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Am folgenden Tage um die Tischzeit suchte Gretchen ihren Bruder auf. Er wohnte bei bekannten Leuten. Unser Freund Bob hatte vor acht Monaten, unter der schweigenden Zustimmung seines Hundes Mumps, nicht nur eine Frau genommen, sondern auch eins von den komischen alten Häusern mit überraschenden Durchgängen unmittelbar am Fluß bezogen, wo seine Frau und Mutter, wie er bemerkte, mit dem Vermiethen zweier Kähne zu Lustfahrten und zweier Zimmer an einen einzelnen Herrn genug zu thun hatten, um weiter keinen Unsinn zu machen. Unter diesen Umständen war es natürlich für alle Betheiligten das beste, daß Tom der einzelne Herr war, der die beiden Zimmer miethete.
Bob's Frau öffnete. Sie war ein schmächtiges kleines Ding mit einem Puppenkopfe und sah im Vergleich zu Bob's Mutter, die hinten im Korridor stand, so ziemlich aus wie ein Mensch neben einer kolossalen Statue, der einem die Verhältnisse deutlicher macht. Die kleine Frau machte Gretchen ihren Knix und sah mit einiger Scheu zu ihr auf, aber bei den Worten: »Ist mein Bruder zu Haus?« wandte sie sich plötzlich um und rief:
»He, Mutter, Mutter – ruf Bob – es ist Fräulein Gretchen! Bitte, kommen Sie 'rein, Fräulein!« und dabei öffnete sie die Thür des Wohnzimmers und drückte sich gegen die Wand, um ihrem Gaste möglichst viel Platz zu lassen.
Trübe Erinnerungen drangen auf Gretchen ein, als sie das kleine Wohnzimmer betrat. Das war jetzt alles, was der arme Tom seine Heimath nennen konnte. Seine Heimath! Vor langen Jahren hatte dieser Name für sie beide denselben Inbegriff von lieben, alten, bekannten Dingen bezeichnet. Indeß, auch in diesem neuen Zimmer war ja nicht alles fremd; ihr erster Blick fiel auf die große alte Bibel, und der Anblick war nicht geeignet, ihre trüben Erinnerungen zu verscheuchen. Sie blieb stehen, ohne ein Wort zu sprechen.
»Wollen Sie nicht so frei sein und sich setzen?« sagte die kleine Frau und fuhr mit der Schürze über einen vollkommen reinen Stuhl und hielt sich dann mit verlegener Miene den Zipfel an's Kinn, während sie verwundert zu Gretchen aufblickte.
»Bob ist also zu Haus?« sagte Gretchen, indem sie sich faßte und die schüchterne Puppe anlächelte.
»Ja, Fräulein, aber ich glaube, er wäscht sich und zieht sich an; ich will mal nachsehen«, erwiderte die kleine Frau und verschwand.
Aber sogleich kam sie zurück und ging etwas muthiger hinter ihrem Mann her, der aus seinen blauen Augen lachte und mit vergnügtem Grinsen seine weißen Zähne zeigte, während er ein tiefes Kompliment machte.
»Wie geht's Euch, Bob?« sagte Gretchen und reichte ihm die Hand; »ich wollte Eurer Frau immer schon meinen Besuch machen und ich komme auch noch mal expreß darum her, wenn sie nichts dagegen hat. Aber heute muß ich mit meinem Bruder sprechen.«
»Er wird bald hier sein, Fräulein. Es geht ihm recht gut, Ihrem Herrn Bruder; der wird noch mal einer von den ersten Leuten der Stadt, das sollen Sie erleben.«
»Nun, Bob, dann hat er's Euch mit zu verdanken; das sagte er noch neulich selbst, als er von Euch sprach.«
»Ih, Fräulein, das ist mal so seine Ansicht. Aber wenn er was sagt, darauf kann man was geben; seine Zunge geht nicht so mit ihm durch wie meine mit mir. Du liebe Zeit! ich bin immer wie 'ne Flasche, die schief liegt, wahrhaftig – wenn die mal zu laufen anfängt, da ist auch kein Halten mehr. Aber Sie sehen prächtig aus, Fräulein; es thut einem ordentlich gut, Sie zu sehen. Was sagst Du nu', Frau?« – dabei wandte er sich an seine Ehehälfte – »ist nicht alles so wahr, wie ich gesagt habe? wenn ich auch sonst wohl übertreiben kann.«
Die kleine Nase von Frau Bob schien dem Beispiel ihrer Augen zu folgen und wandte sich ehrfurchtsvoll zu Gretchen empor, aber sie konnte doch jetzt lächeln und knixen und sagen: »ich hab' mich so unbändig darauf gefreut Sie zu sehen, Fräulein; mein Mann hat gar kein Ende finden können, wenn er von Ihnen sprach; er war ganz wie verrückt, gleich zuerst wie wir uns kennen lernten.«
»Na, 's is gut«, meinte Bob etwas verlegen. »Geh und sieh nach den Kartoffeln, damit Herr Tom nachher nicht zu warten braucht.«
»Mumps ist doch gut Freund mit Eurer Frau, Bob?« sagte Gretchen lächelnd; »ich erinnere mich noch, daß Ihr sagtet, ihm würd' es nicht recht sein, wenn Ihr mal heirathetet.«
»Ih, Fräulein«, erwiderte Bob grinsend, »er fand sich drin, als er sah, wie klein sie war. Meist thut er, als ob er sie nicht sähe, oder als hielt' er sie nicht für voll. Aber was Herrn Tom angeht, Fräulein«, sagte Bob, indem er leiser sprach und ernsthaft aussah, »der ist so verschlossen wie der Wasserkessel in der Maschine, aber ich bin nich' dumm und nun ich nicht mehr hausiren gehe un' wenig zu thun habe, da weiß ich garnicht mehr, wo ich mit meinen Gedanken hin soll, und ich muß mich in andere Leute ihre Sachen mischen. Un' es quält mich recht, daß Herr Tom immer so trübe allein vor sich hinbrütet un' die Stirn kraus zieht un' den ganzen Abend in's Feuer guckt. Er müßt' ein bischen lustiger sein, so'n hübscher junger Herr wie er ist. Meine Frau geht bisweilen herein, un' denn merkt er's garnicht, un' sitzt immer un' guckt in's Feuer un' zieht die Stirn kraus, als säh' er da was.«
»Er denkt' zu viel an's Geschäft«, sagte Gretchen.
»I, wenn's bloß das wäre!« meinte Bob und sprach immer leiser, »aber glauben Sie nicht, daß noch sonst was dahinter steckt? Er ist verschlossen, der Herr Tom, aber ich bin nicht auf'n Kopf gefallen – ne, ich nich', und letzte Weihnachten, da war's mir ganz so, als hätt' ich's 'raus, wo ihn der Schuh drückt. Es war was mit dem kleinen schwarzen Wachtelhund – so'n Thier findet man nicht alle Tage – da machte er 'ne Wirtschaft drum, das können Sie sich gar nicht denken. Aber seit der Zeit ist was über ihn gekommen, und er ist wieder so verbissen, wie was sein kann, un' doch hat er immer Glück im Geschäft. Das wollt' ich Ihnen doch sagen, Fräulein, weil Sie's ihm wohl 'n bischen ausreden können, nun Sie mal hier sind. Er ist zuviel allein und geht nicht genug in Gesellschaft.«
»Ich fürchte, ich habe sehr wenig Gewalt über ihn, Bob«, erwiderte Gretchen, sehr ergriffen von Bob's Andeutung. Es war ihr ein ganz neuer Gedanke, daß Tom eine unglückliche Liebe haben sollte. Der arme Schelm, und noch dazu eine unglückliche Liebe für Lucie! Aber vielleicht war's ein bloßer Einfall von Bob; daß er ihr den Hund geschenkt hatte, war doch nur verwandtschaftliche Freundlichkeit und Dankbarkeit. Aber in dem Augenblick ging draußen die Thür auf, und Bob sagte, da sei ihr Bruder.
»Es ist keine Zeit mehr zu verlieren«, sagte Gretchen zu Tom, als sie allein waren. »Ich muß Dir gleich sagen, weshalb ich hier bin, sonst halte ich Dich vom Essen ab.«
Tom stand mit dem Rücken gegen das Kamin und Gretchen saß gegen das Licht. Er bemerkte, daß sie zitterte, und eine Ahnung ging ihm auf, worüber sie sprechen wollte. Seine Stimme war daher kalt und rauh, als er sagte: »Was willst Du?«
Dieser Ton regte den Geist des Widerspruchs in Gretchen auf, und sie brachte ihre Bitte in einer ganz andern Weise vor, als sie ursprünglich beabsichtigt hatte. Sie stand auf, sah Tom grade in's Gesicht und sagte:
»Ich wollte Dich bitten, mich von meinem Versprechen wegen Philipp's zu entbinden. Oder vielmehr, ich hatte Dir doch versprochen, ich wollte ihn nicht wiedersehen, ohne es Dir zu sagen. Ich komme nun, Dir zu sagen, daß ich ihn wiedersehen will.«
»Gut«, sagte Tom noch kälter.
Aber kaum hatte Gretchen so trotzig gesprochen, als sie's auch schon bereute und eine neue Spannung mit ihrem Bruder befürchtete.
»Nicht meinetwegen will ich ihn sehen, lieber Tom. Sei doch nicht gleich böse. Ich würde nicht mit Dir darüber sprechen, aber Philipp ist mit Deane's befreundet, und Lucie hat ihn auf heute Abend eingeladen, und da hab' ich ihr gesagt, ich könnte ihn nicht sehen, ohne daß Du darum wüßtest. Ich werde ihn nur sehen, wo andre Leute dabei sind. Wir werden nichts geheimes unter einander haben.«
Tom blickte weg und zog die Stirn in finstre Falten. Dann wandte er sich zu ihr und sagte langsam und mit Nachdruck:
»Meine Ansicht über diese Sache kennst Du, Gretchen. Ich brauche Dir nicht zu wiederholen, was ich Dir vor einem Jahr gesagt habe. So lange Vater noch lebte, hielt ich mich für verpflichtet, meinen ganzen Einfluß auf Dich aufzubieten, damit Du Dir und uns allen keine Schande machtest. Jetzt muß ich Dir alles selbst überlassen. Du willst unabhängig sein, das hast Du mir ja schon bei Vaters Tode gesagt. Meine Ansicht ist heute noch dieselbe. Wenn Du Philipp Wakem wieder zum Geliebten haben willst, dann mußt Du mich aufgeben.«
»Das will ich ja nicht, lieber Tom – wenigstens nicht wie die Dinge stehen. Ich sehe ja, daß nur Elend draus käme. Aber ich werde bald fortgehen und eine neue Stelle annehmen, und so lang' ich hier bin, möcht' ich mit Philipp gut Freund sein. Lucie wünscht es auch.«
Der strenge Ausdruck in Tom's Gesicht wurde etwas milder.
»Bei Deane's kannst Du ihn meinetwegen bisweilen sehen, und brauchst überhaupt nicht so viel Wesens von der Geschichte zu machen. Aber ich habe kein Vertrauen zu Dir, Gretchen. Du läßt Dich hinreißen – zu allem.«
Das war grausam gesprochen. Dem armen Gretchen bebten die Lippen.
»Wie kannst Du so was sagen, Tom? es ist sehr hart von Dir. Hab' ich nicht alles gethan und erduldet, was in meinen Kräften stand? Und ich habe Dir mein Wort gehalten, als – als … Mein Leben ist so wenig glücklich gewesen wie Deins.«
Sie war wieder wie ein Kind, die Thränen kamen ihr in die Augen. Wenn Gretchen nicht zornig war, so hing sie ganz von freundlichen oder kalten Worten ab, grad' wie ein Marienblümchen vom Sonnenschein oder vom bewölkten Himmel; ihre Liebesbedürftigkeit beherrschte sie dann ganz wie früher in den Tagen der Kindheit, als sie noch auf der alten Bodenkammer saß. Ihre Worte drangen Tom in's Herz, aber seine Gutherzigkeit konnte sich doch nur so zeigen, wie er einmal war. Er legte ihr die Hand sanft auf den Arm und sagte im Ton eines liebevollen Lehrers:
»Hör' mich an, Gretchen. Ich muß Dir meine Meinung sagen. Du bewegst Dich immer in Extremen. Du hast kein Urtheil und kannst Dich nicht beherrschen, und doch meinst Du, Du wüßtest alles am besten, und willst Dich nicht leiten lassen. Wie Du weißt, war ich nicht damit einverstanden, daß Du eine Stelle annahmst. Bei Tante Pullet hätt'st Du eine Heimath finden können, wo Du anständig bei Verwandten gelebt hättest, bis ich Dich und die Mutter zu mir nehmen konnte. Und das wär' mir auch jetzt noch das liebste. Meine Schwester soll auftreten wie eine Dame, und ich würde immer für Dich sorgen, wie Vater gewünscht hat, bis Du Dich gut verheirathetest. Aber Deine Ansichten stimmen nie mit meinen überein, und Du willst nicht nachgeben. Du solltest aber doch Verstand genug haben und einsehen, daß ein Bruder, der die Welt sieht und mit Männern verkehrt, nothwendig besser wissen muß, was sich für seine Schwester ziemt, als sie es selbst wissen kann. Du meinst, ich sei unfreundlich gegen Dich, aber meine Freundlichkeit wird nur durch die Rücksicht auf Dein Bestes bestimmt.«
»Jawohl – das weiß ich, lieber Tom«, erwiderte Gretchen halb schluchzend mit mühsam verhaltenen Thränen. »Ich weiß, Du thätest viel für mich; ich weiß, wie Du arbeitest und Dich nicht schonst, und ich bin Dir auch so dankbar dafür. Aber Du kannst doch nicht alles für mich entscheiden, dazu sind unsre Naturen zu verschieden. Du ahnst nicht, wie verschieden wir viele Dinge ansehen.«
»Doch, ich weiß es, nur zu gut. Ich weiß, wie ganz anders Du über unsre Familienangelegenheiten und Deine eigene Würde als Mädchen denken mußtest, ehe Du Dich herbeilassen konntest, geheime Zusammenkünfte mit Philipp Wakem zu haben. Wär' mir diese Geschichte nicht schon sonst widerwärtig, es würde mich empören, den Namen meiner Schwester mit einem jungen Manne zusammen nennen zu hören, dessen Vater den bloßen Gedanken an uns hassen muß und Dich mit Füßen treten würde. Bei jedem andern wäre ich ganz sicher, daß der Vorfall, den Du kurz vor Vaters Tode mit angesehen hast, für immer jeden Gedanken an Philipp Wakem vertreiben müßte. Aber bei Dir bin ich dessen nicht sicher, bei Dir bin ich überhaupt in keiner Beziehung sicher. Heute gefällst Du Dir plötzlich in einer sehr thörichten Entsagung, und morgen hast Du nicht die Kraft des Widerstandes gegen etwas, was Du selbst als unrecht erkennst.«
Es war eine fürchterliche schneidende Wahrheit in Tom's Worten – nicht der Kern der Wahrheit, aber die harte Rinde, welche phantasielose Naturen so leicht herausfinden. Gretchen krümmte sich förmlich vor Schmerz unter dem Urtheil ihres Bruders; sie empörte sich dagegen und fühlte sich zugleich gedemüthigt; er schien ihr einen Spiegel vorzuhalten, worin er ihr die eigene Thorheit und Schwäche und die Folgen derselben zeigte, und doch wieder wehrte sie sich dagegen und fällte auch über ihn ihr Urtheil, sagte sich, er sei engherzig und ungerecht und stehe nicht hoch genug, um die geistigen Bedürfnisse nachzufühlen, aus denen so oft das Unrecht oder die Thorheit entsprang, welche ihm ihr Leben zu einem unlösbaren Räthsel machte.
Sie antwortete nicht sogleich; ihr Herz war zu voll, sie setzte sich nieder und stützte den Arm auf den Tisch. Vergebens hätte sie in Tom das Gefühl zu erwecken gesucht, daß sie ihm nahe stehe; er hatte sie ja immer zurückgestoßen. Jetzt mischte sich in den Eindruck seiner Worte die Anspielung auf den letzten Vorfall zwischen ihrem Vater und Wakem, und diese peinliche feierliche Erinnerung überwog endlich den Schmerz des Augenblicks. Nein! gegen so etwas war sie doch nicht kalt und gleichgültig, dessen durfte sie Tom nicht beschuldigen. Schwer und ernst blickte sie zu ihm auf und sagte:
»Du wirst doch nicht besser von mir denken, Tom, was ich auch sage. Aber nicht allen Deinen Empfindungen stehe ich so fern, wie Du glaubst. Ich sehe so gut ein wie Du, daß es wegen unserer Stellung zu Philipp's Vater – aber aus keinem andern Grunde – unverständig, ja unrecht wäre, an eine Heirath zu denken, und ich sehe ihn nicht mehr als meinen Geliebten an … ich sage Dir die Wahrheit, und Du hast kein Recht, mir nicht zu glauben; ich habe Dir mein Wort gehalten und Du kannst mir keine Falschheit vorwerfen; jeden Verkehr mit Philipp, der nicht auf ruhiger Freundschaft beruhte, würde ich nicht nur nicht befördern, sondern sorgsam vermeiden. Glaube immerhin, ich sei nicht fähig, meinen Entschlüssen treu zu bleiben, aber Du solltest mich doch wenigstens nicht mit harter Verachtung behandeln für Fehler, die ich noch nicht begangen habe.«
»Nun, Gretchen«, erwiderte Tom, den diese verständige Vorstellung weicher stimmte, »ich will nichts übertreiben. Alles in allem, ist's wohl das beste, daß Du Philipp siehst, wenn ihn Lucie einladet. Ich glaube, was Du sagst; wenigstens weiß ich, daß Du es selbst glaubst. Ich kann Dich nur warnen. Ich will ja ein so guter Bruder gegen Dich sein, wie Du mir die Freiheit dazu läßt.«
Tom's Stimme bebte ein wenig, als er diese letzten Worte sagte, und Gretchens Herzlichkeit flammte so rasch wieder auf wie damals, wo sie noch Kinder waren und in einem Stück Kuchen Versöhnung aßen. Sie stand auf und legte Tom die Hand auf die Schulter.
»Lieber Tom, ich weiß, Du willst mein bestes. Ich weiß, Du hast viel zu tragen gehabt und hast viel gethan. Ich möchte um alles Dir Freude machen, nicht Dich ärgern. Du hältst mich doch auch nicht für ganz unartig, nicht wahr, Tom?«
Tom lächelte über ihr aufgeregtes Gesicht; sein Lächeln war hübsch, wenn es mal kam; die grauen Augen konnten zärtlich blicken, trotz der düstern Stirn.
»Nein, Gretchen.«
»Ich mache mich vielleicht besser als Du denkst.«
»Wollen's hoffen.«
»Und ich darf doch mal herkommen und Dir den Thee machen und diese wunderbar kleine Frau von Bob wieder ansehen?«
»Jawohl, aber jetzt zieh ab, ich habe keine Minute mehr übrig«, sagte Tom und sah nach der Uhr.
»Nicht mal für 'nen Kuß?!«
Tom küßte sie auf die Backe und sagte:
»Da! nun sei artig. Ich habe heut viel zu bedenken; nach Tisch steht mir eine lange Unterhandlung mit Onkel Deane bevor.«
»Du kommst doch morgen zu Tante Glegg? wir wollen früh essen, damit wir zum Thee hingehen können. Du mußt kommen; Lucie läßt Dir's sagen.«
»Pah! ich habe viel was anderes zu thun«, antwortete Tom und riß so heftig am Klingelzug, daß er ihm in der Hand blieb.
»Ich werde bange, ich laufe fort«, rief Gretchen und zog lachend ab, während Tom mit männlicher Fassung den Klingelzug weit von sich warf – und doch nicht sehr weit; denn Tom war nicht der erste und der letzte Mensch auf dieser Welt, der zu Anfang seiner Laufbahn sehr große Hoffnungen in einem sehr kleinen Zimmer hegte.