Adolph Freiherr Knigge
Der Traum des Herrn Brick
Adolph Freiherr Knigge

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Achter Abschnitt

Wie allen gewaltsamen Revolutionen vorgebeugt werden könne

Wer in seinem Hause sich behaglich fühlt und kein Müßiggänger ist, pflegt sich selten um das zu bekümmern, was der Nachbar in dem Innern seines Hauswesens treibt; und ein Volk, bei welchem ein ziemlich gleich verteilter Wohlstand und dabei nützliche Tätigkeit herrschen, pflegt eben keinen leidenschaftlichen Anteil an den Begebenheiten und Gärungen in fremden Ländern zu nehmen. Die Sorge für das allgemeine Wohl geht wenig Leuten so nahe zu Herzen als die Sorge für das eigne Ich. Wer also Interesse für eine Veränderung in der Staatsverfassung empfinden soll, der muß überzeugt sein, daß seine und der Seinigen persönliche Existenz bei dieser Veränderung einen Zuwachs von Vollkommenheit erlangen würde. Die Anzahl derer, die Ruhe und Gemächlichkeit lieben und ungern rasche Schritte tun, ist unendlich größer als die der unruhigen Köpfe voll rastloser Tätigkeit. Wenig Menschen setzen gern das gewisse Gute aufs Spiel gegen das Ungewisse, wonach man mit Gefahr ringen muß. Einzelne Aufwiegler machen wenig Eindruck auf Gemüter, in denen nicht schon der Samen der Unzufriedenheit keimt; und also sind im ganzen nur gemißhandelte und gemißbrauchte Menschen zum Aufrühre geneigt oder leicht dazu zu vermögen.

Jeder irgend verständige Mensch weiß, daß man in diesem Erdenleben eine gewisse Summe von Ungemächlichkeiten und Lasten tragen muß. Von Jugend auf wird er an Aufopferungen gewöhnt, und Gewohnheit hat größere Gewalt über ihn wie alles übrige; folglich muß zu dieser Last, seinem Gefühle nach, eine unerträgliche Zugabe kommen, wenn er bewogen werden soll, zu murren und das Gewöhnte unnatürlich zu finden.

Wer nicht gewahr wird, daß es andern Leuten unter denselben Umständen besser geht als ihm, wird nicht leicht mit seinem Zustande unzufrieden werden.

Liebe und Zuneigung zu Wohltätern, Dankbarkeit für Schutz und gewährte Sicherheit, Erkenntlichkeit gegen edle und redliche Behandlung, Verehrung hervorstechender Talente und eine Art von Furcht vor überwiegender Klugheit ist allen vernünftigen Wesen von Natur eingeprägt. Nur Menschen von äußerst stürmischen Leidenschaften (und diese machen gewiß den geringern Teil des großen Haufens aus) verleugnen solche Gefühle.

Wer eine rasche, gefährliche Tat ausführen will und dazu die Mitwirkung vieler bedarf, wird nicht leicht sich ändern eröffnen und ihnen seine Pläne mitteilen, wenn er nicht gewiß überzeugt ist, daß diese von eben den Empfindungen wie er durchdrungen sind, und das setzt entweder eine allgemein gegründete Unzufriedenheit oder eine allgemeine Korruption der sittlichen Gefühle voraus – an beiden ist die Regierung schuld.

Aus diesem allen ziehen wir theoretisch folgende Schlüsse: daß Empörungen in keinem andern als in einem äußerst verderbten, in einem äußerst unglücklichen oder in einem äußerst inkonsequent regierten Staate zustande gebracht werden können. In dem erstern, weil da der größere Teil der Menschen geneigt ist, ungerecht zu handeln; in dem zweiten, weil da die Menschen, es komme, wie es wolle, nichts zu verlieren haben; und in dem dritten, weil da die Menschen weniger Gefahr fürchten, wenn auch der Anschlag mißlingen sollte.

Aber auch aus der Erfahrung läßt sich beweisen, daß nur in solchen Staaten Revolutionen auszubrechen pflegen, in welchen die Regierungen entweder ohne feste Grundsätze oder nach grausamen oder nach unmoralischen Grundsätzen gehandelt, folglich sich entweder Verachtung oder Abscheu zugezogen haben.

Peter der Große stürzte alles über den Haufen, woran seine Völker aus Vorurteil und Gewohnheit hingen. Mit der unumschränktesten Gewalt herrschte er über Leben, Stand, Vorrechte und Vermögen der Untertanen. Allein er selbst war ein großer, mutiger Mann, der Erste seiner Nation; er gab das Beispiel in aller Art von Aufopferung, Gehorsam und Tätigkeit; alle seine Einrichtungen trugen das Gepräge der Sorgfalt für das allgemeine Wohl; ihr Nutzen zeigte sich offenbar, und sein Despotismus war dem Genie des Volks und dessen Sitten angemessen – also drang er durch, und es kam keine Hauptempörung gegen ihn zustande, in einem Reiche, wo sonst der kleinste Funken das Feuer des Aufruhrs in helle Flammen auflodern macht.

Karl der Zwölfte opferte seinem unbegrenzten Ehrgeize und seinem Eigensinne das Leben und den Wohlstand seiner treuesten, besten Untertanen ohne allen Zweck auf, entvölkerte Schweden, stürzte es zu der tiefsten Stufe der Armut herab und regierte mit beispielloser Härte und Willkür – und dennoch fand er den willigsten Gehorsam, ohne Murren – warum? Weil er selbst für sich so wenig forderte und, bei allen Verirrungen jener Leidenschaften, so wenig der Sklave weichlicher Begierden und dabei so tapfer wie keiner, so unermüdet, so wachsam, so populär, so mäßig, so religiös war – kurz, weil er in hohem Grade die Tugenden besaß, für welche sein Volk Sinn hatte, und nie in solche Verirrungen fiel, welche bei diesem Volke die Bewundrung seiner Erhabenheit hätte schwächen müssen.

Und nun das Muster aller Könige, das Wunder aller Zeitalter, Friedrich der Einzige – wer herrschte unumschränkter, willkürlicher als er? Wer vertrug weniger Widerspruch? Über welches Königs Despotismus und Tyrannei haben die Ausländer lauter geschrien? – Aber auch nur Ausländer; denn in welchem Lande herrschte je ein wärmerer Enthusiasmus für einen Monarchen als in Preußen während der unvergeßlichen Regierung dieses göttlichen Mannes? Aber er respektierte das, was dem Menschen das Heiligste ist, für dessen ruhigen Besitz er gern alles übrige aufopfert – Freiheit zu denken, zu reden, zu schreiben, zu glauben und zu bekennen, was in seinem Kopfe oder in seinem Herzen ist und er wahr machen zu können meint. Ihm war nicht bange vor Meutereien, vor Aufwieglern, vor Aufklärern, vor Volksverführern. Hier in der freien Reichsstadt, in der ich lebe, würde ich es nicht wagen, über die Torheiten eines unbedeutenden kleinen Prinzen so unbefangen zu urteilen, wie man damals von dem größten Könige des Erdbodens laut in seinem Vorzimmer in Potsdam reden und über jede seiner Handlungen räsonieren durfte. Aber diese Handlungen brauchten auch nicht das Licht zu scheuen. Da saß er, ohne Leibwache, bei offnen Türen, ohne zu fürchten, daß jemand einen Anschlag auf ein Leben wagen würde, das ganz der Tätigkeit für das allgemeine Wohl gewidmet war. Sein Machtspruch bestimmte Auflagen und Abgaben, aber er verschwelgte nicht das Eigentum der Untertanen mit Buhlerinnen und Geigern und Pfeifern; alle Ausgaben waren Staatsbedürfnisse. Wie mancher reiche Privatmann im Lande lebte bequemer, üppiger, glänzender als er! Wen ohne sein Verschulden Not und Unglücksfälle zu Boden schlugen, der konnte, wenn er kein Tagedieb, sondern ein nützlicher Bürger war, sicher sein, bei ihm Rettung und Hülfe zu finden. Er ehrte das Verdienst in jedem Stande, und seine Freunde waren Menschen, denen kein vernünftiger Mann seine Achtung versagen konnte. Projektmacher, Schwärmer und andächtelnde Heuchler fanden keinen Eingang bei seiner nüchternen Vernunft. Wer arbeitete emsiger, besser, unermüdeter, pünktlicher wie er? Strenge Gerechtigkeit leitete jeden seiner Schritte, soweit menschliche Einsicht reichen kann. Nie machte seine Willkür Ausnahmen von bestimmten Gesetzen; nie verlor er seinen Hauptplan aus den Augen, der nicht verheimlicht wurde, der offen dalag, jeder Prüfung ausgestellt. Aber wer hätte auftreten mögen und sagen: ich will besser regieren als er? Wer durfte denken, er sei unerschrockner, scharfsichtiger, schneller bei dringenden Fällen, geschickter, begangne Fehler zu verbessern, wachsamer, weniger vergessend? Wer war liebenswürdiger, hinreißender, überredender, witziger als er im geselligen Umgange? Er bezahlte keine Inquisitoren, keine Lobredner und keine Spione; seine Heere beschützten sein Land, nicht seine Person; seine Sicherheit, seine Unverletzlichkeit beruhete auf seiner Tugend, auf seinem entschieden hohen Werte, auf der Reinigkeit seiner Absichten und auf der Weisheit seiner Mittel. Er ließ den Leuten nicht aus der Bibel beweisen, daß sie ihm gehorchen müßten, sondern erregte den Willen in ihnen, gern zu tun, was er befahl, weil sie seiner Weisheit trauen durften. Und hätte er tausend Jahre regiert und hätten um ihn her unzählige Volksaufklärer und Freiheitsapostel über die Rechte der Menschheit, über die Befugnisse, sich frei zu machen, über die Gleichheit der Stände und gegen Kirchensysteme geschrieben, nie hätten seine Untertanen sich zum Aufruhre bewegen lassen; denn sie fühlten sich – die Unvollkommenheit aller menschlichen Anstalten abgerechnet – glücklicher, sichrer, freier als irgendein andres Volk.

Fragt man, warum die Regierung des edeln Kaisers Joseph, dessen Hauptaugenmerk doch gewiß auch nur das allgemeine Wohl und das Glück seiner Völker war, dennoch durch innerliche Gärungen bezeichnet wurde, so wird es nicht schwer, die Antwort zu finden, wenn man einen Blick auf das Bild wirft, welches ich von des großen Friedrichs Regierung entworfen habe. Grade der Mangel an jener Konsequenz in allen, auch den geringsten Schritten des unsterblichen Königs und an der nie aus den Augen gesetzten Rücksicht auf den Grad der Kultur seines Volks hinderte den für alles Edle und Große so eifrigen Kaiser in Ausführung des Guten; und so konnte denn der Erfolg der Reinigkeit seiner Zwecke nicht entsprechen.

»Aber«, wird man mir einwenden, »sind denn nie Empörungen ausgebrochen gegen die weisesten und besten Regenten? Ist nicht der vortreffliche Heinrich der Vierte das Opfer einer solchen Verschwörung gewesen?« Freilich! und wer leugnet denn auch, daß falscher Religionseifer gegen gute Fürsten eine Mörderhand bewaffnen könne? Aber Königsmord ist ja nicht Umwälzung eines Regierungssystems, und vielleicht

könnte man denen, welche der zunehmenden Aufklärung den Vorwurf machen, sie richte Verwirrungen in den Staaten an, grade die Erfahrung entgegensetzen, daß wir Beispiele von solchen Freveln nur da finden, wo der Fanatismus herrschte und die Aufklärung ihr wohltätiges Licht noch nicht verbreitet hatte.

Und wenn denn in keinem Lande gewaltsame Umkehrungen zu befürchten sind, wo die Regierung edel und konsequent handelt, welche herrliche Aussichten von Ruhe und Wohlstand haben wir nicht in Teutschland vor uns? – in Teutschland, wo soviel gute Fürsten den besten Willen, ihre Mitbürger glücklich und froh zu machen, mit erhabnen Vorzügen des Geistes verbinden und wo die, welche etwa noch durch fehlerhafte Erziehung und böse Ratgeber irregeleitet sind, auch bald durch gutes Beispiel, durch die allgemeine Stimme, durch ernsthafte Betrachtungen über die französische Revolution und, welches denn auch nicht schaden kann, durch Furcht von ihren Vorurteilen, Irrtümern und falschen Grundsätzen zurückkommen und einsehn lernen werden, daß ihr Interesse und das Interesse des Volks nur eines ist?

Reichet also selbst die Hände zur nötigen Verbesserung, ihr Regenten, weil es noch Zeit ist! Entsaget den elenden und kostspieligen Kindereien, worin so manche von euch ihren Ruhm, ihre Hoheit, ihren Glanz suchen! Was kann armseliger sein als eure Zirkel von hirnlosen, müßigen Hofschranzen? Versammelt doch um euch her – Männer, keine Affen! Männer mit Kopf und Herz, die euch die Wahrheit nicht verhehlen! Was kann unnützer sein als eure herausgeputzten Puppen, die ihr Soldaten nennt, mit denen ihr, die ihr vor allen feindlichen Anfällen sicher seid, mitten im Frieden den Krieg spielt und denen der Hunger und die Sehnsucht nach ihren väterlichen Hütten aus den Augen blicken? Was kann geschmackloser sein als eure Feste, eure Cour- und Gala-Tage, an denen kein Herz teilnimmt, wo ihr dem Zwange und der Langeweile Stunden opfert, die ihr so nützlich, so segenvoll, so selig verleben könntet?

Gebet euren Untertanen das erste Beispiel in aller Art Tugend und Ehrerbietung gegen natürliche und konventionelle Gesetze, in Mäßigkeit, Arbeitsamkeit, Treue, Wahrheit und Häuslichkeit! Respektieret das echte Verdienst; zeiget Abscheu gegen Ränke und Kabalen, gegen Ausspäher und Anbringer und suchet das moralische Gefühl eurer Mitbürger zu veredeln!

Machet euch nicht zu Nachahmern, zu Dienern, zu Sklaven fremder Fürsten, indes ihr selbst zu Hause den Genuß der süßesten Herrschaft, der väterlichen Herrschaft über vernünftige und freie Menschen, die euch lieben, in vollem Maße schmecken könnt!

Entsaget der törichten Eroberungssucht und überzeuget euch, daß hundert Menschen glücklich und froh zu machen unendlich ehrenvoller sei, als Millionen mit Gewalt an das verhaßte Joch des Despotismus zu binden!

Verschanzet euch nicht in euren langweiligen Residenzen gegen den armen, durch die Unterdespoten gemißhandelten Landmann, der euch gern seine Not klagen möchte! Reiset in die Provinzen; sehet mit eignen Augen, höret mit eignen Ohren und verlasset euch nicht auf die Berichte derer, die euch die Augen verbinden!

Ehret alle nützlichen Stände und leidet nicht, daß sich gewisse Klassen privilegiert glauben, durch Hochmut, Unwissenheit und Müßiggang sich über fleißige und bessere Menschen zu erheben! Verbannet auf immer den Wahn, daß Verdienste, persönliche Vorzüge und das Recht auf Ehrenstellen und Staatsbedienungen vererbt und angeboren werden können!

Glaubet den schmeichlerischen Buben nicht, die euch für Statthalter Gottes, ja für Halbgötter ausgeben, den Heuchlern, die euch wahrheitsliebende Leute verdächtig machen wollen! Sie zittern aus Furcht, entlarvt zu werden, und hinter eure Majestät wollen sie sich verkriechen, damit man ihre Schelmenstücke nicht an den Tag bringe. Sie dürfen den bessern Mann nicht aufkommen lassen, damit ihr das wahre Verdienst nicht kennenlernet und sie nicht ihr Ansehn verlieren.

Ehret den Mann und danket ihm, der euch bittre Arzeneien gibt! Wer euch sagt, daß ihr die ersten Diener des Staats seid, daß ihr eure Macht aus den Händen des Volks erhalten habt (ein Satz, den der gute Kaiser Joseph selbst öffentlich bekannte), der meint es redlicher mit Befestigung eures Throns, der ist ein treuerer Diener als eure kriechende Sklaven. Jenen ist der Stellvertreter der Nation heilig, diese würden euch noch heute verlassen, wenn ein andrer Tyrann euch die Krone vom Haupte risse.

Rücket mit fort in der Kultur; leset die Werke der Geschichtschreiber und Philosophen, damit nicht unerwartet Wahrheiten in Kurs kommen, worauf ihr nicht vorbereitet seid, an deren Mißbrauch, wenn ein solcher Mißbrauch zu fürchten wäre, niemand schuld sein würde als ihr, berufene Erzieher des Volks!

Allein glaubet nicht, daß man durch Zwangsmittel und Edikte Meinungen lenken und Aufklärung hindern könne! Erlaubet immer, daß jedermann laut rede, und seid versichert, daß niemand weniger zu fürchten ist als der Schwätzer! Je mehr die Menschen plaudern, desto weniger handeln sie. Widerstand reizt, Einschränkungen erbittern. Verbote von der Art sind das sicherste Kennzeichen einer schwachen Regierung, erwecken den sehr gegründeten Verdacht, daß eure Schritte nicht sicher sind, daß eure Grundsätze das Licht scheuen. Was nicht in Teutschland gedruckt werden darf, wird auswärts verlegt, und was nicht öffentlich genossen werden darf, wird heimlich um desto gieriger verschlungen. Wenn die allgemeine Meinung zu eurem Vorteile spricht, wenn soviel Herzen von Liebe und Verehrung für euch erfüllt sind, wenn man euren guten Willen sieht und euren Einsichten trauet, was kümmert euch dann das Geschrei einzelner Schwindelköpfe? Und ist das nicht der Fall, so gebet die Rolle ab, die ihr nicht zu spielen verstehet! Wenn die Wahrheit reift, so trägt sie ihre Frucht, und alle Welt sieht, daß von dem Baume gut zu essen und daß er lieblich anzuschaun ist. Dann seid weise und stellet euch an die Spitze der Aufleser, damit es fein ordentlich dabei hergehe! Verbietet ihr die Frucht, so fallen sie euch bei Nacht und Nebel darüber her, und wer ist dann schuld an der Verwirrung und an den blutigen Köpfen?

Fühlt ihr nun die Notwendigkeit, bald eure Systeme, eure Maximen, eure Verfassung zu ändern (und wer von euch sollte die nicht fühlen?), murrt sogar schon heimlich euer Volk, so berufet die Landesstände; berufet frei gewählte Repräsentanten aus allen Klassen der Bürger; leget ihnen eure Wünsche, eure Klagen, eure guten Entschlüsse vor; überleget gemeinschaftlich mit ihnen, wie zu helfen sei; verheimlichet ihnen nichts! Ihr seid ihnen Rechenschaft schuldig; gebet sie freiwillig, ehe man sie euch abnötigt! Sie werden euch das zum Verdienste anrechnen, und ihr gewinnt dadurch an Macht und an Würde. Entwerfet bestimmte Gesetze, die dem Genius des Zeitalters angemessen sind, und entsaget aller willkürlichen Gewalt, die niemand verantwortlich sein will! Oh! versuchet es und glaubet, ihr werdet euch glücklicher und größer dabei fühlen als jetzt. Aber eure Wesire, eure Paschas, die sind es, die euch dahin nicht kommen lassen wollen – trauet ihnen nicht!

Ich bin ein schlichter Mann, freilich ehemals bei des Kaisers von Abyssinien Majestät kein unbedeutendes Subjekt gewesen, aber jetzt Notarius caesarius publicus in Bopfingen, und nichts weiter. Meinetwegen könnte es also wohl noch so bunt in der Welt hergehn; ich verlöre nichts dabei. Aber ich denke immer, ich müßte doch auch so meine unmaßgebliche Meinung sagen zu dem heutigen Revolutionswesen. Quaeritur: ob ihr dieses mein opusculum lesen werdet? – Das steht nun freilich dahin; indessen dixi, et liberavi animam meam.


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