»Sag', was beschwert Dich, trüber Mann,
Bleich und verlassen gehst Du um . . . . .
Schon sind die Binsen welk und fahl,
Die Vöglein stumm.
Sag', was verfolgt Dich, stiller Mann,
So ruhlos streifend früh und spät?
Eichkätzchens Speicher sind gefüllt,
Das Korn gemäht.
Die Lilienblässe Deiner Stirn
Ist feucht vom Thau der Herzensangst –
O heisser Wangen Rosenfarb,
Du welkst und krankst!«
»Ich traf auf grünem Wiesenrain
Ein' Dame schön, ein Feenbild,
Ihr Haar war lang, ihr Füsschen weiss,
Ihre Augen wild.
Ich sah nichts andres mehr als sie,
Ich hob sie auf mein schreitend Pferd,
Ich folgte ihrem süssen Sang
Als wie bethört.
Ich wand ihr einen Gürtel zart
Und Blumenkränze ihrem Kleid,
Sie sah mich an und klagte sanft
Ihr Herzeleid.
Sie fand der süssen Wurzeln viel
Und wilder Bienen Schatz für mich,
In fremden Lauten sprach ihr Mund:
»Ich liebe Dich« . . . . .
In ihren Zaubergrotte ging
Sie dann mit mir und seufzte tief:
Ich küsst' ihr traurig Augenpaar
Bis sie entschlief.
Dort lagen wir, ach, weh mir – weh!
Dort träumte ich am Bergessaum
Auf weichem Moos, auf rothem Kraut
Den letzten Traum.
Ritter und Kön'ge nahten mir,
Die starrten bleich und wie verzückt:
»Auch Du! La Belle Dame sans Merci
Hat Dich umstrickt.«
Und ihre Lippen regten sich
Wie Sterbende in Hungersnoth . . . . . .
Da wacht' ich auf am Bergeshang
Im Morgenroth.
Und darum muss ich traurig gehn,
Allein, und irr, und todesbang . . . . . .
Schon starb der Binsen grüne Wehr,
Der Vöglein Sang.« |