Irene Forbes-Mosse
Peregrina's Sommerabende
Irene Forbes-Mosse

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Zwei Chöre aus
»Atalanta in Calydon«
von
A. Swinburne

Dem Englischen nachgedichtet

 


 

. . . . . . . . . .  
And things unchristian haunt the wood . . .
They stoop above our wells athirst,
They love our rustling solitudes . . . . . .
                          Mary Darmesteter

 


 

Frühlingschor

        Wenn die Meuten des Frühlings den Winter verjagen
Schmückt die Mutter der Monde die wartende Welt,
Wo die Gründe und Ebnen in Trauer lagen,
Wo säuselnd durchs Laubwerk der Regen nun fällt.
Und der Nachtigall süsser Liederfluss
Erzittert in Mitleid um Itylus,
Um die thrakischen Segler und fremden Gesichter,
Die schweigende Wacht, die der Sorge gesellt.

O komm mit dem Pfeil und dem schwingenden Bogen,
Herrliche Jungfrau, Du leuchtend Gesicht,
Brausend herbei durch die Lüfte gezogen
Wie ein rauschender Strom durch die Felsen bricht.
Binde enteilend mit göttlicher Hand
Fester am Fuss der Sandale Band,
Denn der Osten erwacht, der Westen erschauert,
Es wandelt die Nacht und es nahet das Licht.

O wer hat sie gesehn und wie sollen wir singen,
Wie mit preisenden Händen sollen wir knien?
Wär' das Herz wie die Flamme, sich kühnlich zu schwingen,
Wär' es stark wie des Wildbachs hochjauchzendes Sprühn!
Denn aus Sternen und Sturm ist ihr Kleid gemacht,
Wie ein Harfenspiel rauscht es in lauschender Nacht
Und die Sterne umsäumen die wallenden Falten,
Und die Winde des Westen sie wehen dahin!

Ja vorbei ist des Winters feindselig Getriebe,
Und die Zeit hat der Sünde ihr Opfer gebracht,
Vorbei sind die Tage entsagender Liebe,
Das ersterbende Licht, die tyrannische Nacht.
In Erinnrung sei Jammer und Leid vergessen,
Denn der Frost starb dahin, und neu besessen
Ist der Wald von der blüthentreibenden Freude
Wo Blümchen bei Blümchen im Dickicht erwacht.

Durch Schlingkraut und starrende Binsenhaare
Drängt sich der volle, der wandernde Fluss,
Und es rinnt wie die Ahnung der werdenden Jahre
Von Blättern zu Blüthen der Schöpfung Kuss.
Das lispelnde Korn übertönt die Leier
Und Blätter und Früchte erglühn wie Feuer . . . .
Es zerstampft der Kastanie stachlig Gehäuse
Des Satyrs erhob'ner harthufiger Fuss.

Und Pan bei Tage, und Bacchus bei Nacht,
Flüchtig, leichtfüssig – wie eilendes Wild
Rasenden Laufs durch's Gezweige kracht –
Jagen sie, glühend und ungestillt,
Die Maenade, die tief in dem Walde versteckt,
Der hält ihre lachenden Glieder bedeckt,
Und verbirgt und verräth wie in neckendem Spiele
Den verfolgenden Gott und das Mädchen verhüllt.

Epheu bekränzt der Bacchantin Haupt,
Tiefer verhängend die düsteren Brauen,
Und die Rebe, die ihre Schulter umlaubt
Lässt ihre stöhnenden Brüste schauen.
Es gleitet der Rebe vollblättrige Last,
Doch der Epheu hält fester die Glieder umfasst
Die im Dämmern des Waldes schimmern und gleiten . . . .
Und der Wolf jagt das Reh – und erblickt sie mit Grauen!

 


 


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