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V

Wir hatten ganze fünf Schritte zu gehen, aber Yann handhabte sein Bambusstöckchen, als ob er im Bois de Boulogne lustwandle.

Im Grandhotel ging es schon laut her. Die Fischer schwangen die Gläser in den steifen Händen, sie sprachen wie Fässer und Röhren, stießen sich gutmütig mit den Fäusten und spritzten einander ganze Duschen von Schnaps ins Gesicht, wenn sie in Gelächter ausbrachen. Alles war in Bewegung, nur Chikel, die Hundeseele, rührte sich nicht. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt nicht mitzumachen. Den bandagierten Fuß auf einem Stuhl, saß er in der Ecke und spielte Domino mit einem unsichtbaren Gegner. Sein Kopf war verbunden und nur ein kleines Auge bewegte sich hinter dem Verband, wie ein kleines glänzendes Tier in einem dunklen Käfig.

»Hallo, Chikel, neulich war dein Arm verbunden und heute bist du ganz eingewickelt?«

Yann aber sagte nichts, er postierte sich vor Chikel auf und lachte unverschämt.

»Das sind die Folgen meiner schlechten Aufführung,« erwiderte Chikel mit einem scheuen Achselzucken und schob mit der zarten schmutzigen Hand die Dominosteine. Madame Chikel aber rief von der Bar herüber, daß man ihrem Lumpen keinen Sou in die Hand geben solle. Heute nacht hatte ihr Lump die Bretter der Bettstatt durchgesägt, so daß sie durchkrachte. »O, was für eine erbärmliche Kanaille!«

Hier Pfiff Chikel vor boshaftem Vergnügen wie eine Maus, aber augenblicklich schwieg er wieder still, da seine Gattin eine Gebärde machte.

Der Reigen war zu Ende und die Hochzeitsgesellschaft füllte die kleine Bar. Das eigentliche Fest begann. Die Bar wurde unter eau de vie gesetzt. Man schrie und betrank sich, Männer und Frauen. Ein Dudelsack winzelte und man tanzte. Es war eine Art Schottisch, aber die Hauptsache dabei war, daß man gehörig mit den Holzschuhen stampfte. Das Grandhotel tobte wie das Innere einer großen Trommel, auf die ein Rasender mit Prügeln losschlägt. Ganze Wolken von Staub stiegen von den Dielen auf.

Rosseherre kam in meine Nähe und ich trat an sie heran und bat sie um einen Tanz.

Ihr kleines Gesicht war mit einer sonderbaren Röte bedeckt, als sei es mit Ziegelmehl gepudert. Sie lachte mich an. Ihr Gebiß blitzte. Sie sagte nichts.

»Nun, Rosseherre? Willst du nicht?«

Rosseherre schüttelte den Kopf und lachte wieder. Sie war verlegen.

»Schön.« Ich wandte mich ab und kehrte zu Yann zurück um einen geeigneteren Zeitpunkt für eine Annäherung abzuwarten.

Yann amüsierte sich prächtig. Er saß in einer Ecke, trank, applizierte den Tänzern kleine Fußtritte in die Kniekehle und kniff die Frauen. Ho! Ho! Ho! Und wie er dabei lachte! Schließlich stach er sich die Hand an seiner Krawattennadel blutig, und augenblicklich riß er Binde und Kragen ab und zerstampfte wütend diese Anhängsel der Zivilisation. Nun fühlte er sich wieder Mensch, und es war merkwürdig, er trank jetzt zweimal so rasch.

Da gab es einen kleinen Zwischenfall. Jean Louis, den sie den »Meerkönig« nannten, ein kleiner weißhaariger Greis, sank lautlos in sich zusammen. Man trug ihn hinaus und legte ihn vor das Haus.

Rosseherre trat zu Yann. »Großvater liegt vor der Tür,« sagte sie etwas beunruhigt.

Yann lachte. »Nun, und was weiter?« fragte er. »Glaubst du, jemand wird kommen und ihn stehlen?«

Rosseherre lächelte. Nein, nun war sie beruhigt. Yann reichte ihr generös sein Glas.

»Das hier ist mein Freund!« schrie er und deutete auf mich. »Umarme ihn, vorwärts!«

Das kam Rosseherre sehr komisch vor.

»Wir kennen uns schon,« sagte ich, indem ich ihr die Hand reichte und in die Augen sah, »aber Rosseherre will nichts mit mir zu tun haben, sie ist zu stolz.«

»Stolz? O, ich bin gar nicht stolz!« rief Rosseherre singend aus und rückte verlegen an der Haube.

»Aber doch willst du nicht mit mir tanzen, Rosseherre!«

Sie lachte.

»Tanze mit ihm, tanze sofort mit ihm, er ist mein Freund,« schrie Yann. »Tanze mit ihm!« Das wiederholte er hundertmal, bis Rosseherre einwilligte.

Ich stampfte im Kreise wie die andern, Rosseherre im Arm. Sie war leicht und schmal und ihre Haare fielen weich über meine Hand.

»Du bist wohl drüben an der Küste gewesen, Rosseherre?«

Ach, nein, sie war nicht auf der großen Erde, sie war nur auf der Insel Molen.

»Heute in der Kirche sahst du so hübsch aus, Rosseherre. Wie eine kleine Madonna. Du hast mir gefallen, bei Gott!« sagte ich und zog sie an mich.

Rosseherre sträubte sich nicht; sie lächelte und sah flüchtig zu mir empor.

Sie hatte viele Sommersprossen, besonders unter den Augen. Ihr Mund war voll und weich, ein Mund, der sich beim Kusse ganz ergibt. Sie hatte fast gar keine Brauen. Kindlich und unentwickelt war ihr Gesicht, trotz der merkwürdigen, alten Augen. Auf ihrer niedrigen, eigensinnigen Stirn waren die Linien vieler Falten zu sehen, wie bei allen Mädchen der Insel und selbst bei Kindern. Denn in die grausame Helle des weiten Himmels konnte man nur mit zusammengezogenen Brauen blicken.

Wir wurden langsam in der Runde geschoben. So oft wir an Yann vorbeikamen, stach er nach uns mit seinem Bambusstöckchen. Dann war der Tanz zu Ende.

Rosseherre war erhitzt und trocknete sich die Stirn mit dem Ärmel. Ich zog ein kleines, blaues Tuch aus der Tasche und reichte es ihr.

»Ein hübsches Foulard!« rief sie aus.

Yann prüfte fachmännisch das Gewebe.

»Prima!« sagte er.

Ich faltete das Tuch zusammen und legte es in Rosseherres kleine braune Hand.

»Nun?«

»Behalte es, wenn du willst, Rosseherre. Ich brauche es nicht.«

Rosseherre sah mich ungläubig an.

»Nun, so nimm es doch, Rosseherre!« schrie Yann. »Er ist mein Freund!«

Rosseherre sah mich dankbar an. » Merci!« sagte sie leise und lächelte. Sie betrachtete das Tuch nochmals von allen Seiten. »Wo hast du es gekauft? – In Paris!?« Das konnte Rosseherre kaum fassen. Dann beugte sie sich über meine Hand und studierte die Ringe. »Wie hübsch sie sind, Yann, sieh doch!« Ich nahm die Ringe ab und sie streifte sie über die Finger. Sie hielt sie gegen das Licht, damit sie glänzten, und ihre Augen waren voll verliebter Gier.

Nun aber mußte Yann sein Gutachten abgeben. Er zog ein derbes Messer aus der Tasche hinten, schabte vorsichtig daran und ritzte die Steine. Zuletzt spie er etwas darauf und polierte sie am Ärmel.

»Echt!« sagte er.

Rosseherre war durstig und wollte gerne Cidre haben. »Also, Cidre, Patronne! Im Namen der Hölle, rasch, sechs Flaschen!«

Yann prüfte ihn. Er roch, leckte, zerpreßte einen kleinen Schluck auf der Zunge und je weiter seine Untersuchung vorschritt, desto strahlender wurde seine Miene. Das war ein Cidre ...! Auch Rosseherre und ich mußten daran riechen, Yann zwinkerte vielsagend und überhäufte im nächsten Augenblick Madame Chikel mit den wüstesten Vorwürfen, uns so etwas für diesen Preis vorzusetzen. Madame Chikel war gezwungen den Preis um einen Sou pro Flasche nachzulassen, ob sie wollte oder nicht. Nun war Yann glücklich.

»Ich tue das immer,« sagte er, »das sind ja lauter Diebe, diese Leute auf der Insel. Selbst die Priester sind Diebe hier.« Dann zeigte er mir, wie man Cidre zu trinken habe. »Nicht schlucken, um Gottes willen nicht schlucken – so – einfach hinablaufen lassen. Durchs Schlucken verliert der Cidre vollkommen seine Blume, seine Seele. Aber wenn man getrunken hat, muß man die Zunge gegen den Gaumen pressen, das prickelt angenehm. So!«

Plötzlich schwang Yann seinen Fuß rasch unterm Tisch. »Ich wollte nur sehen, ob ihr zwei – haha!«

Wir unterhielten uns ausgezeichnet. Auch Poupoul. Es schien, als ob die Erinnerung an seine besten Zeiten in ihm erwache. Er lächelte. Einigemal wandte er mit großer Geschicklichkeit seinen Rattenfallentrick an, der darin bestand, daß er die Zähne um ein Bein schlug und festhielt ohne zu beißen.

Die schwarze Jeanette stand lächelnd neben uns und sah mit verlangenden Augen zu, wie wir tafelten.

»Hole dir ein Glas, Jeanette!« rief ich ihr zu.

Aber da wurde Rosseherre purpurrot im Gesicht.

»Nun, ein Glas Cidre mag sie wohl haben?«

Yann sagte: »Sie ist Rosseherres Feindin.«

»Ach so!«

Da stand Jeanette mit dem Glas in der Hand. Yann sah sie an und lächelte verächtlich.

»Du hast dir das Glas geholt?« fragte er spöttisch. »Nun, trag es wieder hübsch zurück. Ho! Ho! Ho!«

Und Jeanette öffnete verblüfft den Mund, lachte laut und herzlich und trug das Glas zurück.

Sie tröstete sich rasch. Ein kleiner stiernackiger Seemann hatte den Arm um sie gelegt und sie ging mit ihm hinaus. Unter der Türe sah sie lachend zu uns her und zeigte die Zähne.

»Siehst du,« sagte Yann, »da geht sie hinaus, sie schämt sich gar nicht.«

Die Bar tobte. Man hätte hier einen Dampfhammer arbeiten lassen können, niemand hätte ihn gehört. Ha! Ha! Ha! Hoo! Es entstanden heulende Schwingungen infolge des Getöses und zuweilen schien es, als fliege das Grandhotel durch die Luft. Diese stillen, schweigsamen Leute, die in der Einsamkeit der Wogen beim Rauschen des Meeres arbeiteten, brüllten heute für ein ganzes Jahr. In der Ecke stand einer, den Kopf gegen die Wand gelehnt, die Augen verzückt geschlossen, und riß das Maul auf und schrie sinnlos heraus.

Die Köpfe dampften, die Arme wirbelten. Die Augen glühten wie geschmolzenes Blei in den brandroten Gesichtern. Die Frauen kreischten und quiekten. Es herrschte eine Betrunkenheit, die in Europa längst ausgestorben ist. Nur Chikel saß in seinem Winkel und spielte Domino.

Ich muß gestehen, daß ich mich hier zu Hause fühlte. Ich liebe sittsame Gesellschaften nicht. Zuweilen staut sich die Luft in meinen Lungen und dann macht es mir Vergnügen zu brüllen. Die überschüssige Kraft zuckt in meinen Muskeln und sie werden plötzlich hart wie Stein, und dann ist es hübsch einen Teller in Stücke zu schlagen. Siehst du! Wenn mich in guter Gesellschaft ein Idiot langweilt, so muß ich dazu lächeln, hier aber kann ich ihm sofort sagen, daß er in die Hölle fahren möge. Ja, bitte! Hier konnte man auch trinken, ohne sofort als Pavian zu gelten und tausend gestreckte Meilen Abstand zwischen sich und seine Umgebung zu legen.

Ha! Ha! Ha! Hooo!

Kedril hat allen Grund mit seiner Hochzeit zufrieden zu sein. Und er war es. In eine Wolke von Alkohol eingehüllt, mit Gespensteraugen, ging er mit einer Flasche in der Hand umher, wie ein Sprengwagen. Und dazu sprach dieser Mann eine vollkommen neue Sprache! Hatte sich der Geist eines Höhlenbewohners Chikels Seele bemächtigt und ritt sie?

»Was zum Teufel redet er denn?«

Yann wußte es. »Die Mondsprache,« sagte er und begann eine Unterhaltung in diesem Idiom mit Kedril. Kedril war entzückt, er verstand, er antwortete. Ich aber war Ausländer, Kedril sah das ein.

»Wo steckt denn deine Frau, Kedril?«

»Frau? Frau? Frau?« Kedril tanzte mit der Flasche. O, er hatte ganz vergessen –

»Wie schön der Priester heute gesprochen hat, wie?« fuhr er fort. »Du sollst dich nicht vollsaufen, hahaha, so schön, so rührend hat er gesprochen. Morgen passiert die ‚ Lady of Ireland‘, morgen abend, wirst du mitkommen? Eine Spazierfahrt. Ja, sagte ich, mein kleines Haifischchen –« Er erzählte verworren von seinem Haifisch, den er im vorigen Sommer gefangen hatte. »Mein kleiner Haifisch, ich sehe ihn, er marschiert daher, komm heran, mein Kleiner, mit deinen hübschen Zähnchen – keine Angst, gib mit die Ehre.« Es sah aus, als habe er ihn mit der Hand gefangen und an den Zähnen herausgezogen – ekelhaft!

»O Kedril, Pilot Nummer Eins, Haifischfänger, ich sage dir, mein Bruder, dieser Haifisch, der dich berühmt gemacht hat, war dein Verderben. Du warst der ordentlichste Mann der Insel, jetzt geht es dahin mit dir. Du hast geheiratet, wirst Kinder zeugen, Hydrocephalen, du wirst dein Boot vertrinken und deine Frau wird dich windelweich hauen. Es gibt kein Zurück mehr.«

Kedril war gerührt über meine Ansprache. Er umarmte und küßte mich. »Dank, mein Freund, du meinst es gut mit mir!«

Ich drückte ihm verstohlen ein Fünffrankenstück in die Hand. »Es soll lustig hergehen auf deiner Hochzeit, Pilot.«

Kedril prüfte die Münze zwischen den hölzernen Fingern und bohrte sich mit der Flasche in die Mauer von Rücken, die die Bar umgab.

Eine neue Epoche des Festes begann. Sie charakterisierte sich dadurch, daß es in allen Ecken klirrte und kurze Streitigkeiten aufflackerten. Sie wurden in triefender Sentimentalität ertränkt. Die beiden Papageien, die man hereingenommen hatte, turnten auf ihrer Stange und schrien begeistert.

»Und nun spiele!« rief Yann. »Du hast doch die Flöte dabei?«

»Jawohl!«

»So spiele uns etwas.«

Ich nahm die Flöte aus der Tasche, feuchtete die Lippen an und ließ die Finger über die Löcher galoppieren. Und meine kleine Flöte sang:

Freut eu–ich des Lebens, weil no–och das Lä–ämpchen glüht –

Pflücke–et die Rose, eh’ sie–ie verblüht – –

Hoho! Bravo! Bis – bis!

Und wieder sang meine kleine Flöte:

Freut eu–ich des Lebens ...

Der Dudelsack winselte und die Holzschuhe stampften.

Da war auch die schwarze Jeanette wieder. Sie stand mit einem jungen Fischer und sah zu uns her.

»Da ist sie wieder!« sagte Yann verächtlich.

Wirklich, sie schämte sich nicht im geringsten.

Ich tanzte immerfort mit Rosseherre.

»Tanzt nur, tanzt nur!« schrie Yann. Nun, wir tanzten. Wir wurden gequetscht und getreten, aber es war schön. Rosseherres kleine Brust atmete erregt. Ihr Gesicht war rot vom Cidre. So oft ich sie an mich zog, sah sie zu mir empor und lachte mich an. Martina zupfte mich am Arm und sagte: Hallo! Aber ich beachtete sie gar nicht. Es gab hier einige Mädchen, die mir großes Entgegenkommen zeigten, aber was waren sie gegen Rosseherre? Sie hatten alle dicke Bäuche, als ob sie guter Hoffnung wären, Rosseherre dagegen, ha!

»Vielleicht werde ich dir einmal einen meiner Ringe schenken, Rosseherre,« sagte ich ihr ins Ohr. Wie hübsch ihre kleine weiße Haube war, und ihr Mieder war mit einem halben Hundert farbiger Nadeln zugesteckt.

Plötzlich aber tanzte etwas durch die Luft, tanzte und tanzte mir mitten auf die Stirn. Ein Weinglas. Ich bekam einen kleinen Riß in die Haut und blutete. Ich richtete mich auf. Im Falle es auf der Insel Sitte sein sollte mit Gläsern zu werfen, diese Sitte machte ich nicht mit, nein, merci!

»Wer hat geworfen?« schrie ich. Rosseherre zupfte mich am Arm und ich verstand.

Es war Yann. Er lachte, und in seinen hellblauen Kinderäuglein sah ich gerade den letzten Funken Zorn erlöschen.

Deine letzte Stunde ist gekommen, kleiner Kapitän. Alle Kalenderheiligen können dich nicht mehr retten!

»Hehe!« lachte Yann und wand sich. »Du wirst doch nicht! Hehehe, ihr sollt endlich aufhören zu tanzen.«

»Er blutet ja,« sagte Rosseherre und reichte mir das kleine Tuch, das ich ihr geschenkt hatte.

Das beruhigte mich augenblicklich. Yann genoß ja mildernde Umstände, das Leben sollte ihm noch einmal geschenkt sein. Meine gute Stimmung kehrte zurück, denn war es nicht rührend, da stand Rosseherre mit dem Tuch in der Hand. Meine Seele, über die eben ein Taifun dahinwirbelte, lag spiegelglatt da. Ich lachte. Ja, man muß lachen über ein Rindvieh deines Kalibers, Yann! Ich bedauerte ihn sogar ein wenig. Er hatte zwei kolossale strategische Fehler gemacht. Erstens hatte er mir durch den voreilig abgefeuerten Schuß seine Stellung verraten, und zweitens hatte er Rosseherre gezeigt, daß er eifersüchtig war. Und das war der schlimmere Fehler.

Yann stand auf und legte die Hand feierlich aufs Herz. Seine treuen Kinderaugen standen voller Tränen. »Ich wollte ja nur ein wenig werfen, ein wenig, mein Freund.«

Ich reichte ihm die Hand. Auch ich hatte Tränen in den Augen. Wir umarmten und küßten uns wie es sich gehört, und somit war die Sache erledigt.

Rosseherre aber stand stumm da und ihre niedrige Stirn war in tausend kleine Falten gekräuselt, wie das Meer, wenn es zu wehen anfängt.

Ich wusch die Schramme mit Cidre aus und bestellte Wein. »Wir wollen Dampf aufsetzen! Rosseherre lache!«

Rosseherre lächelte.

Nun war alles in Ordnung.

Es schien mir nur recht und billig, daß ich mich für Kedrils Einladung revanchierte, indem ich etwas ganz Außerordentliches zur Erhöhung des Festes beisteuerte. Infolgedessen gab ich einen Cakewalk zum besten. Ich hämmerte mit den Absätzen darauf los – hang it all

Da was no ha’r on de top of his haid

De place whar de ha’r ought to grow!

An he had no teef fo’ to eat de hoe-cake

So he had to let de hoe-cake go!

Hang up de fiddle ad de bo-oo-ow –

O-oo-ooh! Hahaha! Was war das für ein Erfolg!

Poupoul umkreiste mich kläffend, er fürchtete um meinen Verstand.

Take down de shovel and de hoe –

Kedril dankte mir gerührt. Dann stotterte er, daß Madame Chikel nichts auf Borg gäbe, und ich suchte meine Franken zusammen. Keinen Dank, Kedril, wegen Aufgabe des Geschäfts wird das Lager verschleudert.

Eine neue, glänzendere Epoche des Festes begann. Rosseherre aber tanzte nicht mehr mit mir.


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