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Die Muschel.

Sturmverschlagen an des Meeres Strande
Saß der große Sänger Portugals,
Und sein Auge hing am Schaumgewande
Des hochaufgetürmten Wogenschwalls.
Achtlos giebt der Ozean dem Lande
Seine Wunder preis: mit schlankem Hals
Bald des Seepferds zierliche Gebilde,
Bald der Schnecke schön gewundne Schilde.

Mit dem ausgestreuten bunten Tande
Treibt des Dichters Hand ein sinnend Spiel;
Eine Muschel rafft er aus dem Sande,
Die zu seinen Füßen niederfiel,
Nonnenhaft im grämlichen Gewande,
Doch des Tauchers heißbegehrtes Ziel;
Denn ihr Mörder hofft sich zum Erwerbe
Heimlich ausgespart ein köstlich Erbe.

»Dürft' ich dir,« sprach er, »Bescheidne, gleichen,
Die uns still im Höchsten unterweist;
Kommt ein Weh, dich mordend zu beschleichen,
Nimmst du, das den Busen dir zerreißt,
Duldend auf, und mit dem Schatz, dem reichen,
Deiner Brust, der mild wie Thränen gleißt,
Hüllst du ihn, den scharfen Pfeil der Seele,
Schimmernd ein und machst ihn zum Juwele.

War' es, kleine Muschel, mir gegeben,
Was an Schmerz ein strenger Gott verleiht,
Einzuschließen in mein wundes Leben,
Daß sich's heimlich wirkend selbst befreit.
Aus verschwiegner Klage könnt' ich weben,
Ihn zu wandeln, das verklärte Kleid;
Und als Perlen gäb' ich – meine Lieder –
Dem Geschicke seine Schmerzen wieder.«

*


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