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Böcklins Tod.

Er kam von fremden Küsten, von ewigen Sternen herab,
verwundert blickte er auf an der Weltengrenze, der weiten.
Hier strahlte das Licht so kühl in den hellsten Mittagszeiten,
als fände jeglicher Wunsch im Keim schon ein jähes Grab.

Er breitete Goldglanz über die seltsam erschauernde Welt:
ein »Sommer« ward doppelt Sommer, die Wunder der Nächte locken;
das »Einhorn« geht in den Wald, dort steht es so jäh erschrocken: –
Von tausend Morgenlichtern war ihm die Erde erhellt.

Es schreiten die weißen Frauen hinab zum »Heiligen Hain«.
Der Vogel verstummt und es legt sich zur Ruh das Laub in den Zweigen,
die Frauen knieen vor Gott in tiefem, verhaltenem Schweigen,
der Rauch steigt steil in die Luft von des Altars behauenem Stein.

Mit Türmen und Kapitälen die Villa am Meere steht,
und sinnend lauscht eine Frau an der Mauer in schwarzem Gewande.
Hörst du rauschen das Meer von flötendem Mondenlande?
Nein, du lauschest der See, die leis in der Seele dir geht.

Die Wasser der »Toteninsel« ruhen so breit und bleich,
ein unterweltliches Schweigen brütet über den Bergen,
ein Flöten – die Todessirene ruft den belasteten Fergen,
es seufzt im Cypressenhain, einem großen Sterben gleich.

Er kam von anderen Welten mit traumverlorenem Sinn,
und über die Kunst der Erde ergossen sich wärmende Fluten,
ihm folgten unsagbar viele leuchtende Morgengluten,
er kam von anderen Welten und kehrt jetzt wieder dahin.

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