Der Ritter lag im Sterben,
Allein und ohne Wehr;
Was gross und stolz nun dünkt's ihn klein,
Und mancher helle Edelstein
Schien trübe sich zu färben . . . . .
Da ward das Herz ihm schwer.
Er hört und zählt mit Schauern
Die Glocken in der Nacht.
Die Stunden gehen still und schwer,
Die Todesstunde kommt einher,
Die Schildwach' vor den Mauern
Sie hat ihn nicht bewacht.
»Georg, Du heil'ger Ritter,
Du stehst und blickst so streng!
Hielt ich nicht allzeit treu zu Dir,
Baut' Klöster und Kapellen hier,
Du Starker, Tod ist bitter,
Hilf mir aus dem Gedräng!«
– Mit Kerzen und Kapellen
Ist's wahrlich nicht gethan:
Du sangst Tedeum Gott dem Herrn
Und Hochmuth war Dein Altarstern,
Die blauen Weihrauchwellen
Sie waren Trug und Wahn. –
»Ich will zur Jungfrau rufen!«
– Die Jungfrau hört Dich nicht;
Sie sucht verlassne Kinderlein
Wenn draussen weisse Flocken schnei'n,
Auf kalten Treppenstufen
Im kalten Sternenlicht. –
»Ich will zum Heiland beten!«
– Der Heiland hört Dich nicht!
Er wäscht der Armen Füsse lind,
Die hungrig hier gegangen sind,
An Deiner Thüre flehten
Mit blassem Angesicht!
»Will zu den Engeln flehen!«
– Die Engel hören's nicht:
Am Schlachtfeld wandeln sie entlang,
Den Todten gilt ihr leiser Sang,
Die goldnen Aehren wehen,
Das Korn wächst dort so dicht. –
Da sinkt sein Haupt zur Seite,
Das kühler Hauch umspielt.
»Ach schimmert mir aus ferner Zeit
Kein lichter Geist der Lindigkeit,
Der mir den Mantel breite,
Die Hand im Scheiden hielt!«
Der Ritter fühlt es pochen
An seinem Herzen leis . . . . . .
Die reine Liebe einer Stund
Die schwillt und schluchtzt im tiefen Grund,
Die hat ihn frei gesprochen,
Sie quillt so rein und heiss.
Willkommen, letzter Morgen,
So liebereich entbrannt!
Die Sonne fluthet durchs Gemach,
O Sonne, küss die Hoffnung wach,
Nimm alle Angst und Sorgen
In Deine güldne Hand.
Im lichten Glanz der Sonnen
Liegt meines Ritters Grab.
Zu Häupten ihm zwei Birken stehn,
Im Frühling grünen Segen wehn,
Im Herbst wie Feuerbronnen
Träuft ihr Gezweig herab. |