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Der große Gegensatz aller Geistesgeschichte: ob man die Inhalte der Wirklichkeit von ihren Ursachen oder von ihren Folgen aus ansieht und zu begreifen sucht – der Gegensatz der kausalen und der teleologischen Denkrichtung – findet sein Urbild an einem Unterschiede innerhalb unserer praktischen Motivationen. Das Gefühl, das wir Trieb nennen, erscheint als an einen physiologischen Vorgang gebunden, in dem gespannte Energien auf ihre Lösung drängen; indem jene sich in ein Tun umsetzen, endet der Trieb; wenn er wirklich ein bloßer Trieb ist, so ist er »befriedigt«, sobald er durch das Tun sozusagen sich selbst los geworden ist. Diesem gradlinigen Kausalvorgange, der sich im Bewußtsein als das primitivste Triebgefühl spiegelt, stehen diejenigen Aktionen gegenüber, deren Ursache, soweit sie sich als Bewußtseinsinhalt kundgibt, in der Vorstellung ihres Erfolges besteht. Wir empfinden uns hier gleichsam nicht von hinten getrieben, sondern von vorn gezogen. Das Befriedigungsgefühl tritt infolgedessen hier nicht durch das bloße Tun ein, in dem der Trieb sich auslebt, sondern erst durch den Erfolg, den das Tun hervorruft. Wenn etwa eine ziellose innere Unruhe uns zu einer heftigen Bewegung treibt, so hegt ein Fall der ersten Kategorie vor; der zweiten, wenn wir uns die gleiche Motion machen, um einen bestimmten hygienischen Zweck damit zu erreichen; das Essen ausschließlich aus Hunger gehört in die erste, das Essen ohne Hunger, nur um des kulinarischen Genusses willen, in die zweite Kategorie; die Sexualfunktion, im Sinne des Tieres ausgeübt, in die erste, die in der Hoffnung eines bestimmten Genusses gesuchte in die zweite. Dieser Unterschied scheint mir nun nach zwei Seiten hin wesentlich zu sein. Sobald wir aus bloßem Triebe heraus, also im engeren Sinne rein kausal bestimmt handeln, so besteht zwischen der psychischen Verfassung, die als Ursache des Handelns auftritt, und dem Resultat, in das sie ausläuft, keinerlei inhaltliche Gleichheit. Der Zustand, dessen Energien uns in Bewegung setzen, hat insofern zu der Handlung und ihrem Erfolge so wenig qualitative Beziehungen, wie der Wind zu dem Fall der Frucht, die er vom Baum schüttelt. Wo da gegen die Vorstellung des Erfolges als Veranlassung gefühlt wird, da decken sich Ursache und Wirkung ihrem begrifflichen oder anschaubaren Inhalte nach. Die Ursache der Aktion ist indes auch in diesem Falle die reale – wenn auch wissenschaftlich nicht näher formulierbare – Kraft der Vorstellung bzw. ihres physischen Korrelats, die von ihrem Gedankeninhalt durchaus zu trennen ist. Denn dieser Inhalt, der ideelle Sachgehalt des Handelns oder Geschehens, ist an und für sich absolut kraftlos, er hat nur eine begriffliche Gültigkeit und kann nur insoweit in der Wirklichkeit sein, als er der Inhalt einer realen Energie wird: sowie die Gerechtigkeit oder die Sittlichkeit als Ideen niemals eine Wirksamkeit in der Geschichte üben, das vielmehr erst können, wenn sie von konkreten Mächten als Inhalt des Kraftmaßes derselben aufgenommen werden. Der Kompetenzstreit zwischen Kausalität und Teleologie innerhalb unseres Handelns schlichtet sich also so: indem der Erfolg, seinem Inhalte nach, in der Form psychischer Wirksamkeit da ist, bevor er sich in die der objektiven Sichtbarkeit kleidet, wird der Strenge der Kausalverbindung nicht der geringste Abbruch getan; denn für diese kommen die Inhalte nur, wenn sie Energien geworden sind, in Betracht, und insofern sind Ursache und Erfolg durchaus geschieden, während die Identität, die die ideellen Inhalte beider zeigen, wiederum mit der realen Verursachung überhaupt nichts zu tun hat.
Von tieferer Bedeutung für die jetzige Aufgabe ist die andere Differenz, durch die sich das triebhafte und das vom Zweck geleitete Wollen gegeneinander charakterisieren. Sobald unser Handeln nur kausal (im engeren Sinne) bestimmt wird, ist der ganze Vorgang mit der Umsetzung der drängenden Energien in subjektive Bewegung beendet, das Gefühl der Spannung, des Getriebenwerdens ist gehoben, sobald die Aktion als Folge des Triebes eingetreten ist. Der Trieb lebt sich mit der ihm natürlichen Fortsetzung in Bewegung vollständig aus, so daß der gesamte Vorgang innerhalb des Subjekts beschlossen bleibt. Ganz anders verläuft der Prozeß, der durch das Bewußtsein des Zweckes geleitet ist. Dieser geht zunächst auf einen bestimmten objektiven Erfolg des Tuns und erreicht seinen Abschluß durch die Reaktion dieses auf das Subjekt bzw. des. Subjekts auf ihn. Die prinzipielle Bedeutung des Zweckhandelns liegt also in der Wechselwirkung, die es zwischen dem Subjekt und Objekt stiftet. Indem schon die bloße Tatsache unserer Existenz uns in diese Wechselwirkung verwebt, hebt das zweckbestimmte Handeln sie in die Innerlichkeit des Geistes. Durch eben dies stellt sich unser Verhältnis zur Welt gleichsam als eine Kurve dar, die vom Subjekt aus auf das Objekt geht, es in sich einbezieht und wieder zum Subjekt zurückkehrt. Und während freilich jede zufällige und mechanische Berührung mit den Dingen äußerlich dasselbe Schema zeigt, wird es als Zweckhandeln von der Einheit des Bewußtseins durchströmt und zusammengehalten. Als Naturwesen betrachtet sind wir in fortwährender Wechselwirkung mit dem natürlichen Dasein um uns herum, aber in völliger Koordination mit diesem; erst im Zweckhandeln differenziert sich das Ich als Persönlichkeit von den Naturelementen außerhalb (und innerhalb) seiner. Oder, anders angesehen: erst auf der Grundlage solcher Scheidung eines persönlich wollenden Geistes und der rein kausal betrachteten Natur ist jene Einheit höherer Stufe zwischen beiden möglich, die sich in der Zweckkurve ausdrückt. Dieses prinzipielle Verhältnis wiederholt sich, mit gewissen Abschwächungen, an dem Unterschied, den man zwischen der Arbeit des Kulturmenschen und des Naturmenschen zu finden meint: jene gehe regelmäßig und methodisch, diese unregelmäßig und stoßweise vor sich; das heißt, die erstere fordere eine willenshafte Überwindung der Widerstände, die unser Organismus der Arbeit entgegensetze, während die andere nur die Auslösung der in den psychischen Zentren angehäuften Nervenkraft sei.
Das ist nun nicht so gemeint, als ob der eigentliche Zweck jedes Zweckhandelns im handelnden Subjekt selbst liegen müßte, als ob der Grund, um dessentwillen irgendein Objektives verwirklicht wird, immer in dem Gefühle bestünde, das es rückwirkend in uns erregt. Wenn dies in den eigentlich egoistischen Handlungen stattfindet, stehen daneben doch unzählige, in denen jene Inhaltsgleichheit zwischen Motiv und Erfolg nur den Erfolg im Sinne des Objekts, des außer-subjektiven Geschehens betrifft; unzählige Male nimmt die innere Energie, aus der unser Handeln hervorgeht, ihrer Bewußtseinsseite nach nur ihren sachlichen Erfolg in sich auf und läßt die auf uns selbst zurückkehrende Weiterwirkung desselben ganz außerhalb des teleologischen Prozesses. Zwar, wenn nicht der Erfolg unseres Tuns schließlich ein Gefühl in uns auslöste, so würde von seiner Vorstellung nicht die bewegende Kraft ausgehen, die ihn zu verwirklichen strebt. Allein dieses unentbehrliche Endglied des Handelns ist darum noch nicht sein Endzweck; unser teleologisch bestimmtes Wollen macht vielmehr sehr oft an seinem sachlichen Erfolge halt und fragt bewußt nicht über diesen hinaus. Suchen wir also die Formel des Zweckprozesses in seinem Gegensatz zu dem kausal-triebhaften – wobei dahingestellt bleibt, ob dieser Gegensatz etwa nur ein solcher der Betrachtungsweise, sozusagen ein methodologischer, ist – so ist es die, daß das Zweckhandeln die bewußte Verflechtung unserer subjektiven Energien mit einem objektiven Dasein bedeutet, und daß diese Verflechtung in einem doppelten Ausgreifen der Wirklichkeit in das Subjekt hinein besteht: einmal in der Antizipation ihres Inhaltes in der Form der subjektiven Absicht und zweitens in der Rückwirksamkeit ihrer Realisierung in der Form eines subjektiven Gefühls. Aus diesen Bestimmungen entwickelt sich die Rolle des Zweckes im Lebenssystem.
Es geht zunächst daraus hervor, daß sogenannte unmittelbare Zwecke einen Widerspruch gegen den Begriff des Zweckes selbst bedeuten. Wenn der Zweck eine Modifikation innerhalb des objektiven Seins bedeutet, so kann dieselbe doch nur durch ein Tun realisiert werden, welches die innere Zwecksetzung mit dem ihr äußeren Dasein vermittelt; unser Handeln ist die Brücke, über welche der Zweckinhalt aus seiner psychischen Form in die Wirklichkeitsform übergeht. Der Zweck ist seinem Wesen nach an die Tatsache des Mittels gebunden. Hierdurch unterscheidet er sich einerseits vom bloßen Mechanismus – und seinem psychischen Korrelat, dem Trieb –, in dem die Energien jedes Momentes sich in dem unmittelbar folgenden vollständig entladen, ohne über diesen hinaus auf einen nächsten zu weisen; welcher nächste vielmehr nur von dem unmittelbar vorhergehenden ressortiert. Die Formel des Zweckes ist dreigliedrig, die des Mechanismus nur zweigliedrig. Andrerseits unterscheidet sich der Zweck durch sein Angewiesensein auf das Mittel auch von demjenigen Handeln, das man sich als das göttliche denken mag. Für die Macht eines Gottes kann unmöglich ein zeitliches oder sachliches Intervall zwischen dem Willensgedanken und seiner Verwirklichung bestehen. Das menschliche Handeln, zwischen diese beiden Momente eingeschoben, ist nichts als das Überwinden von Hemmungen, die für einen Gott nicht bestehen können; wenn wir ihn nicht nach dem Bilde irdischer Unvollkommenheit denken, so muß sein Wille unmittelbar als solcher schon Realität des Gewollten sein. Von einem Endzweck, den Gott mit der Welt hätte, kann man nur in einem sehr modifizierten Sinne reden, nämlich als dem zeitlich letzten Zustand, der ihre Schicksale abschließt. Verhielte sich aber für den göttlichen Ratschluß jener zu diesen vorhergehenden, wie sich ein menschlicher Zweck zu seinen Mitteln verhält: nämlich als das allein Wertvolle und Gewollte – so wäre nicht abzusehen, weshalb Gott ihn nicht unmittelbar und mit Übergehung jener wertlosen und hemmenden Zwischenstadien sollte herbeigeführt haben; denn er bedarf doch nicht der technischen Mittel, wie wir, die wir der selbständigen Welt mit sehr beschränkten, auf Kompromisse mit ihren Hemmungen und auf Allmählichkeit des Durchsetzens angewiesenen Kräften gegenüberstehen. Oder anders ausgedrückt: für Gott kann es keinen Zweck geben, weil es für ihn keine Mittel gibt.
Aus dieser Gegenüberstellung wird die eigentliche Bedeutung des oben Betonten ersichtlich, daß der Zweckprozeß eine Wechselwirkung zwischen dem persönlich wollenden Ich und der ihm äußeren Natur bedeutet. Der Mechanismus, der zwischen dem Willen und seiner Befriedigung steht, ist einerseits Verbindung, andrerseits aber auch Trennung beider. Er bedeutet die Unmöglichkeit für den Willen, aus sich selbst heraus zu seiner Befriedigung zu gelangen, er stellt die Hemmung dar, die er überwindet. Zweckmäßigkeit ist also ihrem Wesen nach ein relativer Begriff, weil sie immer das an sich Zweckfremde voraussetzt, in dessen Umformung sie besteht. Wenn es dieser letzteren nicht bedürfte, der Wille vielmehr als solcher schon seine Erfüllung in sich trüge, so käme es gar nicht zu einer Zwecksetzung. Das eigene Tun, in das der zweckbestimmte Wille sich fortsetzt, ist der erste Fall, an dem wir dieses Doppelcharakters des Mittels inne werden: an ihm fühlen wir ganz nahe den Widerstand des außerseelischen Seins unser selbst und die dirigierende Energie, die ihn überwindet – eines am anderen bewußtwerdend und sein spezifisches Wesen gewinnend. Wenn nun das Tun den äußeren Gegenstand des Zweckes nicht unmittelbar erzeugen kann, sondern dazu erst ein anderes äußeres Ereignis einleiten muß, das seinerseits das erwünschte Resultat bewirkt, so ist das dazwischengeschobene Geschehen unserem eigenen Handeln hier wesensgleich: beides ist gleichmäßig Mechanismus, aber beides auch gleichmäßig vom Geist zum Geiste führender Mechanismus; beides setzt sich kontinuierlich aneinander an, um die Kurve zu bilden, deren Anfangs- und Endpunkte in der Seele liegen; die durchschnittliche Gliederzahl dieser Kurve innerhalb eines bestimmten Lebensstiles zeigt nun die Kenntnis und Beherrschung der Natur wie die Weite und Verfeinerung der Lebensführung an. Und hier setzen die gesellschaftlichen Komplikationen an, die in der Schaffung des Geldes gipfeln.
Zunächst ist folgender Zusammenhang klar. Wenn ein Zweck D erreicht und dazu eine Kette mechanischer Vorgänge A B C produziert werden soll, derart, daß B durch A, C durch B und D erst durch C veranlaßt wird, so ist diese in ihrem Inhalt und ihrer Richtung durch D bestimmte Reihe von der Erkenntnis des Kausalzusammenhanges zwischen ihren Gliedern abhängig. Wenn ich nicht schon wüßte, daß C imstande ist, D hervorzurufen, B ebenso C usw., so würde ich mit meinem Verlangen nach D ganz hilflos dastehen. Niemals kann also eine teleologische Kette erwachsen, ohne daß die umgekehrt gerichteten, kausalen Verbindungen ihrer Glieder bekannt wären. Der Zweck vergilt dies, indem er gewöhnlich seinerseits die psychologische Anregung gibt, überhaupt nach kausalen Zusammenhängen zu forschen. Die teleologische Kette findet also ihre inhaltliche, logische Möglichkeit in der kausalen, diese aber ihr Interesse, d. h. ihre regelmäßige psychologische Möglichkeit in dem Wollen eines Zwecks. Die so bezeichnete Wechselwirkung, die, ganz allgemein gesprochen, das Verhältnis von Theorie und Praxis bedeutet, hat ersichtlich zur Folge, daß die Vertiefung des kausalen Bewußtseins mit der des teleologischen Hand in Hand geht. Die Länge der Zweckreihen hängt von der Länge der Kausalreihen ab; und andrerseits, der Besitz der Mittel erzeugt unzählige Male nicht nur die Verwirklichung, sondern erst den Gedanken des Zwecks.
Um diese Verwebung des natürlichen und des geistigen Seins in ihrer Bedeutung einzusehen, muß man sich das scheinbar Selbstverständliche vor Augen halten, daß wir mit vielgliedrigen Reihen von Mitteln mehr und wesentlichere Zwecke erreichen können als mit kurzen. Der primitive Mensch, dessen Kenntnis der natürlichen Ursächlichkeiten sehr beschränkt ist, ist dadurch in seinen Zwecksetzungen ebenso beschränkt. Die Zweckkurve wird bei ihm als Mittelglieder kaum mehr als das eigene physische Tun und die unmittelbare Einwirkung auf je ein Objekt enthalten; wenn nun von diesem nicht die erhoffte Rückwirkung auf ihn erfolgt, so wird die Einschiebung einer magischen Instanz, von der er durch irgendein Beeinflussen die Bewirkung des gewünschten Erfolges erhofft, doch weniger als Verlängerung der teleologischen Reihe, denn als Beweis für die Untunlichkeit derselben erscheinen. Wo jene kurze Reihe also nicht ausreicht, wird er entweder auf den Wunsch verzichten, oder, unendlich häufiger, ihn überhaupt nicht ausbilden. Die Verlängerung der Reihe bedeutet, daß das Subjekt die Kräfte der Objekte in steigendem Maße für sich arbeiten läßt. Je mehr die primitiven Bedürfnisse schon befriedigt sind, desto mehr Glieder pflegt die teleologische Reihe zu fordern, und erst einer sehr verfeinerten Kausalerkenntnis gelingt dann manchmal die Reduktion der Gliederzahl, indem sie unmittelbarere Zusammenhänge, kürzere Wege innerhalb der natürlichen Ordnung der Dinge entdeckt. Dies kann sich bis zu einer Umkehrung des natürlichen Verhältnisses steigern: in relativ primitiven Zeiten werden die einfachen Lebensbedürfnisse noch durch einfache Zweckreihen beschafft, während es für die höheren und differenzierten vielgliedriger Umwege bedarf; die vorgeschrittene technische Kultur dagegen pflegt gerade für die letzteren relativ einfachere, direktere Herstellungsarten zu besitzen, wogegen die Gewinnung der fundamentalen Erfordernisse des Lebens auf immer größere Schwierigkeiten stößt, die durch immer kompliziertere Mittel überwunden werden müssen. Die Kulturentwicklung geht, mit einem Wort, auf Verlängerung der teleologischen Reihen für das sachlich Naheliegende und Verkürzung derselben für das sachlich Fernliegende. Und hier tritt der äußerst wichtige Begriff des Werkzeugs in unsere Erwägung des Zweckhandelns ein. Die primäre Form jener teleologischen Kurve ist doch die, daß unser Tun ein äußeres Objekt zu Reaktionen veranlaßt, die, gemäß der eigenen Natur desselben verlaufend, an den Punkt der erwünschten Einwirkung auf uns gelangen. Das Werkzeug bedeutet nun die Einschiebung einer Instanz zwischen dem Subjekt und diesem Objekt, die nicht nur zeitlich-räumlich, sondern auch inhaltlich eine Mittelstellung zwischen ihnen einnimmt. Denn es ist einerseits zwar ein äußeres Objekt von bloß mechanischer Wirksamkeit, andrerseits aber auch eins, auf das nicht nur, sondern mit dem – wie mit der Hand – gewirkt wird. Das Werkzeug ist das potenzierte Mittel, denn seine Form und sein Dasein ist schon durch den Zweck bestimmt, während bei dem primären teleologischen Prozeß die natürlichen Existenzen erst nachträglich in den Dienst des Zweckes gestellt werden. Wer einen Samen in die Erde steckt, um später die Frucht des Gewächses zu genießen, statt sich mit der wild wachsenden zu begnügen, handelt teleologisch, aber die Erscheinung des Zweckes mündet an der Grenze seiner Hand; wenn aber bei dieser Gelegenheit Hacke und Spaten verwendet werden, so ist der Punkt, von dem an die natürlichen Prozesse sich selbst überlassen sind, weiter hinausgeschoben, das subjektiv bestimmte Moment ist dem objektiven gegenüber verlängert. Mit dem Werkzeug fügen wir der Zweckreihe allerdings ein neues Glied freiwillig zu, damit aber nur beweisend, daß keineswegs jeder Weg in dem Maße der kürzere ist, in dem er der gerade ist. Das Werkzeug ist der Typus dessen, was man in der Außenwelt unser Geschöpf nennen könnte, indem es, gleichsam an dem einen Ende, ganz von unseren Kräften geformt wird und am anderen ganz in unsere Zwecke eingeht; gerade dadurch, daß es selbst nicht Zweck ist, fehlt ihm jene relative Selbständigkeit, die der Zweck besitzt, sei es, daß er uns als absoluter Wert an sich selbst gelte, sei es, daß wir von ihm eine Wirkung auf uns erwarten: es ist das absolute Mittel. Das Werkzeug-Prinzip ist nun keineswegs nur an Physischem wirksam. Vielmehr dort, wo das Interesse nicht unmittelbar der materiellen Produktion gilt, sondern geistige Bedingungen und Seiten derselben oder überhaupt immaterielle Geschehnisse in Frage stehen, gewinnt das Werkzeug eigentlich eine noch reinere Form, insofern es nun wirklich ganz das Geschöpf unseres Willens ist und sich nicht mit der Besonderheit und inneren Zweckfremdheit einer Materie abzufinden hat. Den ausgeprägtesten Typus bilden hier vielleicht die sozialen Institutionen, durch deren Benutzung der Einzelne Zwecke erreichen kann, zu denen sein bloß persönliches Können niemals zureichen würde. Ganz abgesehen von dem Allerallgemeinsten: daß das Teilhaben am Staat durch den äußeren Schutz, den er gewährt, überhaupt die Bedingung für die Mehrzahl individueller Zweckhandlungen ist – so verschaffen etwa die besonderen Einrichtungen des Zivilrechts dem Wollen des Einzelnen Realisierungsmöglichkeiten, die ihm sonst völlig versagt blieben. Indem sein Wille den Umweg über die Rechtsform des Vertrags, des Testaments, der Adoption usw. einschlägt, benutzt er ein von der Allgemeinheit hergestelltes Werkzeug, das seine eigene Kraft vervielfältigt, ihre Wirkungslinien verlängert, ihre Resultate sichert. Aus den Wechselwirkungen der vielen entstehen, indem das Zufällige sich gegenseitig abschleift und die Gleichmäßigkeit der Interessen eine Summierung der Beiträge gestattet, objektive Einrichtungen, die gleichsam die Zentralstation für unzählige teleologische Kurven der Individuen bilden und diesen ein völlig zweckmäßiges Werkzeug für die Erstreckung derselben auf sonst Unerreichbares bieten. So verhält es sich auch mit dem kirchlichen Kultus: er ist ein von der Gesamtheit der Kirche bereitetes, die für dieselbe typischen Empfindungen objektivierendes Werkzeug – gewiß ein Umweg für die innen und oben gelegenen Endziele der Religiosität, aber der Umweg über ein Werkzeug, das, im Unterschiede von allen materiellen Werkzeugen, sein ganzes Wesen darin hat, bloß Werkzeug zu jenen Zielen zu sein, die das Individuum für sich allein, d.h. auf direktem Wege, nicht glaubt gewinnen zu können.
Und damit ist endlich der Punkt erreicht, an dem das Geld in den Verwebungen der Zwecke seinen Platz findet. Ich muß mit Allbekanntem beginnen. Beruht aller wirtschaftliche Verkehr darauf, daß ich etwas haben will, was sich zur Zeit im Besitze eines anderen befindet, und daß er es mir überläßt, wenn ich ihm dafür etwas überlasse, was ich besitze und er haben will: so liegt auf der Hand, daß das letztgenannte Glied dieses zweiseitigen Prozesses sich nicht immer einstellen wird, wenn das erste auftaucht; unzähligemal werde ich den Gegenstand a begehren, der sich im Besitz von A befindet, während der Gegenstand oder die Leistung b, die ich gern dafür hingäbe, für A völlig reizlos ist; oder aber, die gegenseitig angebotenen Güter werden wohl beiderseitig begehrt, allein über die Quanta, in denen sie sich gegenseitig entsprechen, läßt sich durch unmittelbares Aneinanderhalten eine Einigung nicht erzielen. Deshalb ist es für die höchstmögliche Erreichung unserer Zwecke von größtem Werte, daß ein Mittelglied in die Kette der Zwecke eingefügt werde, in welches ich b jederzeit umsetzen und das sich seinerseits ebenso in a umsetzen kann – ungefähr wie jede beliebige Kraft, des fallenden Wassers, der erhitzten Gase, der windgetriebenen Mühlenflügel, wenn sie in die Dynamomaschine geleitet ist, mittels dieser in jede beliebige Kraftform umgesetzt werden kann. Wie meine Gedanken die Form der allgemein verstandenen Sprache annehmen müssen, um auf diesem Umwege meine praktischen Zwecke zu fördern, so muß mein Tun oder Haben in die Form des Geldwertes eingehen, um meinem weitergehenden Wollen zu dienen. Das Geld ist die reinste Form des Werkzeugs, und zwar von der oben bezeichneten Art: es ist eine Institution, in die der einzelne sein Tun oder Haben einmünden läßt, um durch diesen Durchgangspunkt hindurch Ziele zu erreichen, die seiner auf sie direkt gerichteten Bemühung unzugängig wären. Die Tatsache, daß jedermann unmittelbar mit ihm arbeitet, läßt seinen Werkzeugcharakter noch deutlicher hervortreten, als es in den vorhin erwähnten Typen geschieht – obgleich das Geld ja sein Wesen und seine Wirksamkeit nicht in dem Stück, das ich in der Hand habe, erschöpft, sondern dieselben an der sozialen Organisation und den übersubjektiven Normen hat, die es, über seine materielle Begrenztheit, Geringfügigkeit und Starrheit hinaus, eben zum Werkzeug unbegrenzt mannigfaltiger und weitreichender Zwecke werden lassen. Für die Gebilde des Staates und des Kultus war bezeichnend, daß sie, ausschließlich aus geistigen Kräften gebildet und zu keinem Kompromiß mit der Eigengesetzlichkeit äußerer Materie gezwungen, ihren Zweck in der Ganzheit ihres Wesens restlos ausdrückten. Aber sie stehen dabei ihren spezifischen Zwecken so nahe, daß sie eigentlich schon in sie hinabreichen, und daß das Gefühl sich oft gegen ihre Werkzeugsqualität – nach der sie an sich selbst wertlose, durch den dahinterstehenden Willen jedesmal erst zu belebende Mittel wären – sträubt und sie für sittliche Endwerte erklärt. Das Geld steht einer solchen Verdunkelung seines Mittelscharakters sehr fern. Im Unterschied gegen jene Institutionen hat es inhaltlich gar keine Beziehungen zu dem einzelnen Zweck, zu dessen Erlangung es uns verhilft. Es steht völlig indifferent über den Objekten, da es von ihnen noch durch das Moment des Tausches geschieden ist: denn was das Geld als Ganzes vermittelt, das ist ja nicht der Besitz des Objekts, sondern der Austausch der Objekte untereinander. Das Geld in seinen vollkommenen Formen ist das absolute Mittel, indem es einerseits völlige teleologische Bestimmtheit besitzt und jede aus anders gearteten Reihen stammende abweist, andrerseits sich aber auch dem Zweck gegenüber auf das reine Mittel- und Werkzeugsein beschränkt, durch keinen Einzelzweck in seinem Wesen präjudiziert wird und sich der Zweckreihe als völlig indifferenter Durchgangspunkt darbietet. Es ist vielleicht der entschiedenste Beweis und Ausdruck dafür, daß der Mensch das »werkzeugmachende« Tier ist, was freilich damit zusammenhängt, daß er das »zwecksetzende« Tier ist. Die Idee des Mittels bezeichnet überhaupt die Weltstellung des Menschen: er ist nicht wie das Tier an den Mechanismus des Trieblebens und die Unmittelbarkeit von Wollen und Genießen gebunden, er hat aber auch nicht die unmittelbare Macht – wie wir sie an einem Gotte denken –, daß sein Wille schon an und für sich Verwirklichung des Gewollten sei. Er steht in der Mitte zwischen beiden, indem er zwar weit über den Augenblick hinaus wollen, aber dieses Wollen nur auf dem Umweg über eine gegliederte teleologische Reihe verwirklichen kann. Wenn für Plato die Liebe ein mittlerer Zustand zwischen Haben und Nicht-Haben ist, so ist sie in der subjektiven Innerlichkeit dasselbe, was das Mittel im Objektiven und Äußerlichen ist. Und wie für den Menschen, den immer strebenden, niemals dauernd befriedigten, immer erst werdenden, die Liebe in jenem Sinne der eigentlich menschliche Zustand ist, so ist nach der anderen Seite hin das Mittel und seine gesteigerte Form, das Werkzeug, das Symbol des Typus Mensch: es zeigt oder enthält die ganze Größe des menschlichen Willens, zugleich aber die Form, die ihn begrenzt. Die praktische Notwendigkeit, den Zweck um eine dazwischen gestellte Mittelreihe weit von uns abzurücken, hat vielleicht die ganze Vorstellung der Zukunft erst hervorgebracht – wie die Fähigkeit des Gedächtnisses die Vergangenheit – und damit dem Lebensgefühl des Menschen seine Form: auf der Wasserscheide zwischen Vergangenheit und Zukunft zu stehen, seine Ausdehnung und seine Beschränkung, gegeben. Im Geld aber hat das Mittel seine reinste Wirklichkeit erhalten, es ist dasjenige konkrete Mittel, das sich mit dem abstrakten Begriffe desselben ohne Abzug deckt: es ist das Mittel schlechthin. Und darin, daß es als solches die praktische Stellung des Menschen – den man, mit etwas paradoxer Kürze, das indirekte Wesen nennen könnte – zu seinen Willensinhalten, seine Macht und Ohnmacht ihnen gegenüber verkörpert, auf gipfelt, sublimiert – darin liegt die ungeheure Bedeutung des Geldes für das Verständnis der Grundmotive des Lebens. Nach dieser, von ihm zu der Ganzheit des Lebens hingehenden Richtung betrachte ich es aber hier nur so weit, als dieselbe die umgekehrte, die vorläufig unser Zweck ist, gangbar macht: das Wesen des Geldes aus den inneren und äußeren Verhältnissen zu erkennen, die in ihm ihren Ausdruck, ihr Mittel oder ihre Folge gewinnen. Von den Bestimmungen, zu denen sich die bisherige Feststellung seiner entfaltet, schließe ich eine sogleich hier an, weil sie mit besonderer Unmittelbarkeit zeigt, in wie praktische Wirklichkeiten sich jener abstrakte Charakter des Geldes umsetzt.
Ich habe oben erwähnt, daß keineswegs immer nur ein bereits feststehender Zweck die Vorstellung und Beschaffung der Mittel bedingt, daß vielmehr die Verfügung über Substanzen und Kräfte uns oft genug erst dazu anregt, uns gewisse, durch sie vermittelbare Zwecke zu setzen: nachdem der Zweck den Gedanken des Mittels geschaffen hat, schafft das Mittel den Gedanken des Zweckes. In dem Werkzeug, das ich als die gesteigertste Art des Mittels bezeichnete, wird dies Verhältnis in eine zwar oft modifizierte, aber dafür gleichsam chronische Form übergeführt. Während das Mittel in seiner gewöhnlichen und einfachen Gestalt sich an der Realisierung des Zweckes völlig ausgelebt hat, seine Kraft und sein Interesse als Mittel nach geleistetem Dienste einbüßt, ist es das Wesen des Werkzeugs, über seine einzelne Anwendung hinaus zu beharren, oder: zu einer im voraus überhaupt nicht feststellbaren Anzahl von Diensten berufen zu sein. Dies gilt nicht nur für tausend Fälle der täglichen Praxis, wofür es keines Beispiels bedarf, sondern auch in sehr komplizierten; wie oft sind militärische Organisationen, ausschließlich zu Werkzeugen äußerer Machtentfaltung bestimmt, in den Dienst innerpolitischer Zwecke der Dynastie gestellt worden, die denen ihres Ursprungs völlig entgegengesetzt waren; vor allem: wie oft wächst ein Verhältnis zwischen Menschen, das zu bestimmten Einzelzwecken gestiftet wurde, zum Träger sehr viel weitergehender, ganz anders charakterisierter Inhalte aus; so daß man wohl sagen kann, jede dauernde Organisation zwischen Menschen – familiärer, wirtschaftlicher, religiöser, politischer, geselliger Art – hat die Tendenz, sich Zwecke anzubilden, zu denen sie von vornherein nicht bestimmt war. Nun liegt einerseits auf der Hand, daß ein Werkzeug – ceteris paribus – um so bedeutsamer und wertvoller sein wird, zu einer je größeren Anzahl von Zwecken es eventuell dienen kann, ein je größerer Kreis von Möglichkeiten seine Wirklichkeit umgibt; andrerseits, daß das Werkzeug in eben demselben Maß an sich indifferenter, farbloser, allem einzelnen gegenüber objektiver werden und in weiterer Distanz von jedem besonderen Zweckinhalt stehen muß. Indem das Geld als das Mittel schlechthin die letztere Bedingung in vollkommenem Maße erfüllt, gewinnt es aus dem ersteren Gesichtspunkt eine sehr gesteigerte Wichtigkeit. Man kann das zunächst so formulieren, daß der Wert des einzelnen Geldquantums über den Wert jedes einzelnen bestimmten Gegenstandes hinausragt, der dafür einzutauschen ist: denn es gewährt die Chance, statt dieses Gegenstandes irgendeinen andern aus einem unbegrenzt großen Kreise zu wählen. Freilich kann es schließlich nur für einen verwandt werden; aber die Möglichkeit der Wahl ist ein Vorteil, der im Werte des Geldes eskomptiert werden muß. Indem das Geld überhaupt keine Beziehung zu irgendeinem einzelnen Zweck hat, gewinnt es eine solche zu der Gesamtheit der Zwecke. Es ist dasjenige Werkzeug, in dem die Möglichkeit der nicht vorausgesehenen Verwendungen auf ihr Maximum gekommen ist und das dadurch den maximalen, auf diese Weise überhaupt erreichbaren Wert gewonnen hat. Die bloße Möglichkeit unbegrenzter Verwendung, die das Geld wegen des absoluten Mangels an eigenem Inhalt nicht sowohl hat als ist, spricht sich positiv darin aus, daß es nicht ruhen mag, sondern wie von sich aus fortwährend zum Verwendetwerden drängt. Wie für wortarme Sprachen, z. B. die französische, gerade die Notwendigkeit, vielerlei verschiedenes mit demselben Ausdruck zu bezeichnen, eine besondere Fülle von Anspielungen, Beziehungen, psychologischen Obertönen ermöglicht, und man so sagen kann, ihr Reichtum bestünde gerade in ihrer Armut, so bewirkt die innere Bedeutungsleere des Geldes die Fülle seiner praktischen Bedeutungen, ja, drängt dahin, die begriffliche Unendlichkeit seines Bedeutungskreises mit fortwährenden Neubildungen zu erfüllen, der bloßen Form, die es darstellt, immer neue Inhalte einzubilden, da sie für keinen ein Haltepunkt, sondern für jeden nur ein Durchgang ist. Schließlich sind alle mannigfaltigsten Waren nur gegen den einen Wert: Geld –, das Geld aber gegen alle Mannigfaltigkeit der Waren umzusetzen. Gegenüber der Arbeit nimmt dies die besondere Form an, daß das Geldkapital fast immer von einer Verwendung auf eine andere – höchstens mit einem gewissen Verlust, oft aber mit Gewinn – übertragen werden kann, die Arbeit aber fast niemals, und zwar um so weniger, je höher sie sich über die unqualifizierte erhebt. Der Arbeiter kann seine Kunst und Geschicklichkeit so gut wie nie aus seinem Gewerbe herausziehen und in einem andern investieren. In bezug auf Wahlfreiheit und ihre Vorteile steht er also dem Geldbesitzer ebenso benachteiligt gegenüber wie der Warenhändler. Deshalb ist der Wert einer gegebenen Geldsumme gleich dem Werte jedes einzelnen Objekts, dessen Äquivalent sie bildet, plus dem Werte der Wahlfreiheit zwischen unbestimmt vielen derartigen Objekten – ein Plus, für das es innerhalb des Waren oder Arbeitskreises kaum annähernde Analogien gibt.
Das so entstehende Wertplus des Geldes erscheint tiefer, begründet und höher gesteigert, wenn man die Entscheidung erwägt, zu welcher diese Wahlchance sich in Wirklichkeit zuspitzt. Man hat hervorgehoben, daß ein mehrfach verwendbares, quantitativ aber nur zu einer seiner möglichen Verwendungen hinreichendes Gut nach dem Interesse geschätzt würde, das der Besitzer an der wichtigsten Verwendung hat; die Herbeiführung aller anderen, minder wichtigen Verwendungen gelte als unwirtschaftlich und unvernünftig. Wie also eine Gütermasse, die zu allen ihr möglichen Verwendungen zureicht oder mehr als zureicht – wo also das Gut um seine Verwendungen konkurriert – nach dem Maße der wertlosesten derselben geschätzt wird, so wird hier, wo die Verwendungen um das Gut konkurrieren, die wertvollste derselben zum Wertmaßstab für jenes Gut. Nirgends aber kann dies vollständiger und wirkungsvoller hervortreten als am Geld. Denn da es zu jeglicher wirtschaftlichen Beschaffung verwendbar ist, so kann man mit jeder gegebenen Summe das subjektiv bedeutendste aller im Augenblick in Frage kommenden Bedürfnisse decken. Die Wahl, die es bietet, ist nicht wie bei allen anderen Gütern spezifisch begrenzt; und, bei der Grenzenlosigkeit des menschlichen Wollens, konkurriert immer eine Vielzahl möglicher Verwendungen um jedes disponible Geldquantum; so daß, da die Entscheidung doch vernünftigerweise immer das je begehrteste Gut treffen wird, die Schätzung des Geldes in jedem gegebenen Moment gleich der des wichtigsten, momentan empfundenen Interesses sein muß. Ein Holzvorrat oder eine Baustelle, die nur zu einer unter verschiedenen erwünschten Verwendungen zureichen, und die deshalb nach der wertvollsten unter diesen geschätzt werden, können dennoch in ihrer Bedeutung nicht über die sozusagen provinzielle Beschränktheit ihres ganzen Gebietes hinausgehen; das Geld aber ist von einer solchen frei und sein Wert entspricht deshalb dem höchsten überhaupt vorhandenen Interesse, das mit der verfügbaren Summe ihrem Quantum nach zu decken ist.
Nun betrifft ferner diese Wahlchance, die das Geld als abstraktes Mittel besitzt, nicht nur die gleichzeitig angebotenen Waren, sondern auch die Zeitpunkte, in denen es verwendet werden kann. Der Wert eines Gutes bestimmt sich keineswegs nur an der realen Bedeutung, die es im Augenblick seiner Verwendung entfaltet. Vielmehr, die größere oder geringere Freiheit der Wahl, wann man diesen Augenblick eintreten lassen will, stellt einen Koeffizienten dar, der die Schätzung des Gutes seiner inhaltlichen Bedeutung nach sehr erheblich steigern oder senken kann. War das oben Besprochene die Chance, die aus einem großen Kreise nebeneinander liegender Verwendungsmöglichkeiten hervorging, so die jetzige diejenige, die aus den nacheinander liegenden folgt. Dasjenige Gut ist – alles übrige gleichgesetzt – das wertvollere, das ich sogleich verwenden kann, aber nicht sogleich verwenden muß. Die Reihe der konkreten Güter entfaltet sich zwischen den beiden, ihren Wert modifizierenden und mannigfaltigst abgestuften Extremen: im Falle des einen kann das Gut zwar jetzt, aber nicht später, im Falle des anderen zwar später, aber nicht jetzt genossen werden. Wenn also z. B. im Sommer eben gefangene Fische gegen ein erst im Winter zu tragendes Fell eingetauscht werden, so wird der Wert der ersteren dadurch gehoben, daß ich sie sogleich konsumieren kann, während der des letzteren darunter leidet, daß der Aufschub seiner Benutzung allen Chancen der Beschädigung, des Verlustes, der Entwertung Raum gibt; andrerseits wird der erstere herabgesetzt, weil der Gegenstand schon morgen verdorben ist, der letztere gesteigert, weil er eine hinausschiebbare Verwendung gewährt. Je mehr nun ein als Tauschmittel benutztes Objekt die beiden wertsteigernden Momente in sich vereinigt, desto mehr Geldqualität besitzt es: denn das Geld als reines Mittel überhaupt stellt ihre höchsterreichbare Synthese dar; weil es keine konkrete, seine Verwendung präjudizierende Eigenschaft besitzt, sondern nur das Werkzeug zur Erlangung konkreter Werte ist, so ist die Freiheit seiner Verwendung ebenso groß in bezug auf die Zeitmomente, in denen, wie auf die Gegenstände, für die es ausgegeben wird.
Aus diesem besonderen Wert des Geldes, der seiner völligen Beziehungslosigkeit zu allen Besonderungen von Dingen und Zeitmomenten, der völligen Ablehnung jedes eigenen Zweckes, der Abstraktheit seines Mittelscharakters entstammt – fließt das Übergewicht dessen, der das Geld gibt, über denjenigen, der die Ware gibt. Die Ausnahmen hiervon: Verweigerungen des Verkaufs aus affektiven Wertungen, bei Boykottierungen, Ringbildungen usw. – entstehen, wenn die für Geld begehrten Dingwerte der individuellen Sachlage nach durchaus nicht durch andere ersetzbar sind. Dann freilich fällt die Wahlchance, die das dafür offerierte Geld seinem jetzigen Besitzer bietet, fort – und damit dessen Sondervorteil – weil eben statt der Wahl eine eindeutige Bestimmtheit des Willens besteht. Im allgemeinen aber genießt der Geldbesitzer jene zweiseitige Freiheit, und für das Aufgeben derselben zugunsten des Warenbesitzers wird er ein besonderes Äquivalent fordern. Dies tritt z. B. an dem wirtschafts-psychologisch sehr interessanten Prinzip der »Zugabe« hervor. Beim Einkauf von wäg- und meßbaren Waren erwartet man, der Kaufmann werde »gut messen«, d. h. wenigstens einen Teilstrich darüber geben, was auch fast durchgängig geschieht. Es kommt hier freilich dazu, daß beim Messen der Waren ein Irrtum näher liegt als beim Zählen des Geldes. Allein das Charakteristische ist, daß der Geldgeber die Macht hat, die Deutung dieser Chance, die doch an sich für beide Parteien die gleich günstige oder gleich ungünstige ist, nach der ihm vorteilhaften Seite zu erzwingen. Bezeichnenderweise verbleibt dieser Vorteil dem »Käufer«, auch wenn sein Gegenpart gleichfalls Geld gibt. Von dem Bankier erwartet der Kunde, von der Versicherungsgesellschaft der Versicherte im Schadensfalle, daß sie »kulant« verfahren, d. h. ein Weniges mehr als das absolut rechtlich Erzwingbare, mindestens in der Form, leisten werden. Auch der Bankier und die Versicherungsgesellschaft gibt nur Geld, und ihr Kunde denkt seinerseits nicht daran, ihnen gegenüber liberal, kulant zu verfahren, er leistet absolut nur die vorbestimmte Leistung. Denn Geldquanten, die von beiden Seiten eingesetzt werden, haben eben verschiedene Bedeutung; für den Bankier und die Versicherungsgesellschaft ist das Geld, mit dem sie operieren, ihre Ware; nur für den Kunden ist es »Geld« in dem hier fraglichen Sinne, d. h. der Wert, den er zwar für das Börsengeschäft oder die Versicherung verwenden kann, aber keineswegs muß; während jene gar keine Wahl haben, sondern das Geld, das ihre Ware ist, nur in der einen bestimmten Richtung verwenden können. Jene Verwendungsfreiheit gibt dem Gelde des Kunden ein Übergewicht, für das die »Kulanz« seiner Gegenpartei das Äquivalent bildet. Wo aber eine »Zugabe« von Seiten des Geldgebers geschieht: gewisse Formen des Trinkgeldes, etwa bei der Bezahlung des Kellners oder des Droschkenkutschers – da drückt sich das Übergewicht des Geldgebers in der sozialen Bevorzugtheit aus, die die Voraussetzung des Trinkgeldes ist. Wie alle Erscheinungen des Geldwesens, ist auch diese keine innerhalb des Lebenssystems isolierte, sondern bringt gleichfalls einen Grundzug desselben nur zur reinsten und zugleich äußerlichsten Erscheinung: den nämlich, daß in jedem Verhältnis derjenige im Vorteil ist, dem weniger als dem anderen an dem Inhalt der Beziehung liegt. So ausgesprochen erscheint dies als ganz paradox, denn gerade um so intensiveres Verlangen uns zu einem Besitz oder einem Verhältnis zieht, desto tiefer und leidenschaftlicher ist doch auch sein Genuß – da ja die erwartete Höhe dieses die Stärke des Wollens bestimmt! Aber gerade dies Einzuräumende bewirkt und rechtfertigt den Vorteil des weniger stark Begehrenden. Denn es ist in der Ordnung, daß dieser, der von dem Verhältnis weniger hat als der andere, durch irgendwelche Konzessionen seitens des letzteren dafür entschädigt wird. Das macht sich schon in den feinsten und intimsten Beziehungen geltend. In jedem auf Liebe gestellten Verhältnis ist der weniger Liebende, äußerlich genommen, im Vorteil; denn der andere verzichtet von vornherein mehr auf die Ausnutzung des Verhältnisses, ist der Opferwilligere, der für das größere Maß seiner Befriedigungen auch ein größeres Maß von Hingebungen bietet. So stellt sich doch eine Gerechtigkeit her: weil das Maß des Begehrens dem Maß der Beglückung entspricht, ist es gerecht, daß die Gestaltung des Verhältnisses dem weniger intensiv Begehrenden irgendeinen Sondervorteil einräume – den er auch in der Regel erzwingen kann, weil er der Abwartende, Reservierte, seine Bedingungen Stellende ist. Der Vorteil des Geldgebers ist deshalb kein schlechthin ungerechter: da in der Waren-Geld-Transaktion er der minder Begehrende zu sein pflegt, so kommt die Ausgleichung beider Seiten gerade dadurch zustande, daß der intensiver Begehrende ihm einen Vorteil über die objektive Äquivalenz der Tauschwerte hinaus einräumt. Wobei schließlich auch zu bedenken ist, daß er den Vorteil nicht genießt, weil er das Geld hat, sondern weil er es fortgibt.
Der Vorteil, den das Geld aus seiner Gelöstheit von allen spezifischen Inhalten und Bewegungen der Wirtschaft zieht, äußert sich noch in anderen Erscheinungsreihen, deren Typus es ist, daß bei noch so starken und ruinösen Erschütterungen der Wirtschaft die eigentlichen Geldleute unverändert, ja in erhöhtem Maße zu profitieren pflegen. So viele Zusammenbrüche und Existenzvernichtungen die Folge sowohl der Preisstürze wie der besinnungslosen Haussen auf dem Warenmarkte sein mögen – die Erfahrung hat als die Regel gezeigt, daß die großen Bankiers aus diesen entgegengesetzten Gefahren für Verkäufer oder Käufer, Gläubiger oder Schuldner ihren gleichmäßigen Gewinn ziehen. Das Geld, als das völlig indifferente Werkzeug der ökonomischen Bewegung, läßt sich seine Dienste bei jeder Richtung und jedem Tempo derselben bezahlen. Für diese Freiheit muß es freilich auch seine Steuer entrichten: die Parteilosigkeit des Geldes bewirkt, daß an den Geldgeber leicht Ansprüche von verschiedenen, einander feindseligen Seiten gestellt werden und er leichter in den Verdacht des Verrates gerät, als irgend jemand, der mit qualitativ bestimmten Werten operiert. Im Beginn der Neuzeit, als die großen Geldmächte der Fugger, der Welser, der Florentiner und Genuesen in die politischen Entscheidungen eintraten, insbesondere in den gewaltigen Kampf der habsburgischen und der französischen Macht um die europäische Hegemonie, wurden sie von jeder Partei mit stetem Mißtrauen betrachtet, selbst von derjenigen, der sie ungeheure Summen geliehen hatten. Der Geldleute war man eben nie sicher, das bloße Geldgeschäft legte sie nie auch nur für den nächsten Augenblick unzweideutig fest, und der Gegner, dessen Bekämpfung sie soeben unterstützt hatten, sah darin gar kein Hindernis, nun seinerseits mit Forderungen oder Anerbietungen an sie heranzutreten. Das Geld hat jene sehr positive Eigenschaft, die man mit dem negativen Begriffe der Charakterlosigkeit bezeichnet. Dem Menschen, den wir charakterlos nennen, ist es wesentlich, nicht durch die innere und inhaltliche Dignität von Personen, Dingen, Gedanken sich bestimmen zu lassen, sondern durch die quantitative Macht, mit der das Einzelne ihn beeindruckt, vergewaltigt zu werden. So ist es der von allen spezifischen Inhalten gelöste und in reiner Quantität bestehende Charakter des Geldes, der ihm und den nur nach ihm gravitierenden Menschen die Färbung der Charakterlosigkeit einträgt – die fast logisch notwendige Schattenseite jener Vorteile des Geldgeschäftes und der spezifischen Höherwertung des Geldes gegenüber qualitativen Werten. Dieses Übergewicht des Geldes drückt sich zunächst in der angeführten Erfahrung aus, daß der Verkäufer interessierter und beeiferter ist als der Käufer. Denn es verwirklicht sich hier eine für unser ganzes Verhalten zu den Dingen äußerst bedeutsame Form: daß von zwei Wertklassen, die einander gegenüberstehen und als Ganze betrachtet werden, die erste der zweiten entschieden überlegen ist, daß aber der einzelne Inhalt oder Exemplar der zweiten einem entsprechenden der ersten gegenüber den Vorzug hat. So würden wir, vor die Wahl zwischen der Gesamtheit aller materiellen und aller idealen Güter gestellt, uns wohl für die ersteren entscheiden müssen, weil der Verzicht auf sie das Leben überhaupt, mitsamt seinen idealen Inhalten, verneinen würde; während wir nicht schwanken mögen, jedes einzelne herausgegriffene materielle Gut für irgendein ideales dahinzugehen. So sind wir in unseren Beziehungen zu verschiedenen Menschen gar nicht im Zweifel, wieviel wertvoller und unentbehrlicher, als Ganzes empfunden, uns die eine als die andere ist; dennoch, in den einzelnen Momenten und Seiten des Verhältnisses mag uns das als Ganzes wertlosere das erfreulichere und bestechendere sein. So also verhält es sich zwischen dem Geld und den konkreten Wertobjekten: die Wahl zwischen der Gesamtheit der letzteren und der des ersteren würde sogleich dessen innere Wertlosigkeit offenbaren, da wir dann bloß ein Mittel, aber keinen Zweck, dem es diene, mehr hätten; dagegen, das einzelne Geldquantum gegen das einzelne Warenquantum gehalten, wird der Austausch des letzteren gegen das erstere in der Regel mit sehr viel größerer Intensität als der umgekehrte begehrt. Auch besteht dieses Verhältnis nicht nur zwischen den Gegenständen überhaupt und dem Gelde überhaupt, sondern auch zwischen diesem und einzelnen Warenkategorien. Die einzelne Stecknadel ist fast wertlos, Stecknadeln überhaupt aber sind fast unentbehrlich und »gar nicht mit Geld aufzuwiegen«. Unzählige Warenarten verhalten sich so: die Möglichkeit, für Geld das einzelne Exemplar ohne weiteres zu beschaffen, entwertet dasselbe prinzipiell dem Gelde gegenüber, das Geld erscheint als die herrschende Macht, die über den Gegenstand verfügt; dagegen die Warenart als Ganze ist in ihrer Bedeutung für uns mit Geld ganz inkommensurabel und hat ihm gegenüber jenen selbständigen Wert, den die leichte Wiederbeschaffbarkeit des singulären Exemplars so oft für unser Bewußtsein überdeckt. Da das praktisch ökonomische Interesse sich aber fast ausschließlich an das einzelne Stück, bzw. eine begrenzte Summe von Stücken, heftet, so hat die Geldwirtschaft es wirklich zustande gebracht, daß unser Wertgefühl den Dingen gegenüber sein Maß an ihrem Geldwert zu finden pflegt. Das aber steht ersichtlich in Wechselwirkung mit jenem überwiegenden Interesse, das Geld statt des Gegenstandes in Händen zu haben.
Und dies läuft schließlich in eine allgemeine Erscheinung aus, die man das Superadditum des Reichtums nennen und dem unearned profit der Bodenrente vergleichen könnte. Der Reiche genießt Vorteile, noch über den Genuß desjenigen hinaus, was er sich für sein Geld konkret beschaffen kann. Der Kaufmann handelt mit ihm solider und billiger als mit dem Armen, jedermann, auch der gar nichts von seinem Reichtum profitiert, begegnet ihm zuvorkommender, als dem Armen, es schwebt eine ideale Sphäre fragloser Bevorzugtheit um ihn. Allenthalben kann man beobachten, wie dem Käufer der kostspieligeren Warengattung, dem Benutzer der höheren Eisenbahnklasse usw. allerhand kleine Bevorzugungen eingeräumt werden; mit dem von ihm bezahlten Sachwert haben diese eigentlich so wenig zu tun, wie das freundlichere Lächeln, mit dem der Kaufmann die teurere Ware verkauft, mit dieser, sondern sie bilden eine Gratisbeilage, die nur dem Konsumenten des Billigeren versagt bleibt, ohne daß er doch – und das ist gewissermaßen das Härteste dabei – über sachliche Übervorteilung zu klagen berechtigt wäre. Am eigentümlichsten vielleicht zeigt dies eine an sich sehr minime Erscheinung. In den Trambahnen einiger Städte gibt es zwei Klassen, die verschiedene Preise kosten, ohne daß die höhere irgendeinen sachlichen Vorteil oder größere Bequemlichkeit böte. Allein man erkauft mit dem höheren Preise das ausschließliche Zusammensein mit Personen, die einen solchen nur anlegen, um von den billiger Fahrenden abgeschlossen zu sein. Hier kann sich der Wohlhabendere einen Vorteil ganz unmittelbar dadurch, daß er mehr Geld bezahlt – nicht erst vermöge eines sachlichen Äquivalents für seinen Aufwand – verschaffen. Äußerlich genommen liegt damit das Gegenteil des Superadditums vor, denn es wird dem Wohlhabenden für sein Geld nicht relativ mehr, sondern relativ weniger geleistet als dem Armen. Allein dennoch ist das Superadditum des Geldes hier sozusagen in negativer, aber besonders reiner Gestalt gegeben: der Wohlhabende gewinnt seinen Vorteil ohne Umweg über eine Sache und ausschließlich dadurch, daß andere nicht so viel Geld aufwenden können wie er. Ja sogar als eine Art moralischen Verdienstes gilt der Reichtum; was sich nicht nur in dem Begriff der Respectability oder in der populären Bezeichnung wohlhabender Leute als »anständiger«, als »besseres Publikum« ausdrückt, sondern auch in der Korrelaterscheinung: daß der Arme behandelt wird, als hätte er sich etwas zuschulden kommen lassen, daß man den Bettler im Zorne davonjagt, daß auch gutmütige Personen sich zu einer selbstverständlichen Überlegenheit über den Armen legitimiert glauben. Wenn für die Straßburger Schlossergesellen im Jahr 1536 bestimmt wird, der Montag Nachmittag solle für alle die arbeitsfrei sein, die über acht Kreuzer Lohn hätten, so wird damit den materiell besser Situierten eine Wohltat erwiesen, die nach der «Logik der Moral gerade den Dürftigen hätte zukommen sollen. Aber gerade zu so perversen Erscheinungen steigert sich mehr als einmal das Superadditum des Reichtums: der praktische Idealismus, etwa äußerlich unbelohnter wissenschaftlicher Arbeit, wird für gewöhnlich an einem reichen Manne mit größerem Respekt betrachtet, als ethisch hervorragender verehrt, als an einem armseligen Schulmeister! Dieser Wucherzins des Reichtums, diese Vorteile, die er seinem Besitzer zuwachsen läßt, ohne daß dieser etwas dafür aufzuwenden hätte, ist an die Geldform der Werte geknüpft. Denn alles dies ist offenbar Ausdruck oder Reflex jener unbegrenzten Freiheit der Verwendung, die das Geld allen anderen Werten gegenüber auszeichnet. Hierdurch kommt zustande, daß der Reiche nicht nur durch das wirkt, was er tut, sondern auch durch das, was er tun könnte: weit über das hinaus, was er nun wirklich mit seinem Einkommen beschafft, und was andere davon profitieren, wird das Vermögen von einem Umkreis zahlloser Verwendungsmöglichkeiten umgeben, wie von einem Astralleib, der sich über seinen konkreten Umfang hinausstreckt: darauf weist unzweideutig hin, daß die Sprache erheblichere Geldmittel als »Vermögen« – d. h. als das Können, das Imstandesein schlechthin – bezeichnet. Alle diese Möglichkeiten, von denen freilich nur ein ganz geringer Teil Wirklichkeit werden kann, werden dennoch psychologisch saldiert, sie gerinnen zu dem Eindruck einer nicht genau bestimmbaren, jede Festlegung ihres erreichbaren Erfolges ablehnenden Macht, und zwar in um so umfänglicherer und eindrucksvollerer Art, je beweglicher das Vermögen, je leichter es zu jedem möglichen Zweck verfügbar ist, d. h. also, je vollständiger jeder Vermögensbestand Geld oder in Geld umsetzbar ist und je reiner das Geld selbst zum Werkzeug und Durchgangspunkt ohne jede eigene teleologische Qualifikation wird. Die reine Potentialität, die das Geld darstellt, insofern es bloß Mittel ist, verdichtet sich zu einer einheitlichen Macht- und Bedeutungsvorstellung, die auch als konkrete Macht und Bedeutung zugunsten des Geldbesitzers wirksam wird – ungefähr wie dem Reize eines Kunstwerkes nicht nur sein Inhalt und die mit sachlicher Notwendigkeit damit verbundenen seelischen Reaktionen zugerechnet werden, sondern all die zufälligen, individuellen, indirekten Gefühlskombinationen, die es, hier so und dort anders, anklingen läßt und deren unbestimmte Summe doch erst das Ganze seines Wertes und seiner Bedeutsamkeit für uns umschreibt.
In dem Wesen dieses Superadditums, wenn es so richtig gedeutet ist, liegt es, daß es um so stärker hervortreten muß, je vollständiger jene Chance und Wahlfreiheit seiner Verwendung vermöge der Gesamtlage seines Besitzers realisierbar wird. Dies ist am wenigsten bei dem Armen der Fall: denn dessen Geldeinkommen ist, weil es nur für die Notdurft des Lebens ausreicht, von vorn herein determiniert und läßt der Auswahl unter seinen Verwendungsmöglichkeiten nur einen verschwindend kleinen Spielraum. Derselbe erweitert sich mit steigendem Einkommen, so daß jeder Teil des letzteren das Superadditum in dem Maß erwirbt, in dem er von den zur Befriedigung des Notdürftigen, Generellen und Vorherbestimmten erforderlichen Teilen absteht; d. h. also, jeder zu der bereits bestehenden Einnahme hinzukommende Teil besitzt einen höheren Zusatz jenes Superadditums – natürlich unterhalb einer sehr hoch gelegenen Grenze, oberhalb welcher jeder Einkommensteil in dieser Hinsicht gleichmäßig qualifiziert ist. An diesem Punkte kann man die fragliche Erscheinung in einer speziellen Konsequenz ergreifen, und zwar auf Grund einer, wie mir scheint, auch sonst folgenreichen Überlegung. Viele Güter sind in solcher Masse vorhanden, daß sie von den zahlungsfähigsten Elementen der Gesellschaft nicht konsumiert werden können, sondern, um überhaupt abgesetzt zu werden, auch den ärmeren und ärmsten Schichten angeboten werden müssen. Deshalb dürfen derartige Waren nicht teurer sein, als diese Schichten im äußersten Falle zu zahlen imstande sind. Dies könnte man als Gesetz der konsumtiven Preisbegrenzung bezeichnen: eine Ware kann niemals teurer sein, als die unbemitteltste soziale Schicht noch bezahlen kann, der sie wegen ihrer vorhandenen Menge noch angeboten werden muß. Man möchte hierin eine Wendung der Grenznutzentheorie aus dem Individuellen in das Soziale erblicken: statt des niedrigsten Bedürfnisses, das noch mit einer Ware gedeckt werden kann, wird hier das Bedürfnis des Niedrigsten für die Preisgestaltung maßgebend. Diese Tatsache bedeutet einen ungeheuren Vorteil für den Wohlhabenden. Denn dadurch stehen auch ihm nun gerade die unentbehrlichsten Güter zu einem weit niedrigeren Preise zur Verfügung, als er dafür erlegen würde, wenn man es ihm nur abverlangte; dadurch, daß der Arme die einfachen Lebensmittel kaufen muß, macht er sie für den Reichen billig. Wenn dieser selbst einen proportional ebenso großen Teil seines Einkommens an die primärsten Bedürfnisse (Nahrung, Wohnung, Kleider) wenden müßte, wie der Arme, so würde er noch immer, absolut genommen, mehr für Luxuswünsche übrig behalten als dieser. Allein er hat dazu noch den additionellen Vorteil, daß er seine nötigsten Bedürfnisse mit einem relativ viel kleineren Teil seines Einkommens decken kann. Mit dem darüber hinausreichenden nun hat er die Wahlfreiheit in der Verwendung des Geldes, die ihn zum Gegenstand jener, sein tatsächliches ökonomisches Können überragenden Achtung und Bevorzugung macht. Die Geldmittel des Armen sind nicht von dieser Sphäre unbegrenzter Möglichkeiten umgeben, weil sie von vornherein ganz unmittelbar und zweifellos in sehr bestimmte Zwecke einmünden. In seiner Hand sind sie also gar nicht in demselben reinen und abstrakten Sinne »Mittel«, wie in der des Reichen, weil der Zweck schon sogleich in sie hineinreicht, sie färbt und dirigiert, weshalb denn auch unsere Sprache sehr feinfühlig erst den mit erheblichen Geldmitteln Ausgestatteten überhaupt als »bemittelt« bezeichnet. Die mit diesen verbundene Freiheit führt noch nach anderen Seiten hin zu einem Superadditum. Wo öffentliche Funktionäre nicht besoldet werden, ist der Erfolg der, daß nur wohlhabende Leute führende Stellen bekleiden können; so mußte etwa der General des achäischen Bundes nicht weniger als – wenigstens bis vor kurzem – ein englisches Parlamentsmitglied ein wohlhabender Mann sein, und so bildet sich in Ländern, die ihre Beamten sehr niedrig bezahlen, oft eine völlige Plutokratie, eine Art Erblichkeit der hohen Ämter in wenigen Familien heraus. Während die Unbesoldetheit der Stellungen das Geldinteresse von dem Interesse des Dienstes scheint lösen zu sollen, wird so gerade die Beamtenstellung mit allen Ehren, Macht und Chancen, die sie bietet, zu einem Annex des Reichtums. Und daß sich dies an die Geld form desselben knüpft, liegt nahe, weil nur diese wegen ihrer teleologischen Indifferenz der Persönlichkeit die ganz freie Disposition über ihre Zeit, Aufenthaltsort und Betätigungsrichtung läßt. Wenn der Reichtum, wie wir oben sahen, an sich schon Ehrungen erwirbt und, den Doppelsinn des »Verdienstes« mißbrauchend, sich einer Art moralischer Schätzung erfreut, so verdichtet sich dies bei unbesoldeten Staatsfunktionen zu dem, dem Armen unerreichbaren, Machtbesitz der führenden Ämter. Und mit diesen ist nun wieder das weitere Superadditum des Ruhmes patriotischer Aufopferung verbunden, der sicher oft verdient ist, aber auch auf ganz andere als ethische Motive hin dem bloßen Geldbesitz sozusagen auf rein technischem Wege zu Gebote steht. Das Gleiche noch eine Stufe höher hinaufverfolgend, sehen wir, wie Ende des Mittelalters, z. B. in Lübeck, wohlhabende Leute sich gern an mehreren Bruderschaften beteiligten, um dadurch um so sichrer für ihr Seelenheil zu sorgen. Die mittelalterliche Kirche stellte auch für den Gewinn der religiösen Güter technische Wege zur Verfügung, die nur für den Reichen gangbar waren und zunächst einmal noch jenseits ihres transzendenten Zieles ein Quantum irdischen Ansehens und Vorteils, wie jene Teilhaberschaft an mehrerlei Bruderschaften, als ihre unbezahlte Zugabe mit sich brachten. Mehr nach einer rein psychologischen Seite hin zeitigt das Überschreiten der vorhin bezeichneten Vermögensgrenze das folgende Superadditum. Bei einem oberhalb ihrer stehenden Vermögen spielt die Frage, was ein begehrter Gegenstand kostet, in vielen Fällen überhaupt keine Rolle mehr. Das besagt viel mehr und tieferes, als der gewöhnliche Sprachgebrauch mit diesem Ausdruck verbindet. So lange nämlich das Einkommen noch in der angedeuteten Weise irgendwie für bestimmte Verwendungen festgelegt ist, ist jede Ausgabe unvermeidlich mit dem Gedanken der für sie erforderten Geldaufwendung belastet; für die Mehrzahl der Menschen schiebt sich zwischen Wunsch und Befriedigung noch die Frage: was kostet es? und bewirkt eine gewisse Materialisierung der Dinge, die für den wirklichen Geldaristokraten ausgeschaltet ist. Wer Geld über ein bestimmtes Maß hinaus besitzt, gewinnt damit noch den zusätzlichen Vorteil, es verachten zu können. Die Lebensführung, die nach dem Geldwert der Dinge überhaupt nicht zu fragen braucht, hat einen außerordentlichen ästhetischen Reiz, sie kann sich über Erwerbungen nach nur sachlichen, ausschließlich von dem Inhalt und der Bedeutung der Objekte abhängigen Gesichtspunkten entscheiden. In so vielen Erscheinungen die Herrschaft des Geldes auch die Eigenartigkeit der Dinge und deren Bewußtsein herabsetzen mag, so sind doch auch die anderen unverkennbar, in denen das Geld diese steigert: Qualitäten der Objekte haben mindestens die psychologische Chance – so selten sie realisiert sein mag – um so individueller hervorzutreten, je mehr das ihnen Gemeinsame, der ökonomische Wert, auf ein außer ihnen stehendes Gebilde projiziert und in ihm lokalisiert ist. Indem nun jene Lebensführung nach dem Geld nicht fragt, entgeht sie den Ablenkungen und den Schatten, die der rein sachlichen Qualität und Wertung der Dinge durch die dieser innerlich ganz fremde Beziehung auf ihren Geldpreis kommen. Wo also selbst der etwas weniger Bemittelte denselben Gegenstand kaufen kann, wie der ganz Reiche, genießt dieser noch das psychologische Superadditum einer Leichtigkeit, Unmittelbarkeit, Unabgelenktheit des Erwerbes und Genusses, die jenem durch die vor- und mittönende Geldopferfrage getrübt wird. Wenn wir nachher sehen werden, daß die Blasiertheit gerade umgekehrt die Abstumpfung gegen die Besonderheiten und sachlichen Reize der Dinge zum Schatten des Geldreichtums macht, so ist dies kein Beweis gegen jenen Zusammenhang, sondern nur einer für das Wesen des Geldes: durch seine Entfernung von jeder eigenen Bestimmtheit die völlig entgegengesetzt verlaufenden Fäden des inneren und äußeren Lebens aufzunehmen und jedem in der ihm eigenen Richtung ein Werkzeug entschiedenerer Herausbildung und Darstellung zu sein. Darin liegt die unvergleichliche Bedeutung des Geldes für die Entwicklungsgeschichte des praktischen Geistes; mit ihm ist die bisher äußerste Verminderung der Besonderheit und Einseitigkeit aller empirischen Gebilde erreicht. Was man die Tragik der menschlichen Begriffsbildung nennen könnte: daß der höhere Begriff die Weite, mit der er eine wachsende Anzahl von Einzelheiten umfaßt, mit wachsender Leere an Inhalt bezahlen muß, gewinnt im Gelde sein vollkommenes praktisches Gegenbild, d. h. die Daseinsform, deren Seiten Allgemeingültigkeit und Inhaltslosigkeit sind, ist im Geld zu einer realen Macht geworden, deren Verhältnis zu aller Entgegengesetztheit der Verkehrsobjekte und ihrer seelischen Umgebungen gleichmäßig als Dienen wie als Herrschen zu deuten ist. Das Superadditum des Geldbesitzes ist nichts als eine einzelne Erscheinung dieses, man möchte sagen, metaphysischen Wesens des Geldes, daß es über jede Einzelverwendung seiner hinausreicht und, weil es das absolute Mittel ist, die Möglichkeit aller Werte als den Wert aller Möglichkeiten zur Geltung bringt.
Aus dem Wirkungsbereich dieses Verhältnisses will ich nur noch eine zweite Reihe herausheben. Die über alle spezifischen Zwecke erhabene Mittelsbedeutung des Geldes hat zur Folge, daß es das Interessenzentrum und die eigentliche Domäne solcher Individuen und Klassen wird, deren soziale Stellung sie von vielerlei persönlichen und spezifischen Zielen ausschließt. Daß den römischen Freigelassenen die volle bürgerliche Stellung mit allen ihren Chancen fehlte, bewirkte es, daß sie sich mit Vorliebe auf das Geldgeschäft warfen; und schon in Athen hatte, bei dem ersten Aufkommen reinen Geldhandels im 4. Jahrhundert, der reichste Bankier, Pasion, seine Laufbahn als Sklave begonnen. In der Türkei sind die Armenier, ein verachteter und oft verfolgter Volksstamm, vielfach die Händler und Geldleute – gerade wie es in Spanien unter ähnlichen Verhältnissen die Moriskos waren. In Indien sind diese Erscheinungen häufig: einerseits sind die sozial sehr zurückgedrängten und sonst mit scheuer Zurückhaltung auftretenden Parsen meistens Wechsler oder Bankiers, andrerseits, in manchen Teilen Südindiens, sind die Geldgeschäfte und Reichtümer in den Händen der Tschettis, einer Mischkaste, die wegen mangelnder Kastenreinheit ein sehr geringes Ansehen hat. So warfen sich die Hugenotten in ihrer exponierten und eingeengten Stellung mit größter Intensität auf den Gelderwerb, wie die Quäker in England. Vom Gelderwerb als solchem kann man, weil eben alle möglichen Wege gleichmäßig zu ihm führen, am wenigsten jemanden prinzipiell ausschließen. Vom reinen Geldgeschäft deshalb nicht, weil es weniger technischer Vorbedingungen bedarf, als jeder andere Erwerb, und sich deshalb leichter der Kontrolle und dem Eingriff entzieht, und zudem, weil der Geldbedürftige in der Regel in einer Notlage ist, in der er schließlich auch die sonst verachtetste Persönlichkeit und den sonst gemiedensten Schlupfwinkel aufsucht. Und weil der in irgendeinem Sinne Rechtlose gerade vom Gebiet der bloßen Geldinteressen nicht fernzuhalten ist, entsteht zwischen beiden Bestimmungen eine Assoziation, die in mehrfachen Richtungen wirksam wird: so droht einerseits dem bloßen Geldmenschen leicht eine soziale Deklassierung, deren Fühlbarkeit er oft nur durch seine Macht und Unentbehrlichkeit entgeht, und so wurde andrerseits den fahrenden Leuten des Mittelalters, die allenthalben schlechtes Recht hatten, doch in Geldsachen unparteilich Recht gemessen. Eben derselbe Erfolg muß eintreten, wenn die Ausschließung sozialer Elemente von den Rechten und Genüssen der Vollbürger nicht mehr durch juristische oder ihnen sonst oktroyierte Bestimmungen, sondern durch freiwilligen Verzicht ihrerseits geschieht. Als die Quäker schon die volle politische Gleichberechtigung hatten, schlossen sie sich selbst von den Interessen der anderen aus: sie schwuren nicht, konnten also keine öffentlichen Ämter übernehmen, sie verschmähten alles, was mit dem Schmuck des Lebens zusammenhängt, sogar den Sport, sie mußten sogar den Landbau aufgeben, weil sie den Kirchenzehnten verweigerten. So waren sie, um überhaupt noch ein äußeres Lebensinteresse zu haben, auf das Geld hingewiesen, als auf das einzige, zu dem sie sich den Zugang nicht versperrt hatten. Ganz entsprechend hat man über das herrenhuterische Leben bemerkt, daß ihm aller ideale Gehalt von Wissenschaften, Künsten, heiterer Geselligkeit fehle, und es so neben dem religiösen Interesse nur noch die nackte Erwerbslust als praktischen Impuls bestehen lasse. Die Betriebsamkeit und Habsucht vieler Herrenhuter und Pietisten sei deshalb kein Anzeichen von Heuchelei, sondern von einem kranken, vor den Kulturinteressen flüchtigen Christentum, von einer Frömmigkeit, die nichts irdisch Hohes neben sich duldet, sondern eher noch ein irdisch Niedriges. Ja selbst für die entgegengesetzten Stufen der sozialen Skala bleibt es verhängnisvoll, daß nach Wegfall aller anderen Interessen das am Gelde noch immer als letzte, zäheste, überlebendste Interessenschicht beharrt. Daß der französische Adel des ancien régime sich von seinen sozialen Pflichten zurückzog, lag an der wachsenden Zentralisierung des Staates, der die Verwaltung des bäuerlichen Gebietes selbst in die Hand genommen hatte. Indem der Staat dem Adel alle inhaltlich wertvollen Herrschaftsfunktionen abnahm, hatte für diesen der Güterbesitz keine andere Bedeutung mehr, als: möglichst viel Geld herauszuschlagen. Dies war der letzte, ihm nicht wegzunehmende Interessenpunkt, und auf ihn reduzierte sich deshalb alles, was sonst an lebendiger Verbindung zwischen Adel und Bauer bestanden hatte und wovon der erstere nun abgedrängt war. Macht aber jene nicht zu raubende Möglichkeit schon das Geldgeschäft zur ultima ratio sozial benachteiligter und bedrückter Elemente, so wirkt für sie positiv noch die Macht des Geldes, Stellungen, Einfluß, Genüsse noch da zu gewinnen, wo man von gewissen direkten Mitteln des sozialen Ranges: der Beamtenqualität, bestimmten, ihnen vorenthaltenen Berufen, der Persönlichkeitsentfaltung, ausgeschlossen ist. Denn weil das Geld zwar bloßes Mittel, dieses aber auch in absolutem Maße ist, und so jede Präjudizierung durch irgendeine sachliche Bestimmtheit ablehnt, so ist es ebenso der unbedingte terminus a quo zu allem hin, wie es der unbedingte terminus ad quem von allem her ist. Darum treten ganz entsprechende Erscheinungen auf, wo kein Ausschluß einer Gruppenabteilung von den Zweckreihen der anderen vorliegt, sondern die gleiche teleologische Formung sich auf die ganze Gruppe erstreckt. Von den Spartanern, denen alle eigentlich ökonomischen Interessen untersagt waren, wird doch eine auffallende Geldgier berichtet. Es scheint, daß die Leidenschaft nach einem Besitz, dessen Verteilung die lykurgische Verfassung unpraktisch geordnet hatte, gerade da herausbrach, wo er am wenigsten spezifischen Charakter trug und seine Einschränkung also am undurchführbarsten war. Auch wird erwähnt, daß in bezug auf den realen Genuß des Besitzes in Sparta lange kein Unterschied zwischen Arm und Reich war, daß die Reichen nicht besser lebten als die Armen: um so mehr mußte sich die Pleonexie auf den bloßen Besitz des Geldes werfen! Auf ganz andere Momente hin ist die gleiche Grundkonstellation wirksam, wenn ein Fragment des Ephoros besagt, Ägina wäre deshalb ein solcher Haupthandelsplatz geworden, weil die Unfruchtbarkeit des Bodens die Einwohner auf den Handel hingewiesen hätte – und Ägina war die erste Stelle im eigentlichen Hellas, wo überhaupt Geldmünzen geprägt wurden! Weil das Geld der gemeinsame Schnittpunkt der Zweckreihen ist, die von jedem Punkt der ökonomischen Welt zu jedem anderen laufen, so nimmt es jeder von jedem. Zu der Zeit, als der Fluch der »Unehrlichkeit« am schwersten auf bestimmten Berufen lastete, nahm man dennoch Geld sogar vom Henker, wenngleich man möglichst einen Ehrlichen suchte, von dem man es zuerst anfassen ließ! Von der Einsicht in diese alles überwindende Macht aus verteidigte Macaulay die Emanzipation der Juden damit, daß es ein Widersinn wäre, ihnen die politischen Rechte vorzuenthalten, da sie vermöge ihres Geldes die Substanz derselben doch besäßen. Sie könnten Wähler kaufen, Könige lenken, als Gläubiger ihre Schuldner beherrschen, so daß politische Rechte nichts als die formale Vollendung von dem wären, was sie schon hätten. Um ihnen das politische Recht wirklich zu nehmen, müßte man sie ermorden und berauben; ließe man ihnen aber ihr Geld, so we may take away the shadow, but we must leave them the substance – ein für die teleologische Drehung des Geldbegriffes höchst charakteristischer Ausdruck; denn rein inhaltlich möchte man die soziale, politische, personale Position doch als einen realen und substanziellen Wert, das Geld aber, die an sich leere Symbolisierung anderweitiger Werte, als den bloßen Schatten bezeichnen!
Es braucht nicht betont zu werden, daß jene ganze Korrelation zwischen Zentralität des Geldinteresses und sozialer Gedrücktheit an den Juden ihr umfänglichstes Beispiel hat. Ich will deshalb in Hinsicht ihrer nur zwei Gesichtspunkte bezeichnen, als für die hier fragliche Wesensbedeutung des Geldes besonders erheblich. Weil der Reichtum der Juden in Geld bestand, waren sie ein so besonders gesuchtes und fruchtbares Ausbeutungsobjekt; denn kein anderer Besitz läßt sich so schnell, einfach und verlustlos mit Beschlag belegen. Wie man die wirtschaftlichen Güter in Hinsicht ihres Erwerbes durch Arbeit in eine Skala größerer oder geringerer Zweckmäßigkeit reihen kann, so in Hinsicht ihres Erwerbes durch Raub. Wenn man jemandem sein Land fortnimmt, so kann man den Vorteil davon – außer wenn man es eben gleich wieder in Geld umsetzt – nicht ohne weiteres realisieren, Zeit, Mühe, Aufwendungen werden erfordert. Praktischer verhalten sich natürlich schon Mobilien, so viele hier wirksame Unterschiede auch unter ihnen bestehen: im mittelalterlichen England war z. B. die Wolle in dieser Hinsicht das zweckmäßigste, sie war a sort of circulating medium, in dem das Parlament den Königen Auflagen bewilligte, und an das diese sich zuerst hielten, wenn sie von den Kaufleuten Geld erpressen wollten. Das Geld bildet den äußersten Punkt dieser Skala. Derselbe von aller spezifischen Bedingtheit gelöste Charakter, der das Geld den Juden in ihrer Pariastellung zum geeignetsten und am wenigsten versagbaren Ervverbszwecke machte, ließ es auch zum geeignetsten und unmittelbarsten Anreiz werden, sie auszuplündern. Es ist durchaus kein Gegenbeweis, sondern zeigt die auf Grund eben dieser Züge dem Gelde zuwachsende Macht nur von der anderen Seite, wenn wir von den mittelalterlichen Judenaustreibungen hören, in einigen Städten seien es die reichen Juden, in anderen aber gerade die armen gewesen, auf die sich die Verfolgung richtete.
Die Beziehung der Juden zum Geldwesen äußert sich weiterhin in einer soziologischen Konstellation, die jenen Charakter des Geldes ebenso zum Ausdruck bringt. Die Rolle, die der Fremde innerhalb der sozialen Gruppe spielt, weist ihn von vornherein auf die durch Geld vermittelten Beziehungen zu ihr an, zunächst wegen der Transportfähigkeit und der über die Gruppengrenzen hinausreichenden Verwertbarkeit des Geldes. Die Relation zwischen dem Geldwesen und dem Fremden als solchem kündigt sich schon in einer Erscheinung bei einigen Naturvölkern an. Das Geld besteht dort aus Zeichen, die von auswärts eingeführt werden, so daß es z. B. auf den Salomoinseln wie in Ibo am Niger eine Art Industrie ist, aus Muscheln oder sonst Geldzeichen herzustellen, die nicht am Herstellungsort selbst, sondern in benachbarten Gegenden, wohin sie exportiert werden, als Geld kursieren. Das erinnert an die Mode, die so oft gerade wenn sie von außen importiert ist, besonders geschätzt und mächtig ist. Geld und Mode sind Ausgestaltungen sozialer Wechselwirkungen, und es scheint, als ob die Sozialelemente manchmal wie die Augenachsen am besten auf einen nicht zu nahe gelegenen Punkt konvergierten. Der Fremde als Person aber ist aus demselben Grunde, der das Geld dem sozial Entrechteten so wertvoll macht, dafür vor allem interessiert: weil es ihm Chancen gewährt, die dem Vollberechtigten, bzw. dem Einheimischen auf spezielleren, sachlichen Wegen und durch persönliche Beziehungen zugängig sind; es wird betont, daß die Fremden es waren, die vor dem babylonischen Tempel den einheimischen Mädchen das Geld in den Schoß warfen, für das diese sich prostituierten. Der Zusammenhang zwischen der soziologischen Bedeutung des Fremden und der des Geldes hat aber noch eine weitere Vermittlung. Das reine Geldgeschäft ist nämlich ersichtlich etwas Sekundäres; das zentrale Geldinteresse äußert sich vielmehr zunächst und hauptsächlich im Handel. Aus sehr triftigen Gründen ist aber der Händler, am Anfang der wirtschaftlichen Bewegungen, ein Fremder. So lange die Wirtschaftskreise noch kleine sind und keine raffinierte Arbeitsteilung besitzen, genügt unmittelbarer Tausch oder Kauf zu der erforderlichen Verteilung; des Händlers bedarf es erst für das Herbeischaffen der in der Ferne produzierten Güter. Nun aber zeigt sich die Entschiedenheit dieses Verhältnisses auch sofort an seiner Umkehrbarkeit: nicht nur der Händler ist ein Fremder, sondern auch der Fremde ist dazu disponiert, ein Händler zu werden. Das tritt hervor, sobald der Fremde nicht nur vorübergehend anwesend ist, sondern sich niederläßt und dauernden Erwerb innerhalb der Gruppe sucht: in Platos »Gesetzen« wird den Bürgern aller Gold- und Silberbesitz verboten und aller Handel und Gewerbebetrieb prinzipiell den Fremden vorbehalten. So lag, daß die Juden ein Handelsvolk wurden, außer an ihrer Unterdrückung, auch an ihrer Zerstreuung durch alle Länder. Erst während des letzten babylonischen Exils wurden die Juden in die Geldgeschäfte eingeweiht, die ihnen bis dahin unbekannt gewesen waren: und nun wird sogleich hervorgehoben, es seien besonders die Juden der Diaspora gewesen, die sich diesem Beruf in größerer Anzahl widmeten. Zersprengte Leute, in mehr oder weniger geschlossene Kulturkreise hineindringend, können schwer Wurzel schlagen, eine freie Stelle in der Produktion finden und sind deshalb zunächst auf den Zwischenhandel angewiesen, der viel elastischer ist als die Urproduktion selbst, dessen Spielraum durch bloß formale Kombinationen fast unbegrenzt zu erweitern ist und der deshalb von außen kommende, nicht von der Wurzel her in die Gruppe hineingewachsene Elemente am ehesten aufnehmen kann. Der tiefe Zug der jüdischen Geistigkeit: sich viel mehr in logisch-formalen Kombinationen als in inhaltlich schöpferischer Produktion zu bewegen, muß mit dieser wirtschaftsgeschichtlichen Situation in Wechselwirkung stehen. Daß der Jude ein Fremder war, ohne organische Verbindung mit seiner Wirtschaftsgruppe, das wies ihn auf den Handel und dessen Sublimierung im reinen Geldgeschäft hin. Mit einer sehr merkwürdigen Einsicht in die Lage der Juden gestattete ihnen ein Statut von Osnabrück um 1300 ausnahmsweise wöchentlich einen Pfennig von der Mark Zinsen zu nehmen, also jährlich 36 1/9 %, während sonst höchstens 10 % genommen wurden. Spezifisch wichtig wurde es, daß der Jude nicht nur der Stammfremde, sondern auch der Religionsfremde war. Weil für ihn deshalb das mittelalterliche Verbot des Zinsennehmens nicht galt, war er die indizierte Persönlichkeit für die Geldleihe. Es ist eben die Gelöstheit vom Boden, die die hohen Zinsen für die Juden begründete: denn Grundschulden waren ihnen nie sicher und ferner mußten sie immer fürchten, daß eine höhere Gewalt ihre Forderungen für aufgehoben erklärte (so König Wenzel für das Land Franken 1390, Karl IV. 1347 für den Burggrafen von Nürnberg, Herzog Heinrich von Bayern 1338 für die Bürger von Straubing usw.). Der Fremde braucht für seine Unternehmungen und Ausleihen eine höhere Risikoprämie. – Dieser Zusammenhang gilt aber nicht nur für die Juden, sondern er ist so tief im Wesen des Handels und des Geldes begründet, daß er eine Reihe anderer Erscheinungen nicht weniger beherrscht. Ich erwähne hier nur einige neuzeitliche. Die Weltbörsen des 16. Jahrhunderts, Lyon und Antwerpen, erhielten ihr Gepräge durch die Fremden, und zwar auf Grund der fast unbeschränkten Handelsfreiheit, die der fremde Kaufmann gerade an diesen Plätzen genoß. Und das steht wieder mit dem Geldverkehrscharakter dieser Plätze in Zusammenhang: Geldwirtschaft und Handelsfreiheit haben tiefe innere Beziehungen, wie oft diese auch durch historische Zufälligkeiten und irrige Regierungsmaximen verdunkelt sein mögen. Die geldgeschäftliche Rolle des Fremden zeigt so recht ihre Verknüpfung. Die finanzielle Bedeutung mancher Florentiner Familien, in der Mediceerepoche, beruhte gerade darauf, daß sie von den Mediceern verbannt oder ihrer politischen Macht beraubt und infolgedessen darauf angewiesen waren, durch Geldgeschäfte in der Fremde – da sie in der Fremde eben keine anderen treiben konnten – von neuem zu Kraft und Bedeutung zu gelangen. Es ist der Betrachtung nicht unwert, wie danebenherlaufende, scheinbar entgegengesetzte Erscheinungen, genau angesehen, eben dasselbe Verhältnis erweisen. Als Antwerpen im 16. Jahrhundert der unbestrittene Welthandelsplatz war, ruhte seine Bedeutung auf den Fremden, den Italienern, Spaniern, Portugiesen, Engländern, Oberdeutschen, die sich dort niedergelassen hatten und ihre Waren umsetzten. Die eingeborenen Antwerpener spielten bei dem Warenhandel eine sehr geringe Rolle und waren hauptsächlich als Kommissionäre und im Geldgeschäft als Bankiers tätig. In dieser internationalen und durch die Interessen des Welthandels vereinheitlichten Gesellschaft spielte eben der Eingeborene die Rolle, die sonst vielfach der Fremde spielt: das Entscheidende ist hier das soziologische Verhältnis zwischen einer großen Gruppe und einzelnen, ihr fremd gegenüberstehenden Individuen; diese werden eben durch die Beziehungslosigkeit zu den konkreteren Interessen auf das Geldgeschäft mit jenen hingewiesen. Gewiß wird in den meisten Fällen dieses Verhältnis sich zwischen Eingeborenen und Fremden herstellen; aber schon als die Angelsachsen die britische Bevölkerung, soweit sie nicht verjagt war, in sich aufgenommen hatten, nannten sie sie »die Fremden«; und wo, wie es in Antwerpen stattfand, die Fremden die große zusammenhängende Gruppe und die Eingeborenen die dazwischen versprengte Minorität bilden, da zeigt sich an dem Ergebnis, daß die gleiche soziologische Ursache die gleiche Folge hat, während die Frage, welches der Elemente gerade an der Lokalität eingeboren und welches fremd ist, an sich hierfür bedeutungslos ist. Weit über die sozusagen privaten Gründe hinaus, aus denen der einzelne Fremde innerhalb einer Gruppe zum Handel und zuhöchst zum Geldhandel designiert scheint, begegnen uns die ersten großen Transaktionen der neuzeitlichen Bankiers, im 16. Jahrhundert, als durchaus im Ausland sich abspielend. Das Geld ist von der lokalen Beschränktheit der meisten teleologischen Reihen emanzipiert, weil es das Mittelglied von jedem beliebigen Ausgangspunkt zu jedem beliebigen Endpunkt ist; und wenn, so möchte man fast sagen, jedes Element des historischen Seins diejenige Wirkungsform sucht, in der es sein Spezifisches, die gerade ihm eigentümliche Stärke am reinsten ausdrücken kann, so drängt dieses früheste moderne Großkapital, wie in dem Expansionsstreben jugendlichen Übermutes, zu einer Verwendung, in der ihm seine raumüberspringende Macht, seine Überall-Verwendbarkeit, seine Parteilosigkeit zum stärksten Bewußtsein kam. Der Haß des Volkes auf die großen Finanzhäuser hing wesentlich damit zusammen, daß ihre Besitzer und meistens auch ihre Vertreter Fremde zu sein pflegten: es war der Haß des nationalen Empfindens gegen das Internationale, der Einseitigkeit, die sich ihres spezifischen Wertes bewußt ist, und sich dabei von einer indifferenten, charakterlosen Macht vergewaltigt fühlt, deren Wesen ihr im Fremden als solchem personifiziert wurde; es entspricht dies ganz der Aversion der konservativen athenischen Volksmasse gegen den Intellektualismus der Sophisten und des Sokrates, gegen dieses neue, unheimliche Machtmittel des Geistes, das, neutral und herzlos wie das Geld, seine aller überlieferten Schranken spottende Macht zuerst so oft im Niederreißen zeigte. Dazu kam, diese Tendenz des Geldes gleichsam objektivierend, daß die ungeheure Ausdehnung der Geldgeschäfte damals den unendlichen Kriegen entstammte, zwischen dem Kaiser und dem französischen König, den Religionskriegen in den Niederlanden, Deutschland und Frankreich usw. Der Krieg, der unmittelbar nur reine unproduktive Bewegung ist, bemächtigte sich der Geldmittel vollständig und bewirkte eine völlige Überwucherung des soliden Warenhandels – der stets mehr lokal gebunden ist – durch den Geldhandel. Ja, der Weg des Großkapitals ins Ausland wurde auf diesem Umwege direkt landesverräterisch. Die französischen Könige haben lange mit Hilfe von Florentiner Bankiers Krieg gegen Italien geführt, sie haben Lothringen und später Elsaß unter dem Beistand deutschen Geldes vom Deutschen Reich losreißen können, die Spanier haben sich der italienischen Geldmächte bedienen dürfen, um Italien zu beherrschen. Erst das 17. Jahrhundert hat in Frankreich, England, Spanien diesem Umherflattern des Geldkapitals, in dem es die Losgebundenheit seines reinen Mittelscharakters offenbarte, ein Ende zu machen und das Kapitalbedürfnis der Regierungen im eigenen Lande zu decken gestrebt. Und wenn die Finanz der modernsten Zeit wieder in vieler Hinsicht international geworden ist, so hat dies doch ganz andere Bedeutung: »Fremde« in jenem alten Sinne gibt es eben heute nicht mehr, die Handelsverbindungen, ihre Usancen und ihr Recht haben aus ganz entfernten Ländern einen immer mehr sich vereinheitlichenden Organismus gebildet. Das Geld hat den Charakter, der es ehemals zur Domäne des Fremden machte, nicht verloren, sondern sogar durch die Vermehrung und Variierung der in ihm gekreuzten teleologischen Reihen immer mehr ins Abstrakte und Farblose gesteigert. Der Gegensatz, der in dieser Hinsicht zwischen den Einheimischen und den Fremden bestand, ist nur deshalb fortgefallen, weil die einst von ihm getragene Geldform des Verkehrs die Gesamtheit des Wirtschaftskreises ergriffen hat. Wie in einem Miniaturbild zusammengedrängt erscheint mir die Bedeutung des Fremden für das Geldwesen in dem Rate, den ich einmal geben hörte: man solle mit zwei Menschen niemals Geldgeschäfte machen, mit dem Freunde und mit dem Feinde. Die indifferente Objektivität des Geldgeschäftes tritt in dem einen Fall in einen fast niemals ganz zu glättenden Konflikt mit der Personalität des Verhältnisses, in dem anderen gibt eben derselbe Umstand feindseligen Absichten weiten Spielraum, in tiefem Zusammenhange damit, daß unsere geldwirtschaftlichen Rechtsformen nirgends präzise genug sind, um böswillige Schädigung mit Sicherheit auszuschließen. Der indizierte Partner für das Geldgeschäft – in dem, wie man mit Recht gesagt hat, die Gemütlichkeit aufhört – ist die uns innerlich völlig indifferente, weder für noch gegen uns engagierte Persönlichkeit.