Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Bantugruppe

die über ganz Südafrika in einer schrägen Linie etwa bis zum 5. Grad n. Br. in Deutsch-Ostafrika verbreitet ist. Im Nordosten sind die Gallas, in den übrigen Teilen Negerstämme ihre Grenznachbarn.

Über die sozialen Verhältnisse der eingeborenen Bevölkerung Südafrikas, insbesondere über die Stellung der Frauen, sind so viele irrige Ansichten verbreitet, daß eine Richtigstellung dringend geboten ist. So ist es vor allem ein großer Irrtum, wenn man annimmt, daß das Weib dem südafrikanischen Neger nichts mehr sei als eine Sklavin. Ortsansässige europäische Farmer oder Handelsleute, denen meistens jedes Interesse für das Familienleben der Eingeborenen fehlt, Reisende von schlechter Beobachtungsgabe, Autoren, die unkontrollierte Aussagen voneinander abschreiben, haben solche Irrtümer verbreitet. Es ist ja richtig, daß die meisten Afrikaner Polygamisten sind, daß sie ihre Frauen von deren Eltern für einen bestimmten Betrag erworben haben. Dennoch handelt es sich nicht um einen Kauf der Frauen, bei dem diese selbst kein Wort mitzusprechen hätten; auch werden sie keineswegs als Sklavinnen behandelt. Nach den Gesetzen der Bantuvölker genießt das Weib das gleiche Recht wie der Mann; ja ein Unrecht, das einem Weib zugefügt wird, erfährt schlimmere Ahndung als das, welches an einem Manne begangen wird. Manche religiösen Gebräuche sind den Frauen anvertraut, und die Hauptgattin eines Häuptlings genießt fast immer, seine Schwestern häufig ein hohes Ansehen.

Auch ist die Polygamie kein Hinderungsgrund für die Glückseligkeit der Frauen. Eine jede von ihnen bescheidet sich mit der ihr zukommenden Stellung; eine jede empfindet Zuneigung zu den Kindern der andern, als seien es ihre eigenen. Natürlich kommen auch Zänkereien und Eifersüchteleien vor, aber im allgemeinen sind sie schneller beschwichtigt als unter europäischen Frauen, und nur aus den Kreisen der Häuptlinge, der »Aristokraten«, hört man zuweilen von Skandalen – ganz wie bei uns weißen Europäern.

Die von den Frauen besorgte Ernte, die Früchte, die sie vom Felde bringen, sind zunächst ihr Eigentum, und ohne ihre Einwilligung darf der Mann nicht eine Handvoll davon an sich nehmen. Auch Land können sie unter Umständen eignen, womit sie eine Begünstigung genießen, die nicht einmal den Frauen aller europäischen Länder zuteil wird. Betrachten wir nun die Frauen der einzelnen Bantustämme.

.

Abb. 456. Typische Bangalaschönheiten vom Kongo. Die besonderen Ziernarben auf der Stirn und die Binsenröcke sind für diesen Stamm bezeichnend.

 

Die Frauen der Kaffern.

Die Kaffern, im engeren Sinne Amazosa oder M'Kosa genannt, im östlichen und mittleren Teile Südafrikas, bilden einen der wichtigsten Bestandteile der Bantugruppe. Ihre Hautfarbe schwankt in den verschiedenen Landschaften von lichtbraun bis tiefschwarz. Die Schädel sind dolichozephal, die Gesichtszüge ähneln entfernt denen der mittelländischen Rasse. Beachtenswert ist die erhabene Form der Nase, während wieder das schwarze wollige, aber wenig grobe Haar und die ein wenig aufgeworfenen Lippen an die Neger erinnern.

.

Abb. 457. Makondefrauen von Mahuta.

Der Kopf der Kafferin ist schmal und lang, die Stirn ziemlich hoch und gewölbt, die Nase springt, wie gesagt, hervor zum Unterschied von der breiten Plattnase der Neger; sie zeigt zuweilen sogar eine gebogene Form, so daß man schon von semitischer Beimischung gesprochen hat; s. unten. Prognathismus ist mäßig vorhanden. Ihre Waden sind stärker und die Schenkel fleischiger als bei der Negerin. Eine Beschneidung der jungen Mädchen wird häufig ausgeführt.

Die Kafferin ist fleißig aber langsam in ihrer Arbeit. Sie besorgt das Feld und die Speisen für die Familie, während die Herstellung von Kleidern, Geräten sowie die Milchwirtschaft den Männern obliegt. Der Kaffer verheiratet sich, nachdem er seinen Pflichten gegenüber seinem Häuptling und seinem Stamme, gewissermaßen seiner »Militärpflicht« genügt hat, und zieht Polygamie der Einehe vor. Nachdem die Gunst der Auserwählten erlangt und ihrem Vater ein Entgelt an Kühen sicher gestellt ist, darf sie der Freier heimführen. Sind aber mehrere Bewerber da, so hat allerdings derjenige die meiste Aussicht, der die meisten Kühe bringt. Die Kuh ist nämlich der nervus rerum der Kaffernstämme. Selbst Ehebruch wird durch Kühe gesühnt.

Unter den Kaffernstämmen ist der wichtigste der der Zulus. Es wird behauptet, daß sie durch die schon vor Jahrhunderten erfolgte Einwanderung von Arabern semitisches Blut empfangen haben.

Die Hautfarbe ist braun in allen Schattierungen, aber niemals völlig schwarz. Besonders helle, gelblichbraune Tönungen lassen, wenn auch nicht gerade auf die erwähnte semitische Beimischung, so doch auf eine Vermischung mir Hottentotten- oder Buschmannsblut schließen, obschon diese Vermischung vor einigen Jahrhunderten, als die Kaffern jene Stämme aus ihren Urwohnsitzen verjagten, stattgefunden haben mag. Waschen und Einölen, besonders aber das letztere, das bis zum Triefen des Körpers vorgenommen wird, ist bei allen Zulus üblich.

Die Zulufrau ist von mittlerer Größe und darüber, schlank, aber fleischig und vor allem von vorzüglichem Knochenbau. Mir robust ist sie vielleicht am besten gekennzeichnet. Wir können die Zulu gerade keine Schönheit nennen, doch sind ihre Züge ziemlich regelmäßig und erscheinen durch einen freundlichen, zuweilen vielleicht kecken Blick ganz erträglich. Wer sich an diese Physiognomien erst gewöhnt hat, wird bald sogar hübsche Gesichter unter ihnen entdecken.

Noch vor kurzem gingen die jungen Zulumädchen bis zu ihrer Verheiratung völlig nackt. Das hat nun unter englischer Oberhoheit aufgehört. Ein schmaler Gürtel mit Fransen umgibt heute ihre Lenden. Wenn sie in großen Scharen, begleitet von zwei oder drei Matronen, vielleicht auch von einigen Brüdern, in die Städte der Europäer ziehen, mit » mealies« (Kafferhirse) oder andern Erzeugnissen für den Markt beladen, sind sie gewöhnlich mit einer Decke oder einem Stück Kaliko bekleidet, das unter einem Arm durchgeht und auf der Schulter des andern befestigt wird. Dieses Bekleidungsstück reicht ihnen gewöhnlich bis an die Knie.

.

Abb. 458. Die Aussteuer einer Kaffernbraut. 1. Perlband mit Anhängsel, das von Burschen und Mädchen auf dem Kopf getragen wird. 2. Perlstirnband, das bis zur Geburt des ersten Kindes getragen wird. 3. Perlenhalsschmuck. 4.Schnupftabaksdose aus dickem Ried, mit Perlen bestickt. 5. Dicke Perlringe, von denen die großen um die Hüften, die kleineren um den Hals getragen werden. 6. Steifes und breites Perlhalsband. 7. Lange Perlschnur; wird um die Hand- und Fußgelenke gewunden. 8. Perlstreifen, die vom Halse über die Brust herabhängen. 9. Perlstirnband. 10. Eigentümlich geflochtene Perlschnur, wird wie Nr. 7 getragen. 11. u. 12. »Perlenkleider« der Kaffernbraut. 13. Brusttuch für Mädchen und Frauen. 14. Mit Perlen besetzte kleine Kürbisse (Schnupftabaksdosen für Burschen und Mädchen).

In den Dörfern ihrer engeren Heimat freilich, in Zululand, wird man die jungen Mädchen vielfach noch in der Weise, wie unsere Illustrationen es zeigen, bekleidet antreffen. Solch ein Zuludamenkostüm ist oft in zwei zusammengehaltenen Händen unterzubringen.

.

Abb. 459. Eine Zulubraut. Zwei Gefährtinnen sind ihr bei der Frisur behilflich. Die rechte von ihnen ist verheiratet, erkennbar an dem kurzen Röckchen, aus einer mit Perlen besetzten Haut bestehend, während die Unverheiratete (links) nur einen Perlengürtel trägt und das Haar kurz hat.

Stets geben die Mütter und Großmütter Obacht auf die jungen Mädchen, und niemals wird man sie auf größere Entfernungen allein gehen sehen.

Die Kleineren müssen sich zu Hause nützlich machen, auf die Allerkleinsten achtgeben, ihren Müttern beim Ausjäten des Unkrauts helfen oder mit gleichaltrigen Gefährtinnen die Vögel verscheuchen, wenn die Feldfrucht reif wird.

Zur Zeit der Pubertät erhalten die jungen Mädchen eine Art Unterweisung in ihren späteren Pflichten. Der Körper wird ihnen dann weiß bemalt; sie werden mit einem besonderen Kostüm bekleidet und einstweilen von den Ihrigen abgesondert.

Das Alter von sechzehn und die nächsten Jahre sind wohl die glücklichste Zeit der jungen Zuluschönen. Dann scheint sich ein jeder zu bemühen, ihnen das Leben angenehm zu machen. Es ist die Zeit, wo sich ihnen die jungen Männer nahen. Da wird geflirtet und hofiert, und Liebeswerbungen werden gemacht, die später zu einem gesetzlichen Abschluß führen, vorausgesetzt, daß die finanzielle Situation des Bewerbers, d. h. sein Reichtum an Kühen, den Vater der Braut gefügig macht. In dankenswerter Weise hat sich übrigens die britische Regierung in Natal der Zulubräute angenommen. Noch immer wird die Ehe vor den Häuptlingen vollzogen. Aber das junge Mädchen muß offen erklären, ob ihr der Bewerber genehm ist. Ist das nicht der Fall, so kommt die Ehe nicht zustande. Die »Lobola«, die der Bewerber an den Vater zu zahlen hat, gilt nicht mehr als dessen Erwerb, sondern als Pfand dafür, daß der junge Ehegatte auch imstande ist, eine Familie zu erhalten. Mißhandelt er sein Weib, so daß es gezwungen ist, zu den Eltern zurückzukehren, so verfallt die Lobola zu ihren Gunsten: stirbt sie aber, ohne Kinder hinterlassen zu haben, so fällt sie an den Witwer zurück. Übrigens hat die Zulu nicht die Empfindung, daß sie verhandelt wird; sie würde sich auch für wertlos erklärt halten, wollte ihr Vater sie ohne eine Lobola fortgeben, deren Betrag sich nicht auf mindestens fünf oder mehr Stück Vieh stellt.

.

Abb. 460. Kaffernmädchen mit Schamschurz.

Als junge Mädchen pflegen die Zulu ihr Haar kurz zu tragen oder es, so gut es bei diesen Wollschädeln möglich ist, in kleine Zöpfchen zu flechten. Ein bescheidener Kranz unechter Perlen ist der am häufigsten gebrauchte Kopfschmuck; aber auch Messingringe und anderer Tand sind beliebt. Nicht selten wird der Kopf aus Gründen der Sauberkeit und Kühle kurz rasiert. Will sich aber ein Mädchen verheiraten, so läßt es das Haar wieder wachsen, und Schnüre und Fäden werden hineingeflochten, bis es möglich ist, die turbanartige Coiffüre herzustellen, an der man schon aus der Ferne eine verheiratete Zulu erkennt (s. die Abbildungen).

In der Reifezeit werden die jungen Leute von einander getrennt und müssen gesonderte Hütten beziehen, bis sie in der Lage sind, einen eigenen Haushalt zu gründen. »Alte Jungfern« und »alte Junggesellen« sind eine Seltenheit. Mangel an Mitteln mag zwar die Verheiratung eines jungen Mannes hinhalten; aber sobald ihm ernstlich daran gelegen ist, sich zu verheiraten, und Verwandte nicht willens sind, ihm den nötigen Viehbestand für eine Eheschließung herzugeben, hat er nur nötig, in die Minen zu gehen. Dort findet er, allerdings bei härterer Arbeit als im heimatlichen Dorfe, stets Gelegenheit, sich die nötigen Finanzen und noch darüber zu verschaffen.

.

Abb. 461. Eine Zuluschönheit.

Wie bei so vielen andern Völkern gibt es auch bei den Zulu Verbote für die Frauen. Als »tabu« kannten wir diesen Gebrauch bei den Australiern; bei den Zulu heißt es »hlonipa«. So ist für die Frauen hlonipa, den Viehkraal zu betreten; sie dürfen nicht einmal den Pfad kreuzen, auf dem das Vieh den Kraal verläßt. Hlonipa ist es für sie, zu melken oder auch nur den Milchsack zu berühren. Hlonipa ist es, den Namen des Vaters, des Gatten oder des Schwiegervaters auszusprechen.

.

Abb. 462. Zulumädchen nach dem Bade.

Witwen ist es erlaubt, entweder den Bruder des verstorbenen Gatten zu heiraten, in welchem Falle alle von nun an geborenen Kinder als Kinder des Verstorbenen gelten, oder sie kehren in das elterliche Haus zurück, oder aber sie leben bei einem ihrer Söhne. Das letztere geschieht wahrscheinlich am häufigsten, wenn man die zahlreichen braven Großmütter beobachtet, die bei jeder Arbeit wacker die Hand mit anlegen und besonders um das Wohl ihrer Lieblinge, der kleinen Enkelkinder, bemüht sind.

Nun muß aber hinzugefügt werden, daß Polygamie unter den Zulus viel verbreitet ist; indessen tut sie, wie wir schon aus dem Schluß des vorigen Kapitels ersehen haben, dem glücklichen Familienleben keinen Abbruch

.

Abb. 463. Jugendliche Kafferin.

Der Häuptling muß wenigstens vier Frauen haben, von denen aber nur die erste die »Großfrau« ist; die anderen nehmen die Stellung von Dienerinnen ein.

Reisende rühmen die Zulufrauen öfters als sauber; ich selbst hatte nicht diesen Eindruck. Ihre Sitten sind locker; junge Mädchen gehen dem freien Verkehr mit Männern keinesfalls aus dem Wege. Bemerkenswert ist die gute Verträglichkeit der Zulufrauen; sie sind einander liebenswürdige, neidlose Freundinnen. Zwar hat es oft den Anschein, als ob sie sich zankten; doch ist dies nichts mehr als die temperamentvolle, zuweilen dramatische Formen annehmende Unterhaltungsart, die allen Neger- und Bantustämmen eigentümlich ist. Ihre Kinder lieben sie über alles; aber eine Zulumutter wird auch fremde Kinder mit nahezu gleicher Liebe behandeln.

.

M'Kosa Kafferin.

.

Abb. 464. Jugendliche Zulumädchen. Die Frisur, die sich wohl von der der verheirateten Frauen unterscheidet, ist Phantasiestil. Der Halsschmuck der rechten ist aus wohlriechenden Hölzchen und Perlen zusammengesetzt. Der Messinggürtel der linken ist ein beliebtes Schmuckstück.

.

Abb. 465. Zulumädchen.

Die Zulufrauen sind fleißige und harte Arbeiterinnen. Sie haben für eine große Familie und gleichzeitig für das Feld zu sorgen. Aber mit gutem Willen tun sie ihre Pflichten, lieben ihren Gatten und sind nicht wenig stolz auf ihn. Trotz untergeordneter Stellung fühlen sie sich glücklich mit ihrem Los und sind stets zufrieden. Sie sind geschwätzig, sie lachen, sie singen, und nie scheint ihnen ihre glücklichste Seite, der Humor, abhanden zu kommen.

Ein anderer Kaffernstamm sind die Betchuanas im mittleren Südafrika. Ihre Hautfarbe ist ein unschönes Gelblichbraun. Der Zulu ähnlich, ist die Betchuanafrau mehr untersetzt und starkknochig, doch sind ihre Züge gefällig. Auch bei den Betchuanas kommen die jungen Mädchen eine Zeitlang in die Obhut alter Frauen, die sie im Tanzen und Singen, im Feldbau und in häuslichen Dingen unterrichten, ebenso in ihren späteren Mutter- und Gattinnenpflichten, deren höchste der Gehorsam zum Gatten ist.

Frauen, die viele Kinder zur Welt bringen, werden hoch geachtet, sterile dagegen den Eltern oft zurückgeschickt.

Zu den Betchuanas gehören auch die Basutos, deren Gebiet sich vom westlichen Natal bis in den nordöstlichen Teil der Kapkolonie erstreckt. Sie nehmen ungefähr eine mittlere Stellung zwischen den Zulu und den nördlichen Kaffernstämmen ein. Sie treiben mehr Viehzucht als die letzteren und sind auch fleißigere Ackerbauern als die Zulu. Während die gesamte Feldarbeit in früheren Zeiten von den Weibern besorgt wurde, teilen sie sich heute darin mit den Männern. Eigentümlicherweise ist die Basuto die einzige Negerin vom Bantustamm, die auch das Melken der Kühe besorgt. Allenthalben ist heute der Pflug eingeführt, und manches Basutomädchen schlägt die Ehe mit einem Manne aus, der keinen Pflug besitzt. Canon Widdicombe erzählt uns von dem Fleiß dieser Frauen:

.

Abb. 466. Zulufrauen auf einem Hochzeitszuge.

.

Abb. 467. Fünfzehnjähriges Kaffernmädchen.

»Kurz nach Tagesanbruch verläßt die Basutofrau ihre Hütte, auf ihrem Rücken ihren Säugling und auf dem Haupt einen weiten, flachen Korb. Brav und geduldig wandert sie ihren Weg, bis sie ihr Kornfeld erreicht, das vielleicht vier oder fünf, ja sogar sieben oder acht Meilen entfernt liegen mag … Sie wird sich kaum einen Augenblick der Rast gönnen, bis die langen, wagerechten Strahlen der niedergehenden Sonne sie zur Heimkehr mahnen. Dann füllt sie ihren Korb bis zum Rande mit Maiskolben oder Kafferhirse, und indem sie mit dem Kleinen, das sie bei der Arbeit stets auf dem Rücken getragen hat, in den zärtlichsten Kinderlauten plaudert, eilt sie nun heimwärts. Hier wieder angekommen, wird sie sofort die Bereitung der Mahlzeit vornehmen, nachdem sie selbst des Morgens nur ein paar Schluck eines leichten Bieres (»leting«) und tagsüber ein oder zwei Mundvoll Haferbrei (»bogobe«) genossen hat.«

Die Frauen üben den Brauch, ihre Brüste lange schon vor der Niederkunft in die Länge zu ziehen, um sie später den Säuglingen über den Rücken oder durch die Arme reichen zu können. Ferner haben sie die häßliche Gewohnheit mit der Hottentottin (s. diese) gemein, ihre labia minora und die Klitoris durch Anhängen von Gewichten zu verlängern.

Endemann berichtet, daß die jungen Mädchen der Basutos dem »Pollo« unterworfen werden:

»Sie ziehen in Begleitung einer Aufseherin nach einer Stelle am Wasser, die tief genug ist, um untertauchen zu können. Dort müssen sie einen in das Wasser geworfenen Armring herausholen. Des Tags über treiben sie sich im Felde herum, um für den weiblichen Beruf geschult zu werden, daneben zu tanzen und zu singen. Aber nachts brauchen sie nicht im Felde zu bleiben; doch leben sie abgesondert. Sie schmieren sich mit Asche ein. In dieser Zeit ist das Weibervolk wie unsinnig; sie verkleiden sich und treiben viel Mutwillen. Die Mädchen des Pollo müssen bestimmte Waschungen vornehmen. Zu Ende des Pollo gibt es ein Fest, zu dem die zuletzt beschnittenen Knaben eingeladen werden; da gibt es Schmaus, Tanz und Unzucht.« Die Zuchtlosigkeit unter den Basutomädchen ist überhaupt so groß, daß man an allgemeine Prostitution glauben möchte.

.

Abb. 468. Verheiratete Zulu.

.

Abb. 469. Kaffernmädchen.

Die Makololo nördlich vom Sambesi sind wieder ein Basutozweig. Ihre Farbe ist lebhaft hellbraun; die Frauen werden als intelligent und schnell von Begriff geschildert. Sie tragen ein sauberes, kurzes Röckchen, einen Mantel und viele Schmucksachen. Sie sind gut gestellt; Mägde stehen ihnen bei ihrer Arbeit zur Seite.

Verwandte Stämme sind ferner die Matabele und Maschona, die sich selbst Makalanga nennen. Den vorigen ähnlich im Äußern, gleichen sich auch ihre Sitten; doch haßt hier ein Stamm den anderen. Von der Polygamie wird nur bescheidener Gebrauch gemacht. Die Witwe bleibt als Gebieterin im Hause, darf aber wieder heiraten.

Zu der Bantugruppe gehören ferner die Makua, die Manganja, die Baniai, die Marutse-Mabunda u. a.

Die Weiber der an der Mozambiqueküste lebenden Makua sind leicht tätowiert; sie tragen in der Oberlippe eine aus einer Muschel gefertigte Scheibe, einen Streifen aus Zeug oder ein Fell um die Hüften, an dem Lappen bis zu 1 Fuß Länge hängen; außerdem schmücken sie sich mit Perlenkränzen und Ringen. Sie sind gut gebaut, den Kaffernfrauen nicht unähnlich.

.

Abb. 470. Jugendliche reich geschmückte Zulumädchen.

Die Weiber der Manganja sind ihnen stammverwandt. Um eine Manganja zu heiraten, hat der Freiersmann nur ein Huhn an die Eltern der Begehrten zu zahlen. Daraus darf man aber nicht auf den Unwert des weiblichen Geschlechts schließen; im Gegenteil, ein Weib, das tüchtig zu räsonnieren versteht, kann von seinem Volk zum Häuptling ausgerufen werden.

.

Abb. 471. Junge Zulumädchen auf dem Felde. Man beachte die Geschicklichkeit, mit der die eine von ihnen einen kupfernen Kessel auf dem Haupte trägt.

Die am Sambesi wohnenden Baniai sind ein hervorragend schöner Menschenschlag. Ihre dunkle Haut ist öfters milchkaffeefarbig, was als vornehm gilt. Nach Livingstone sind bei ihnen die Männer vollständig den Wünschen der Weiber unterworfen. Es herrscht also eine Art Gynäkokratie. Paßt das Joch dem Manne nicht, so steht es ihm frei zu gehen; doch bleiben dann die Kinder bei der Mutter. Die hellbraunen, schönen, kräftigen Baniaifrauen versorgen ihre Männer mit Nahrung und ihrem ganzen Lebensunterhalt. Sie sind sehr besorgt um ihren guten Ruf. Wird irgendein Verdacht ausgesprochen, so unterwerfen sie sich einer Art Gottesurteil. Ein Getränk wird gebraut, das sie trinken müssen; diejenigen, die es wieder ausbrechen, gelten als unschuldig, wer es aber verdaut, wird zum Feuertode verurteilt.

Unter den am oberen Sambesi lebenden Marutse-Mabunda erfreut sich die Polygamie der höchsten Blüte. Daß ein glücklicher Angehöriger dieses Stammes 60-70 Frauen hat, ist nicht selten. Wir können daraus auf eine große Mehrheit der übrigens sehr eitlen Frauen schließen. Sie lieben es, sich mit allerlei Kleidungsplunder zu behängen.

Die Yao sind ein Volksstamm, der östlich vom Schire, einem Nebenflusse des Sambesi, lebt. Die Frauen haben öfters zwei Reihen schmaler Ziernarben an den Schläfen. Es heißt, daß bei diesem Stamm nicht der Mann um die Hand der Schönen anhält, sondern daß das Weib »die Hand des Starken« begehrt. An ferne malaiische Sitten erinnern Spuren des Mutterrechts und totemistische Gebräuche; so zieht z. B. der junge Ehegatte in das Dorf seiner Schwiegereltern, wo er Gartenarbeiten für diese besorgt.

Die Dschagga leben im Kilima Ndjarogebirge. Ihre Frauen werden durchschnittlich 1,545 m hoch. Die Farbe ihrer Haut ist braun in allen Schattierungen; die des Haares variiert zwischen braun und schwarz. Es ist fraglich, ob die Dschaggas, deren charakteristische Körpermerkmale mehr an die eigentlichen Neger als an die Bantustämme erinnern, noch zu diesen zu zählen sind. Das Haar erscheint als eine verfilzte Perücke von spiralig gewundenen Einzelhaaren. Das Gesicht ist breit, niedrig und eckig. Die Augen liegen horizontal, sind aber eng geschlitzt. Die kurze Nase ist an der Wurzel und an den Flügeln sehr breit. Sie ist außerdem so flach, daß bisweilen überhaupt kein Nasenrücken erscheint. Die Lippen sind die typischen wulstigen der Negerfamilie. In dem sehr breiten Munde stehen große und kräftige Zähne. Die Brüste haben, wie in Afrika so häufig, eine birnenförmige Gestalt. Den Händen fehlt die schlanke, feine Form anderer Afrikanerinnen. Der Bauch steht weit vor. Der Gang ist wenig schön. Auch bei ihnen wird eine Beschneidung der labia minora und der Klitoris ausgeführt.

.

Abb. 472. Kafferin vom M'Kosastamme. Man beachte die Ziernarben auf dem Leibe.

.

Abb. 473. Kaffernmädchen.

.

Abb. 474. Zulufrauen mit ihren Säuglingen.

A. Widemann, der dieses Volk in Petermanns Mitteilungen ausführlich beschreibt, erzählt, daß die Dschagga in Polygamie leben, und daß für die Männer eine möglichst große Anzahl von Weibern als der Ausdruck des Reichtums und der Würde gilt. Arme Dschaggas pflegen nur ein Weib zu haben. Gewöhnlich knüpft der Jüngling ein zartes Verhältnis an, ehe er um die Hand der Begehrten richtig anhält. Auf Keuschheit seiner Dulzinea legt er kein Gewicht. Er fragt dann pflichtschuldig den Häuptling um Erlaubnis, zahlt eine Anzahl Vieh und führt die schwarze Schöne heim. Natürlich hat der Gebieter des Stammes die meisten Frauen: er hat sogar das Recht, jederzeit Mädchen und Frauen außerehelich zu begehren. Ehebruch ist an der Tagesordnung. Die Scheidung wird ohne Umstände, jedoch nach Vereinbarung mit den Eltern der Frau getroffen. Es genügt als Grund, daß das Weib dumm oder faul ist.

Die Ehe wird nach exogamen Grundsätzen geschlossen. Die verschiedenen Frauen eines Gatten rangieren in der Reihenfolge, wie er sie geheiratet. Zu Anfang wird die junge Frau gemästet, bald aber muß sie das kleine Gehöft, das der Mann ihr angewiesen hat, besorgen und tüchtig arbeiten.

.

Zulukafferin.

.

Abb. 475. Frauen der M'Kosa oder roten Kaffern von King Williams Town (Kapland). So genannt nach der roten Farbe, mit der sie ihren Körper beschmieren.

Die Dschaggafrauen sind bescheiden, fleißig und von liebenswürdigem und gefälligem Wesen. Auf politische Angelegenheiten und die öffentliche Tätigkeit ihrer Männer üben sie keinerlei Einfluß aus. Nur die älteste Häuptlingsfrau und diejenigen Frauen, die einen Sohn geboren haben, genießen auch öffentliche Rechte und werden selbst vom Häuptling, der ihren Beschlüssen nicht leicht widerspricht, respektiert.

Die Frauen arbeiten nur in ihrer Häuslichkeit in dem erwähnten Gehöft. Alte Jungfern können unter ihnen nicht vorkommen, denn selbst die Zurückgewiesene findet immer noch ihren Liebhaber. Von ihren Männern erdulden die Dschaggafrauen keine unwürdige Behandlung. Das Familienleben ist trotz der polygamischen Verhältnisse im allgemeinen gut. Der Gatte macht seinen Weibern öfters Geschenke, um ihre, gleichzeitig aber auch seine eigene Eitelkeit damit zu befriedigen.

Witwen, die einen Sohn geboren haben, dürfen nicht wieder heiraten, ergeben sich daher oft der Prostitution. Kindesmord findet häufig statt; ohne Umstände werden mißgestaltete Kinder, ebenso Albinos umgebracht.

.

Abb. 476. Zulumädchen. Vorbereitungen zur Hochzeit.

.

Abb. 477. Kaffernmädchen.

Von den Frauen der Wateita, die, im Kilima Ndjarogebirge wohnend, zu den nördlichsten Bantuvölkern gehören, erzählt uns Thomson: »Ihr Gliederbau ist massig und groß; dabei sind sie flink wie Schlangen. Der Gesichtsausdruck ist durchaus angenehm, der Blick ihrer Augen und das Lächeln ihrer Lippen lieblich und kokett. Leider gehen im späteren Alter ihre Reize verloren. Ihr Stolz ist eine ganz mit Perlen besetzte Lendenschürze.«

Zu den südwestlichen Bantustämmen gehören ferner die Ova-Herero oder Damara, kurzweg Herero genannt.

.

Abb. 478. Zulu aus dem Innern von Natal.

.

Abb. 479. Hochzeitsvorbereitungen: Junge Kafferin bei der Friseuse.

Die Hererofrau.

Die Herero sind schwarzfarbige Menschen von einer bald rötlichen, bald bräunlichen Untertönung. Die Hererofrau ist schlank, aber bar jeder eleganten Form, groß, von statuenhafter Wirkung, jedoch kleiner als die sehr hochgewachsenen Männer des Stammes. Ungeachtet ihrer Schlankheit zeigt ihr Körper genügend Fleischfülle. Die Züge des jugendlichen Hereromädchens sind zwar nicht eigentlich negerhaft, aber im besten Falle nur erträglich angenehm, wogegen alte Weiber oft abstoßend wirken. Ihre physischen Kräfte sind ziemlich gering.

Frauen sowohl wie Mädchen rasieren ihre Köpfe bis auf einen kleinen Schopf, an dem sie Schnürchen mit schlechten Metallperlen und anderem geringwertigem Schmuckwerk befestigen. Junge Mädchen tragen oft nur einen Gürtel, von dem dreißig bis vierzig perlenbesetzte Lederlappen herabhängen, während verheiratete Weiber sich mit Häuten behängen. Bezeichnend für das Hereroweib ist der sehr merkwürdige Kopfschmuck, eine Art Mitra aus Häuten, die sie vom Tage ihrer Hochzeit an trägt. Durch die Abbildung wird der Leser diesen Kopfschmuck besser kennen lernen als es durch eine Beschreibung geschehen könnte. Im ganzen ist das Kostüm der Herero ein komplizierter Plunder.

.

Abb. 480. Jugendliche Zulu.

Ein eigentümlicher Brauch der Herero ist das heilige Feuer, das stets auf einem Altar innerhalb des Kraals vor der Hütte der Großfrau (s. weiter unten) erhalten werden muß. Die Vestalin, die das besorgt, ist die älteste unverheiratete Tochter des Häuptlings. Des Abends trägt sie Teile dieses Feuers in die Hütte ihrer Mutter und erhält sie die Nacht hindurch glimmend. Niemand darf von diesem Feuer ein anderes entzünden. Es wird fortgetragen, wenn der Kraal abgebrochen und auf einem anderen Weideplatz wieder errichtet wird. Sollte es einmal ausgehen, so kann es nur durch Aneinanderreiben heiliger Hölzer wieder entzündet werden.

In der Reifezeit werden den Mädchen die zwei unteren Schneidezähne ausgezogen und die darüberliegenden zu einer umgekehrten römischen V gefeilt. Bald wird die »efundula«-Zeremonie geübt: ein großer Tanz wird vor der Hütte des Häuptlings abgehalten, zu dem sich alle reifen jungen Mädchen in Begleitung ihrer Mütter versammeln. Die jungen Männer treten hinzu und treffen ihre Auswahl, dürfen die Begehrten aber noch nicht heimführen. Nach dem Tanz werden die Mädchen mit Asche eingerieben; man gibt ihnen eine eigene Kopfbedeckung und lange Wanderstäbe in die Hand. Nun ziehen sie singend von Kraal zu Kraal einen Monat lang über das ganze Land. Nach dieser Zeit erst gelten sie als heiratsfähig.

Bei den Hereros ist Polygamie wohl die begehrteste Form der Ehe. Wo sich die Einehe vorfindet, ist sicher die Armut deren Ursache. Unter den Frauen eines Gatten ist immer eine die angesehenste. Sie wird die »Großfrau« genannt. Die Hereromädchen heiraten zuweilen schon im zwölften Jahre, doch gewöhnlich wird die Heirat bis zum fünfzehnten oder noch länger hinausgeschoben.

.

Abb. 481. Weibliche Typen der Betchuanakaffern in der Oranjeflußkolonie.

.

Abb. 482. Eine Versammlung von Zulufrauen und Mädchen.

Die Geburt von Zwillingen, die von so vielen primitiven Völkern als ein Unglück angesehen wird, begrüßt der Herero mit Freuden; überhaupt wird jede neue Geburt von den Eltern bejubelt. Die Kinder werden gesäugt, bis sie selbständig laufen können. In der Entwöhnungszeit geschieht es nicht selten, daß den Kleinen eine Ziege als Amme gegeben wird.

Außer den genannten Eheformen findet sich noch Polyandrie und eine Art Tribadie unter Frauen, vermutlich mit Wissen und Willen ihrer Angehörigen. Polyandrie und Tribadie werden Omapanga genannt.

Daß solchen Zuständen eine unsittliche Veranlagung des Volkes, bei Männern wie Frauen, zu Grunde liegt, ist zweifellos. Nichtsdestoweniger wird das Hereroweib bei seinem Stamme geachtet.

Den Hereros verwandt sind die nördlich von ihnen wohnenden Ovambo, denen sich die deutsche Zivilisation noch fast gar nicht hat nähern können. Ihre nicht übel gebauten Frauen bewegen sich nahezu in einer Evanacktheit.

Wir gehen nun zu einigen Stämmen über, die sich in keine der vorgenannten Gruppen einreihen lassen. Es sind dies die


 << zurück weiter >>