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Tafel 17

59. Melisse, Melissa officinalis L. Die Melisse ist eine wohlriechende Pflanze, die im südlichen Europa wild wächst, bei uns häufig in Gärten angetroffen wird. Dieses gewürzhafte Kraut riecht vor der Blütezeit am stärksten und angenehmsten und gibt einen balsamisch-schmeckenden, bitterlichen Tee, ähnlich der Minze, nur etwas milder; wirkt gelind reizend, krampfstillend, schweißtreibend und etwas kräftigend, wird daher innerlich gegen Magenkrämpfe, Unterleibskrämpfe der Frauen, krampfhaftes Erbrechen, namentlich wenn diese Erscheinungen mit einem geschwächten und gereizten Nervensystem zusammenhängen, angewendet. Bei fehlender Verdauung, hypochondrischen und hysterischen Beschwerden leistet sie gute Dienste, treibt bei gestörter, verhaltener Menstruation gelinde, namentlich wenn Gebärmutterkrämpfe mit im Spiel sind. Aeußerlich wirkt die Melisse zerteilend bei Geschwülsten, Notlauf, Milchknoten in den Brüsten, Quetschungen, Blutunterlaufungen. Innerlich gibt man den Tee 10 bis 12 Gramm auf ein paar Tassen; äußerlich nimmt man Kräuterkissen, denen man zum Zerteilen noch Kamillen- und Lavendelblumen beisetzt. Gegen kalte Füße, die oft verschiedene Krankheiten herbeiführen, vermische man für 20 Pfg. Melissengeist und für 20 Pfg. Arnikatinktur, reibe morgens und abends die Füße mit einem Kaffeelöffel voll ein, jedoch nehme man vorher ein kühles Fußbad. Dies stärkt nicht nur, sondern gibt den Nerven Elastizität und man schützt sich vor Erkältung der Füße, wodurch oft im späteren Alter ein Fußleiden auftritt.

60. Mistel, Viscum album L. Die europäische Riesenblume ist die echte Eichenmistel. Sie enthält einen flüchtigen Riechstoff, welcher mit Ammonium verbunden ist, Phytochlor, Pflanzenleim, Gummi, fettes Oel, Schleimzucker und etwas Gerbstoff. Der Misteltee stillt Blutfluß, hebt Störungen im Blutumlauf, bei Krämpfen und der fallenden Sucht auf. Um die Wirkung noch kräftiger zu machen, wird Mistel mit Zinnkraut zu gleichen Teilen gemischt.

61. Pfefferminze, Mentha piperita L. Die Pfefferminze wächst wild im südlichen Europa, wird aber auch bei uns kultiviert und verlangt einen gutgebauten, gedüngten, nahrhaften Boden und freien Standort, blüht im Juli und reift im September. Der Tee der Pfefferminze belebt die Verdauungswerkzeuge, wirkt einer Nervenverstimmung oder Nervenreizbarkeit entgegen, krampfstillend, sehr blähungswidrig. Die Blätter und das Kraut werden gebraucht bei Verdauungsstörungen, bei Krampf und schmerzhaften Magen- und Darmbeschwerden, gegen Krämpfe, Blähungen, Mutterkolik, aufgetriebenem Unterleib bei Blähungen, krampfhaftem Erbrechen, Hysterie und Hypochondrie; überhaupt ist dieselbe Kindern und allen an Blutwallungen leidenden Personen zu empfehlen. Auf Reisen, auch gegen Magenschwäche und Blähungen werden die in den Kaufläden zu habenden Pfefferminzplätzchen gern gebraucht. Uebelriechender Atem wird durch täglich eine Tasse voll der Abkochung beseitigt, gestörtes und unregelmäßiges Unwohlsein gehoben. Form und Gabe: Der Tee 15 Gramm auf zwei Tassen; das Pfefferminzöl, ein paar Tropfen auf Zucker. Das Pfefferminzkraut ist geschnitten 15 Gramm mit 2 Tassen kochendem Wasser übergossen und in einem gut zugedeckten Gefäß ½ Stunde auf einer warmen Stelle stehen gelassen.

62. Odermennig,, Agrimonia Eupatoria L. auch Stein- oder Brechwurzel genannt. Findet sich bei uns an Hecken und Wegen, in Wäldern, auf unbebauten Stellen und Triften. Eine mäßige Gabe des Krautes und Samen, welche in einem Absud als Tee wiederholt zu nehmen ist, hebt die Schlaffheit des Darmkanals und der übrigen Verdauungsorgane auf. Auch bei Harnbeschwerden, Schwindsucht, Halsweh-, Milz- und Leberleiden, Gelb- und Wassersucht, Blutflüssen, Harnwunden anzuwenden; es tötet die Würmer im Leibe; außerdem wird es aber auch in hartnäckigen Rheumatismen und bei Hautkrankheiten gebraucht. Kraut und Samen gepulvert und auf die Nacht 2 Gramm in rotem Wein davon eingenommen, ist ein sicheres Mittel gegen das Bettpissen.

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