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Die Weissagungen des Pedrillo fangen an in Erfüllung zu gehen.
Während daß Pedrillo seinem sprudelnden Humor gewöhnlicher massen Luft machte, setzten sie ihren Weg durch einen Wald von Castanien-Bäumen fort, welcher, je weiter sie kamen, immer mehr das Ansehen eines Parks bekam. Hier und da sahen sie grosse Sommerlauben, Springbrunnen, Urnen, Grotten und Ruinen, die aus Gebüschen von Rosen, Jasmin oder Geißblatt hervor ragten, und nachdem sie eine kleine halbe Stunde fortgegangen waren, so befanden sie sich in einer Art von Labyrinth von Rosen und Myrrthenhecken, dessen Gänge so künstlich durch einander geschlungen waren, daß sie einige Mühe hatten sich heraus zu finden.
Diese Anscheinungen liessen unsre Wanderer nicht zweiffeln, daß sie sich in der Nähe eines Feen-Schlosses und am Anfang eines sehr merkwürdigen Abentheuers befänden.
Pedrillo rief einmal übers andre, sagt ichs nicht, sagt ichs nicht vorher, die Fee Rademante würde sich besser halten? Da seht nun einmal, gnädiger Herr, ob es wohl gethan gewesen wäre, wenn wir uns, dem verfluchten Zaubergeschmeiß zu Gefallen, ins Wasser gestürzt hätten, wie ihr ganz gewiß gethan hättet, wenn ich nicht gewesen wäre. Das Beste was wir davon gehabt hätten, wäre etwan gewesen, daß uns irgend eine Nymphe oder Syrene in Wasserschlangen oder Meerschweine verwandelt hätte; an statt daß wir jetzt Hofnung haben, in einem crystallenen oder diamantnen Schlosse zu übernachten, auf seidenen Matratzen zu liegen, und von lauter schönen Sylphiden bedient zu werden, von denen die schlechteste so viel Perlen und Edelsteine an sich hängen hat, daß man ein kleines Königreich darum kauffen könnte.
Indem er dieses sagte, befanden sie sich in einem grossen Spatziergang von Pomeranzen-Bäumen, an dessen Ende sie einen prächtigen Pavillion erblickten, dessen halb geöfnete Flügelthüren in einen grossen Saal sehen liessen, aus dem, weil die sinkende Sonne ihm gegen über stand, ein Schimmer von Spiegeln, Vergoldungen und reichem Geräthe von ferne schon die Augen des Pedrillo blendete.
So erfreut er über diesen Anblick war, so fieng ihn doch an ein wenig zu schauern, wenn er dachte, daß er sich in einem Orte befände, wo alles durch Zauberey zugienge, und das Herz schlug ihm immer stärker, je näher sie dem Pavillion kamen. Don Sylvio selbst, der sonst nicht der furchtsamste war, schien eine Weile unentschlossen was er thun sollte, denn er hatte schon so viele Proben von der Arglist und unermüdeten Boßheit seiner Feinde, daß er nicht wußte, ob nicht etwan eine neue List unter diesen schönen Anscheinungen verborgen liege. Allein die tröstlichen Versprechungen, die ihm seine geliebte Princeßin so kürzlich erst gegeben hatte, verbannten alle diese Besorgnisse bald wieder, und ob er gleich ausser einigen Papagayen, die auf dem vergoldeten Geländer, das den Saal umgab, herum hüpften, kein lebendiges Wesen gewahr wurde, so beschloß er doch, nach einer kleinen Ueberlegung hinein zu gehen, und zu erwarten, was aus diesem Abentheuer werden möchte.
Aber wie groß war sein Erstaunen, als er beym Eintritt in den Saal, dessen Schönheit und kostbare Auszierung einer Fee würdig schien, eine Menge Katzen von allen Farben erblickte, die sich nicht anders geberdeten, als ob sie die einzigen Bewohner dieses prächtigen Ortes wären! Einige lagen auf Polstern von goldnem Brocat, andre spatzierten ganz gelassen zwischen den Blumen-Gefässen und schinesischen Pagoden, womit der Camin ausgezieret war, herum, indem noch andre sich um ein wunderartiges schneeweisses Kätzchen geschäftig zeigten, welches mit Perlenschnüren umwunden, in einer anmuthig-nachläßigen Stellung, auf einem Sopha von rosenfarbem Damast mit Silber ausgestreckt lag.
Bey einem solchen Anblick hätte sich wohl ein weiserer Mann als Don Sylvio war, des Pallasts der weissen Katze, aus einem der artigsten Mährchen, die man hat, erinnern können. Aber da die Katzen, die auf den Polstern lagen, so bald er den Fuß in den Saal setzte, ihn mit einer Symphonie nach ihrer Art bewillkommten; so war nunmehr, nach seiner Weise zu schliessen, nichts gewissers, als daß er sich in dem nehmlichen Pallast befand, worinn ein gewisser Prinz, dem die Geschichte keinen Namen gibt, in Gesellschaft einer sehr geistreichen, zärtlichen und tugendhaften weissen Katze, die sich in der Folge eine eben so schöne Princeßin befand, drey Jahre zubrachte, die ihm nur einzelne Tage däuchten.
Seine Freude über einen so glücklichen Zufall war ungemein; denn ausser der verbindlichen Aufnahme, die er sich in diesem Schlosse versprechen konnte, war ihm das gute Herz und die Großmuth der weissen Katze so wohl bekannt, daß er sich versichert hielt, sie werde ihm zu glücklicher Vollendung seines Vorhabens allen Beystand leisten, den er sich nur wünschen könne.
In diesen Gedanken näherte er sich dem Sopha, wo das schöne weisse Kätzchen saß, und war im Begriff, sie mit aller der Ehrfurcht, die einer Katze von so hoher Geburt und ausserordentlichen Eigenschaften gebührte, anzureden: als sich plötzlich eine Thüre öfnete, aus welcher zu grossem Erstaunen des Pedrillo die kleine Sylphide herein guckte, die er gestern im Walde gesehen hatte. Wenn eine so unvermuthete Erscheinung den Pedrillo in Bestürzung setzte, so that sie auf die Sylphide keine geringere Würkung. Kaum wurde sie unsrer Abentheurer gewahr, als sie den Kopf mit einem Schrey zurück zog, die Thüre wieder zuschlug, und so eilfertig zurück lief, als ob sie ein Gespenst gesehen hätte.
Don Sylvio wußte nicht, was er aus dieser seltsamen Art zu erscheinen und wieder zu verschwinden machen sollte! Aber Pedrillo half ihm augenblicklich aus dem Wunder. Da haben wirs, rief er, Glück zu, gnädiger Herr, unser Traum ist erfüllt; seyd nur unbekümmert, sie wird bald wieder kommen; sie lief nur, um der Fee zu sagen, daß wir da sind.
Von wem redst du, fragte Don Sylvio leise, indem er ihn auf die Seite nahm.
Sapperment, von der Sylphide, die eben jetzt zu dieser Thüre herein guckte, und die, wie ich Eu. Gnaden schwören kan, eben dieselbe Sylphide ist, die ich gestern unter der Rosenlaube neben euch antraf, und die mir heut im Traum erschienen ist.
Pedrillo, sagte Don Sylvio, es müßte mich alles betrügen, oder wir befinden uns im Schlosse der weissen Katze, welche eine grosse Princeßin und zugleich eine Fee ist; wenn die Sylphide, die du kennest, zu diesem Pallast gehört, so war die Fee, die du gestern sahest, vermuthlich die weisse Katze selbst.
Ich weiß nicht, was ihr mit eurer weissen Katze haben wollt, antwortete Pedrillo; ihr werdet doch, zum Deixel! nicht denken, daß das Pußchen, das dort auf dem Sopha sitzt und Gesichter schneidt, die Fee ist – – – –
Rede nicht so laut, unterbrach ihn Don Sylvio, und laß dir ein für allemal sagen, daß man an solchen Orten, wie der, wo wir uns jetzo befinden, nicht vorsichtig und bescheiden genug seyn kan.
Don Sylvio hatte die letzten Worte noch nicht ausgesprochen, als Pedrillo einen grossen Schrey that, und mit beyden Händen wie ein Unsinniger um sich schlug; denn einer von den Papagayen, die den Katzen in diesem Zimmer Gesellschaft leisteten, hatte entweder, weil ihm seine Physionomie nicht anständig war, oder aus einer andern Ursache, die er (so viel wir wissen) niemalen entdeckt hat, für gut befunden, ihm, indem er hinter ihm vorbey flog, einen kleinen Backenstreich mit seinen Krallen zu versetzen, den Pedrillo, weil er den Urheber davon nicht sah, mit grossen Betheurungen von irgend einem Kobolt oder unsichtbaren Zwerg empfangen zu haben versicherte.
Nimm es, sagte Don Sylvio, als den Lohn für dein unbescheidenes Geplauder an; es wird weiter nichts als eine kleine Züchtigung gewesen seyn, die dir eine von den unsichtbaren Händen gegeben hat, von denen man in diesem Pallast bedient zu werden pflegt.
Potz Herrich, sagte Pedrillo, das ist eine vertrakte Art die Leute zu bedienen. Wenn es eine Hand war, so muß sie sich die Nägel in sieben Jahren nicht beschnitten haben; ich versichere Eu. Gnaden, daß ein Griff von einem jungen Waldteufel nicht tiefer einschneiden könnte. Sapperment! wenn man für ein jedes Wort, womit man sich hier verfehlt, einen solchen Circumflex bekommt, so muß ich mir das Maul zunähen lassen, oder die boßhaften Kobolte werden mir bis Morgen das ganze grosse und kleine Alphabet in mein Gesicht hinein gekratzt haben.
In der That, sagte Don Sylvio, du würdest am besten thun, wenn du einen vollkommenen Stummen vorstelltest; denn so wie du dich aufführst, steh ich dir nicht davor, daß dir nicht noch unangenehmere Dinge begegnen könnten; nichts davon zu sagen, daß du mir mit deiner ungezogenen Waschhaftigkeit und mit deinen pöbelhaften Schwüren und Ausdrücken sehr wenig Ehre machen wirst.
Nun gut, Herr, versetzte Pedrillo, ein guter Rath findet eine gute Statt; ich will, weil ihrs für gut anseht, so stumm seyn als ein Karpe; ich will euch einen Stummen agiren, daß ihr eure Lust daran sehen sollt. Aber, hum! ich höre jemand kommen – – he! sagt ichs nicht? Es ist die Fee selbst. – – St!