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Dem Loose der chinesischen Frauen ist das der Koreanerinnen sehr ähnlich; doch ergeben sich diejenigen Abweichungen, die ihren Grund in dem wenig ceremoniösen Wesen der Koreaner haben, die darin das gerade Gegentheil der Chinesen sind. Die Polygamie ist auf der Halbinsel Korea anerkannt und häufig, aber auf die Reicheren beschränkt. Außer dem Vertrage zwischen dem Schwiegersohne und Schwiegervater über die finanziellen Verhältnisse sind bei Eingehung der Ehe keine weiteren Förmlichkeiten oder besondere Festlichkeiten üblich. Die Frauen gehören zum Besitzthum des Mannes und müssen von der Welt abgesperrt in ihren Gemächern leben, wenigstens in den Städten; auf dem Lande haben sie mehr Freiheit. Eine merkwürdige Ausnahme bildet im Leben der Stadtfrauen eine gewisse Abendstunde, zu welcher die Thore der Stadt geschlossen werden, alle Männer die Straßen verlassen müssen und die Frauen sich in denselben ergehen dürfen, wobei sie zu stören oder zu belästigen kein Mann wagen darf, und wer sich etwa zu jener Stunde verspätet, begiebt sich schnell, ohne umzuschauen, nach Hause, oder hält den Fächer vor das Gesicht. Oppert, Ernst, Ein verschlossenes Land. Reisen nach Korea. Leipzig 1880 S. 117 f.
Viel freier in seinen Bewegungen als in China und Korea ist das Weib in dem seit neuester Zeit der europäischen Kultur raschen Schrittes sich nähernden Inselreiche Japan. Die Frauen dürfen hier allein ausgehen, um die Tempel und die Bäder zu besuchen. Aber sie unterliegen der unwürdigen Verpflichtung, dem Manne auf sein Verlangen eine Nebenfrau oder Beihälterin (Mekaké) selbst zuzuführen. Diese Sitte ist ganz allgemein, und die betreffenden Personen sind sogar gesetzlich als Verwandte zweiter Klasse anerkannt. Ja die beiden Nebenbuhlerinnen und ihre Kinder stehen einander im Hause an Rechten gleich und leben der Regel nach in gutem Einvernehmen zusammen. Die Pflicht des Gehorsams gegen den Vater, Mann und Sohn ist gleich der in China während der drei Lebensabschnitte vorgeschriebenen. Männer und Frauen speisen allein und zeigen sich öffentlich nicht mit einander. In Folge jener Gehorsamspflicht verhandeln arme Eltern aus Noth ihre Töchter oft in die Theehäuser (Yoschiwara, d. h. Freudenfelder), wo sie aber lange nicht so entwürdigt sind wie die europäischen Dirnen, auch nicht verachtet werden, sondern sich nach ihrem Austritte leicht verheirathen. Sehr häufig werden Kinder adoptirt und, wenn sie erwachsen sind, verkauft. Die eigenthümliche Auffassung der Prostitution in Japan stimmt zu der Thatsache, daß dort geschlechtliche Verhältnisse nicht anders betrachtet werden als andere. Man macht daraus den Kindern gegenüber kein Geheimniß; Männer und Frauen baden zusammen in öffentlichen Anstalten, und obscöne Bilder werden ohne Anstand in den Kaufläden ausgehängt.
Die japanischen Mädchen und Frauen sind ungemein eitel, gefallsüchtig, auf Schmuck, Schminken und Haartouren erpicht und weihen der Toilette bedeutend viel Zeit. Gleich ihren männlichen Landsleuten wetteifern sie an ceremoniösem Wesen mit den Leuten des »Reiches der Mitte«, von deren Schmutzfinkenthum die Japaner sich aber durch große Reinlichkeit abheben. Japan besitzt eine besondere Litteratur für Frauen, damit diese sich nicht über die ihnen gesetzten Schranken erheben.
Es gab in Japan früher acht kastenartige Stände oder Klassen, die seit dem neuesten Umschwunge ihre Bedeutung verloren haben, aber ihre Nachwirkungen noch verrathen. Eine solche Unterscheidung in drei Klassen besteht noch unter denjenigen Mädchen, die dem öffentlichen Vergnügen dienen, nämlich die der Schauspielerinnen (Jakuscha), Tänzerinnen (Geischa) und Freudenmädchen (Jôro). Die Geischa verbinden ihren Tanz mit monotonem Gesang und Musik, produziren sich auch bei den Tempelfesten und warten bei vornehmen Gastmählern auf. Von allen drei Klassen sind die Töchter der Schlächter und Schinder, der japanischen Parias (Jeta oder Jetori), die, als unrein verachtet, zu keiner Klasse gehören, zu unterscheiden. Es sind die herumziehenden Spielmädchen (Onadaiu), welche aber zugleich die schönsten und die keuschesten Japanerinnen sind.
Sehr interessant und poetisch ist die Rolle, welche die japanische Mythe dem weiblichen Geschlechte zuweist. Die nach der Ausbildung von Himmel und Erde zwischen beiden entstandenen Geister (Kami), zuerst blos männliche, dann auch weibliche, pflanzten sich durch bloße gegenseitige Anschauung fort und regierten viele Millionen Jahre. Dann entstand der männliche Geist, Izanagi no Mikoto, und der weibliche, Izanami no Mikoto. Sie bestiegen die Himmelsbrücke und regten mit dem himmlischen Speer von rothem Edelstein die Meerestiefe auf. Als sie den Speer wieder aus den Fluthen zogen, fielen Tropfen davon herunter und bildeten die Hauptinsel Japans. Auf diese begaben sich die beiden, lernten sich lieben und schufen die Welt. Ihr erstes Kind war eine Tochter, Tenschôdaijin, die Sonnengöttin, die so schön war, daß sie sie zum Himmel hinauf sandten, um die Welt zu regieren. Die zweite Tochter war Tsuki no Kami, die Mondgöttin. Obwohl weniger schön als ihre Schwester, wurde sie ihr nachgesandt, ihr in ihrem Amte beizustehen. Weniger liebenswürdig waren die darauf folgenden Söhne, der Meeresgott Hiruko (d. h. Blutegel), den sie auf das Meer sandten, und der Sturmgott, der so unbändig war, daß er nach einer öden Gegend, der japanischen Hölle verwiesen wurde. Von der Sonnengöttin aber sollen die japanischen Herrscher bis auf den heutigen Tag in ununterbrochener Reihenfolge stammen! Der heutige Mikado behauptet noch, daß seine Familie seit 10 000 Jahren in einer Linie den Thron inne habe! F. O. Adams, Geschichte von Japan, übersetzt von Emil Lehmann. Gotha 1876, I S. 3 ff.
Haben Korea und Japan ihre Kultur ursprünglich vollständig von China, so vermischt sich der chinesische mit dem indischen Einfluß in Hinterindien und Tibet. Von Annam, wo der erstere Einfluß vorwiegt, ja die Kultur eigentlich ganz chinesisch ist, läßt sich über die Stellung der Frauen wenig sagen, was nicht von China bereits gesagt ist, und über die Sitten wird nur Schlimmes berichtet. In Siam, wo der indische Einfluß deutlich hervortritt, sind die Sitten besser, und die Frauen, obschon wie Waaren verschachert und als Eigenthum des Mannes betrachtet, werden gut behandelt und genießen volle Freiheit der Bewegung. Auch das Familienleben wird günstig geschildert. Noch Besseres wird aus Birma berichtet. Die Frauen leben hier vollkommen so frei wie die Männer, betreiben selbständige Geschäfte ohne Vormünder, bezeigen den Männern keine Unterwürfigkeit und sind dabei höchst anständig und sittsam. Die Scheidung der Ehen, die nicht mehrfach sein dürfen, ist durch die Gesetze sehr erschwert.
In Tibet und den kleineren Himalayaländern, Ladakh, Nepal, Sikkim und Bhutan, ist Vielmännerei das Zeichen des Familienlebens. Nicht selten ist sie mit Vielweiberei vermischt, indem mehrere Brüder zusammen mehr als eine Frau (wohl meist zwei Schwestern) haben; die Kinder sind der ganzen Gesellschaft gemeinsam; aber als Vater gilt nur der älteste Bruder; die übrigen werden Onkel genannt. Bisweilen kommen auch Nichtbrüder dazu, und doch wird im allgemeinen der Friede solcher Familien gerühmt. In Tibet sind nur die Männer der unteren Stände, und zwar polyandrisch, mit Frauen verheirathet, die mit ihren Gatten nicht verwandt sein dürfen. Nicht nur die Lamas, zu deren Gelübden es gehört, sondern auch die Beamten bleiben ehelos. Die Eheschließung ist rein bürgerlich, da es im Prinzip des Buddhismus liegt, die Religion vom weltlichen Leben vollständig fern zu halten, auf das Mönchthum zu beschränken und ihre Wohlthaten nur denen zu ertheilen, die sich freiwillig an die Mönche wenden. Vergl. Hellwald, die menschliche Familie S. 252 ff. Indessen ist der tibetische Lamaismus nur eine geistlose Entartung des wahren Buddhismus; er ist aus einem philosophisch-asketischen System zu einer Hierarchie mit herrschsüchtigen Tendenzen geworden, und demgemäß mischen sich die durchaus unwissenden Lamas auch unberufen oft in die Ehe ein (was freilich keine rechtlichen Folgen hat), segnen die Paare durch Räucherungen und Gebete und stellen ihnen das Horoskop. Weltgeistliche oder Pfarrer giebt es weder im wirklichen Buddhismus, noch im Lamaismus, sondern nur Mönche, deren Oberste, der Dalai-Lama und der Pantschen-Rinpotsche, als fleischgewordene Buddhas gelten, und die um so mehr Verehrung in Anspruch nehmen, als im Buddhismus die Buddhas über den Göttern stehen. Aber die Länder des Lamaismus besitzen auch Nonnenklöster, die gleich den Mönchsklöstern ihre Tempel, Versammlungs- und Beichtsäle, Wohnungen, Bibliotheken und Wirtschaftsgebäude, namentlich aber auch aus dem Himmel stammende Aebtinnen und Bischöfinnen haben. Eine derselben, auf der Insel im ringförmigen See Palti residirend, führt den ernstgemeinten Titel »heilige Sau« oder »Diamantsau«, weil sie bei jeder Wiedergeburt am Nacken das Mal eines Schweinerüssels zur Welt bringen soll. Heilige Frauen spielen auch in der Geschichte Tibets eine bedeutende Rolle. Der König Srongtsan-Gampo, ein jüngerer Zeitgenosse Mohammeds, welcher den Buddhismus im Lande einführte, hatte zwei Gattinnen, eine nepalesische und eine chinesische Prinzeß, welche wunderthätige Buddhabilder mit sich brachten und sehr bemüht waren, den neuen Glauben zu verbreiten. Zur Aufbewahrung jener Bilder und zu Ehren der beiden Königinnen wurden die beiden ersten lamaischen Klostertempel errichtet. Der genannte König schuf eine höhere Kultur in dem vorher verwilderten Lande und wird daher als göttliche Fleischwerdung, – seine Gattinnen werden als »Gottesmütter« verehrt und nehmen im Lamaismus dieselbe Stelle ein, wie Maria im Katholizismus, der in seinen Klöstern, Heiligen und Ceremonien ja die auffallendsten Aehnlichkeiten mit dem Buddhismus darbietet. Nach Köppen, die Religion des Buddha, Bd. II S. 39 ff., 334 ff. S. Kulturgeschichtliche Skizzen S. 277 f., 280, 287.