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Heimfahrt

Behutsam steige hinein in den Wagen,
es gab auf dem munteren Fest heute Wein,
das Pferd ist stark und wild, nicht zu sagen,
drum soll der Kutscher recht vorsichtig sein.
      Doch die Nacht ist hell und stille.

Die Tür des Wagens recht sorgsam verschlossen,
ein Wink dem Kutscher, und dann gehts fort.
Es rummelt, es rummelt unverdrossen,
und keiner versteht des andern Wort.
      Doch die Nacht ist gut und stille.

Er raubt einen Kuß, sie schmunzelt vergnüglich:
»Doch hörtest Du nicht, ich rief ja – Nein!«
»Ich konnt' es nicht hören, es war so trüglich,
ich glaubte, es müßte ein Ja wohl sein.«
      Und die Nacht war warm und stille.

Die Augen leuchten, die Blicke betören,
und schließlich zog er sie an seine Brust.
»Und was Du mir sagst, ich kann es nicht hören,«
drum hörte sie nichts und lachte vor Lust.
      Doch die Nacht war heiß und stille.

Dann trennten sie sich beim verschwiegenen Garten,
vom Flieder umduftet, im Mondenschein.
O ewige Eva! »Ich will Dich erwarten«,
so hauchte sie scheu, »wenn die Stunde ist – mein, –
      und die Nacht ist sicher und stille«.

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