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Prophezeiung.

War ein Abend zwischen Lenz und Winter,
Da ein Knabe, an des Flusses Rande
Müssig sitzend, seine zarten Füße
In die jüngst befreiten Wellen tauchte.
»Schöne Tage«, sprach er, »werden kommen,
Nun der Frühling endlich wiederkehrte.
Wohl mir, werden auch noch schöne Jahre,
Schön're kommen, wenn ich erst ein Jüngling,
Stark und wagend, dann ein Mann sein werde.
Wäre ihre Zahl doch nicht zu zählen!«
Unfern saßen zwei vergrillte Raben,
Schon zur Flucht – unwillig zwar – gerüstet.
Sprach der eine: Wüßte jener Knabe,
Daß er schon nach zwanzig kurzen Jahren,
Reich an Gram und nieerfüllten Wünschen,
Arm an Hoffnung, ärmer noch an Liebe,
Wird zu diesem selben Flusse kommen,
Sich ein einsam Grab darin zu suchen,
Wahrlich, wüßte das der arme Knabe,
Möcht' es ihm das kühle Bad vergällen,
Das ihm jetzt so lieblich dünkt als Labe. –
Sprach der andre Rabe: Es verlohnte
Sich der Müh', ihm solches zu erzählen;
Doch der Thor kann uns ja nicht verstehen,
Muß es drum zu seiner Zeit erfahren,
Muß es langsam, tropfenweis erleben. –
Drauf die Stimmen zum Gekrächz erhebend,
Prüften sie die ausgespannten Schwingen,
Flogen auf und wandten sich nach Norden.

*


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