Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Wenn sich die Lebensverhältnisse so gestalten, daß einer von uns auf dem Grund und Boden seiner Väter kein Brot mehr findet und, von der Not getrieben, blutenden Herzens nach Südamerika auswandert, das dreißig Tagereisen weit von der Heimat entfernt ist, – was wollt ihr von solch' einem Menschen?
Mag er sein, wer er will! Wie ein Kind, das von der Mutterbrust gerissen wird, hat er keine Freude an dem Wein der Verbannung, der sein Herz mit Heimweh vergiftet und es auftreibt wie einen Schwamm. Und wie ein Schwamm saugt dies der Heimat beraubte Herz alles Böse in sich auf, und gebiert dunkle Gefühle.
Bei uns in Calabrien heiraten die jungen Leute, noch ehe sie über den Ozean gehen. Vielleicht tun sie es, um ihre Heimatliebe durch die Liebe zum Weibe noch mehr zu bekräftigen. Denn das Weib weckt in uns ebenso die Sehnsucht wie die Heimat, und nichts bietet dem Mann in der Fremde einen so sicheren Schutz, wie die Liebe, die ihn zurückruft zu seiner heimatlichen Scholle und in die Arme seiner Geliebten.
Aber eine solche Heirat der jungen Leute, die von der Not über den Ozean getrieben werden, bildet fast immer den Prolog zu einem furchtbaren Drama, in dem Schicksal, Blut und Rache die Hauptrollen spielen. Erst vor kurzem spielte sich in Senercia, einer Gemeinde, die an den Ausläufern der Apenninen liegt, folgende Begebenheit ab.
Der Ursprung dieser Geschichte, die so einfach und so furchtbar ist, als wäre der Stoff aus der Bibel geschöpft, liegt schon fünf Jahre zurück, erst heute aber hat sie ihren Abschluß gefunden. Vor fünf Jahren lebte in dem kleinen Gebirgsdörfchen Senercia, im Hause ihrer Schwiegereltern, eine schöne Frau namens Emilia Bracco, deren Mann nach Amerika ausgewandert war. Sie war eine gesunde, tüchtige Arbeiterin, mit einer herrlichen Stimme und von fröhlichem Wesen; sie lachte und scherzte gerne, und da sie ein wenig mit ihrer Schönheit kokettierte, erweckte sie bei den Dorfburschen und Forsthütern ein leidenschaftliches Verlangen, sie zu besitzen.
Sie trieb Scherz und Spiel mit Worten, wußte aber stets ihre Frauenehre zu wahren; ihr Lachen erweckte viel süße Hoffnungen, aber niemand konnte sich rühmen, Emilia überwunden zu haben.
Ihr wißt jedoch: niemand in der ganzen Welt ist so neidisch wie der Teufel und ein altes Weib. Emilia lebte mit ihrer Schwiegermutter zusammen, der Teufel aber ist überall da, wo etwas Böses geschehen kann.
»Du bist«, sprach die Alte, »viel zu lustig, obwohl dein Gatte abwesend ist, ich muß ihm das einmal schreiben. Gib acht, ich beobachte jeden deiner Schritte; vergiß nicht, daß deine Ehre die unsrige ist …«
Anfangs versuchte Emilia die Schwiegermutter mit freundlichen Worten zu überzeugen, daß sie ihren Mann liebte und daß sie sich nichts vorzuwerfen hätte. Die Alte wurde jedoch immer maßloser in ihren beleidigenden Verdächtigungen, bis sie der Teufel so weit brachte, daß sie überall die verleumderische Behauptung auszustreuen begann, ihre Schwiegertochter hätte jedes Schamgefühl verloren.
Als Emilia davon erfuhr, erschrak sie heftig und flehte die Hexe an, sie nicht mit ihrem Klatsch zugrunde zu richten. Sie schwur ihr, sie habe sich nicht im geringsten gegen ihren Gatten vergangen und habe selbst im Traum nicht das Verlangen, ihn zu hintergehen. Allein die Alte glaubte ihr nicht.
»Ich kenne das,« sprach sie, »ich bin auch einmal jung gewesen und weiß, welchen Wert diese Schwüre haben! Nein, ich habe meinem Sohn schon geschrieben, daß er schleunigst zurückkommen und seine Ehre reinwaschen möge!«
»Du hast ihm schon geschrieben?« fragte Emilia leise.
»Jawohl!«
»Nun gut …«
Unsere Männer sind eifersüchtig wie die Araber. Emilia wußte, was ihr bei der Rückkehr des Gatten bevorstand.
Am folgenden Tage ging die Alte in den Wald, um Reisig zu sammeln. Emilia folgte ihr mit der Axt, die sie unter dem Rock versteckt hatte, und stellte sich dann selber, als die Mörderin ihrer Schwiegermutter, den Karabinieri.
»Ich will lieber eine Mörderin sein, als für ehrlos gelten, wenn ich ehrlich bin!« sprach sie.
Das Gericht über Emilia verwandelte sich in einen Triumph für sie: fast alle Bewohner von Senercia traten als Zeugen für sie auf, und viele sprachen mit Tränen in den Augen zu den Richtern:
»Sie ist unschuldig, sie geht schuldlos ihrem Untergang entgegen!«
Nur Seine Ehrwürden, der Erzbischof Cocci, entschloß sich, seine Stimme gegen die Unglückliche zu erheben. Er wollte nicht an ihre Unschuld glauben, sprach von der Notwendigkeit, die alten Überlieferungen im Volke hochzuhalten, warnte die Leute vor dem Fehlurteil, das die Griechen, von der Schönheit des leichtsinnigen Weibes bezaubert, gegen Phryne gefällt hatten, kurz, er sprach so, wie er zu sprechen verpflichtet war, und vielleicht war es ihm zuzuschreiben, daß Emilia zu vier Jahren einfacher Gefängnishaft verurteilt wurde.
Ganz ähnlich wie Emilias Mann lebte auch der demselben Dorfe entstammende Donato Guarnacia jenseits des Ozeans, während sein junges Weib daheim der freudelosen Arbeit Penelopes oblag und Lebensträume spann, ohne wirklich zu leben.
Eines Tages, – dies geschah vor etwa drei Jahren, – erhielt Donato einen Brief von seiner Mutter, in dem diese ihm schrieb, seine Frau Teresa habe sich seinem Vater, ihrem Gatten, hingegeben und lebe mit ihm in blutschänderischer Ehe. Man sieht: wieder hatten ein altes Weib und der Teufel ein Bündnis miteinander geschlossen!
Der junge Guarnacia reiste mit dem ersten Dampfer nach Neapel und platzte wie eine Bombe in das Elternhaus hinein.
Seine Frau und der Vater stellten sich überrascht, er jedoch, ein rauher, mißtrauischer Bursche, verhielt sich anfangs vollkommen ruhig; er hatte von Emilia Braccos Geschichte gehört und wollte sich zuerst von der Richtigkeit der Denunziation überzeugen. Nachdem er sein Weib herzlich geliebkost hatte, erneuerten sie für eine Zeitlang den Honigmond ihrer Liebe und feierten noch einmal das leidenschaftliche Fest der Jugend.
Die Mutter kam zu ihm, um ihm Gift ins Ohr zu träufeln, er aber unterbrach sie:
»Genug! Ich will mich selbst von der Wahrheit deiner Worte überzeugen, störe mich nicht dabei!«
Er wußte, daß man einem Beleidigten nicht glauben darf, und wenn es die eigene Mutter ist.
Fast der halbe Sommer verlief ruhig und friedlich, und vielleicht wäre auch das ganze Leben so verlaufen, wenn nicht der Vater, während einer kurzen Abwesenheit des Sohnes der Schwiegertochter nachzustellen begonnen hätte. Sie widersetzte sich den Belästigungen des lasterhaften Alten, und dies weckte seine Wut: er hatte den Genuß des jungen Frauenleibes zu plötzlich aufgeben müssen, daher beschloß er, sich an ihr zu rächen.
»Du stürzt dich in den Abgrund!« drohte er ihr.
»Du auch!« entgegnete sie.
Bei uns werden nicht viel Worte gemacht. Am folgenden Tage sprach der Alte zu dem Sohn:
»Ist es dir bekannt, daß dein Weib dir untreu gewesen ist?«
Der Sohn blickte ihm erblassend ins Gesicht:
»Habt Ihr Beweise?«
»Jawohl! Die Leute, die ihre Umarmungen genossen haben, sagten mir, sie habe am Unterleibe ein großes Muttermal, – das trifft doch zu?«
»Gut,« sprach Donato, »da Ihr, mein Vater, mir sagt, daß sie schuldig ist, so wird sie sterben!«
Der Vater nickte ihm schamlos Beifall zu.
»Ganz recht! Lasterhafte Weiber müssen totgeschlagen werden!«
»Auch die Männer …« bemerkte Donato, sich entfernend.
Er trat vor sein Weib und legte ihr die starken Hände auf die Schultern …
»Höre, ich weiß, daß du mich betrogen hast. Im Namen der Liebe, die vor und nach deinem Verrat in uns lebendig war, sage mir – mit wem?«
»Ah!« schrie sie auf. »Du hast das nur von deinem verfluchten Vater erfahren können, er allein …«
»Er?« fragte der Bauer mit blutunterlaufenen Augen.
»Er hat mich mit Gewalt und durch Drohungen überwältigt, aber – nun will ich dir die ganze Wahrheit sagen …«
Sie hielt erregt inne, – der Mann hielt sie gepackt und schüttelte sie:
»Sprich!«
»Ach, ja, ja, ja,« flüsterte sie voll Verzweiflung, »wir haben es beide wie Mann und Frau miteinander gehalten, – dreißig-, vierzigmal …«
Donato stürmte ins Haus, ergriff die Flinte und lief ins Feld hinaus, wo sich der Vater befand. Dort sagte er ihm, was ein Mann dem andern in einem solchen Augenblick sagen kann, knallte ihn mit zwei Schüssen nieder, spie auf den Leichnam und zerschmetterte ihm mit dem Kolben den Schädel. Man sprach davon, er habe noch lange mit dem Toten seinen Spott getrieben: er sei ihm auf den Rücken gesprungen und habe einen Rachetanz auf ihm ausgeführt.
Danach ging er zu seinem Weibe, lud das Gewehr und sprach:
»Tritt vier Schritt zurück und sprich dein Gebet!«
Sie brach in Tränen aus und flehte ihn an, er möge sie am Leben lassen.
»Nein,« sprach er, »ich handle, wie die Gerechtigkeit es vorschreibt und wie du hättest handeln müssen, wenn ich der Schuldige gewesen wäre …«
Er knallte sie wie einen Vogel nieder und stellte sich danach selbst den Behörden. Als er hierauf die Dorfstraße passierte, machte die Menge ihm Platz, und viele sprachen:
»Du hast gehandelt wie ein ehrlicher Mann, Donato.«
Vor dem Gericht verteidigte er sich mit der finsteren Energie und der plumpen Beredsamkeit einer ursprünglichen Natur:
»Ich nehme mir ein Weib, damit aus meiner und ihrer Liebe ein Kind entsprieße, in dem wir beide fortleben sollen, sie und ich! Liebt man, – so gibt es keinen Vater und keine Mutter mehr, nur die Liebe bleibt bestehen, die ewig leben möge! Die Weiber und Männer aber, die sie in den Schmutz ziehen, mögen von dem Fluch der Unfruchtbarkeit, furchtbarer Krankheiten und eines qualvollen Todes betroffen werden …«
Die Verteidiger baten die Geschworenen, die Tat als einen Totschlag, begangen im Jähzorn und in der Erregung anzusehen. Die Geschworenen jedoch sprachen Donato unter dem Beifall des Publikums frei. Donato kehrte mit dem Nimbus eines Helden nach Senercia zurück, wo man ihn als einen Mann begrüßte, der die alten Volksüberlieferungen von der Blutrache, durch die jede Ehrverletzung gesühnt werden muß, aufs strengste befolgt hatte.
Kurze Zeit nach Donatos Freisprechung wurde auch seine Landsmännin Emilia Bracco aus dem Gefängnis entlassen. Es war gerade während der trübsten Winterszeit, vor dem Weihnachtsfest, wo alle Leute den Wunsch haben, im Kreise der Ihrigen, unter dem warmen Dache des Elternhauses zu weilen. Nur Emilia und Donata waren einsam; ihr Ansehn war nicht derart, daß es die Achtung der Leute erweckte: ein Mörder bleibt doch ein Mörder, er kann Staunen hervorrufen, er kann freigesprochen werden, wie aber soll man ihn lieben? Beide hatten Blut an den Händen und tiefe Wunden im Herzen, beide waren in ein schweres Gerichtsdrama verwickelt gewesen, – was Wunder, daß die beiden vom Schicksal Gezeichneten sich miteinander befreundeten und den Entschluß faßten, sich gegenseitig ihr zerstörtes Leben zu verschönen; beide waren noch jung und sehnten sich nach Liebe und Zärtlichkeit.
»Welchen Zweck hat es,« fragte Donato Emilia nach den ersten Küssen, »welchen Zweck hat es, daß wir hierbleiben, inmitten dieser schaurigen Erinnerungen?«
»Wenn mein Mann zurückkehrt, schlägt er mich tot, denn jetzt habe ich ihm in der Tat in Gedanken die Treue gebrochen.«
Sie beschlossen, weit übers Meer zu gehen, sobald sie sich das Reisegeld gespart haben würden. Es wäre ihnen vielleicht in der Tat gelungen, irgendwo in der weiten Welt ein wenig Glück und einen stillen Winkel für sich zu finden, wenn sich nicht Leute gefunden hätten, die anders dachten, als sie.
»Wir können einen Mord verzeihen, der aus Leidenschaft verübt worden ist,« hieß es; »wir haben einem Verbrechen unsern Beifall gegeben, der die beschmutzte Ehre reinwaschen sollte; verletzten aber diese Leute jetzt nicht dieselben Traditionen, in deren Namen sie so viel Blut vergossen haben?«
Diese strengen und finsteren Urteile, Nachklänge des rauhen Altertums, ertönten immer lauter und vernehmbarer und gelangten endlich der Serafina Amato, der Mutter Emilias, zu Ohren. Die, ein stolzes, starkes Weib, das sich auch heute noch, trotz ihrer fünfzig Jahre, die Schönheit der Gebirgsbewohnerin bewahrt hat, wollte diesen Gerüchten anfangs keinen Glauben schenken und wies sie beleidigt zurück:
»Das ist eine Verleumdung,« sprach sie zu den Leuten. »Habt ihr vergessen, was meine Tochter für ihre Ehre erduldet hat?«
»Nein, nicht wir, sie hat das vergessen!«
Serafina, die in einem anderen Dorfe lebte, begab sich darauf zu ihrer Tochter und sprach:
»Ich will nicht, daß man über dich reden soll, wie man jetzt über dich spricht. Was du früher getan hast, war trotz des vergossenen Blutes anständig und ehrenhaft, und so soll es bleiben, ein Vorbild für alle Leute!«
Die Tochter brach in Tränen aus:
»Die ganze Welt steht den Menschen offen, aber was haben die Menschen vom Leben, wenn sie nicht leben können, wie sie wollen?«
»Frag' den Priester, wenn du so dumm bist, das nicht selbst zu wissen.«
Die Mutter ging darauf zu Donato und warnte ihn mit allem Nachdruck:
»Laß meine Tochter in Frieden, sonst ergeht es dir schlecht!«
»Höre,« flehte der junge Mann sie an, »ich habe diese Frau, die ebenso unglücklich ist wie ich, für ewig liebgewonnen! Erlaube mir, daß ich sie fortführe von hier, unter einen anderen Himmel, und alles wird noch gut werden!«
Mit diesen Worten goß er jedoch nur Öl ins Feuer.
»Ihr wollt fliehen?« schrie die Alte voll Wut und Verzweiflung. »Nein, das geschieht nimmermehr!«
Sie trennten sich wie gereizte Tiere, brüllend und einander mit feurigen Augen messend.
Von diesem Tage an spürte Serafina den beiden Verliebten nach, wie ein Jagdhund dem Wilde. Dies hinderte die beiden freilich nicht, sich in der Nacht verstohlen zu treffen, denn die Liebe ist ebenso schlau und erfinderisch wie ein Wild.
Einst gelang es aber der Alten, zu belauschen, wie ihre Tochter und Donato sich über den Fluchtplan beratschlagten. In diesem schlimmen Augenblick entschloß sie sich zu einer furchtbaren Tat.
Am folgenden Sonntag versammelte sich das Volk in der Kirche, um die Messe zu hören; vorne standen die Weiber in hellen Feiertagsröcken und Tüchern, hinter ihnen knieten die Männer; auch die beiden Verliebten waren erschienen, um die Madonna um ihren Segen zu bitten.
Serafina Amato erschien später als alle anderen in der Kirche; sie war gleichfalls sonntäglich gekleidet, und hatte eine breite, buntgestickte Schürze vorgebunden, unter der sie die Axt verborgen hielt.
Langsamen Schrittes, ein Gebet auf den Lippen, trat sie vor das Bild des Erzengels Michael, des Schutzheiligen von Senercia, beugte die Knie vor ihm, und berührte seine Hand mit der ihrigen, um sie dann an die Lippen zu führen. Darauf näherte sie sich unbemerkt dem auf den Knien liegenden Verführer ihrer Tochter und ließ das Beil zweimal auf seinen Kopf herabsausen, ein blutiges römisches V als Zeichen der Vendetta auf ihm zurücklassend.
Ein Wirbel des Entsetzens ergriff die Anwesenden, die schreiend und jammernd dem Ausgange zustürzten; viele sanken bewußtlos zu Boden, viele weinten wie die Kinder, während Serafina gleich der Nemesis des Dorfes, wie eine Göttin der Gerechtigkeit mit der Axt in der Hand sich über den armen Donato und ihre bewußtlos niedergesunkene Tochter emporrichtete.
So stand sie eine Zeitlang da, und als die Leute wieder zur Besinnung kamen, und sie ergriffen, begann sie laut zu beten und hob die in wilder Freude aufleuchtenden Augen zum Himmel empor.
»Heiliger Michael, hab' Dank! Du warst es, der mir die Kraft verliehen hat, die besudelte Ehre meiner Tochter zu rächen!«
Als sie erfuhr, daß Donato noch lebte und auf einem Stuhl nach der Apotheke getragen worden war, wo seine furchtbaren Wunden verbunden werden sollten, begann sie zu zittern und sprach, die in Wahnsinn und Angst erstarrten Augen verdrehend:
»Nein, nein, ich glaube an Gott; er wird sterben, dieser Mensch! Ich habe ihm furchtbare Wunden beigebracht, meine Hände fühlten es; Gott ist gerecht, – dieser Mensch muß sterben …«
Bald findet das Gericht gegen diese Frau statt, die zweifellos zu einer schweren Strafe verurteilt werden wird. Wie kann aber ein Mensch, der sich berechtigt fühlt, einem anderen Schläge zu versetzen und Wunden beizubringen, selbst durch einen Schlag eines Besseren belehrt werden? Das Eisen wird ja nicht weicher, wenn man es mit dem Hammer bearbeitet.
Das menschliche Gericht spricht zu dem Menschen:
Der Mensch antwortet »ja« oder »nein«, und alles bleibt wie es war.
Im übrigen muß ich euch sagen, meine lieben Signori, der Mensch soll wachsen und sich vermehren, wo der Schöpfer seine Saat ausgestreut hat, und wo die Erde und das Weib ihn mit liebendem Arm umfangen.