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Drei Schwestern sind's, von sanftem Reiz umstrahlt,
Ihr eigner Vater hat sie uns gemalt,
Sich ähnlich an Gestalt und an Gesicht,
Sogar an Augen, nur an Mienen nicht,
Und lieblicher hab' ich den Horentanz
Noch nie erblickt in seinem Zauberglanz.
Sie haben an den Locken sich gefaßt,
Die ihren Hals umhüpfen ohne Rast,
Das Haar so golden, wie der reinste Flachs,
Die Hände, die es halten, weiß, wie Wachs,
Und aus den feinen Zügen leuchtet mild
Des dreigestalt'gen Tages Wechselbild.
Der einen zuckt es schmerzlich um den Mund,
Sie trug den Kranz der Schönheit, voll und rund,
Doch glitt er schneller, als sie's je geglaubt,
Hinüber auf der Nächsten schlichtes Haupt,
Und still empfindet sie die Macht der Zeit
Im ersten Schauer der Vergänglichkeit.
Die andre lächelt zweifelnd vor sich hin,
Ihr will der eigne Sieg nicht in den Sinn,
O, trau' ihm nur, denn jedes Jünglings Blick,
Du siehst es selbst, bestätigt dir dein Glück,
Doch nutz' ihn, wie den Lenz in seiner Zier:
Er selbst entschleicht, die Blumen läßt er dir.
Die dritte hat noch eine lange Frist,
Sie weiß noch kaum, daß sie kein Kind mehr ist,
Bald aber steht auch sie im roten Schein
Des Morgenlichts und schimmert ganz allein,
Denn, wie am Himmelsrande Firn nach Firn,
Vergoldet es auf Erden Stirn nach Stirn.
Noch einmal seid als Horen mir gegrüßt,
Ihr Schwestern, wenn ihr auch den Kreis nicht schließt,
Die Zeit, wo das geschehen wird, ist nah,
Denn steht die Jüngste erst am Morgen da,
So gleicht die Ältste auch der heil'gen Nacht
Und deutet auf der Sterne ew'ge Pracht. |