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Faisal willigte ein; und am 3. Januar 1917 brachen wir auf, um auf der breiten oberen Straße durch das Wadi Messarih auf Owais vorzurücken, eine Gruppe von Brunnen, etwa fünfzehn Meilen nördlich von Janbo. Das Gebirge war herrlich an diesem Tage. Die Dezemberregen waren reichlich gefallen, und der Sonnenschein danach hatte der Erde vorgetäuscht, der Frühling sei gekommen. Ein dünner Graswuchs war in allen Mulden und Niederungen aufgesproßt, vereinzelte Halme nur, schnell und starr emporschießend zwischen den Steinen. Beugte man sich aus dem Sattel und sah gerade herab, so bemerkte man nichts von einer Veränderung in der Färbung des Bodens; blickte man aber fernhin, etwa im spitzen Sehwinkel zu einem flachen Hang, so konnte man einen frischen, blaßgrünen Hauch wahrnehmen, der hie und da das schiefergraue oder bräunlichrote Gestein überzog. An manchen Stellen war der Graswuchs schon üppig, und unsere unverdrossenen Kamele weideten ihn mit Behagen ab.
Das Aufbruchsignal ertönte, aber es galt nur für uns und die Ageyl. Die übrigen Teile der Armee säumten – jeder Mann neben seinem niedergegangenen Kamel – seitlich unsern Weg, und sobald Faisal herankam, wurde er schweigend begrüßt. Er rief ihnen heiter zu: »Friede über euch!« und jeder der Oberscheiks gab den Gruß mit den gleichen Worten zurück. Sobald wir vorüber waren, saßen die Leute auf einen Wink ihrer Führer auf und schlossen sich an; so wuchs der Zug hinter uns und wurde zu einer unendlich langen Kette von Reitern und Kamelen, die sich, soweit das Auge reichte, durch den engen Paß zur Wasserscheide hinaufwand.
Außer Faisals Gruß hatte nichts die Stille des Marsches unterbrochen, bis wir den Höhenkamm erreichten, von dem aus sich das Tal öffnete und ein sanfter, mit Sand und feinem Geröll bedeckter Hang abwärts führte. Ibn Dakhil aber, der feurige Scheik der Russ – er hatte vor zwei Jahren das Kontingent der Ageyl zur Unterstützung der Türkei aufgestellt, nach Ausbruch des Aufstandes aber sich mit seinen Leuten vollzählig dem Scherif angeschlossen – blieb nun einige Längen zurück, ordnete die uns unmittelbar folgenden Ageyl zu einer breiten Kolonne in gegliederten Reihen und ließ die Trommeln rühren. Und alle stimmten aus voller Kehle ein in den Gesang zu Ehren des Emirs Faisal und seiner Familie.
Unser Marsch nahm nachgerade etwas barbarisch Prächtiges an. Voran ritt Faisal in Weiß, zu seiner Rechten Scharraf in rotem Kopftuch und hennafarbenem Kleid und Mantel, zu seiner Linken ich selbst in Weiß und Scharlachrot, hinter uns die drei Banner aus verblaßter karminroter Seide mit goldenen Nägeln beschlagen, dann die Trommler, einen Marsch schlagend, und hinter diesen wiederum die Masse der zwölfhundert kräftigen Kamele der Leibgarde, so dicht gedrängt wie irgend möglich, die Reiter in Kopftüchern aller erdenklichen Farben und die Kamele fast ebenso prächtig in ihrer Aufzäumung. Das ganze Tal war bis an seine Flanken von diesem buntschillernden Heerstrom angefüllt.
An der Mündung des Messarih traf uns ein berittener Bote von Abd el Kadir aus Janbo mit Briefen für Faisal. Darunter war ein drei Tage alter für mich von der »Dufferin« mit der Mitteilung, daß man Seid nicht eher an Bord nehmen würde, bis man mich gesprochen und nähere Einzelheiten über die Lage an Ort und Stelle erfahren hätte. Die »Dufferin« lag in Scherm, einer einsamen Bucht, acht Meilen vom Hafen entfernt, wo die Offiziere an der Küste Kricket spielen konnten, ohne, wie in Janbo, von den Fliegen geplagt zu werden. Dadurch schnitten sie sich natürlich selbst von allen Neuigkeiten ab, und das war ein alter Reibungspunkt zwischen uns. Der wohlmeinende Kapitän des Schiffes hatte weder den weiten Blick Boyles, des feurigen Politikers und konstitutionellen Revolutionärs, noch die Klugheit Linberrys von der »Hardinge«, der in jedem Hafen, den er anlief, alles, was er an Gerüchten und Gerede erfahren konnte, aufgriff und sich bemühte, mit allen Bevölkerungsklassen seines Bereichs in Fühlung zu kommen.
Offenbar war es notwendig, daß ich mich selbst schleunigst nach der »Dufferin« aufmachte, um die Angelegenheit zu regeln. Seid war ein netter Junge, aber er würde höchstwahrscheinlich etwas verkehrt machen in seiner aufgezwungenen Muße; und wir hatten jetzt gerade Frieden bitter nötig. Faisal gab mir einige Ageyl mit, und wir brachen zu einem Gewaltritt nach Janbo auf. Ich erreichte es auch wirklich in drei Stunden, indes ich meine verdrossene Begleitung (sie würden weder ihre Kamele noch ihre Hintern wegen meiner Ungeduld abnutzen) halbwegs an der Straße über die Ebene zurückließ, die mir schon so unerfreulich gut bekannt war. Die Sonne, die in den Bergen herrlich über unseren Köpfen gestanden hatte, brannte uns jetzt am Abend weißglühend ins Gesicht, so daß ich meine Augen mit der Hand schützen mußte. Faisal hatte mir ein Rennkamel gegeben (ein Geschenk des Emirs von Nedschd an seinen Vater), das schönste und ausdauerndste Tier, das ich je geritten hatte. Die Stute verendete später an Überanstrengung, Räude und dem unvermeidlichen Mangel an Pflege auf dem Marsch nach Akaba.
Bei der Ankunft in Janbo fand ich die Dinge nicht wie erwartet. Seid war an Bord gegangen und die »Dufferin« an demselben Morgen nach Rabegh abgefahren. So setzte ich mich hin, um auszurechnen, was wir an Hilfe von der Flotte während unseres Marsches nach Wedsch brauchten, und um einen Plan für die Transportmittel aufzustellen. Faisal hatte versprochen, in Owais zu warten, bis er meine Meldung erhielt, daß alles in Ordnung wäre.
Die erste Verzögerung kam durch einen Konflikt zwischen den Zivil- und Militärgewalten. Abd el Kadir, der energische, aber empfindliche Gouverneur, war durch die allmähliche Vergrößerung unserer Etappe derart mit Pflichten überhäuft, daß ihm Faisal schließlich einen Militärkommandanten zur Seite stellte, Tewfik-Bej, einen Syrier aus Homs, der die Materiallager verwalten sollte. Unglücklicherweise gab es keinen Schiedsrichter, der feststellte, was alles unter Materiallager zu verstehen sei. An diesem Morgen waren beide über leere Waffenkisten in Streit geraten. Abd el Kadir verschloß das Magazin und ging frühstücken. Tewfik kam mit vier Mann, einem Maschinengewehr und einem Schmiedehammer zum Kai hinunter und ließ die Tür aufbrechen. Abd el Kadir bestieg daraufhin ein Boot, ruderte zu dem englischen Wachtschiff hinaus – der kleinen »Espiegle« – und erklärte dem etwas verdutzten, aber gastfreien Kapitän, daß er auf dem Schiff bleiben werde. Sein Diener brachte ihm Essen von Land, und er schlief die Nacht in einem Feldbett auf dem Hinterdeck.
Da ich Eile hatte, begann ich den Knoten dadurch zu lösen, daß ich Abd el Kadir veranlaßte, Faisal schriftlich um Entscheidung zu bitten, und mir von Tewfik das Magazin übergeben ließ. Dann brachten wir den Schlepper »Arethusa« neben die Schaluppe, damit Abd el Kadir das Verladen der strittigen Kisten von seinem Schiff aus leiten konnte, und holten schließlich Tewfik zu einer vorläufigen Versöhnung auf die »Espiegle«. Der Friedensschluß wurde durch einen zufälligen Nebenumstand erleichtert, denn als Tewfik die für ihn aufgezogene Ehrenwache am Fallreep begrüßte (sie war nicht ganz vorschriftsmäßig, diese Wache, aber taktisch klug), strahlte sein Gesicht und er rief: »Dies Schiff hat mich bei Kurna gefangengenommen.« Dabei wies er auf die Siegestrophäe, das Namensschild des türkischen Kanonenbootes »Marmaris«, das die »Espiegle« auf dem Tigris während eines Gefechts versenkt hatte. Abd el Kadir interessierte sich nicht weniger für die Geschichte als Tewfik, und der Streit war beigelegt.
Am nächsten Tage traf Scharraf in Janbo als Emir an Faisals Stelle ein. Er war ein mächtiger Mann, vielleicht der fähigste von allen Scherifs im Heer, aber ohne jeden Ehrgeiz und nur aus Pflichtgefühl handelnd, nicht aus innerem Antrieb. Er war reich und hatte jahrelang das Amt eines Oberrichters in Mekka innegehabt. Er kannte die Stammesleute genau und wußte besser als jeder andere mit ihnen umzugehen; man fürchtete ihn, denn er war streng und unparteiisch. Sein Gesicht war düster; die linke Augenbraue hing herab (die Folge eines früheren Schlages), was ihm einen Ausdruck ablehnender Härte gab. Der Arzt der »Suva« operierte an dem Auge und machte den Schaden teilweise wieder gut, aber sein Gesicht blieb doch so, daß es jede Vertraulichkeit und Schwäche ausschloß. Ich fand, daß man gut mit ihm arbeiten konnte; er war sehr klardenkend, umsichtig, zuvorkommend, hatte oft ein freundliches Lächeln – sein Mund milderte sich dann, aber seine Augen blieben furchterregend – und war stets bereit, sein Bestes zu tun.
Die Gefahr war groß, daß während unseres Vormarsches auf Wedsch Janbo in die Hand des Feindes fallen konnte; daher hielten wir es für richtiger, die dort lagernden Vorräte zu räumen. Boyle gab uns die Möglichkeit dazu und signalisierte, daß entweder die »Dufferin« oder die »Hardinge« für den Transport verfügbar wäre. Ich antwortete, daß ich bei den zu erwartenden Schwierigkeiten die »Hardinge« vorzöge. Kapitän Warren, dessen Schiff meine Botschaft auffing, hielt sie für überflüssig, aber sie brachte doch zwei Tage später die »Hardinge« in bester Verfassung in den Hafen. Die »Hardinge« war ein indisches Truppentransportschiff, und ihr unteres Deck hatte längs der Wasserlinie große, viereckige Ladepforten. Kapitän Linberry ließ diese öffnen, und nun wurde alles Vorhandene einfach da hineingestopft: achttausend Gewehre, drei Millionen Patronen, Tausende von Schrapnells, Mengen von Reis und Mehl, eine Schuppenladung von Uniformen, zwei Tonnen Brisanzpulver und unser ganzes Benzin in kunterbuntem Durcheinander. Es war, wie wenn man Briefe in den Kasten wirft. Noch nie hatte das Schiff in so kurzer Zeit über tausend Tonnen Ladung genommen.
Boyle kam, um mich über die Lage zu orientieren. Er versprach, daß uns die »Hardinge« dauernd als Transportschiff zur Verfügung stehen würde, um, wann immer es not täte, Lebensmittel und Wasser zu landen. Damit war unsere Hauptschwierigkeit behoben. Auch die Seestreitkräfte versammelten sich bereits; die halbe Rote-Meer-Flotte sollte zur Stelle sein. Der Admiral wurde erwartet, und auf jedem Schiff wurden Landungsabteilungen ausgebildet. Alles war damit beschäftigt, weißen Drell in Khaki zu färben, Bajonette zu schleifen oder sich im Schießen zu üben.
Im stillen freilich hoffte ich trotz alledem, daß es dort nicht zum Kampfe kommen würde. Faisal hatte etwa zehntausend Mann, genug, um das ganze Land der Billi mit bewaffneten Abteilungen zu besetzen und alles daraus fortzuschaffen, was nicht niet- und nagelfest war. Die Billi wußten das; sie bekundeten nun eifrig ihre Anhänglichkeit an den Scherif und waren völlig zum arabischen Nationalismus bekehrt.
Daß wir Wedsch einnehmen würden, war sicher; nur bestand die Gefahr, daß viele aus Faisals Heer unterwegs durch Hunger oder Durst umkommen konnten. Der Nachschub war meine Sache und eine ziemliche Verantwortung. Indessen war das Land bis Um Ledschj, halbwegs nach Wedsch gelegen, freundschaftlich gesinnt, und bis dahin jedenfalls konnte sich nichts Bedenkliches ereignen. Faisal setzte daher seinen Marsch an eben dem Tage fort, als Abdullas Antwort eintraf, daß er dem Plan mit dem Wadi Ajis zustimme. Am gleichen Tage kam die Nachricht von meiner Ablösung. Newcombe, als aktiver Oberst zum Chef unserer Militärmission im Hedschas ernannt, war in Ägypten eingetroffen; und seine beiden Stabsoffiziere, Cox und Vickery, waren schon auf dem Roten Meer unterwegs, um sich Faisals Expedition anzuschließen.
Boyle brachte mich auf der »Suva« nach Um Ledschj, und wir gingen an Land, um Nachrichten einzuziehen. Der Scheik sagte uns, daß Faisal am gleichen Tage in Bir el Wahedi eintreffen würde, einer Wasserstelle vier Meilen landeinwärts. Wir sandten eine Botschaft zu ihm; und dann gingen wir nach dem Fort hinüber, das Boyle einige Monate vorher von der »Fox« aus zusammengeschossen hatte. Es war nur noch ein Schutthaufen, und Boyle, die Ruinen betrachtend, meinte: »Man muß sich ja beinah schämen, solchen Tonpott zerschmissen zu haben.« Er war mit Leib und Seele Offizier, stets auf dem Posten, tüchtig und pflichteifrig, nur manchmal etwas aufbrausend gegen jederlei Schlendrian. Rothaarige Menschen sind selten geduldig. »Ginger Boyle«, wie wir ihn nannten, war ein Sprudelkopf.
Während wir noch die Ruinen betrachteten, kamen vier in graue Lumpen gekleidete Dorfälteste heran und baten um die Erlaubnis zu sprechen. Sie sagten, vor einigen Monaten wäre plötzlich ein Schiff mit zwei Schornsteinen angekommen und hätte ihr Fort zerstört. Man hätte ihnen nun Weisung gegeben, es für die Polizei der arabischen Regierung wieder aufzubauen. Ob sie den großmütigen Kapitän des friedfertigen Schiffes mit einem Schornstein bitten dürften, ihnen etwas Bauholz oder anderes Material zur Wiederherstellung zu überlassen? Boyle wurde ungeduldig bei dieser langen Rede und fuhr mich an: »Was ist los? Was wollen die denn?« Ich sagte: »Nichts weiter. Sie erzählen nur von der furchtbaren Wirkung des Bombardements durch die ›Fox‹.« Boyle blickte rundum und lächelte ingrimmig: »Na ja, das hat ganz nett geflutscht.«
Am nächsten Tag traf Vickery ein. Er war Artillerist und hatte während einer zehnjährigen Dienstzeit im Sudan so gut Arabisch gelernt, die Schrift- wie Umgangssprache, daß wir der Sorge um einen Dolmetscher für ihn enthoben waren. Wir kamen überein, zusammen mit Boyle zum Lager Faisals zu gehen, um die Einzelheiten des Angriffsplanes festzusetzen. Also setzten sich denn nach dem Mittagessen Engländer und Araber zusammen, um gemeinsam über den weiteren Vormarsch auf Wedsch zu beraten.
Es wurde beschlossen, die Armee in Gruppen zu teilen; diese sollten, unabhängig voneinander, bis zum Sammelpunkt Abu Serebat im Hamdh vorrücken, jenseits dessen bis Wedsch keine Wasserstelle mehr vorhanden war. Boyle jedoch erklärte sich bereit, die »Hardinge« für eine Nacht den Küstenort Scherm Habban – wo man einen geeigneten Hafen vermutete – anlaufen zu lassen und dort zwanzig Tonnen Wasser für uns an Land zu schaffen. So war die Frage erledigt.
Für den Angriff auf Wedsch boten wir Boyle eine arabische Landungsabteilung an, bestehend aus einigen hundert Harb, Dschuheina-Landvolk und Freigelassenen, unter Führung von Saleh ibn Schefia, einem jungen negerhaften Burschen, tapfer und von freundlichem Wesen, der seine Leute durch Beschwörungen und Reden ganz gut in Ordnung hielt und sich nie etwas daraus machte, wie sehr er in seiner Würde durch sie oder uns verletzt wurde. Boyle war einverstanden und beschloß, sie auch noch auf einem der Decks der vollgepfropften »Hardinge« unterzubringen. Sie, nebst der Marineabteilung, sollten nördlich der Stadt an Land gehen, wo keine türkischen Truppen zur Abwehr standen und von wo aus Wedsch und sein Hafen am besten umgangen werden konnten.
Boyle würde im ganzen sechs Schiffe zur Verfügung haben mit insgesamt fünfzig Geschützen, um die Aufmerksamkeit der Türken abzulenken; außerdem hatte er zur Beobachtung und Leitung des Feuers ein Flugzeug-Mutterschiff. Wir würden am zwanzigsten des Monats in Abu Serebat sein, am zweiundzwanzigsten in Habban, um das von der »Hardinge« gelieferte Wasser in Empfang zu nehmen; und die Landungsabteilung sollte in der Frühe des Dreiundzwanzigsten bei Wedsch an Land gehen, zu welcher Zeit unsere Reiterei alle von Wedsch abgehenden Wege gesperrt haben würde.
Die Nachrichten aus Rabegh lauteten günstig; die Türken hatten keinen Versuch gemacht, die Entblößung Janbos auszunutzen. Das war unser Glück, und als die Funksprüche Boyles uns über diese unsere größte Sorge endgültig beruhigten, hob sich unser Mut gewaltig. Abdulla stand schon dicht vor Ajis, wir selber halbwegs nach Wedsch: die Initiative der Kriegführung war auf die Araber übergegangen. Ich war so froh darüber, daß ich für einen Augenblick meine Selbstbeherrschung vergaß und begeistert ausrief, in einem Jahr würden wir an die Tore von Damaskus pochen. Ein Frosthauch der Ernüchterung ging durch das Zelt, und meine Hoffnungsfreudigkeit erstarb. Später hörte ich, daß Vickery sich Boyle gegenüber in sehr abfälliger Weise über mich als einen Aufschneider und Phantasten geäußert hätte. Mein Ausbruch war gewiß töricht; aber es war doch kein unmöglicher Traum, denn fünf Monate später war ich in Damaskus und ein Jahr danach de facto Gouverneur der Stadt.
Vickery hatte mich enttäuscht, und ich hatte ihn gereizt. Er wußte, daß ich militärisch nicht zuständig war, und hielt mich auch politisch für verdreht. Ich wußte, daß er der geschulte Soldat war, den wir für unsere Sache brauchten, aber für ihre Tragweite schien er blind zu sein. Die Araber hätten fast Schiffbruch erlitten durch diese Blindheit der europäischen Ratgeber dafür, daß Aufstand und Krieg etwas grundsätzlich Verschiedenes sind; ein Aufstand hat eher noch Merkmale des Friedens an sich – einen nationalen Streik, so könnte man ihn vielleicht nennen. Der Zusammenschluß der Semiten, eine Idee, und der Prophet mit dem Schwert bargen unbegrenzte Möglichkeiten in sich; in geschickten Händen würde die Erhebung 1918 nicht nur nach Damaskus, sondern bis nach Konstantinopel geführt haben.