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Es war am andern Tage. Irmgard war wie ermüdet, wie verzweifelnd an ihrem Suchen den Morgen zu Hause geblieben, und hatte Frau Giulietta in ihrem Gärtchen beigestanden trockene Schoten auszureißen und zum völligen Austrocknen an die Mauer ihres Hauses zu stellen. Dabei hatten sie viel Lärm und Unruhe vernommen, die drüben in Gärten und Höfen des Palastes Colonna herrschen mußten – es schallte nur gedämpft herüber, die Mauern waren hoch, der Palast lag noch ziemlich weit tiefer unten, am Platze der Kirche zu den heiligen Aposteln. Aber man vernahm es doch, daß etwas Ungewöhnliches da vorgehen müsse und Frau Giulietta säumte nicht Irmgard den Grund mitzuteilen; war sie doch eingeweiht in alles, was drüben geschah, sie und ihr Sohn Beppo gehörten ja zu den Klienten des mächtigen Hauses und der Maestro di Casa von drüben war Frau Giuliettas besonderer Freund und Gönner, der, wenn er an ihrem Hause vorüberging und sie sah, nie unterließ, ein wenig stehen zu bleiben und ein kurzes Geplauder zu halten, bald von diesem bald von jenem.
»Daß sie da drüben ein wenig in Bewegung sind, ist kein Wunder«, sagte Frau Giulietta, »denn in der Nacht, müßt Ihr wissen, cara Irmgarda, haben sie einen Gast erhalten, einen gar hohen und edlen Gast, der mit vielen Herren und Dienern eingeritten ist. Es ist der Herzog von Ferrara, Herr Alfonso von Este, der Gemahl der schönen Madonna Lucrezia, wenn Ihr von der je vernahmt?«
»O doch, Beppo, Euer Sohn hat mir erzählt von ihr. Und hat der Herzog sie mitgebracht, diese Madonna Lucrezia?«
»O nein, das nicht«, antwortete Frau Giulietta; »der Herzog hat die Fahrt hierher nicht zu Fest und Lustbarkeit gemacht, sondern nur auf daß ihn unser heiliger Vater vom Banne löse; der heilige Vater hat ihn in den Bann getan und das war recht, denn der Herzog hat sich mit dem französischen Könige verbündet und so haben sie Krieg geführt mit dem heiligen Vater und seinen Bundesgenossen, der Republik Venedig; dann aber hat der König von Frankreich mit dem heiligen Vater Frieden gemacht. Von seinem König verlassen, konnte der Herzog nun dem heiligen Vater allein nicht Widerstand leisten, denn der heilige Vater ist ein großer und mächtiger Kriegsherr, vor dem schon Stärkere sich gedemütigt haben; und das wollte der Herzog nun wohl auch, aber der heilige Vater wollte nichts davon wissen und fuhr seine Abgesandten an, daß sie aus Schreck zum Fenster hinaussprangen. Nun müßt Ihr aber wissen, daß der heilige Vater einen gar angesehenen und berühmten Feldobersten hat, und das ist Herr Fabricio Colonna, der einst vor Jahren in einer Schlacht oder eroberten Stadt in Herzog Alfonsos Hände gefallen, und darauf gen Ferrara geführt und dort so liebreich von ihm behandelt worden ist, daß sie ganz innige Freunde geworden. Und an Herrn Fabricio hat sich dann Herzog Alfonso endlich gewendet, und jener hat ihm nun den Frieden und die Lösung vom Bann beim heiligen Vater erwirkt und so ist der Herzog gekommen und wird es eine große Herrlichkeit sein da drüben, es sind ja so mächtige und reiche Herren, wie es keine mehr gibt in Rom und wohl nicht in der Welt, da zusammen.«
Irmgard hörte schon lange nur mit halbem Ohre zu, als sie aufblickend Bruder Martin langsam wandelnd in den Garten kommen sah. Er nickte Frau Giulietta zu, er gab Irmgard die Hand und sagte, daß er nur komme, um sie zu begrüßen und nach ihr zu sehen; er trug ein schweres Buch unter dem Arm, das Irmgard ihm abnahm, um es auf den Tisch unter der schattigen Baumgruppe zu legen, wohin sie ihn führte, damit er sich ausruhe und den hell auf seiner Stirn perlenden Schweiß abtrockne.
Bruder Martin war zerstreut und schweigsam, er kam aus einer Unterrichtsstunde, die er am Vormittage bei einem gelehrten Rabbi, genannt Elias Levita zu nehmen pflegte, um die hebräische Sprache zu lernen; leider blieben die Stunden nicht bloß den Suffixen und Präfixen gewidmet, es kam auch zu Disputationen zwischen dem gelehrten jungen Mönch und dem weisen alten Rabbi; und der Rabbi war nicht immer dabei zu schlagen und zu widerlegen; und heute insbesondere hatte er Bruder Martin geärgert durch die Behauptung ein durchaus religiöses und in engen Schranken des Sittengesetzes lebendes Volk könne ganz ohne Dogma sein; und das seien die Juden; sie hätten kein Dogma außer dem vom einigen Gott und von der Erscheinung des Messias.
Dieser Streit hallte noch so in ihm wieder, daß er ein paar Worte darüber gegen Irmgard fallen ließ; Irmgard schwieg darauf; dann nach einer Pause, das Auge zu ihm aufschlagend, sagte sie:
»Gebt mir einmal eine Auskunft, Bruder Martin ... wollt Ihr?«
»Und welche?«
»Sagt mir: woran glauben die Leute, die nichts glauben?«
Bruder Martin lächelte.
»Das scheint eine kindische Frage und es liegt doch tiefe Weisheit darin, das Gefühl, daß der menschlichen Natur der Glaube ein unauslöschlich Bedürfnis ist! – Was sie glauben? Du würdest mich nicht verstehen, Irmgard, wollte ich Dir von ihren Vorstellungen reden; es ist gar fein und sauber ausgedacht und für grübelnde Geister wie ein lustiger Garten sich darin nach Herzenslust zu ergehen und zu verlieren. Aber dem Menschen, der an seine sündhafte Natur denkt und sorgt, wie er gerechtfertigt werde vor Gott, erquickt es die Seele nicht!«
Irmgard sah sinnend vor sich hin. Dann fragte sie:
»Und was denkt Ihr, sollen wir glauben von der Rechtfertigung, wenn wir fühlen, daß wir der Gnade unwürdig sind, und doch nicht glauben, daß wir durch Rosenkranz und Fasten Geschehenes sühnen?«
»Wurmt das auch in Dir?« fragte Bruder Martin, betroffen sie ansehend.
»Es wurmt auch in mir, denn ich trage eine Schuld auf mir. Und seht, da ist mir klar geworden, daß ich nicht durch Werke, nicht durch ein Meer von guten Werken sie von mir abwasche. Die guten Werke machen nicht gut. Dies Rom ist aufgebaut aus ihnen und sie steigen in Kirchen und Kuppeln in aller Pracht bis zum Himmel auf. Die Menschen aber sind nicht gut drinnen! Darum muß der Mensch durch ein anderes entsühnt werden; und ich meine, das sei allein die Reue, allein der Schmerz. Darf ich es sagen? Ich meine Christus sei nicht gekommen Gottes Zorn wider unglückliche Menschen zu entwaffnen. Ich meine, Christus ist als der verkörperte, als der Gestalt gewordene Schmerz gekommen uns zu zeigen, daß der Heiland, der Entsündiger und Versöhner der Schmerz ist.«
Bruder Martin sah sie mit ernster und fast zornig werdender Miene an.
»Läuft denn nun alle Welt und nun Du auch dem Glauben aus der Schule? Liegt es in der Luft, ist es ein ansteckendes Fieber, eine Seuche und Krankheit? Der Schmerz? Nun ja, der Schmerz der Reue ist der Seele Heilbad. Aber über dem Schmerz steht ein Höheres, zu dem die Seele wie zu dem hochhängenden Kleinod, womit sie die Gnade erkauft, wird sich aufschwingen müssen, sonst nutzt der Schmerz nichts. Das ist die Tat!«
»Die Tat?«
»Ja. Die Tat der inneren Hingabe an Christum in brünstiger Liebe, woraus dann, wie aus einem üppig quellenden Brunnen der Drang zu den Werken der Liebe für unsere Mitmenschen, ja auch für das unverständige Tier, das auch Gottes Geschöpf ist, folgt.«
»Ihr habt wohl recht«, versetzte sinnend Irmgard; »was ich sagte, war das Gefühl eines Weibes, das sich schwach und hilflos zur Tat der Liebe für den Bruder fühlt, an den es allein denken kann, dem es am liebsten helfen möchte.«
»Ich verstehe es, Irmgard«, versetzte Bruder Martin gerührt und ihre Hand ergreifend. »Auch will ich Dich nur schelten, weil Du den Glauben an Gottes Schutz und der Vorsehung Hilfe, die über uns allen wacht, so leicht verlierst.«
»Euer Gott ist so hart!« sagte sie. »Er ist auch nicht gut, Euer Gott; wäre er gut, so hätte er nimmer die Menschen erschaffen. Welch' ein Gott, der sich Menschen schafft und dann ein Ding wie die Hölle für sie. Wird ein guter Gott Menschen schaffen, so er weiß, daß er zwei Dritteile davon wird ins Feuer werfen müssen zum Verbrennen?«
Bruder Martin schwieg. Er fühlte sich dem jungen Mädchen gegenüber noch hilfloser, als er dem weisen Rabbi Elias gegenüber gewesen: er fühlte in tiefer Seele solchen einfachen Vorwürfen gegenüber die Schwäche des theologischen Rüstzeuges, mit dem gewappnet er in die Welt gezogen.
Er beschränkte sich darauf mit mildem Zuspruch ihre Hoffnung zu beleben. Der beste Trost, den er ihr zurückließ, war etwas Sicheres, das er ihr, ehe er ging, über Eginos Schicksal mitzuteilen vermochte. Er hatte von einem seiner Ordensbrüder vernommen, daß Egino noch in Santa Sabina sei, und daß er wahrscheinlich in einer der Gefängniszellen verwahrt würde, welche sich in weiten gewölbten und den Felsen abgewonnenen Räumen unter dem Kloster befänden – der Ordensbruder hatte Martin seine Quelle dafür nicht nennen wollen aber versichert, daß sie zuverlässig sei.
Es lag wenigstens die Beruhigung für Irmgard darin glauben zu dürfen, daß nicht die schlimmste ihrer Befürchtungen eingetroffen, daß Egino nicht umgebracht sei von den bösen Menschen, in deren Gewalt er gefallen.
Als Martin gegangen, wendete sich Irmgard dem Hause zu, um für Ohm Kraps den Tisch in der großen kühlen Kammer zu decken, welche sie beide bewohnten und worin Irmgard auch schlief, während der Ohm für die Nacht in einem anstoßenden Kämmerchen Unterkommen fand. – Nach dem Essen ruhte Ohm Kraps, so war er's von alters her gewohnt, und Irmgard begab sich mit einer Arbeit wieder in den Garten hinaus, zu dem Sitze im schattigen Gebüsch, wohin sie vorhin Bruder Martin geführt; da sann sie über Martins Worte nach, über sein Wort von der Tat, die über dem Schmerz stehe. Aber wie trostlos war es für den, der keine Hände, keine Arme hatte etwas zu tun!
Da kam Beppo durch die Öffnung in der Agavenhecke in das Gärtchen geschritten. Irmgard hörte ihn mit seiner Mutter reden; er verlangte noch zu essen; während Giulietta ging ihm Speisen zu wärmen, kam er zu Irmgard.
»Ihr, Sor Beppo?« sagte sie; »Ihr kommt ja heute zu ungewöhnlicher Stunde heim – nach Mittag, statt am Abend!«
»So ist es«, versetzte Beppo, »aber ich komme so müde an solch heißem Tage, als käme ich am Abend; dazu hungrig wie die Wölfin, die den Romulus und Remus säugte. Wir haben wacker geschafft gestern und am heutigen Morgen; aber wir haben die Arbeit ganz aufgeben müssen, sie lohnte nicht.«
»Und wo wart Ihr denn?«
»Am Aventin.«
»Am Aventin?«
»Ja, Signora Irmgarda, just dort. Der Meister Rafael Santi war darauf erpicht dort die Zugänge zu den alten Begräbnisstätten der latinischen Könige zu entdecken. Aber wir haben nichts davon gefunden und die Arbeit ist verlassen worden, wir werden morgen auf dem Monte Celio sein.«
»Und wo wart Ihr auf dem Aventin?« fuhr Irmgarda zu fragen fort.
»Wir sind unten am Fuße der Felsenwand, die gegen die Via Salara und die Marmorata sich absenkt, gewesen. Da ist ein alter Bogen, der ein Tor in den Felsen bildet. In dem Raum dahinter hat ein Mercatore di Campagna seine Weinkeller gehabt, die jetzt verlassen sind; aber am Ende des Raumes führt ein Gang weiter in den Felsen hinein, der ist verschüttet und den Schutt haben wir ausgeräumt und sind so in ein höher liegendes Gewölbe gelangt; das Gewölbe war oben durchgeschlagen und ein Berg von Schutt lag darunter; wenn man darauf emporklomm, konnte man den Rand der Öffnung über sich in der Höhe mit den Händen erreichen; ich habe mich hinaufgeschwungen in den oberen Raum und was habe ich gefunden? Daß alles längst bekannt und durchforscht war! In einem Winkel des oberen Raumes, in den ich gedrungen, befand sich sogar eine alte verrostete eiserne Gittertür, die in die Gewölbe und Kerker unter Santa Sabina und unter dem Kloster, worin sie die Ketzer sperren, führen mußte ...«
»Zu den Kerkern unter dem Dominikanerkloster?« sagte Irmgard erblassend und halblaut mit bebender Stimme.
»So ist es«, fuhr Beppo fort.
Irmgard blickte ihn eine Weile wie in Gedanken verloren an. Dann, indem eine leise Röte ihre Züge überflog und sie tief aufatmete, sagte sie:
»Hört, Sor Beppo ... ich bin nun einmal ein neugieriges Weib und es plagt mich das Verlangen das einmal zu sehen ...«
»Was wolltet Ihr sehen, Signorina?«
»Diese Gefängnisse, die Ketzer, die in den Kerkern unter Santa Sabina schmachten.«
»Und Ihr fürchtet Euch nicht vor ihrem Anblick?«
»Nicht im mindesten.«
Beppo schlug die Hände vor Verwunderung zusammen.
»Demonio!« sagte er, »Ihr, ein Mädchen, habt mehr Mut als ich.«
»Möglich! Hättet Ihr auch den Mut mich dahin zu führen, wo Ihr heute wart – zu jener Gittertür, von der Ihr spracht?«
»Santa Madre di Dio! Ihr wollt doch nicht in der Tat ...«
»In der Tat, Beppo, ich möchte einmal da hineingelangen.«
»Unmöglich, unmöglich! Und wenn sie Euch da fänden die Mönche, die Wächter...«
»Es müßte in der Nacht sein, wenn die Wächter und Mönche den Schlaf des Gerechten schlafen.«
»Auch ist ja die Tür verschlossen«, rief Beppo aus; »da einzudringen wäre ganz unmöglich.«
»Vielleicht. Das wäre dann meine Sache. Ihr würdet mich nur bis zur Tür zu führen haben, nicht weiter. Doch wenn Ihr's nicht wagt, reden wir nicht mehr davon.«
»Nimmermehr, nimmermehr!« sagte Beppo, sich den Kopf krauend und noch immer sehr erschrocken.
»Ihr hättet mir einen großen Dienst damit erwiesen«, fuhr Irmgard mit einem tiefen Seufzer fort.
»Ja, seht Signorina«, antwortete Beppo, »ich möchte Euch einen Dienst leisten für mein Leben gern, aber denkt Euch nur, wenn man uns da entdeckte, wenn...«
»Wenn man uns entdeckte, so müßten wir einen Vorwand in Bereitschaft haben...«
»Und welchen Vorwand könnten wir haben, um zu erklären, daß wir in die Kerker des Sant Uffizio eindringen wollen?«
»Ihr Beppo, sollt ja nicht da eindringen,« fiel Irmgard ein, »Ihr sollt mich nur bis an jene verrostete Tür führen. Könntet Ihr nun, wenn man uns da sähe und zur Rede stellte, wohin wir zu gehen gedächten, nicht antworten, Ihr hättet dort bei Euren Arbeiten irgendeinen Euch werten Gegenstand verloren und kämt mit uns, als Euren Freunden, zurück ihn zu suchen?« »Ecco, ecco, welch kluge Einfälle Ihr habt, Signorina!« rief Beppo aus. »So etwas müßte jeder glaublich finden, und das um so mehr, als niemand daran denken wird, daß es jemandem einfallen könne in die Kerker des Sant Uffizio dringen zu wollen.«
»Wohl denn«, fuhr Irmgard fort, »was also könntet Ihr verloren haben ...«
»Was könnte es sein? Wenn ich Kleinode besäße, so würde ich sie nicht bei der Arbeit tragen.«
»Das ist wahr; also wenn es der Fall wäre, daß wir beobachtet und befragt würden, so sagt, es sei ein silbernes Agnus Dei, das Ihr zu tragen pflegt als ein Andenken Eures frommen Vaters.«
Beppo nickte mit dem Kopfe.
»Gut das«, sagte er; »aber«, fuhr er, wie in plötzlich zurückkehrender Beängstigung mit einem flehenden Blick Irmgard ansehend, fort, »aber muß es denn wirklich sein, Signorina?«
Irmgard zwang sich zu einem Lächeln.
»Habt Ihr nicht gehört, Beppo, daß, was ein Frauenzimmer sich in den Kopf setzt, immer sein muß?«
Beppo nickte wieder.
»Ja, ja«, sagte er seufzend, »so werde ich Euch denn nicht ausweichen können. Aber wohlverstanden, ich führe Euch nur, so lange der Weg ungefährlich ist ... bis in jenes oberste Gewölbe.«
»Nur so weit«, fiel Irmgard ein. »Da wo die Gefahr beginnt, kehrt Ihr zurück und laßt uns allein gehen.«
»Nein, nein«, rief Beppo errötend aus, »es ist nicht wegen der Gefahr, aber da solche Neugier wie die eure eine Sünde ist, die ich nicht unterstützen darf ohne eigene Sünde...«
»Ganz recht, Ihr weicht nur vor der Sünde zurück«, sagte lächelnd Irmgard. »Soweit aber, wie Ihr es ohne Sünde zu tun vermögt, geleitet Ihr uns, mich und den Ohm, den ich mitnehmen werde und der mich schon schützen wird, und zu dem Ende, teurer Beppo, sorgt Ihr für ein Paar Laternen oder Fackeln, deren wir bedürfen werden, wollt Ihr?«
Beppo stand in sehr großer Gemütsbewegung, sie anstarrend und sich den Kopf krauend.
Irmgard erhob sich rasch um zu gehen; sie gab ihm die Hand.
»Ich hab Euer Wort, Beppo«, sagte sie – »ich hab Euer Wort, und Ihr müßt es lösen. Ich laß Euch nicht mehr. Ich gehe zum Ohm, mit ihm davon zu reden.«
Sie ging eilig dem Hause zu.
»Santa Madre di Dio!« sagte Beppo, mit einem tiefen Seufzer aufatmend und ihr nachblickend. »Wenn ich ihr mein Wort gab, werde ich's freilich lösen müssen! Aber wozu verführt mich dies Mädchen! Wenn es die Mutter ahnte! Alle Heiligen mögen uns beistehen.«