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Herrn Croftangry's Schluß.

Hat der Spaß gefallen
Den andern Allen,
Kommt die Alt' und fragt, was der Plunder sei?
Und eh' ihr ein Wort
Noch gesagt, geht sie fort
Und holt einen alten Fetzen herbei.

Swift.

Während ich die hübschen Dinge schrieb, womit meine Leser so eben fertig geworden sind, mußte ich gewissermaßen eine Schule, um mich gegen die Kritik abzuhärten, wie ein Militärpferd um Feuer auszuhalten, durchmachen. Durch einige jener leicht verzeihlichen Verletzungen der Geheimhaltung, welche immer bei ähnlichen Gelegenheiten stattfinden, wurde meine geheime Koketterie mit der Muse der Dichtung zu einem Gegenstand, welcher in dem Gesellschaftskreise der Miß Fairscribe umher geflüstert wurde; einige Zierden desselben nahmen, wie ich glaube, großes Interesse am Fortgang der Angelegenheit, während andere der Meinung waren, Herr Croftangry hätte wohl in seinen Jahren mehr Verstand haben können. Dann kam die schlaue Andeutung, die versteckte Bemerkung, aller jener Spott zuckersüßer Lippen, der sich für die Lage eines Mannes eignet, welcher eine alberne Handlung begehen will, mag dieselbe die Herausgabe eines Buches oder eine Heirath sein. Dieß war dann wieder von dem besonnenen Nicken und Winken solcher Freunde, die im Geheimniß waren, und dem Eifer Anderer mir zu dienen begleitet, die über die Sache etwas zu wissen wünschten.

Zuletzt wurde die Angelegenheit insoweit öffentlich, daß ich verleitet wurde, einer Theegesellschaft mit meinem Manuscript in der Tasche die Stirne zu bieten, wobei ich so einfach und bescheiden aussah, als es einem Herrn von gewissem Alter bei solchen Gelegenheiten nur möglich ist. Als der Thee herumgegeben, Schnupftücher und Riechfläschchen bereit gehalten waren, hatte ich die Ehre, die Tochter des Wundarztes zur Unterhaltung eines Abends vorzulesen. Die Sache hatte einen ausgezeichneten Verlauf; mein Freund, Herr Fairscribe, welchen die Verführung von seinem Pult gelockt hatte, damit er dem literarischen Zirkel sich anschließe, versank nur zweimal in Schlaf und erlangte schnell wiederum seine Aufmerksamkeit vermittelst seiner Schnupftabaksdose. Die Damen waren in sehr höflicher Weise aufmerksam, und wenn die Katze, oder der Hund, oder ein Tischnachbar ein einzelnes Mitglied der Gesellschaft dazu verführten, weniger aufzupassen, so war Miß Catie Fairscribe so wachsam, wie ein thätiger Hunde-Aufseher, um mit Blicken, sanften Püffen oder mit Geflüster die Unachtsamen zum Bewußtsein dessen, was vorging, zurückzurufen.

Ob Miß Catie diese Thätigkeit nur äußerte, um die literarische Disciplin ihrer Cotterie aufrecht zu erhalten, oder ob sie wirklich von den Schönheiten des Stücks in Anspruch genommen wurde und dieselben Andern begreiflich zu machen suchte, will ich nicht zu behaupten wagen, denn sonst könnte ich mich schließlich in das wirklich sehr hübsche Mädchen mehr verlieben, als die Weisheit sowohl wegen meiner selbst, wie auch ihretwegen gestatten würde.

Ich muß gestehen, daß die Aufmerksamkeit auf meine Geschichte hin und wieder ziemlich nachließ; vielleicht lag die Schuld an meinem Vorlesen. Während ich nämlich nur darauf hätte achten sollen, wie den einmal niedergeschriebenen Worten die meiste Wirkung ertheilt werden könne, empfand ich das unangenehme Bewußtsein, daß sie weit besser hätten sein können und auch wirklich hätten sein müssen; indeß die Gesellschaft wurde zuletzt sehr gespannt, als wir nach Ost-Indien kamen, obgleich eine alte Dame deren Zunge seit einer Stunde ungeduldig gewesen war, bei der Erwähnung von Tigern mit den Worten einfiel: »Herr Croftangry hat wahrscheinlich niemals die Geschichte vom Tiger Tullidef gehört?« Sie hätte beinahe die ganze Geschichte als Episode in meine Geschichte eingeschoben. Sie wurde jedoch zur Vernunft gebracht, und die nachfolgende Erwähnung von Shawls, Diamanten, Turbans und Schärpen hatte die gewöhnliche Wirkung, daß sie die Einbildungskraft der schönen Zuhörerinnen in lebhafter Weise aufregte. Bei dem Untergange des treulosen Liebhabers in so furchtbarer und ungewöhnlicher Weise hatte ich, wie zu erwarten stand, das gute Glück, den Ausdruck peinlicher Spannung zu erregen, welche man dadurch erkennt, daß der Athem durch die zusammengedrückten Lippen eingezogen wird; ja, ein Mädchen von vierzehn Jahren kreischte sogar wirklich auf.

Zuletzt war meine Aufgabe beendigt, und der schöne Kreis von Zuhörerinnen ließ Düfte auf mich herabregnen, ebenso wie die Damen im Karneval die Stutzer mit Bonbons bewerfen und sie mit gewürzten Getränken überschwemmen. Ich vernahm Worte, wie »schön« und »ungemein interessant,« und »oh, Herr Croftangry« und »Ihnen sehr verbunden,« und »welch ein entzückender Abend« und »oh, Miß Catie, wie konntet Ihr die Sache so lange geheim halten!« Während die theuren Seelen mich so mit Rosenblättern überschütteten, riß die alte Dame sie ohne Gnade durch eine Untersuchung über Shawls fort, wobei sie die Unverschämtheit hatte zu sagen, dieselbe sei ganz allein durch meine Geschichte veranlaßt. Miß Catie bemühte sich vergeblich, den Fluß ihrer Beredtsamkeit aufzuhalten; die alte Dame schlug alle andern Gesprächsgegenstände aus dem Felde und machte von den ächt indischen Shawls einen Abstecher zu den nachgeahmten, die jetzt von Paisley aus wirklicher Thibetwolle verfertigt werden, und die man von den ächten nur an einem unnachahmlichen Kreuzstich in der Bordirung unterscheiden kann. »Es ist sehr gut,« sagte die alte Dame, indem sie sich mit einem prächtigen Shawl umhüllte, »daß man auf irgend eine Weise ein Ding, welches 50 Guineen kostet, von einem andern unterscheiden kann, das zu 5 Guineen verkauft wird, aber sicherlich gibt es kaum Einen unter 10,000, welcher den Unterschied zu erkennen vermag.«

Die Höflichkeit einiger der schönen Damen bemühte sich jetzt das Gespräch auf den vergessenen Gegenstand der Zusammenkunft zurückzuführen. »Wie konntet Ihr, Herr Croftangry, alle diese hartklingende Worte über Indien einsammeln? Ihr seid ja niemals dort gewesen?«

»Nein, Madame, dieser Vortheil ist mir nicht zu Theil geworden; jedoch wie die nachahmenden Arbeiter Paisley's habe ich meinen Shawl so gewählt, daß ich in den Einschlag etwas ächte Thibetwolle einbrachte. Diese hat mir mein ausgezeichneter Freund und Nachbar, Oberst Mackerris, geliefert, einer der besten Gesellen, welche jemals ein hochländisches Moor betraten, oder in eine indische Dschungel eindrangen.« Meine Vorlesung jedoch, obgleich nicht durchaus und gänzlich nach meinem Geschmack, hat mich gewissermaßen auf das weniger gutmüthige und zurückhaltende Urtheil der Welt vorbereitet. Ein Mann muß zuerst dem Rappier gegenüber stehen, bevor er sich einem Säbel stellen will, und um bei meinem ursprünglichen Gleichniß stehen zu bleiben, ein Hengst muß zuerst an eine harmlose Gewehrsalve gewöhnt sein, bevor man ihn in einen Kugelregen schickt. Wohlan, Korporal Nyms Philosophie ist nicht die schlimmste, die jemals gepredigt wurde. »Die Dinge müssen sein, wie es gehen kann.« Wenn die Frucht meiner Nachtwachen Vergnügen erweckt, so nehme ich vielleicht die Aufmerksamkeit des gütigen Lesers wieder in Anspruch; wo nicht, so endet hier die

 

Chronik von Canongate.



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