Christoph Martin Wieland
Die Abentheuer des Don Sylvio
Christoph Martin Wieland

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Vierzehntes Capitel.

Beschluß der Geschichte der Hyacinthe.
Eine Vermuthung des Don Sylvio.
Vorbereitungen zu einem Intermezzo, wobey wenige Leute lange Weile haben werden.

So intereßant vermuthlich die Liebesgeschichte des Don Eugenio und der schönen Hyacinthe ihnen selbst und vielleicht auch ihren unmittelbaren Zuhörern gewesen seyn mag, so wenig können wir unsern Lesern übel nehmen, wenn sie das Ende davon zu sehen wünschen. Es ist in der That für ehrliche Leute, die bey kaltem Blut sind, kein langweiligeres Geschöpf in der Welt als ein Liebhaber, der die Geschichte seines Herzens erzählt. Wir wollen uns also begnügen, ihnen zu sagen, daß Hyacinthe das Wort wieder nahm, und ihre eigene Begebenheiten von dem Tod ihrer Freundin an, bis zu dem Augenblick fortsetzte, da Don Eugenio und Don Gabriel, von unserm Helden unterstützt, sie den räuberischen Händen des Don Fernand von Zamora entrissen. Sie ergänzte, was ihr selbst bisher in diesen Begebenheiten unbegreiflich gewesen war, aus dem Geständniß, welches die getreue Teresilla sich genöthigt gesehen hatte, ihrer Gebieterin von ihrem geheimen Briefwechsel mit Don Fernand und von allen den kleinen Verräthereyen zu machen, die sie seit geraumer Zeit gespielt hatte. Denn unglücklicher Weise für diese würdige Kammer-Jungfer hatte sich ein Briefchen des Don Fernand, so sie an statt es zu verbrennen, in ihrem Unterröckchen wohl verwahrt zu haben glaubte, man weißt nicht wie? in Pedrillos Kammer aus ihrem Sack verlohren, und, wie sich alles zusammen schicken muß, wenn eine Schelmerey zur Entdeckung reiff ist, so war es dem Don Eugenio in die Hände gefallen, da er an dem nehmlichen Morgen, als unser Held das Wirthshaus so plötzlich verlassen hatte, von ungefehr in diese Kammer trat.

Sie erzählte also, wie Don Fernand von Zamora, an statt seine Absichten, wie er Mine gemacht hatte, aufzugeben, Mittel gefunden ihre Aufwärterin auf seine Seite zu bringen; was für Entwürfe er mit Teresillen gemacht, um auf ihrer Reise nach Valencia, wozu sie gleich nach Arseniens Tode Anstalt gemacht, sich ihrer Person zu bemächtigen; auf was Art er dieses Vorhaben ins Werk gerichtet, wie sehr er sich bemüht sie zu besänftigen, und durch eine ehrerbietige Zurückhaltung ihr eine bessere Meynung von seinen Absichten beyzubringen, und wie endlich der glückliche Umstand, daß Don Eugenio an statt zu Valencia zu seyn, wie sie selbst geglaubt hatte, zu Lirias gewesen, und durch einen noch glücklichern Zufall auf einem Spatzierritt zwischen Julilla und Lirias auf sie gestossen, ihre Befreyung veranlaßt habe.

Die schöne Hyacinthe vergaß bey dieser Gelegenheit nicht unserm Helden von neuem für die Großmuth zu danken, womit er sich für sie und Don Eugenio gewaget hatte, und Don Sylvio erwiederte diese Höflichkeit im Ton der Galanterie der Ritter vom Graal und von der runden Tafel. Er bezeugte sich ihr sehr verbunden, daß sie ihm erlaubt hatte einen Zuhörer ihrer Geschichte abzugeben, und versicherte sie, daß man sie nur zu sehen und zu hören brauche, um überzeugt zu seyn, daß ihre Abkunft, ungeachtet des geheimnisvollen Dunkels, womit sie noch bedeckt sey, eben so erhaben und glänzend seyn müsse, als ihre persönliche Verdienste. Indessen konnte er doch nicht umhin, seine Verwunderung darüber zu bezeugen, daß in einer Geschichte, die ihm ausserordentlich genug schien, die Feen nicht das geringste zu thun gehabt haben sollten, und er fragte sie ganz ernsthaft: woher es komme, daß sie über diesen Punct ein so genaues Stillschweigen beobachtet habe, da es doch ganz und gar nicht begreiflich sey, daß die Feen und Zauberer an den Begebenheiten einer so vollkommenen jungen Dame keinen Antheil gehabt haben sollten? Die ernsthafte Mine, womit er diese Frage that, machte, daß die beyden Damen, ungeachtet ihres Vorsatzes alle mögliche Achtung für seine Schwärmerey zu zeigen, sich des Lachens nicht enthalten konnten. Wollten sie dann, sagte Hyacinthe, daß ich ein Feen-Märchen aus meiner Geschichte gemacht haben sollte, warum liessen sie mir nichts davon merken? Wenn ich geglaubt hätte, sie ihnen dadurch angenehm zu machen, so wäre es mir ein leichtes gewesen, die alte Zigäunerin in eine Carabosse, die gute Dame zu Calatrava in eine Lüminöse, und Don Fernand von Zamora, wo nicht zu einem schelmischen Zwerg, doch wenigstens zu einem Sylphen oder Salamander zu machen.

Vergeben sie mir, sagte Donna Felicia, aber meines Erachtens würde ihre Erzählung sehr dabey gewonnen haben. Denken sie einmal, wie frostig es klingen würde, wenn ein Dichter sich begnügen wollte zu sagen: Daphnis oder Coridon setzte sich in den Schatten, und schöpfte frische Luft; oder, er löschte seinen Durst aus einer Quelle; aber so bald er sagt: Freywillige Blumen drangen auf Flora's Befehl hervor, dem schönen Seladon zum weichen Polster zu dienen, gauckelnde Zephirs fächelten ihm mit ihren Rosenflügeln, Kühlung und ambrosische Gerüche zu, und eine Nymphe, reitzend wie die junge Hebe, bot ihm freundlich-lächelnd crystallenes Wasser in einer Perlenmuschel dar – – dann glauben wir erst, daß der Poet sein Amt gethan, und die Natur geschildert habe, wie er soll. Vermuthlich sagte Don Gabriel, welcher merkte, daß unser Held ein wenig betroffen war, und nicht wußte, wie er die Scherze der beyden Damen aufnehmen sollte, ist die Absicht der schönen Hyacinthe gewesen, uns nur dasjenige, was man einen summarischen Begriff nennen möchte, von ihren Abentheuern zu geben. Die Feen können dem ungeachtet, wie ich nicht zweiffeln will, die geheimen Treibfedern aller ihrer wundervollen Zufälle gewesen seyn, und wenn ich bedenke – – Vergeben sie mir, Don Gabriel, fiel ihm Hyacinthe ein, ich schwöre ihnen im ganzen Ernst, daß die Feen, so viel mir bekannt ist, nicht die geringste Mühe mit mir gehabt haben. Sie werden mich doch nicht bereden wollen, hoffe ich, daß alle diese schimärischen Wesen, die in den Mährchen so viel zu thun haben, jemals ausser den Mährchen existirt haben? Ist es möglich, rief Don Sylvio, daß sie hieran zweiffeln können? Sehen sie denn nicht, daß man allen historischen Glauben aufgeben müsse – – – –

Erhitzen sie sich nicht, mein lieber Don Sylvio, fiel ihm Don Gabriel lächelnd ins Wort, sie sehen ja, daß Hyacinthe nur gescherzt hat, und wenn es auch ihr Ernst gewesen wäre, so wollen wir sie bald auf andere Gedanken bringen. Sie kennt vielleicht nur das Mährchen vom blauen Bart, oder vom rothen Mützchen, und von der guten kleinen Maus; sie würde ganz anders reden, wenn sie, zum Exempel, die Geschichte des Prinzen Biribinker hören würde, die eine unzweiffelhafte Glaubwürdigkeit vor sich hat, da sie aus dem sechsten Buche der unglaublichen Geschichten des berühmten Paläphatus genommen ist. Ich gestehe ihnen, sagte Don Sylvio, daß mir dieser Prinz, dessen sie erwähnen, gänzlich unbekannt ist, und daß ich sehr begierig wäre – – – – Sie würden es noch vielmehr seyn, unterbrach ihn Don Gabriel, wenn sie sich zum voraus vorstellen könnten, wie ausserordentlich und interessant seine Begebenheiten sind. Ich glaube nicht zu viel zu sagen, wenn ich sie versichere, daß sie alles übertreffen, was man jemals in den Geschichten der Feen gesehen hat – – Sie machen mich selbst begierig, sagte Don Eugenio; die unglaublichen Geschichten eines Schriftstellers, der dem Homer den Vorzug des Alterthums streitig macht, sind unstreitig eine Gewähr, die niemand sich einfallen lassen wird für unsicher zu halten, und wenn schon das sechste Buch davon, für die Welt längst verlohren gegangen ist, so folgt doch nicht daraus, daß Don Gabriel, dessen Stärke in der geheimen Philosophie uns bekannt ist, nicht mehr davon wissen könne, als andere. Ich bin ihrer Meynung, sagte Donna Felicia; ich wollte wetten, wenn dieses sechste Buch auch nie geschrieben worden wäre, so würde die tiefe Wissenschaft des Don Gabriel mehr als zulänglich seyn, uns die Geschichte des Prinzen Biribinker von Wort zu Wort eben so zu erzählen, wie er sie in diesem sechsten Buch gefunden hätte, wenn es geschrieben worden wäre. Es beliebt ihnen zu scherzen, Donna Felicia, sagte Don Gabriel ganz ernsthaft; ich gestehe, daß die Geschichte des Prinzen Biribinker bisher noch unbekannt gewesen ist, aber das benimmt ihrer Wahrheit nichts, und Don Sylvio soll, mit Eu. Gnaden Erlaubniß, Richter darüber seyn, ob etwas darinn ist, daß die Glaubwürdigkeit des Geschichtschreibers verdächtig machen könnte. Wir wollen sehen, erwiederte Donna Felicia, denn ich hoffe doch, sie werden uns übrigen erlauben, Zuhörer abzugeben, wenn wir uns gleich nicht anmassen dürfen, Richter zu seyn. Weil sich nun jedermann begierig zeigte, eine Geschichte zu wissen, von welcher der blosse Name Biribinker sehr viel merkwürdiges zu versprechen schien, so wurde abgeredet, daß man sich Abends nach der Sieste in dem Myrrthen-Wäldchen versammeln wollte, um sie anzuhören; und weil die Sonne anfieng beschwehrlich zu werden, so begab sich die Gesellschaft durch einen bedeckten grünen Gang in das Wohnhauß zurück.

Unser Held hatte während daß Hyacinthe ihre Geschichte erzählte, einen Einfall bekommen, den er dem Don Eugenio entdeckte, so bald sie sich allein sahen. Was würden sie dazu sagen, Don Eugenio, fieng er an, wenn Hyacinthe meine Schwester wäre? Ihre Schwester, versetzte Don Eugenio, haben sie denn eine Schwester verlohren? Ich hatte eine, antwortete Don Sylvio, die sich in ihrem dritten Jahr verlohr, ohne daß man erfahren konnte, was aus ihr geworden sey. Himmel! rief Don Eugenio, wie glücklich wäre ich, wenn ihre Muthmassung sich wahr befände! Und in der That nun wundert michs erst, wie gewisse Gesichts-Züge die Hyacinthe mit ihnen gemein hat, mich nicht selbst auf diesen Gedanken gebracht haben. Aber erinnern sie sich keiner Umstände – – wissen sie keine Merkmale, die unsere Vermuthung zu einer Gewißheit leiten könnten? Wenn der Instinct nicht betrüglich wäre, antwortete Don Sylvio, so würde ich geneigt seyn, die Anmuthung, die ich beym ersten Anblick für sie empfand, für die Stimme des Blutes zu halten – – Aber ich besorge, Don Eugenio, daß ich mir mit einer unzeitigen Hofnung geschmeichelt habe. Und warum, fragte Don Eugenio ungedultig? Ich finde einen Umstand in Hyacinthens Geschichte, antwortete jener, der mich in Verlegenheit setzt. – – Ich bitte sie, erklären sie sich, rief Don Eugenio, ich bin auf der Folter, so lange sie mich im Zweifel schweben lassen. Hyacinthe ist von einer Zigäunerin erzogen, und wie sie vermuthet, ihren würklichen Eltern entwendet worden, fuhr Don Sylvio fort; die Zeiten und das Alter kommen überein; meine Schwester hatte ungefehr drey Jahre, wie sie unsichtbar wurde, und sie würde jetzo Hyacinthens Alter haben; die Verschiedenheit der Namen, (denn meine Schwester hieß Seraphine,) thut nichts zur Sache, man konnte ihren Namen ändern; aber der Umstand mit der Zigäunerin verderbt alles. Man vermuthete zwar in meinem Hause, daß meine Schwester von einer Zigäunerin gestohlen worden sey, aber ohne genugsamen Grund; und ich habe eine Menge der wichtigsten Ursachen, die mich überzeugen, daß es eine Fee gewesen ist. – – – –

Hier war Don Eugenio im Begriff die Gedult zu verliehren, und er hatte alle nur ersinnliche Mühe seine erste Bewegungen zurück zu halten. Wenn sie keine andere Bedenklichkeit haben, sagte er endlich, nachdem er sich wieder gefaßt hatte, so haben wir nicht nöthig uns hierüber zu beunruhigen. Was hindert uns zu glauben, daß die Zigäunerin, die Hyacinthen raubte, die Fee gewesen sey, die ihre Schwester unsichtbar gemacht hat? Wir wollen uns nicht bey dem Namen aufhalten. Glauben sie mir, alle ihre Carabossen, Fanferlüschen, Concumbern und Magotinen sind nicht mehr noch weniger Feen gewesen als diese Zigäunerin, und wer weißt, ob sich nicht am Ende zeigen wird, daß die Feerey an Hyacinthens Geschichte mehr Antheil gehabt, als sie sich selbst einbildet? Don Sylvio fand diese Idee sehr gut, und beyde strengten nunmehr allen ihren Witz an, sich in einer Einbildung zu bestärken, die ihren Neigungen schmeichelte. Unser Held zweiffelte nicht, daß sich das Geheimniß in kurtzem, und ehe man sich dessen versehen würde, durch die plötzliche Erscheinung der Feen von selbst aufklären werde; und Don Eugenio machte von neuem Anstalten, die Zigäunerin, von der er über die Genealogie seiner geliebten Hyacinthe mehr Licht erwartete als von allen Feen der ganzen Welt, herbey zu schaffen, sie möchte sich auch verkrochen haben, wohin sie wollte.

Während dieser Unterredung hatte sich Donna Felicia in ihr Cabinet begeben, wo sie, indessen daß Laura mit Hyacinthens Aufputz beschäftiget war, das Vergnügen hatte ihren Gedanken ungestört Gehör zu geben. Ohne Zweifel hatte sie Ursache genug mit den Vortheilen zufrieden zu seyn, die sie bereits über sein Herz erhalten hatte. Sie würde es auch vielleicht gewesen seyn, wenn ihr Herz weniger Antheil an ihren Absichten gehabt hätte, als ihre Eitelkeit. Aber die Liebe ist, wie man weißt, so furchtsam, daß sie sich oft am weitesten von ihrem Glück entfernt zu seyn glaubt, wenn sie ihm am nächsten ist. Donna Felicia befand sich diesesmal in diesem Fall, und die übertriebene Vorstellung, die sie sich von der Schwierigkeit machte, den blauen Schmetterling aus seinem Herzen zu verdrängen, beredete sie, daß es unumgänglich nothwendig sey ihn mit stärkern Waffen zu bekämpfen als bisher. Insonderheit hielt sie es für sehr nachtheilig, wenn sie ihm Zeit lassen würde, sich in Gegen-Verfassung zu setzen; ihrer Meynung nach konnte sein Herz nicht anders als mit Sturm erobert werden, und eine jede Minute, worinn es nicht von ihren Blicken beschossen wurde, schien ihr die Lücken wieder zu ergänzen, so sie darinne gemacht haben könnten. Unter diesen Betrachtungen fiel ihr ein, ihn zu ihrer Toillette ruffen zu lassen, und nachdem sie diesen Gedanken in weniger als einer Viertelstunde wohl zwanzigmal gebilliget und wieder verworffen hatte, so behielt er doch zuletzt die Oberhand, und Laura bekam einen Wink, ihm, (wiewohl nur in ihrem eigenen Namen) zu verstehen zu geben, daß ihre Dame sichtbar sey.

Wir hätten hier einen schönen Anlaß unsere Geschicklichkeit so wohl in Gemählden, die eine gewisse Delicatesse des Pinsels erfordern, als in Zergliederung der Empfindungen und Entwicklung der zartesten Treibfedern des menschlichen Herzens zu zeigen, wenn wir uns in eine Beschreibung alles dessen einlassen wollten, was bey diesem Besuch, wobey Hyacinthe und Laura gegenwärtig waren, vorgegangen. Allein da unsere Eitelkeit durch die Proben, die wir unsern Lesern bereits hievon gegeben zu haben glauben, schon hinlänglich befriediget ist, so werden sie erlauben, daß wir, ohne unsre Bequemlichkeit ihrem Vergnügen aufzuopfern, uns für dißmal begnügen, ihnen zu sagen, daß die schöne Felicia ihre Absichten vollkommen erreicht habe, oder, wenn dieser Ausdruck zu unbestimmt scheinen möchte, daß alle die phantastischen Entzückungen, worein die Feen und die Liebe eines schimärischen Gegenstandes unsern Helden von Zeit zu Zeit gesetzt hatten, sich gegen diejenige, die er bey dieser Gelegenheit erfuhr, gerade so verhielten, wie ein Schmetterling gegen eine reitzende Wittwe von achtzehen Jahren.

Wenn Donna Felicia bey ihrer Toilette Anlaß gehabt hatte unserm Helden ihre materielle Schönheit in dem mannigfaltesten und vortheilhaftesten Lichte zu zeigen, so unterließ sie nicht über der Tafel seine Bezauberung durch die intellectualischen Reitzungen ihres Geistes, die unter dem Flor der sichtbaren Schönheit so verführerisch sind, auf den höchsten Grad zu treiben. Die Nachmittags-Hitze war dieses mal so erträglich, daß man über dem Vergnügen einer aufgeweckten Conversation die gewöhnliche Sieste vergaß, und Don Sylvio, der lauter Aug, Ohr und Seele für seine Göttin war, würde so gar das Märchen vergessen haben, womit Don Gabriel die Gesellschaft zu regaliren versprochen hatte, wenn er, bey einem Spatziergang, den man des Abends in dem Myrthen-Wäldchen machte, nicht von Hyacinthen daran erinnert worden wäre. Weil die Absicht dabey war eine Probe zu machen, wie weit das Vorurtheil und die Einbildung bey unserm Helden gehe, so hatte Don Gabriel die übrigen schon vorbereitet, von seinem Mährchen den höchsten Grad des Abentheuerlichen und Ungereimten zu erwarten. Allein dieses machte sie nur desto begieriger zu sehen, wie er sich aus der Sache ziehen würde. Hyacinthe hatte also kaum des Prinzen Biribinker erwähnt, so vereinigte sich die ganze Gesellschaft ihm anzuliegen, daß er ihre Ungedult nach der versprochenen Geschichte befriedigen möchte, und Don Sylvio selbst erwachte, so bald er hörte, daß von einem Feen-Mährchen die Rede war, aus der süssen Träumerey, worein ihn die schöne Donna Felicia schon eine geraume Weile gesetzt hatte; so groß ist die Macht der Gewohnheit, und so wenig kan der vollkommenste Gegenstand von unserer Aufmerksamkeit Meister bleiben, so bald sich uns ein anderer, so klein und eitel er immer vergleichungsweise seyn mag, darstellt, der einmal im Besitz ist, eine gewisse Gewalt über unsere Einbildung oder unsere Sinnen auszuüben. Nachdem sie also in einer dicht mit Jasmin bewachsenen Sommerlaube Platz genommen, so fieng Don Gabriel, nach einer kurzen Vorrede zum Lobe des glaubwürdigen Geschichtschreibers Paläphatus, diejenige Erzählung an, womit wir den geneigten Leser in dem folgenden Buche zu unterhalten gedenken.


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