Friedrich Hebbel
Gedichte
Friedrich Hebbel

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Letzter Gruß

        Jungfraunbilder, früh erblichen,
    In dem Haar den Myrtenkranz,
Dämmernd-schwebende Gestalten,
    Steigen auf bei Mondenglanz.

Wollt ihr mit den weißen Händen,
    Die den Knaben nie gedrückt,
Halb verwelkte Rosen brechen,
    Weil kein Fröhlicher sie pflückt?

Wollt ihr mit den kalten Lippen,
    Die kein Jüngling warm geküßt,
Aus den Blütenkelchen trinken,
    Die der Schmetterling vergißt?

Oder wollt ihr still erkunden,
    Wenn ihr, wie im Traum, euch zeigt,
Ob euch aus dem treusten Herzen
    Noch ein leerer Seufzer steigt?

Eine tritt zu mir ans Lager,
    Ach, ich träumte nicht von ihr,
Aber, abendrot-umgossen,
    Steht sie jetzt, wie einst, vor mir.

Immer lächelnd, immer freundlich,
    Und erst in dem letzten Schmerz
Preßte sie, zusammensinkend,
    Ihre Hand aufs arme Herz!

Ach, ihr Herz war wie ein Siegel:
    Erst als es gebrochen war,
Wurde mir sein schaurig-süßes,
    Himmlische Geheimnis klar!

 


 


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