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Unter dem warmen Glanz der Sonne schmolzen die Schneemassen der weißen Berge dahin, und das Eis auf den Flüssen barst und zerging, und die vom Schmelzwasser übervollen Ströme traten mit feuchten Füßen aus ihren Betten heraus und schütteten ihre stets gefüllten und nun übervollen Urnen über Felder und Wiesen aus. Aber Tag für Tag herrschte die Sonne, und die Wasser liefen zu Meere, und nach Arkadien kam endlich, verwundert und schlaftrunken, der späte Lenz, schritt leichten Fußes an den überströmenden Flüssen entlang. Zartes Grün wuchs unter seinem sanften Tritt zu goldenen Halmen empor. Die Zweige bedeckten sich mit gelben und grünen Knospen, und rosige und weiße Blüten wirbelten durch das verworrene Geäst der Haine. Die Vögel zwitscherten, und die munteren, von singenden Hirten geführten Herden suchten die jetzt wieder begrasten frischen Hügel auf. Durch das frohe Blöken und Zwitschern, durch den jubelnden Schalmeienschall der jauchzenden Arkadier trieb der übermütige Jolaos die trabenden Rosse zu stets rascherem Trabe an, auf daß sie den Wagen zogen, dessen rasselnde Räder sich rascher und rascher drehten. Hochragend stand der Held, der wie ein guter Gott im Triumph über die wieder erwachende Erde fuhr, und vor ihm, über der Vorderwand des Wagens, hing der schaudererweckende Leichnam des weißen Ebers: das riesige weiße Maul mit den mächtigen Hauern zur einen, der weiße, borstige Leib zur anderen Seite, so daß er beinahe auf dem Weg dahinschleifte. Nachdem Phöbus-Apollo mit seinen goldenen Pfeilen die furchtbaren Trugbilder verscheucht hatte, war Herakles, dessen Blut der heilige Wein beseelt hatte, die eisigen Felsen emporgeklommen, war dem Eber begegnet, der mit seinen riesigen weißen Borsten so riesengroß schien, wie nie zuvor ein Eber gewesen war, und hatte den Kampf mit dem Untier aufgenommen, der ihm nach allem, was er schon erlebt hatte, minder furchtbar erschienen war, als der Streit mit Löwe und Hydra. Kein Eber, der nicht mehr unantastbares Gespenst, sondern angreifbares Untier war, konnte dem Mut des Helden widerstehen, nicht den stählernen giftigen Pfeilen seines starken Bogens noch der Kraft seines Armes, der die Keule schwang. Nachdem er das gewaltige Tier gefällt, das dem Helden die Seite durchbohrt hatte, so daß beider Blut sich in dem blendenden Schnee mischte, hatte der Zentaur den ohnmächtigen Sieger auf seinen Rücken gehoben und in seine Grotte geführt und mit geheimnisvollen Kräutern geheilt. Und als Herakles genesen war, waren sie zusammen ausgezogen, um die ???freisliche Beute zu holen, und in Arkadien war der Lenz erwacht.
Rastlos trieb Jolaos die Rosse vorwärts, und der Wagen flog über den weiten sich windenden Weg, als sei er geflügelt. Weit hinter ihnen lagen bald die lieblichen Lande Arkadiens. Gleich als wäre sie durch den Sturmwind dieser Fahrt vertrieben, so glättete sich in des Helden Seele alle Erregung. War er angesichts der Dankbarkeit der Arkadier prahlend und hochmütig gewesen und stolz auf seine Kraft? Pholos hatte ihm zu Ehren ein zartes Rind nach dem anderen an den Spieß gesteckt, und lachend hatte er Amphora auf Amphora in seinen großen Mischkrug entleert. Die Reigen lieblicher Jungfrauen waren jauchzend bei diesem Feste erklungen. Die Scharen der Jünglinge hatten übermütig miteinander im Sangesstreit gewetteifert und in der Ringekunst, im Bogenspannen, im Wurf von Speer und Spieß, im Hochsprung, im Scheibenwerfen und im Wettlauf. Wenn sie müde waren, hatten sich alle um den feiernden Helden geschart und ihn schmeichelnd gebeten, daß er ihnen von seinen Taten erzähle, und er hatte zu reden begonnen, hatte erzählt, weil er ihrer Bewunderung Genüge tun wollte: von den Schlangen der Hera, den Löwen von Thespiä und Nemea. von der Hydra und dem Eber. Er hatte ihnen mit den die Tat ausschmückenden Worten des Jägers erklärt, wie er des nemäischen Löwen Nacken mit seinen ungeheuren Fäusten umklammert und wie er die Rippen des Untiers zwischen seine Kniee gepreßt hätte: wie er, von Jolaos unterstützt, auf dem unsterblichen Hydrakopf die Steine zu Hauf gestapelt, wie er den furchtbaren Rachen zur Seite gerissen hätte, bevor er ihm mit der hochgeschwungenen Keule den Schädel gespalten hatte, aus dem das Hirn emporspritzte: und er hatte ihre Bewunderung genossen. Er war stolz gewesen auf ihre Liebe. Jetzt, als er nach Mykenä zurückfuhr, legte sich sein Hochmut, schwand alle Zukunftshoffnung. Nicht er hatte den Eber getötet, dessen war er sich wohl bewußt: ohne Zeus, ohne Athena, ohne Apollo, ohne Dionysos würde er niemals das Tier erlegt haben, ohne Pholos würde ihn der Schneesturm begraben haben. Seine von Wein und Freude durchglühten Jägerworte hatten vor den Arkadiern prahlend klingen können – doch nun er einsam auf seinem Wagen stand, die Keule im Arm hielt, eine Hand auf den Riesenborsten des Ebers ruhen ließ, fühlte er sich voll Demut und ward sich dessen bewußt, daß ungeachtet des seligen Lenzes Traurigkeit ihn übermannte: er würde sein Leben lang ein Büßender sein!
Jetzt näherte er sich von neuem Mykenä. Bald würde er vor Eurystheus erscheinen, von neuem: trotz des Königs Verbot! Bald würde er den Eber dem König vorwerfen, trotz des Königs Verbot. Bei all seiner Traurigkeit lächelte er trübe hinter dem gekrümmten Rücken des Jolaos. Er wollte seinem Henker gehorsam sein und zehn Dinge der Unmöglichkeit vollführen, im übrigen aber keinem Gebot, keinem Verbot gehorchen: er wollte immer wieder vor Eurystheus erscheinen, ihn immer wieder mit seinen entsetzlichen Trophäen erschrecken. Und der Held, der seine grausame Freude schon im voraus kostete, gedachte traurig und seufzend an Admete. die er liebte und die ihm niemals gehören, der er sich niemals nähern konnte, er gedachte voll Ehrfurcht an ihre Keuschheit, in der sie einer jugendlichen Athena glich. Sein Leben lang würde er der Büßende sein. Buße würde sein Teil sein, allzeit währende Buße um derer willen, die er geliebt und erschlagen hatte, als er von blindem Grimm erfüllt war, den Hera in ihm geweckt hatte.
Vor dem Bilde der Admete, das wie ein lieblicher Schatten vor ihm im Sonnenglanze aufstieg, verschmachtete Herakles nach Liebe, ob ihm gleich arkadische Hirtinnen in den Lenzesnächten angehört hatten. Und in seiner Rührung und in seiner Wehmut gedachte er seines letzten so seltsamen, augenscheinlich von einem Gott ihm gesandten Traumes. Des Traumes, in dem er seinen Freund Meleagros, den Besieger des kalydonischen Ebers, aus dem Nebel der Unterwelt hatte emporsteigen sehen: des Traumes, darin Meleagros ihn angefleht hatte, Beschützer seiner trauernden Schwester Deianeira zu sein, die nach dem Tode von Vater und Bruder allein in Ätolien herrschte und bald dem wilden Werben vieler Freier oder dem Drohen ihrer Feinde zum Opfer fallen würde. Meleagros hatte Herakles in dem seltsamen Traum auf Deianeira gewiesen, und die schöne Jungfrau hatte weinend die Hände zu Herakles erhoben. Allein am folgenden Tage hatte Herakles den Traum inmitten all der Festesfreude und der festlichen Spiele vergessen, und nicht eher denn jetzt, da viele Gedanken, gleichsam von dem raschen Flug seiner Fahrt getragen, ihn umflatterten, gedachte er voller Traurigkeit seines toten Gefährten Meleagros, gedachte er sinnend der bedrängten Jungfrau Deianeira.
Nun erhoben sich weiß und leuchtend, fast wie das Trugbild einer Stadt, am Horizont im hellsten Sonnenschein des strahlenden Lenzmorgens die gezackten Zinnen der Burg von Mykenä, stiegen die viereckigen Ecktürme der festen Mauern vor ihm auf, zeichneten sich die Palasttore, die Tempelsäulen, die weit geöffneten Pforten ab. Und als Jolaos. die Geschwindigkeit der Pferde mindernd, auf rasselnden Rädern einfuhr, umdrängte die wimmelnde Menge den Wagen, jauchzten Männer und Frauen freudetrunken dem geliebten Helden zu, strömten die Kinder zusammen, wiesen sie mit großen, angstvollen Augen auf den weißen Eber, der als schaudererweckende Beute unter des Herakles Hand auf der runden Wagenwand aufgestapelt lag. Und da Jolaos nur noch im Schritt auf den Palast des Eurystheus zufahren konnte, hatten die frohen Bewohner Zeit, Purpurtuche aus den Fenstern hangen zu lassen, Kränze zu winden, indes die Jünglinge froh ihre Zymbeln erklingen ließen und die Jungfrauen eilends abgerissene Lorbeerzweige schwangen und auf den Weg der kräftig zurückgehaltenen Rosse Blumen streuten. Und die Kinder näherten sich und wünschten mit immer noch ängstlichen Händchen die weißen stacheligen Borsten des Untiers zu betasten. So kam der Zug, von Gesang und Jubel umringt, bis zum fürstlichen Paläste, und Eurystheus, der hinausgetreten war und, neugierig die Hand vor die Augen gelegt, in dem von Säulen getragenen Vorhof stand und wieder hinausstarrte, ob nicht vielleicht ein fremder Fürst ihn besuchte, um ihm seine Tochter als Gattin anzubieten, ward alsbald des Herakles inmitten der trunkenen Freude seines Volkes gewahr, und seine Herolde und Höflinge zeigten ihm den gefällten Fürsten der gefrorenen erymanthischen Felder. Da hüllte sich Eurystheus zitternd in seinen Mantel und floh, während die allzuweite Krone ihm schief auf dem Scheitel saß, in das Innere des Palastes und erstieg seinen Thron. Dort sammelte er seine Getreuen um sich, und als Herakles, von seinem jubelnden Zuge umdrängt, eintrat und den Eber mitten in den Thronsaal donnernd von seinen Schultern herabsausen ließ, rief Eurystheus wie rasend mit schriller, zitternder Stimme:
»Habe ich dir nicht schon einmal befohlen, ungehorsamer Sklave, daß du meine Befehle außerhalb meiner Säle zu erwarten hättest? Daß du durch dein unwürdiges Erscheinen nicht das Auge deines Fürsten kränken, noch deine Jagdbeute zwischen die Säulen meiner heiligen Behausung schleppen sollst? – Wofern überhaupt jenes weiße Stachelgewächs, jenes überschneite Gesträuch dort in der Tat ein toter Eber ist ... Ist er auch wirklich tot? Vergewissert euch, meine Jäger, ob uns der elende Alkeios nicht betrügt!«
Des Eurystheus Jäger umringten den Eber, neigten sich über ihn, betasteten ihn und riefen dann wie aus einem einzigen Munde:
»Strahlender Perseide, dies ist ein Eber, und tot ist er auch. Es ist der weiße Eber von Erymanthos, und tot ist er. Strahlender Perseide, dies ist der weiße Fürst der erfrorenen Felder, und Herakles hat ihn gefällt und legt die Beute, die er aus Arkadiens blühendem Lenz heimbrachte, zu deinen fürstlichen Füßen nieder.«
Neugierig und angstvoll wagte es Eurystheus alsdann, hinter dem Thron hervorzukommen, während die Höflinge Herakles zu verstehen gaben, daß er sich entfernen solle. Der Held wich zurück, während ein spöttisches, schadenfrohes Lächeln seinen Bart umspielte. Näher schlich Eurystheus heran, von Säule zu Säule, bis er etwa in der Mitte des Saales stand. Aber als er gewahrte, daß dieser tote weiße Eber, der dort aufgestapelt lag, größer war als irgendein anderer Eber, stieß er einen langen, lauten Schrei aus, strauchelte über seinen Mantel, verlor seine Krone, richtete sich empor, strauchelte wieder mit schmerzendem Fuß und entfloh endlich hinkend davon – zurück, zurück in die fernste Ferne des tausendsäuligen Palastes. Dort lagen die Weinkammern voll von Fässern des köstlichen Weines, Gaben des labenden Gottes, und vor den Keltern, wo die leeren Fässer auf den wohlgeordneten Tanz der Männer warteten, die in den Tagen der Weinlese die Dolden des Dionysos mit stampfenden Füßen treten sollten, stand vergessen und ungefüllt ein Faß in starken Dauben. Eurystheus duckte sich in das Faß hinein und rollte es bis an die Wand. Allein der Held, der ihn wohl gesehen hatte, zauderte nicht, sondern kam lachend daher und klopfte an die Wand des Fasses: »O unvergleichlicher Held der Helden,« sprach Herakles spottend, »mächtiger Herrscher und kraftvoller Fürst, strahlender Perseide, liebwerter Vetter, der du dem Dionysos gleichst, berausche dich nur nicht vollends an der heiligen Gabe des freudigen Gottes, noch bevor du deinem Sklaven verkündet hast, welches Werk er jetzt für dich vollbringen soll. Denn deine Herolde, die es mir kundtun sollten, ahnen nicht, was deine Spitzfindigkeit dem Alkeios zu ersinnen wußte, und darum, o fürstlicher Vetter, sei du dein eigenes Orakel und gieße alsbald aus dem Spundloch des Fasses die betäubende Gabe deiner befehlenden Worte auf mich hernieder! Sprich, Vetter!«
Neben dem Fasse stehend, spottete so der Held und klopfte an die Dauben. Allein sein Herz pochte fast hörbar in angstvoller Erwartung. Rings um das Faß standen ernst und würdevoll, als wären sie um einen Thron geschart, die Höflinge versammelt, indes die Jäger den weißen Eber fortschleppten und die Beute in den hinteren Hof brachten.
»Nun,« sprach Herakles, indes er lauter an das Faß klopfte, »erhellt Dionysos dein weinseliges Hirn noch immer nicht, o Fürst? Will der Herr dem Diener also Ruhe gönnen? Ist es ihm gestattet, sich zurückzuziehen, bis deine Hoheit ihn von neuem entbietet? So lebe denn wohl, Vetter, lebe wohl, Fürst und strahlender Perseide.«
Und Herakles wollte sich noch immer lachend bereits durch die Schar der Höflinge entfernen, als aus dem Faß seitlings der Kopf des Eurystheus zum Vorschein kam und er eilig rief: »Alkeios! Alkeios!«
»Hier bin ich, Herr.« Herakles wandte sich fragend um.
»Fange mir die Hirschkuh Cerynitis ein!« zischte des Eurystheus Stimme ängstlich, und sein Kopf verschwand alsbald wieder in dem Fasse. – Der Held stand still, verstand nicht, wagte nicht, es auszudenken. Die ernsten und würdevollen Höflinge um ihn her waren bleich geworden. Einige von ihnen hüllten ihr Antlitz in ihre Mäntel, so wie jene es tun, die Gotteslästerung nicht sehen oder hören mögen.
»Wie?« fragte der Held erschauernd und erbleichend, »was, Eurystheus, befiehlst du dem Alkeios zu tun?«
Der Kopf kam nicht mehr zum Vorschein. Allein die angsterfüllte Stimme in dem Faß zischte sehr deutlich und dabei, ungeachtet des Zitterns, hämisch kichernd:
»Fange mir die Hirschkuh Cerynitis ein!«
Herakles hatte begriffen. Der Held hatte es gewagt, zu begreifen. Um ihn schlich der eine nach dem anderen der Höflinge, den Kopf in den Mantel gehüllt, ängstlich davon. Vor dem Faß stand der Held allein. Er hatte die mächtigen Fauste geballt, an seinen schmalen Schläfen schwollen die Adern vor Wut. Er keuchte vor Raserei. Und jetzt stampfte er mit dem Fuße, daß der Boden dröhnte und das Faß hin und her rollte. Einen Augenblick trieb es ihn, den schweren Fuß zu erheben und das Faß, aus dem der unheilige Spruch gekommen war, zu zertreten, wie man eine Kröte zertritt. Zwar in übermenschlicher Anspannung des Willens beherrschte er seine Wut und seine Raserei, doch seine Fäuste entballten sich nicht.
»Eurystheus!« rief er endlich aus, indes er sich über das Faß neigte. »Eurystheus, ich höre dein viertes Gebot, ich werde es dir nachsprechen, damit du dich überzeugen kannst, daß ich deine unheiligen Worte wohl verstanden habe: ›Fange mir die Hirschkuh Cerynitis ein!‹ Hörst du, Eurystheus, deine eigenen Worte durch die Wände deines Fasses hindurch? Zitterst du wohl in Angst vor einem toten Untier, aber bebst du nicht vor deiner eigenen Gotteslästerung? Wenn Hera, die mich haßt, sie dir eingab, so vernimm denn des Alkeios Antwort: Ich tötete dir den Löwen, ich tötete dir die Hydra, ich schlug den Eber, doch ich weigere mich, dir die heilige Hirschkuh zu bringen! Ich weigere mich, die geliebte Hirschkuh der großen Göttin Artemis einzufangen! Ich weigere mich, hörst du es, Eurystheus? Ich weigere mich! Selbst wenn es meinem schweren Schritt je möglich sein sollte, das goldenhufige blitzschnelle Tier in dem dichten Walde von Cerynitis einzuholen und sie zu fassen: dennoch weigere ich mich zum vierten und zum fünften Male, weigere ich mich tausendmal! Schon kränkte ich Apollo, als ich seiner Pythia den Dreifuß entriß; ich werde nicht wieder einen Gottesfrevel begehen! Heilige Artemis, höre mich! Alkeios stellt deiner Hirschkuh nicht nach, lieber will er ein Büßender bleiben sein Leben lang, ein unseliger, glückloser Büßender, den Schmerz um jene verzehrt, die er liebte und in Verblendung erschlug, als daß er zum zweiten Male eine heilige Gottheit kränkte. Alkeios wird der Hirschkuh nicht nachjagen. Hörst du es, Eurystheus? Ich weigere mich!«
Über dem Hof hatte sich der Himmel plötzlich verdunkelt. Der Donner grollte, Blitze zuckten. Durch den einsamen tausendsäuligen Palast entfernte sich finster der Held, das Löwenfell umgehängt, die Keule im Arm.
In den Frauengemächern ward leise ein roter Vorhang gelüftet. »Alkeios!« rief der Admete liebliche Stimme. Es klang wie ein silberner Ton inmitten des grollenden Donners.
Herakles wendete sich um. Abwehrend streckte er die Hände aus. »Bleibe fern!« rief er aus. »Admete, bleibe mir fern! Alkeios ist ein Verfluchter! Alkeios wird durch seinen Anblick schon deine Reinheit entheiligen. Bleibe mir fern, Admete, bleibe fern!« Und er hastete von dannen, er raste gleich einem Wahnsinnigen aus dem Palast, aus der Stadt, in den Wald hinein, mitten in das Toben des Donners und der Blitze und des Sturzregens, und warf sich schluchzend in die dornigen Sträucher.