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Paris, Freitag, den 15. März 1833
Schon zweitausend Süddeutsche sind diesen Winter nach Amerika ausgezogen, und das waren »nicht verarmte heimatlose Leute, nein, wohlhabende, tüchtige und rüstige Männer«. Dieser Stimme darf man glauben, sie ist keine liberalen Unwillens, denn sie kömmt aus dem Hannöverischen, wo die Freiheit taubstumm ist. Und zur Bekräftigung ihrer Hannöverlichkeit kann es dienen, daß jene Auswanderungen eine Modekrankheit genannt werden. Eine Modekrankheit! Noch ein Glück, daß unsere Fürsten sich nicht, wie einst die Priester, gelüsten lassen, auch die Ärzte ihrer Untertanen zu sein; sonst dürfte man ohne ihre allergnädigste Erlaubnis nicht krank werden und sterben, und sie hätten vielleicht, wie jetzt die Auswanderungen, auch die Cholera eine Modekrankheit genannt. Aber es ist darüber zu verzweifeln! Und doch kenne ich Kinder von freisinnigen Männern, die über diese Auswanderungen frohlockten, weil sie meinen, die Fürsten müssen sich darum schämen. Die sich schämen! Eher würde die Nacht rot als ein König. Unsere Fürsten, die sich jetzt alles erlauben, weil die Furcht vor ihrem Adel sie gegen das Volk beherzt macht – würden sie denn die Auswanderung der deutschen Patrioten dulden, wenn sie ihrer Tyrannei keinen Vorteil brächte? Wer wandert aus? Der, dem die Knechtschaft am unerträglichsten ist, der die Freiheit am herzlichsten liebt und darum am tüchtigsten wäre, für sie zu kämpfen. Diese Torheit kann uns um zehen Jahre zurückwerfen. Wenn man alle die Auswanderungen überdenkt, die seit Jahrhunderten wegen religiösen oder politischen Druckes in vielen Staaten unternommen wurden, so findet man, daß sie immer zu spät geschehen und also ohne Not. Man wartete, bis das Übel den höchsten Grad erreicht, das heißt, bis es der Heilung nahekam. So geschah es immer, daß bald darauf der böse Geist der Regierungen sich besserte, entweder durch freiwillige oder durch gezwungene Bekehrung. Ist es nicht eine bejammernswerte Torheit, daß Deutsche mit Mühen und Gefahren Amerika hinter dem Meere suchen, statt bequemer und sicherer sich Amerika in das Haus zu schaffen? Mit der Hälfte des Geldes, das ihnen ihre Übersiedlung kostet, mit der Hälfte der Beschwerden und Gefahren, die sie daran setzen, könnten sie in ihrem eignen Vaterlande die Freiheit erwerben. Warum sich nicht noch wenige Jahre gedulden – wenige Jahre, welche die Begeisterung des Kampfes und die Freude mannigfaltiger Siege zu einer Stunde verkürzen werden? Denn wahrlich, nicht Jahre, nur Frühlinge werden wir zu zählen haben, bis das Jahr der Freiheit kömmt. Amerika überlasse man den Fürsten, ihnen bleibe es eine Freistätte, und dort werden sie einst die Freiheit lieben lernen, wenn sie erfahren, daß sie selbst Tyrannen noch in ihrem verdienten Unglücke schützt.