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Wie Peter der Starrköpfige sich beim Antritt seines Amtes mit den Ratzen und Spinnweben herumtrieb und gefährliche Mißgriffe in den Berührungen mit den Amphictyonen beging.
Die ersten Schritte des großen Peter, als er die Zügel der Regierung ergriff, entfalteten die Großartigkeit seines Geistes, obgleich sie nicht wenig Erstaunen und Unbehaglichkeit bei den Bewohnern von Manhattan erweckten. Die Widerspruchsgeister, die sich unter der vorigen Regierung gebildet hatten, ward er nämlich sehr bald müde, entließ das aufrührerische Cabinet Wilhelms des Eigensinnigen und bildete sich ein neues aus jenen fetten, schläfrigen, respectabeln Familien, die unter der friedlichen Herrschaft Walters des Zweiflers geblüht und geschlummert hatten. Allen diesen Männern gab er lange Pfeifen im Ueberfluß und viele Standesmahlzeiten, indem er sie ermahnte, für das Wohl der Nation zu rauchen, zu essen und zu schlafen, während er die Bürde der Regierung auf seine Schultern nahm – eine Einrichtung, womit sich Alle herzlich zufrieden bezeigten.
Aber hierbei stand er nicht still, sondern er machte einen gräulichen Umsturz unter den Erfindungen und Mitteln seines gelehrten Vorgängers, indem er dessen Flaggen und Windmühlen umwarf, die wie mächtige Riesen die Wälle von Neu-Amsterdam bewachten, ganze Batterien von Katzenköpfen zum Duyvel jagte – die Patent-Galgen umriß, wo die Vagabunden an Schmachtriemen hingen, kurz das ganze philosophische, öconomische und Windmühlen-System des unsterblichen Weisen von Saardam über den Haufen warf.
Das ehrliche Völkchen von Neu-Amsterdam begann nun für das Schicksal seines Ritters ohne Tadel, Anton des Trompeters, zu erzittern, der durch seinen Backenbart und seine Trompete gewaltige Gunst in den Augen der Weiber erlangt hatte. Peter der Starrköpfige ließ ihn vor sich kommen, und nachdem er ihn einen Augenblick vom Kopf bis zu den Füßen gemustert, mit einem Blick, der jeden Andern blaß gemacht hätte, sagte er: «Na, Kamerad! wer und was bist du?» «Herr,» erwiederte Jener nicht im geringsten erschrocken, «was meinen Namen anbelangt, so heiße ich Anton Van Corlear – meine Herkunft betreffend, bin ich meiner Mutter Kind – mein Gewerbe ist, Vorfechter und Garnison dieser großen Stadt Neu-Amsterdam zu seyn.» «Du kommst mir wie so ein schäbiger Bursche von einem Obsthöcker vor – wie in aller Welt stiegst du zu so hoher Ehre und Würde empor?» «Ha, Herr,» erwiederte der Andre, «wie so mancher große Mann vor mir, ganz einfach dadurch, daß ich in mein eignes Horn stieß.» – «So, so!» versetzte der Gouverneur, «so laß uns denn ein Pröbchen von deiner Kunst hören.» Da setzte Corlear seine Trompete an und that einen fürchterlichen Stoß, mit einem so köstlichen Triller und triumphirenden Accent, daß einem schon eine Viertelstunde davon das Herz hätte aus dem Mund springen mögen. Wie ein muthiges Streitroß, welches in friedlichen Ebenen weidet, bei dem Erklingen einer kriegerischen Musik die Ohren spitzt, und schnaubt und scharrt und in Feuer kommt, so erfreute sich die Heldenseele des gewaltigen Peter an dem Klang der Trompete. Er betrachtete mit freundlicheren Blicken den trotzigen Van Corlear, und da er fand, daß er ein schmucker, fetter kleiner Mann sey, schlau in Reden und sehr anständig und von unerschöpflichem Athem, faßte er sogleich großes Zutrauen zu ihm; er entließ ihn seines unruhigen Amtes, die Stadt zu hüten und in Aufruhr zu bringen, und behielt ihn um seine Person als ersten Günstling, vertrauten Botschafter und dienstthuenden Cavalier. Anstatt Neu-Amsterdam mit unheilverkündenden Tönen zu schrecken, mußte er dem Gouverneur bei der Mahlzeit ein Paar lustige Stückchen vorblasen, wie in den Ritterzeiten die alten Minnesänger sich hören ließen, und bei allen öffentlichen Gelegenheiten das Ohr des Volkes mit kriegerischen Melodieen kitzeln, um den edlen heldenhaften Geist desselben stets wach zu erhalten.
Er nahm viele andere Verbesserungen vor und ließ die Republik mit einem Worte fühlen, daß er ihr Meister sey; das souveraine Volk behandelte er mit so tyrannischer Strenge, daß sie alle das Maul hielten, zu Hause blieben und ihren Geschäften nachgingen; alle Fehden und Partheizeichen waren bald vergessen, und mancher nährhafte Wirth und Schnapskrämer ging zu Grunde.
Warlich, die kritische Lage der Dinge verlangte auch die größte Wachsamkeit und Schnelligkeit. Der furchtbare Amphictyonen-Rath, welcher dem unglücklichen Kieft so viel Herzeleid verursacht hatte, wuchs zusehends an Macht, und drohte, alle junge Staaten des Ostens in die Union zu ziehen. Im nächsten Jahr nach Stuyvesants Installirung kam eine große Deputation von der Stadt Providence, die wegen ihrer kothigen Straßen und schönen Weiber berühmt ist, und bat um Aufnahme der mächtigen Pflanzung Rhode-Island in den Bund. Der Name des einen Deputirten, Alexander (oder wie er sich schrieb «Alicxsander»), glich freilich wie der Scharlach, erstaunlich dem Schmettern einer Trompete, wenn er schon von dem sanften Zunamen Rebhuhn (Partridge) gemildert wurde. Aber weder diese noch andre Vorbedeutungen verfingen bei dem kräftigen Gouverneur.
Wie drohend auch der Bund zu werden schien, Peter Stuyvesant war nicht der Mann, der vor solchen Schrecknissen erbebte; er ging der Gefahr immer gerades Weges entgegen und packte sie beim Bart. Entschlossen, allen den kleinen Neckereien ein Ziel zu setzen, schrieb er ein Paar herzhafte Briefe in holländischer Sprache an jenen großen Rath, worin zwar nichts vom Wolf und Schaaf und vom Käferflug vorkam, die aber ihre gute Wirkung thaten. Denn es kam eine Uebereinkunft zu Stande, worin die Gränzen berichtigt und ewiger Friede angelobt wurde. Ein feierlicher Tractat zu Hartford besiegelte diese Uebereinkunft.
Als die Nachricht vom Abschluß der Convention ankam, war die ganze Gemeinde in einem Aufruhr von Entzücken. Die Trompete des wackern Van Corlear schmetterte lustig den ganzen Tag von den Wällen des Forts Amsterdam, und bei einbrechender Nacht wurde die Stadt mit zweihundert und fünfzig Unschlitt-Lichtern illuminirt; außerdem brannte noch dem freudigen Ereigniß zu Ehren ein Theerfaß vor dem Hause des Gouverneurs.
Und nun, würdiger Leser, wirst du mit dem guten und großen Peter hoffen, daß wir allem Pferdestehlen, Halsbrechen, Schweineinsperren und andern Grausamkeiten dieser Gränzkriege glücklich entronnen sind. Aber dieß würde eine Unbekanntheit mit den paradoxen Wegen der Cabinette verrathen; und in der That beging Peter Stuyvesant einen so großen politischen Fehler, daß er, satt Frieden zu stiften, die Ruhe der ganzen Provinz aufs Spiel setzte.