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Meine engere Heimat ist Aurich, die Hauptstadt des Landes. Sie verdankt ihre Bedeutung der zentralen Lage, alle anderen ostfriesischen Städte liegen am Rande des Landes. So war Aurich der gegebene Mittelpunkt. Die Stadt hatte so gut wie keine Fabriken; sie war als der Sitz aller Behörden überwiegend Beamtenstadt. Die Beamten selbst stammten zum guten Teil aus Hannover. Charakteristisch für die friesische und niedersächsische Art war dabei, daß die richterlichen Behörden in der Schätzung des Volkes entschieden vor den Verwaltungsbehörden standen. Die stille Stadt erhielt zu gewissen Zeiten eine eigentümliche wirtschaftliche Bedeutung durch ihre Jahrmärkte, namentlich durch die Pferdemärkte, die einen gewissen Wechselverkehr der verschiedenen Orte bewirkten, weit über Ostfriesland hinaus. An den Haupttagen dieser Jahrmärkte waren zu meiner Zeit die Schulen geschlossen, alles bewegte sich um diesen Mittelpunkt.
Die Stadt hatte eine besondere geistige Atmosphäre, die wohl als eine glückliche gelten durfte. Ruhe und Friede, welche durch keine Eisenbahn gestört wurden, herrschten überall, jeder konnte seinen Liebhabereien nachgehen, geistige Arbeit wurde geschätzt, die sozialen Fragen schlummerten noch, nur ab und zu schlug eine Welle aus dem großen Leben des Landes hierher. Dazu kam eine anspruchslose, aber anmutige Natur. Die Stadt ist umgeben von Wäldern und kleinen Gehölzen, die den Spaziergängern volle Erholung bieten. Die Häuser waren klein, aber behaglich und oft mit Gärten versehen. Von alters her umschloß ein Stadtgraben die Stadt. Das Naturbild des Ganzen wurde namentlich durch einige sehr stattliche Windmühlen belebt. Leider wurde die schöne Frühlingszeit oft durch das Moorbrennen gestört, das die Gegend zeitweilig mit trübem Rauch erfüllte.