Christoph Martin Wieland
Geschichte der Abderiten
Christoph Martin Wieland

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10. Kapitel

Was für eine Mine der Priester Strobylus gegen seinen Kollegen springen läßt. Zusammenberufung der Zehnmänner. Der Erzpriester wird vorgeladen, findet aber Mittel, sich sehr zu seinem Vorteil aus der Sache zu ziehen.

Tages vorher, ehe der Prozeß über den Eselsschatten, der seit einigen Wochen die unglückliche Stadt Abdera in so weit aussehende Unruhen gestürzt hatte, vor dem großen Rat entschieden werden sollte, kam der Oberpriester Strobylus, mit zwei andern Priestern der Latona und verschiedenen Personen aus dem Volke, in großer Gemütsbewegung und Eilfertigkeit früh morgens zu dem Archon Onolaus, um Seiner Gnaden ein Wunderzeichen zu berichten, welches (wie man die höchste Ursache habe zu fürchten) die Republik mit irgend einem großen Unglück bedrohe.

Es hätten nämlich schon in der ersten und zweiten Nacht vor dieser letztern einige zum Latonentempel gehörige Personen zu hören geglaubt, daß die Frösche des geheiligten Teiches – anstatt des gewöhnlichen Wreckeckeck Koax Koax, welches sie sonst mit allen andern natürlichen Fröschen, und selbst mit denen in den Stygischen Sümpfen (wie aus dem Aristophanes zu ersehen) gemein hätten – ganz ungewöhnliche und klägliche Töne von sich gegeben; wiewohl besagte Leute sich nicht getraut hätten, so nahe hinzu zu gehen, um solche genau unterscheiden zu können. Auf die Anzeige, die ihm, dem Oberpriester, gestern abends hiervon gemacht worden, habe er die Sache wichtig genug gefunden, um mit seiner untergebnen Priesterschaft die ganze Nacht bei dem geheiligten Teiche zuzubringen. Bis gegen Mitternacht habe die tiefste Stille auf demselben geruht: allein um besagte Zeit habe sich plötzlich ein dumpfes, unglückweissagendes Getön aus dem Teich erhoben; und da sie näher hinzu getreten, hätten sie insgesamt die Töne: Weh! Weh! Pheu! Pheu! Eleleleleleu! ganz deutlich unterscheiden können. Dieses Wehklagen habe eine ganze Stunde lang gedauert, und sei, außer den Priestern, noch von allen denen gehört worden, die er als Zeugen eines so unerhörten und höchst bedenklichen Wunders mit sich gebracht habe. Da nun gar nicht zu bezweifeln sei, daß die Göttin ihr bisher geliebtes Abdera durch dieses drohende und wundervolle Anzeichen von irgend einem bevorstehenden großen Unglück habe warnen, oder vielleicht zur Untersuchung und Bestrafung irgend eines noch unentdeckten Frevels auffordern wollen, der den Zorn der Götter auf die ganze Stadt ziehen könnte: so wolle er, kraft seines Amtes und im Namen der Latona, Seine Gnaden hiermit ersucht haben, das ehrwürdige Kollegium der Zehnmänner unverzüglich zusammen berufen zu lassen, damit die Sache ihrer Wichtigkeit gemäß erwogen, und die weitern Vorkehrungen, die ein solcher Vorfall erfordere, getroffen werden könnten.

Der Archon, der in dem Rufe stand sich in Betreff der geheiligten Frösche ziemlich stark auf die freien Meinungen Demokrits zu neigen, schüttelte bei diesem Vortrage den Kopf, und ließ die Priester eine ziemliche Weile ohne Antwort. Allein der Ernst, womit diese Herren die Sache vorbrachten, und der seltsame Eindruck, den solche bereits auf die gegenwärtigen Personen aus dem Volke gemacht zu haben schien, ließen ihn leicht voraus sehen, daß in wenig Stunden die ganze Stadt von diesem vorgeblichen Wunder voll sein und in schreckenvolle Ahndungen gesetzt werden dürfte, bei welchen ihm nicht erlaubt sein würde gleichgültig zu bleiben. Es blieb ihm also nichts übrig, als sogleich in Gegenwart der Priester den Befehl zu geben, daß die Zehnmänner sich wegen eines außerordentlichen Vorfalls binnen einer Stunde in dem Tempel der Latona versammeln sollten.

Inzwischen hatte, durch Veranstaltung des Oberpriesters, das Gerücht von einem furchtbaren Wunderzeichen, welches seit drei Nächten in dem Haine der Latona gehört werde, sich bereits durch ganz Abdera verbreitet. Die Freunde des Erzpriesters Agathyrsus, die nicht so einfältig waren sich durch ein solches Gaukelwerk täuschen zu lassen, wurden dadurch erbittert, weil sie nicht zweifelten daß irgend ein böser Anschlag gegen ihre Partei darunter verborgen liege. Verschiedene junge Herren und Damen von der ersten Klasse affektierten über das vorgegebene Wunder zu spotten, und machten Partien, in der nächsten Nacht der neumodischen Trauermusik im Froschteiche der Latona beizuwohnen. Aber auf das gemeine Volk und auf einen großen Teil der Vornehmern, die in Sachen dieser Art allenthalben gemeines Volk zu sein pflegen, tat die Erfindung des Oberpriesters ihre vollständige Wirkung. Das Pheu! Pheu! Eleleleleleu! der Latonenfrösche unterbrach auf einmal alle bürgerliche und häusliche Beschäftigungen. Alte und Junge, Weiber und Kinder liefen auf den Gassen zusammen, und forschten mit erschrocknen Gesichtern nach den Umständen des Wunders. Und da beinahe ein jedes die Sache aus dem eignen Munde der ersten Zeugen gehört haben wollte, und der Eindruck, den man dergleichen Erzählungen auf die Zuhörer machen sieht, eine natürliche Anreizung für den Erzähler zu sein pflegt, immer etwas das die Sache interessanter macht hinzu zu tun: so wurde das Wunder in weniger als einer Stunde in den verschiedenen Gegenden der Stadt mit so furchtbaren Umständen gefüttert, daß den Leuten beim bloßen Hören die Haare zu Berge standen. Einige versicherten, die Frösche, als sie den fatalen Gesang angestimmt, hätten Menschenköpfe aus dem Teich empor gereckt; andere, daß sie ganz feurige Augen von der Größe einer Walnuß gehabt hätten; noch andere, daß man zu eben der Zeit allerlei fürchterliche Gespenster, ungeheure heulende Töne von sich gebend, im Hain umherfahren gesehen; wieder andere, daß es bei hellem Himmel ganz erschrecklich über dem Teich geblitzt und gedonnert habe; und endlich beteuerten einige Ohrenzeugen, daß sie ganz deutlich die Worte: Weh dir Abdera! zu wiederholten Malen hätten unterscheiden können. Kurz, das Wunder wurde (wie gewöhnlich) immer größer je weiter es sich fortwälzte, und fand desto mehr Glauben, je ungereimter, widersprechender und unglaublicher die Berichte waren, die davon gegeben wurden. Und da man bald darauf die Zehnmänner zu einer ungewöhnlichen Zeit in großer Hast und mit bedeutungsvollen Gesichtern dem Tempel der Latona zueilen sah: so zweifelte nun niemand mehr, daß Begebenheiten von der größten Wichtigkeit in dem Becher des Abderitischen Schicksals gemischt würden, und die ganze Stadt schwebte in zitternder Erwartung der Dinge, die da kommen sollten.

Das Kollegium der Zehnmänner war aus dem Archon, den vier ältesten Ratsherren, den zwei ältesten Zunftmeistern, dem Oberpriester der Latona, und zwei Vorstehern des geheiligten Teiches zusammen gesetzt, und stellte das ehrwürdigste unter allen Abderitischen Tribunalen vor. Alle Sachen, bei denen die Religion von Abdera unmittelbar betroffen war, standen unter seiner Gerichtsbarkeit, und sein Ansehen war beinahe unumschränkt.

Es ist eine alte Bemerkung, daß verständige Leute durchs Alter gewöhnlich weiser, und Narren mit den Jahren immer alberner werden. Ein Abderitischer Nestor hatte daher selten viel dadurch gewonnen, daß er zwei oder drei neue Generationen gesehen hatte; und so konnte man ohne Gefahr voraussetzen, daß die Zehnmänner von Abdera, im Durchschnitt genommen, den Ausschuß der blödesten Köpfe in der ganzen Republik ausmachten. Die guten Leute waren so bereitwillig, die Erzählung des Oberpriesters für eine Tatsache, die gar keinem Einwurf ausgesetzt sein könne, anzunehmen, daß sie die Abhörung der Zeugen für eine bloße Formalität anzusehen schienen, womit man so schnell als möglich fertig zu werden suchen müsse. Da nun Strobylus die Herren von der Richtigkeit des Wunders schon zum voraus so wohl überzeugt fand: so glaubte er um so weniger zu wagen, wenn er ohne Zeitverlust zu demjenigen fortschritte, weswegen er sich die Mühe genommen die ganze Fabel zu erfinden.

«Von dem ersten Augenblick an», sagte er, «da meine eignen Ohren Zeugen dieses Wunderzeichens gewesen sind, welches (wie ich wohl sagen kann) in den Jahrbüchern von Abdera niemals seines gleichen gehabt hat, stieg der Gedanke in mir auf: daß es eine Warnung der Göttin sein könnte vor den Folgen ihrer Rache, die, wegen irgend eines geheimen unbestraften Verbrechens, über unsern Häuptern schweben möchte; und dies setzte mich in die Notwendigkeit, des Archons Gnaden zu gegenwärtiger Versammlung des sehr ehrwürdigen Zehnmännergerichts zu veranlassen. Was damals bloß Vermutung war, hat sich seit einer einzigen Stunde zur Gewißheit aufgeklärt. Der Frevler ist bereits entdeckt, und das Verbrechen durch Augenzeugen erweislich, gegen deren Wahrhaftigkeit um so weniger einiger Zweifel vorwaltet, da der Täter ein Mann von zu großem Ansehen ist, daß etwas geringeres als die Furcht der Götter Leute von gemeinem Stande dahin bringen könnte, als Zeugen wider ihn aufzutreten. Sollten Sie es jemals für möglich gehalten haben, Hochgeachte Herren, daß jemand mitten unter uns verwegen genug sein könne, unsern uralten, von den ersten Stiftern unsrer Stadt auf uns angeerbten, und durch so viele Jahrhunderte unbefleckt erhaltenen Gottesdienst und dessen Gebräuche und heilige Dinge zu verachten, und, ohne Ehrerbietung weder für die Gesetze noch den gemeinen Glauben und die Sitten unsrer Stadt, mutwilliger Weise zu mißhandeln, was uns allen heilig und ehrwürdig ist? Mit Einem Worte, können Sie glauben, daß ein Mann mitten in Abdera lebt, der, dem Buchstaben des Gesetzes zu Trotz, Störche in seinem Garten unterhält, die sich täglich mit Fröschen aus dem Teiche der Latona füttern?»

Erstaunen und Entsetzen drückte sich bei diesen Worten auf jedem Gesicht aus. Wenigstens mußte der Archon, um nicht der Einzige zu sein der die Ausnahme machte, sich eben so bestürzt anstellen als es seine übrigen Kollegen wirklich waren. «Ists möglich?» schrieen drei oder vier von den ältesten zugleich: «und wer kann der Bösewicht sein, der sich eines solchen Verbrechens schuldig gemacht hat?»

«Verzeihen Sie mir», erwiderte Strobylus, «wenn ich Sie bitte diesen harten Ausdruck zu mildern. Ich meines Orts will lieber glauben, daß nicht Gottlosigkeit, sondern bloßer Leichtsinn, und was man heutzutage, zumal seit Demokrit sein Unkraut unter uns ausgestreut hat, Philosophie zu nennen pflegt, die Quelle dieser anscheinenden Verachtung unsrer heiligen Gebräuche und Ordnungen sei. Ich will und muß dies um so mehr glauben, da der Mann, der des besagten Frevels durch das einhellige Zeugnis von mehr als sieben glaubwürdigen Personen überwiesen werden kann, selbst ein Mann von geheiligtem Stande, selbst ein Priester, mit Einem Worte, da es – der Jasonide Agathyrsus ist.»

«Agathyrsus?» riefen die erstaunten Zehnmänner aus Einem Munde. Drei oder vier von ihnen erblaßten, und schienen verlegen zu sein, einen Mann von solcher Bedeutung, und mit dessen Hause sie immer in gutem Vernehmen gestanden, in einen so schlimmen Handel verwickelt zu sehen.

Strobylus ließ ihnen keine Zeit sich zu erholen. Er befahl, die Zeugen herein zu rufen. Sie wurden einer nach dem andern abgehört; und es ergab sich: daß Agathyrsus allerdings seit einiger Zeit zwei Störche in seinen Gärten unterhielt; daß man sie öfters über dem geheiligten Teiche schweben sehen, und daß wirklich einer seiner quakenden Bewohner, der sich eben am Ufer sonnen wollte, von einem derselben verschlungen worden sei.

Wiewohl nun hierdurch die Wahrheit der Beschuldigung außer allem Zweifel gesetzt schien: so glaubte der Archon Onolaus dennoch, die Klugheit erfordere, zu Verhütung unangenehmer Folgen, mit einem Manne wie der Erzpriester Jasons säuberlich zu verfahren. Er trug also darauf an, daß man sich begnügen sollte, ihm von Seiten der Zehnmänner freundlich bedeuten zu lassen: «Man sei geneigt für diesmal zu glauben, daß die Sache, worüber man sich zu beklagen habe, ohne sein Vorwissen geschehen sei; man verspreche sich aber von seiner bekannten billigen Denkart, er werde keinen Augenblick Anstand nehmen, die verbrecherischen Störche an die Vorsteher des heiligen Teiches auszuliefern, und den Zehnmännern sowohl als der ganzen Stadt hierdurch eine gefällige Probe seiner Achtung gegen die Gesetze und religiösen Gebräuche seiner Vaterstadt zu geben.»

Drei Stimmen von neunen bekräftigten den Antrag des Archon: aber Strobylus und die übrigen setzten sich mit großem Eifer dagegen. Sie behaupteten: außer dem, daß es auf keine Weise zu billigen sei eine so übermäßige Gelindigkeit gegen einen Bürger von Abdera zu gebrauchen, der eines Verbrechens von solcher Schwere überwiesen sei, so erfordere auch die Gerichtsordnung, daß man ihn nicht eher verurteile, eh er gehört und zur Verantwortung gelassen worden. Diesem zufolge trug Strobylus darauf an: daß der Erzpriester vorgeladen werden sollte, unverzüglich vor den Zehnmännern zu erscheinen, und sich auf die wider ihn angebrachte Klage zu verantworten; und dieser Antrag ging, alles Einwendens der Minorität ungeachtet, mit sechs Stimmen gegen viere durch. Der Erzpriester wurde also mit allen in solchen Fällen üblichen Förmlichkeiten vorgeladen.

Agathyrsus war nicht unvorbereitet, als die Abgeordneten der Zehnmänner in seinem Haus erschienen. Nachdem er sie über eine Stunde hatte warten lassen, wurden sie endlich in einen Saal geführt, wo der Erzpriester, in seinem ganzen Ornat, auf einem erhöhten elfenbeinernen Lehnstuhle sitzend, das stotternde Anbringen ihres Worthalters mit großer Gelassenheit anhörte. Als sie damit fertig waren, winkte er mit der Hand einem Bedienten, der seitwärts hinter seinem Stuhle stand. «Führe die Herren», sagte er zu ihm, «in die Gärten, und zeige ihnen die Störche von denen die Rede ist, damit sie ihren Prinzipalen sagen können, daß sie solche mit eignen Augen gesehen haben; hernach bringe sie wieder hierher.»

Die Abgeordneten machten große Augen; aber die Ehrfurcht vor dem Erzpriester band ihre Zungen, und sie folgten dem Diener stillschweigend, als Leute denen nicht ganz wohl bei der Sache war. Als sie wieder zurück gekommen, fragte sie Agathyrsus, ob sie die Störche gesehen hätten? und da sie insgesamt mit Ja geantwortet hatten, fuhr er fort: «Nun so geht, macht dem sehr ehrwürdigen Gericht der Zehnmänner mein Kompliment, und sagt denen, die euch geschickt haben: ich lasse ihnen wissen, daß diese Störche, wie alles übrige was in dem Umfang des Jasontempels lebt, auch unter Jasons Schutze stehen; und daß ich die Anmaßung, einen Erzpriester dieses Tempels vorzuladen und nach den Abderitischen Gesetzen richten zu wollen, sehr lächerlich finde.» Und damit winkte er ihnen, sich wegzubegeben.

Diese Antwort – deren sich die Zehnmänner um so mehr hätten versehen sollen, da ihnen nicht unbekannt sein konnte, daß der Jasontempel mit seiner Priesterschaft von der Gerichtsbarkeit der Stadt Abdera gänzlich befreit war – setzte sie in eine unbeschreibliche Verlegenheit; und der Oberpriester Strobylus geriet darüber in einen so heftigen Zorn, daß er vor Wut gar nicht mehr wußte was er sagte, und endlich damit endigte, der ganzen Republik den Untergang zu drohen, wofern dieser unleidliche Stolz eines kleinen aufgeblasenen Pfaffen, der (wie er sagte) nicht einmal als ein öffentlicher Priester anzusehen sei, nicht gedemütigt, und der beleidigten Latona die vollständigste Genugtuung gegeben werde.

Allein der Archon und seine drei Ratsherren erklärten sich: daß Latona (für deren Frösche sie übrigens alle schuldige Ehrerbietung hegten) nichts damit zu tun habe, wenn die Zehnmänner die Grenzen ihrer Gerichtsbarkeit überschritten. «Ich hab euchs vorher gesagt», sprach der Archon, «aber ihr wolltet nicht hören. Würde mein Vorschlag angenommen worden sein, so bin ich gewiß, der Erzpriester hätte uns eine höfliche und gefällige Antwort gegeben; denn ein gut Wort findet eine gute Statt. Aber der ehrwürdige Oberpriester glaubte eine Gelegenheit gefunden zu haben, seinen alten Groll an dem Erzpriester auszulassen; und nun zeigt es sich, daß er und diejenigen, die sich von seinem unzeitigen Eifer hinreißen ließen, dem Gericht der Zehnmänner einen Schandfleck zugezogen haben, den alles Wasser des Hebrus und Nestus in hundert Jahren nicht wieder abwaschen wird. Ich gesteh es, (setzte er mit einer Hitze hinzu, die man in vielen Jahren nicht an ihm wahrgenommen hatte) ich bin es müde, der Vorsteher einer Republik zu sein, die sich von Eselsschatten und Fröschen zu Grunde richten läßt, und ich bin sehr gesonnen, mein Amt, eh es Morgen wird, niederzulegen; aber so lang ich es noch trage, Herr Oberpriester, sollt Ihr mir für jede Unordnung haften, die von diesem Augenblick an auf den Straßen von Abdera entstehen wird.» – Und mit diesen Worten, die mit einem sehr ernstlichen Blick auf den betroffnen Strobylus begleitet waren, begab sich der Archon mit seinen drei Anhängern hinweg, und ließ die übrigen in sprachloser Bestürzung zurück.

«Was ist nun anzufangen?» sagte endlich der Oberpriester, den die Wendung, die das Werk seiner Erfindung wider alles Vermuten genommen hatte, nicht wenig zu beunruhigen anfing; «was ist nun zu tun, meine Herren?»

«Das wissen wir nicht», sagten die beiden Zunftmeister und der vierte Ratsherr, und gingen ebenfalls davon; so daß Strobylus und die zwei Vorsteher des geheiligten Teiches allein blieben, und, nachdem sie eine Zeit lang alle drei zugleich gesprochen hatten ohne selbst recht zu wissen was sie sagten, endlich des Schlusses eins wurden: vor allen Dingen bei dem einen der Vorsteher – die Mittagsmahlzeit einzunehmen, und sodann mit ihren Freunden und Anhängern zu Rate zu gehen, wie sie es nun anzufangen hätten, um die Bewegung, worein das Volk diesen Morgen gesetzt worden war, auf einen Zweck zu lenken, der den Sieg ihrer Partei entscheiden könnte.


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