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. . . Als ich dann wieder in die Heimat kam –
im Frühling wars, die Hyazinthen blühten –
da war sie tot, von fremden, kalten Menschen
hinausgetragen in ein kahles Grab. – –
Ich fand es nicht. Langsam ging ich zurück
in ihre Wohnung. Ihre feiste Wirtin
sprach schmunzelnd: Gott, die Menschen sind nicht rar!
Nicht eine Woche stand ihr Zimmer leer.
Jetzt wohnt ein allerliebstes Chansonnettlein
darin, ganz jung noch, mit so lustigen Füßen!
Wolln Sie sie sehn?
– –
Und ich erfuhr, wie sie gestorben war.
Vor ihren Augen, während sie in Qualen
und Fieber dalag, hatten – ihre Schwestern
begierig ihrer Habe sich bemächtigt:
Sparkassenbücher, Kleider, Schmuck und Wäsche
aus allen Kästen sich hervorgesucht
und – umgepackt in einen großen Korb.
Da . . hatte sie den bleichen Kopf erhoben
von ihrem Kissen, hatte sich verwundert
mit großen, schwarzen Augen umgeschaut
und hatte . . gelächelt . . .
– –
Mir ist . . als ob ich dieses Lächeln sähe! |
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Kein Tag des Leides noch der Freude flieht,
daß ich nicht deiner, der Verlornen, dächte.
Kein Bild, das vor die frohen Sinne zieht
und nicht dein zartes Bild zurück mir brächte.
Mit hellem Auge grüßtest du den Tod
und voll Verachtung bist du hingesunken,
Verachtung für der Menschen Zwanggebot,
Verachtung für den Kelch, den du getrunken.
Im Kampf des Lebens standest du enterbt
und rauh erfaßt schon in den Kindesjahren,
des Lenzes Knospen, früh vom Frost verderbt –
und noch im Sterben hast du Neid erfahren.
Mit hellem Auge grüßtest du den Tod,
und klar und fest ist deine Stirn geblieben.
Wem je dein Blick den stillen Gruß entbot,
dem bleibt er immerdar ins Herz geschrieben. |
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Im leichten Wirbel meiner Jugendtage
schweigt, was ich Schweres still im Busen trage:
die unverwehte, leise Totenklage.
Mein Auge weinte, meine Lippen flehten:
im Traume bist du vor mich hingetreten,
und um dein Leben hab ich Gott gebeten. |