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Da ich den ersten Teil dieses Buchs mit der Nachricht von meiner Abreise aus Gondar beschlossen habe, so werden nun wohl die Leser sich zum voraus vor einer weitläuftigen Reisebeschreibung fürchten oder (wie denn der Geschmack sehr verschieden ist) sich zum Teil darauf freuen. Soviel möglich, möchte ich gern beiden Parteien gefallen; ich will daher zwar einige Nachrichten von demjenigen, was uns bis zu unsrer Ankunft in Hessen begegnet ist, aus meinem Tagebuche auszeichnen, sie aber mit einer ausführlichen Reisebeschreibung verschonen.
Der Weg, welchen ich mit dem Kronprinzen und unserm ganzen Gefolge machen sollte, war mir folgendermaßen vorgeschrieben: Wir reiseten zu Lande durch einen großen Teil des abyssinischen Reichs, um den Thronfolger den getreuen Untertanen zur Schau auszustellen. Da wurden dann in Städten und Dörfern Ehrenpforten ohne Zahl errichtet und Reden gehalten und Gedichte überreicht; der arme Handwerksmann holte seinen kleinen Geldbeutel hervor, gab die Hälfte daraus dem drohenden Kontributionseinnehmer hin und kaufte für die andre Hälfte ein paar Lichter, womit er seine Fenster erleuchtete, hinter welchen er mit hungrigem Magen stand und sich die Tränen trocknete, als wir in einem prächtigen Zuge auf Elefanten und Kamelen durch die Gassen zogen.
Wir hatten auf der Reise gewaltig viel von der Hitze auszustehen, besonders unter der Linie. Gegen Ende des Maimonats erreichten wir die Grenze von Unter- Guinea. Man hat in diesen Gegenden vom April an bis zum September, in welchem der Sommer eintritt, fast immer Regenwetter; das verleidete uns ein wenig das Vergnügen der Reise, doch da es unsre Absicht war, die Könige dieses Landes zu besuchen, so hatten wir Gelegenheit, uns von Zeit zu Zeit von den Beschwerlichkeiten des Wegs auszuruhen, und an den Höfen findet man ja stets dasselbe Wetter.
Wir hielten uns einige Tage in der Residenz des Monarchen von Loango auf. Er war aber ein gar wunderlicher Herr, der uns wenig Gastfreundschaft erzeigte. Nach den Landesgesetzen darf, bei Todesstrafe, niemand ihn speisen sehen; wir wurden also an besondern Tafeln, und zwar ziemlich mager, bewirtet. Bei den Audienzen redete der König nicht ein einziges Wort, weswegen ihn dann das Volk für einen sehr weisen Herrn hielt und ihm göttliche Verehrung bezeugte. Man wollte uns zumuten, die Füße dieses gekrönten Sterblichen zu küssen. Da hiervon nichts in meiner Instruktion stand und ich es abgeschmackt fand, diese ekelhafte und lächerliche Unterwürfigkeit einem Erdensohne zu beweisen, so vergingen vier Tage mit Forderungen von seiner und Protestationen von unsrer Seite. Unser Hofnarr war der einzige, der sich aus Scherz entschloß, dem Könige einmal den Fuß zu küssen, da er dann zu einer Audienz zugelassen und mit einem Ordensbande beschenkt wurde. Übrigens reiseten wir ziemlich unzufrieden und ohne Abschied zu nehmen von dannen.
Den Hof in Kongo fanden wir viel glänzender und geselliger. Der König und die ersten Kronbedienten, Edelleute und Ritter waren prächtig in Gold und Seide gekleidet, trugen weiße Halbstiefel und große Mützen. Man bewies uns ausgezeichnete Höflichkeit, die uns viel Langeweile machte und uns prächtige Geschenke an die hungrigen, schlecht besoldeten Hofleute kostete. Die Einwohner in Kongo waren indessen sehr artig und gesittet; wir fanden viel katholische Christen unter ihnen; sogar der ganze Hof war der römischen Kirche zugetan. Bei Gelegenheit, da wir einige in diesem Reiche von den Portugiesen angelegte Festungen besahen, hatte ich viel Mühe, dem Prinzen das Recht zu beweisen, das die Europäer hätten, in allen Gegenden des Erdbodens, ohne gutwillige Erlaubnis der Einwohner, sich niederzulassen, Besitz von Grundstücken zu nehmen und mit den Produkten des Landes zu ihrem Vorteile zu wuchern.
In Angola gefielen mir die Orang-Utan vorzüglich wohl. Man konnte sie kaum von den übrigen Hofleuten unterscheiden; denn auch das in der Naturgeschichte angegebne Kennzeichen, daß sie keine Waden und keine Hinterbacken haben, paßte ebensowohl auf die dortigen Kammerjunker. Es ist aber jene Affenart mehr in Kongo als in Angola einheimisch.
Übrigens ist ganz Unter-Guinea ein fruchtbares, reiches und angenehmes Land.
Bei der Insel Loanda bestiegen wir ein portugiesisches Schiff und fuhren damit, ohne große Widerwärtigkeiten, nachdem wir zum zweitenmal den Äquator durchschnitten hatten, Cabo Verde vorbei bis Lissabon. Da es nun unser Zweck nicht war, uns in andern europäischen Reichen lange aufzuhalten, so suchte ich sogleich ein Schiff auf, das nach Deutschland segeln wollte, verdung uns sämtlich mit unsern Päckereien darauf und kam, nach einer ziemlich beschwerlichen Reise, in Hamburg im Hafen an.