machen. Sie brach die Verhandlungen ab, wies Asis zurück und internierte Sayid Taleb, der sich ganz in unsere Hand gegeben hatte.
Mit brutaler Gewalt wurde Basra besetzt. Die feindlichen Truppen im Irak bestanden fast ausschließlich aus Arabern, die sich nun in der nicht beneidenswerten Lage sahen, auf Seiten ihrer jahrhundertelangen Unterdrücker gegen ein Volk kämpfen zu müssen, das sie lange als ihre Befreier angesehen hatten und das sich jetzt hartnäckig weigerte, diese Rolle zu übernehmen. Wie sich denken läßt, kämpften sie schlecht. Unsere Truppen gewannen Schlacht auf Schlacht, so daß wir zu der Überzeugung kamen, eine indische Armee wäre jeder türkischen überlegen. Es folgte unser rascher Vorstoß auf Ktesiphon, wo wir auf rein türkische Truppen stießen, die mit Hingebung kämpften, und wir holten uns blutige Köpfe. In Verwirrung wichen wir zurück; und das lange Elend von Kut-el-Amara hob an.
Inzwischen hatte unsere Regierung ihren Fehler eingesehen und aus Gründen, die mit dem Fall von Erserum zusammenhingen, mich nach Mesopotamien geschickt, um festzustellen, was mit indirekten Mitteln zur Befreiung des belagerten Kut getan werden könnte. Meine Landsleute an Ort und Stelle waren mit meinem Kommen sehr wenig einverstanden; zwei Generäle waren so freundlich, mir klarzumachen, daß meine Aufgabe (über die sie nicht genau im Bilde waren) entehrend wäre für einen Soldaten (was ich gar nicht war). Tatsächlich aber war es schon zu spät, da Kut vor der Kapitulation stand; infolgedessen tat ich nichts von alledem, was ich beabsichtigt hatte und wozu ich auch die Vollmacht besaß.
Die Vorbedingungen waren denkbar günstig für eine arabische Erhebung. Die Bevölkerung von Nedschef und Kerbela, weit im Rücken der Armee Halil-Paschas, war im Aufstand gegen ihn. Die Reste der Araber in Halils Armee standen, wie er selbst zugab, in offener Auflehnung gegen die Türkei. Die Stämme am Hai und Euphrat würden sich uns angeschlossen haben, wenn wir ihnen entgegengekommen wären. Hätten wir die Versprechungen veröffentlicht, die wir dem Scherif gemacht hatten, oder auch die Proklamation, die später im oberen Bagdad angeschlagen wurde, und sie auch befolgt, so würden genügend kampffähige Männer zu uns gestoßen sein, um die türkische Verbindungslinie zwischen Kut und Bagdad zu gefährden. Schon nach ein paar Wochen wäre dann der Feind gezwungen gewesen, die Belagerung aufzuheben und sich zurückzuziehen, oder er wäre selbst außerhalb Kuts ebenso wirksam eingeschlossen worden wie Townshend innerhalb des Ortes. Zeit für solch einen Plan war leicht zu gewinnen. Würde das britische Hauptquartier in Mesopotamien vom Kriegsamt weitere acht Flugzeuge zur täglichen Zufuhr von Lebensmitteln nach Kut erhalten haben, so hätte Townshend auf unbegrenzte Zeit Widerstand leisten können. Seine Stellung war für die Türken uneinnehmbar, und nur Fehler drinnen und draußen zwangen ihn zur Übergabe.
Da jedoch die leitenden Stellen für solche Gedanken nicht zu haben waren, kehrte ich unverzüglich nach Ägypten zurück. In Mesopotamien blieben die Engländer bis zum Ende des Krieges im wesentlichen eine fremde, in feindliches Gebiet eingedrungene Macht, der die Bevölkerung neutral, wenn nicht im stillen feindlich gegenüberstand; sie besaßen daher nicht die Bewegungsfreiheit und Anpassungsmöglichkeit wie Allenby in Syrien, der als ein Freund in das Land einrückte und die tätige Unterstützung der Bevölkerung gewann. Der Zahl, dem Klima und den rückwärtigen Verbindungen nach waren wir in Mesopotamien günstiger gestellt als in Syrien; und unsere Oberleitung erwies sich später als nicht weniger wirksam und erfahren. Aber ihre Verlustlisten im Vergleich mit denen Allenbys und ihre Holzhackertaktik im Vergleich mit seiner geschmeidigen Fechtkunst zeigten, in wie starkem Maße eine verkehrte politische Lage die militärischen Operationen lähmen kann.