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Ich rolle sanft dahin auf schön gebauten Straßen,
Und mein entzückter Geist schweift frei auf reicher Flur:
Was soll zuerst das Aug', und was zuletzt erfassen
Von all der Herrlichkeit, dem Leben der Natur?
Der Bäume Gruppen steh'n in malerischen Massen,
Der Felder hohe Saat verräth des Segens Spur.
Ein Garten ist dieß Land: es duftet Blüthenregen
Im schönsten Farbenschmuck dir überall entgegen.
Hier wohnt ein freies Volk, das Fleiß und Ordnung liebet,
Mit kunstgeübtem Sinn der Väter Erbe schmückt;
Sieh, wie der breite Gang die Wohnung froh umgiebet,
Wie heller Fenster Zahl dir schön entgegen blickt;
Die Bank vor jedem Haus, wo Reinlichkeit man übet,
Das baumversteckte Dach, der Gärten Reiz entzückt;
Wohl euch die ihr beglückt in diesem Lande wohnet,
Das Eurer Hände Fleiß mit frohem Wohlstand lohnet!
Auf diesem Bergeshaupt dehnt sich in langer Reihe
Mit riesenhaftem Wuchs der Eichen Schattenhain;
Der Buchen knospend Grün, des Lenzes zarte Weihe,
Weckt muntrer Vögel Lied und wiegt die Sorgen ein.
Es schmiegt ein stiller See, daß unser Aug sich freue,
Sich an des Berges Fuß, bestrahlt vom Sonnenschein,
Sieh' dort der Alpen Kreis den Horizont umkränzen,
Und schneebedeckten Haupt's weit in die Länder glänzen.
Mein sehnsuchtsvoller Blick dringt hin in jene Ferne,
Wo an der Aare Strom das Haupt des Landes thront;
Was unter eurem Schein, was gleicht, ihr hohen Sterne,
Der Stadt, die hochgesinnt ein Heldenstamm bewohnt. –
Sie naht, sie steiget auf! Wie seh' ich euch so gerne,
Ihr Thürme, die ihr bald des Wandrers Sehnen lohnt!
Durch euren Anblick wird mein Geist emporgehoben;
Wer sah dich je, o Bern, und mußte dich nicht loben?
Ja große Namen sind's, die ewig in dir leben!
Bezaubernd tönt das Wort in deiner Schönen Mund;
Wenn in der Männer Bild Heroen uns umschweben,
Thut holde Anmuth sich in deinen Frauen kund.
Wie majestätisch sich die Prachtgebäude heben!
Das Große dauert fort, so wie es einst entstund;
Bewundernd schau' ich an die herrlichen Gestalten,
Es muß ein hoher Sinn in den Gebilden walten.
O! möge nichts der Glanz, der dich umstrahlt, verhüllen!
Bleib' immer, edles Bern, bleib' immer frei und groß!
Ob auch im Dunkel schwebt, was nach der Götter Willen
Dem Vaterland verhängt der Zukunft schwangrer Schooß:
So sei, die Heldenbahn mit Großsinn zu erfüllen,
Vorleuchtend deinem Volk, dein ehrenvolles Loos.
Es müsse stets dein Ruhm bis zu den Sternen steigen,
Stets deiner Kinder Schaar sich groß und edel zeigen.
*
Von neuen Zeiten, goldnen Tagen
Hört man jetzt Wunderdinge sagen:
»Ein Völkerbund verbannt die Kriege,
Nur in der Liebe sucht man Siege,
Die Wahrheit wird nicht mehr verbannt,
Und Treue herrscht zu Stadt und Land.«
Nun ja! das glaube, wer da will!
Die Narren schickt man in April.
»Ein Mann, ein Wort, wirds wieder heißen,
Franzosen nur verstehn das Gleißen;
Ein Jeder sucht nicht mehr das Seine,
Dem Großen äfft nicht nach der Kleine;
Den schönsten Frühling wird man seh'n.
Und immer wird der Zephyr weh'n.«
Nun ja! das glaube, wer da will!
Die Narren schickt man in April!
»Der Afterweisheit dunkle Lehren,
Weil man sie nicht verstehet, ehren,
Mit Wörterprunk den Menschen ziehen,
Und scheu das Licht der Wahrheit fliehen,
Ist nicht mehr würdig unsrer Kraft,
Die neu und schön die Welt erschafft.«
Nun ja! das glaube, wer da will!
Die Narren schickt man in April.
»Kein Mann will mehr tyrannisiren,
Kein Weibchen will den Scepter führen,
Nicht jedes Mädchen schön sich glauben,
Der Fuchs nicht fürder Hühnlein rauben,
Nur Unschuld herrschen, selbst beim Wein;
Ein Eden wird die Erde sein!«
Nun ja! das glaube, wer da will!
Die Narren schickt man in April.
Die Menschen werden Menschen bleiben,
Wie's gehen mag, so wird's man treiben,
Auch schickt sich Eines nicht für Alle,
Und Ungeschicktes kömmt zu Falle;
Das Seine thun mit frohem Muth,
Ist überall bewährt und gut.
So denk' ich: glaub' es, wer da will,
Ich schicke Niemand in April.
*
Auf des Wohllauts reinen Wogen
Schwebt der Geist emporgezogen,
Läßt zurück des Lebens Mühn,
Töne lindern unser Sehnen,
Melodieen stillen Thränen,
Und die düstern Sorgen fliehn.
Will ich mir verlasten scheinen,
Soll die Laute mit mir weinen,
Liebend theilt sie meinen Schmerz.
Des Gesanges Flügel tragen
Hin zum Himmel meine Klagen,
Leichter schlägt das arme Herz.
Wenn der Töne zartem Beben
Folgt des Liedes schwellend Heben,
Athmet freier meine Brust.
Wie der Aar auf stolzen Schwingen,
Möcht' ich in die Höhe dringen,
Und verkünden meine Lust.
Ach! die Trauerglocke schallet,
Und das Lied der Wehmuth hallet:
»Ruhet sanft im stillen Grab!«
Orgeltöne hör' ich rauschen,
Engel selbst im Himmel lauschen,
Friede Gottes strömt herab.
Jene Welt ist aufgeschlossen,
Aus der Erde Tönen sprossen
Lieder dort voll Melodie,
Dort, wohin dein Auge blicket,
Nach Geliebten Thränen schicket,
Wohnet ewig Harmonie.
*