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12. Kapitel.
An Bord des »Cornwall«

Das schwierige Unternehmen war gelungen. Jetzt handelte es sich darum, mit Volldampf der Fregatte zu folgen, die einen Vorsprung von fast fünfzehn Stunden hatte, sie auf dem Flusse oder auf dem Meere einzuholen und den zweiten Plan auszuführen, den der Schlangenjäger ausgedacht hatte, und der nicht minder gewagt und gefährlich war.

Nachdem das Deck von den Leichen gesäubert war und die Verwundeten, deren es glücklicherweise nicht viele gab, verbunden waren, begaben sich Tremal-Naik und Hider auf die Kommandobrücke, während sich ein Wächter, mit Fernrohr versehen, in den Mastkorb setzte.

Das Kanonenboot flog wie ein Vogel. Schwarze mit Schlacken gemischte Rauchwolken schossen wütend aus dem engen Kamin, der Dampfer pfiff, fauchte und die Räder arbeiteten mit solcher Gewalt, daß das Wasser bis aufs Deck spritzte.

Die Ufer flogen mit wachsender Schnelligkeit vorbei und zeigten in buntem Durcheinander Wälder, mit Schilf bestandene Sümpfe, ärmliche Dörfer, Lianen und Palmen mit ihrem dichten Laubwerke, unter denen auch ein noch so kurzer Aufenthalt für einen nicht akklimatisierten Europäer verhängnisvoll werden kann.

Um vier Uhr kam das Kanonenboot an Diamond-Harbour vorüber, einem kleinen Hafen am Strande des Hugli, wo die Dampfer die letzten Depeschen erhalten. Es stand nur ein weißes Haus da, das von sechs Kokospalmen umstanden war. Davor erhob sich die Signalstange, an deren Spitze die englische Fahne flatterte.

Jetzt dehnten sich die Flußufer aus und begannen flacher zu werden, so daß sie nicht viel höher als die Wasseroberfläche waren. In der Ferne tauchte die große Insel Sangor auf, die die Grenze zwischen Fluß und Meer bildet.

»Das Meer!« rief der Soldat, der auf dem Mastkorb saß.

Tremal-Naik eilte ins Vorderschiff.

»Mastkorbwächter!« rief er dem Indier zu, der mit dem Fernstecher im Mastkorb saß.

»Kapitän!«

»In Sicht?«

»Noch nicht.«

»Udaipur, heize ein!«

»Wir haben den höchsten Druck,« bemerkte der Maschinist.

»Auf sechs Atmosphären!« schrie Hider. »Vier Mann Verstärkung an die Maschine!«

»Wir gehen in die Luft,« brummte Udaipur.

Vier Indier stiegen in den Maschinenraum. Neue Kohlen kamen in den Ofen. Das Kanonenboot lief nicht mehr; pfeifend und zitternd sprang es über die blauen Wogen des Golfes. Eine trockene Hitze stieg aus dem Schiffsraum, und tiefschwarzer Rauch quoll aus dem Kamin.

»Direkt auf die Insel Raimangal!« schrie Hider dem Steuermann zu.

Die Entfernung, die sie von der Insel trennte, wurde rasch kleiner. Alle Indier klammerten sich an den Tauen an und spähten nach dem Horizont. Tiefes Schweigen herrschte an Deck, das nur von dem fieberhaften Stampfen der Maschine und dem Schaufeln der Räder unterbrochen wurde.

»Schiff am Bug!« rief plötzlich der Mastkorbwächter.

Tremal-Naik zuckte zusammen, als wenn ihn ein elektrischer Schlag getroffen hätte. –

»Wo?«

»Im Süden.«

»Was für eins?«

Der Wächter antwortete nicht. Er war aufgestanden, um einen größeren Rundblick zu haben, und spähte durchs Fernrohr.

»Ein Dampfer!« rief er dann.

»Die Fregatte! – Die Fregatte!« schrieen die Indier.

»Ruhe!« donnerte der Quartiermeister. »Hollah, Wächter, wohin steuert das Schiff?«

»Nach Osten, es fährt an der Insel Raimatla entlang.«

»Betrachte das Vorderschiff!«

»Ich sehe es.«

»Wie ist es?«

»Rechtwinklig.«

Der Quartiermeister wandte sich zu Tremal-Naik, der auf der Brücke stand.

»Es ist die Fregatte,« sagte er. »In Indien hat nur der ›Cornwall‹ ein rechtwinkliges Vorderschiff.«

Tremal-Naik, unsagbar erregt, stieß einen Triumphschrei aus.

»Es steuert nach Osten, sagst du? Also werden wir ihm begegnen?«

»Jenseits der Insel, wenn wir durch den Kanal fahren.«

»Nimm den Kurs so, daß wir ihm begegnen müssen!«

Tremal-Naik verließ die Brücke und ging ans Hinterschiff. Hider setzte sich ans Steuer. Das Kanonenboot, das dreimal schneller als die Fregatte lief, brauchte nicht lange, um die Insel zu umfahren. Gegen zehn Uhr morgens kam es aus dem Kanal, der von Raimatla und den nahen Landstrichen gebildet wird, und verbarg sich hinter dem äußersten Punkte einer einsamen Insel, gegenüber Jamera. Hider überzeugte sich mit einem Blick, daß das feindliche Schiff noch weit war.

»Tremal-Naik!« schrie er.

Der Schlangenjäger erschien auf der Brücke, aber er war nicht mehr zu erkennen.

Seine braune Hautfarbe war grünlichgelb geworden wie die eines Malaien; die Augen erschienen viel größer, die Zähne, die vor kurzem noch weiß wie Elfenbein waren, waren schwarz geworden, wie jene eines leidenschaftlichen »Betel«-Kauers. So verunstaltet, mit einem schäbigen Hut aus »Rotang«-Fasern auf dem Kopf, einem roten Kattuntuch um den Hüften und zwei langen »Kriß« (gewundene Dolche mit vergifteter Spitze) am Gürtel, war er vollständig unkenntlich.

»Kennst du mich wieder?« fragte er den Quartiermeister, der ihn verwundert anschaute.

»Ich erkenne dich wieder, weil ich an Bord keine Malaien gesehen habe.«

»Glaubst du, daß mich der Kapitän wiedererkennen wird?«

»Nein, das ist unmöglich.«

»Sag mir jetzt, wie die beiden Verbündeten an Bord des ›Cornwall‹ heißen.«

»Palavan und Bindur.«

»Diese Namen werde ich behalten. Laß ein Boot ins Meer setzen!«

Auf ein Zeichen des Quartiermeisters wurde eine Barke hinabgelassen.

»Du verbirgst dich im Kanal von Raimangal. Bei dem ersten Schuß, den du hörst, kommst du aufs Meer und nimmst mich auf.«

Er packte einen Strick und stieg ins Boot hinab, das lebhaft auf den Wogen schaukelte.

Das Kanonenboot stieß einen Pfiff aus und entfernte sich. Nach einer halben Stunde war nur noch ein schwarzer, kaum sichtbarer Punkt am Horizont.

Fast in demselben Augenblick erschien im Süden ein anderer Punkt mit einer schwachen Rauchwolke.

Tremal-Naik betrachtete ihn.

»Die Fregatte!« rief er. »Ada, gib mir die Kraft, mein letztes Unternehmen auszuführen! Dann wirst du mein Weib sein – und wir werden endlich glücklich!« –

Er griff zu den Rudern und entfernte sich von der Insel, deren Küste bald mit dem Blau des Himmels verschwamm.

Die Fregatte kam schnell heran und wurde immer größer. Tremal-Naik ruderte immer weiter und versuchte ihr in den Weg zu fahren. Mittags trennten ihn kaum noch fünfhundert Schritte vom »Cornwall«. Das war der vom Schlangenjäger erwartete Augenblick.

Er wartete, bis die Fregatte hinter einer Woge verschwand. Dann warf er sich heftig gegen Backbord und stülpte sein Boot um, indem er sich am Kiel anklammerte.

»Hilfe! – Hilfe!« – schrie er mit schallender Stimme.

Einige Soldaten stürzten sich ans Vorderschiff der Fregatte. Dann wurde eine Barke mit vier Mann ins Meer gelassen, die sich gegen den Schiffbrüchigen richtete. In fünf Minuten war sie bei dem Schiffbrüchigen.

Dieser griff nach den Händen, die ihm ein Matrose entgegenstreckte, und sprang an Bord, indem er stammelte:

»Danke, Jungens!«

Die Seeleute nahmen die Ruder wieder und kehrten zum »Cornwall« zurück. Eine Leiter wurde geworfen, und der falsche, wassertriefende Malaie mit seinen geschickt verdrehten Augen wurde zum wachhabenden Offizier geführt.

»Wer bist du?« fragte ihn dieser.

»Paranga von Singapur,« antwortete Tremal-Naik, der sich neugierig umschaute.

»Gehörst du zu einem Schiff?«

»Ja, zum ›Hunali‹ von Bombay, der vor vier Tagen hundert Meilen von der Küste unterging.«

»Bei ruhigem Meere?«

»Ja, es hatte ein Leck unterm Hinterschiff.«

»Und die Bemannung?«

»Ist ertrunken. Die Rettungsboote waren beschädigt, kaum wurden sie ins Wasser gelassen, gingen sie unter.«

»Hast du Hunger?«

»Vor zwölf Stunden habe ich meinen letzten Zwieback gegessen.«

»Halloh, Meister Brown, führt diesen armen Teufel in die Küche!«

Der Meister, ein alter Seewolf mit grauem Barte, nahm seinen Zigarrenstummel aus dem Mund, legte ihn behutsam in sein Barett, nahm den falschen Malaien bei der Hand und führte ihn unters Vorderschiff.

Ein Topf voll rauchender Suppe wurde Tremal-Naik vorgesetzt, der tüchtig zusprach.

»Du hast einen guten Appetit, junger Mann,« sagte der Alte lächelnd.

»Ich habe einen leeren Magen. Sagt einmal, wie heißt denn dieses Schiff?«

»Cornwall!«

Tremal-Naik schaute den Seewolf überrascht an.

»Cornwall!« rief er. »Ich entsinne mich, daß auf einer Fregatte, die einen ähnlichen Namen trug, zwei meiner Freunde eingeschifft waren.«

»Schau! welcher Zufall! Und sie heißen?«

»Der eine Palavan und der andere Bindur.«

»Diese beiden Indier sind hier, junger Mann.«

»Ich muß sie sehen. Oh, welches Glück!«

»Ich schicke sie dir sofort.«

Der Meister stieg die Treppe hinauf, und bald kamen zwei Indier zu Tremal-Naik.

Der eine war lang, mager, gewandt wie ein Affe; der andere mittelgroß, kernig, einem Malaien ähnlicher, als einem Indier.

Tremal-Naik schaute sich um, ob sie allein waren, dann streckte er die rechte Hand vor und zeigte ihnen den Ring. Die beiden Indier fielen ihm zu Füßen.

»Wer bist du?« fragten sie mit halberstickter Stimme.

»Ein Gesandter Suyodhanas, des Sohnes der heiligen Gangeswasser,« antwortete Tremal-Naik leise.

»Sprich, befiehl, unser Leben ist in deinen Händen!«

»Laufen wir Gefahr, gehört zu werden?«

»Alle sind an Deck,« sagte Palavan.

»Wo ist der Kapitän Macpherson?«

»In der Kajüte; er schläft noch.«

»Wißt ihr, wohin die Fregatte geht?«

»Keiner weiß es. Der Kapitän Macpherson hat gesagt, daß er es uns erst wissen lassen wird, wenn wir am Bestimmungsort angekommen sind.«

»Also wissen auch die Offiziere nichts? Wenn man den Kapitän tötet, wird mit ihm das Geheimnis begraben?«

»Ohne Zweifel. Aber wir fürchten, daß die Fregatte nach Raimangal geht, um die Brüder anzugreifen.«

»Ihr habt euch nicht getäuscht, aber die Fregatte wird ihre Leute nicht landen. Wir sprengen sie in die Luft, bevor sie die Insel erreicht.«

»Wenn du wünschst, legen wir Feuer an die Pulverfässer.«

»Wann werden wir nach eurer Berechnung nach Raimangal kommen?«

»Gegen Mitternacht.«

»Wieviel Leute befinden sich an Bord?«

»Etwa hundert.«

»Gut. Um elf Uhr werde ich den Kapitän töten, dann sprengen wir das Schiff in die Luft. Ein Wort noch. Es ist nötig, daß der Kapitän um elf fest schläft.«

»Ich werde ihm ein Schlafmittel in seine Weinflasche schütten,« sagte Palavan.

»Wird man seine Kajüte erreichen können, ohne gesehen zu werden?«

»Die Kajüte stößt ans Zwischendeck. Heute abend wird die Tür offen sein.«

»Das genügt. Um elf kommt ihr hierher, um mich zu holen.«

Tremal-Naik begann zu essen. Er aß ein Beefsteak, das drei Personen ernährt hätte, leerte eine Tasse vorzüglichen »Gin« nach der andern, ließ sich eine Pfeife geben, schwang sich in eine Hängematte und legte sich hinein.

Er versuchte einzuschlafen, aber sein Geist war zu erregt. Tausend und abertausend Gedanken jagten ihm durch den Kopf. Er dachte an das Vergangene, an seine angebetete Ada und an den Moment, in dem er, nach so vielen Leiden und Gefahren, die wiedersehen würde, die sein Weib werden sollte, und an den letzten Anschlag, den er jetzt ausführen mußte. Seltsam, unverständlich für ihn; immer, wenn er an den Mord dachte, den er eben begehen wollte, überkam ihn ein sonderbares, für ihn neues Gefühl. Es war, als wenn ihm jenes Verbrechen Schauder einflößte.

Die Stunden schlichen langsam dahin.

Um acht Uhr verschwand die Sonne am Horizont, und die Nacht brach rasch über die blauen Wogen des bengalischen Golfes herein. Tremal-Naik erstieg die Leiter und schaute aufs Deck. Soldaten und Matrosen waren dort. Einige standen zusammengedrängt am Vorderschiff und spähten scharf nach Osten, die anderen hatten sich an den Tauen, Mastkörben und den Raaen angeklammert.

Auf dem Hinterschiff entdeckte er Leute, die Boote bewaffneten.

Er schaute nach der Brücke. Vier Offiziere gingen rauchend und lebhaft schwatzend auf und ab. Kapitän Macpherson war nicht da.

Er kehrte zur Hängematte zurück und wartete.

Die Schiffsglocke schlug neun, zehn und endlich elf. Der letzte Schlag hatte noch nicht ausgeklungen, als zwei Schatten lautlos die Treppe hinabstiegen.

»Schnell,« sagte eine gebieterische Stimme. »Wir haben keine Minute zu verlieren. Raimangal ist in Sicht.«

Tremal-Naik erkannte die beiden Verbündeten.

»Schläft,« antwortete Bindur. »Er hat das Schlafmittel getrunken.«

»Gehen wir.«

Beim Aussprechen dieser Worte, zitterte Tremal-Naiks Stimme. Es schauderte ihn so, daß er zurückschrak.

Palavan öffnete eine Tür, sie traten ins Zwischendeck und blieben dann vor einer zweiten Tür stehen, die in den Schiffsraum führte.

»Seid ihr entschlossen?« fragte Tremal-Naik.

»Wir haben unser Leben der Göttin Kali geweiht.«

»Hört mich an!«

Die beiden Thugs näherten sich ihm leuchtenden Auges.

»Ich töte jetzt den Kapitän,« sagte er traurig. »Du, Bindur, steigst in die St. Barbara und zündest ein tüchtiges Feuer an.«

»Und ich?« fragte Palavan. »Auch ich möchte etwas tun.«

»Du versiehst dich mit drei Rettungsringen, dann kommst du zu mir. Geht, und eure Göttin möge euch beschützen!«

Tremal-Naik nahm ein Beil, überschritt die Schwelle und trat in die Kajüte, die von einer Talglaterne erleuchtet wurde. Das erste, was er sah, war ein Spiegel, der sein Bild wiedergab. Als er sich sah, bekam er Furcht.

Sein Gesicht war gräßlich verzerrt, in Schweiß gebadet, die Augen glühten. Er wandte sich ab. Sein Blick fiel auf ein Bett, das mit einem dichten Mückennetz verhängt war. Ein leichter Seufzer drang zu ihm.

»Seltsam,« murmelte er. »Ich habe nie etwas Ähnliches verspürt.«

Er tat drei Schritte vor und lüftete den Schleier. Der Kapitän lag auf dem Bett und lächelte. Ohne Zweifel träumte er.

»Die Thugs wollen ihn,« murmelte der Indier.

Er erhob das Beil über den Schlummernden, zog es aber sofort zurück, als wenn seine Kräfte plötzlich versagt hätten. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn, sie war schweißbedeckt. Tief erschrocken schaute er sich um.

»Was ist das?« fragte er sich überrascht, erstaunt. »Sollte ich Furcht haben? – Wer ist dieser Mensch? – Was ist das für eine furchtbare Erregung, die mich schüttelt?« –

Abermals erhob er das Beil und zog es zum zweitenmal zurück. Es war ihm, als wenn ihm eine innere Stimme zuriefe, daß dieser Mann für ihn heilig sei, daß das Blut, das er eben vergießen wollte, kein fremdes Blut sei.

»Ada! Ada!« rief er fast zornig.

Plötzlich erbleichte er und zog sich schnell zurück. Der Kapitän hatte sich zum Sitzen aufgerichtet und starrte ihn mit aufgerissenen Augen an.

»Ada!« rief Macpherson lebhaft erregt. »Wer nennt den Namen meiner Tochter?« –

Tremal-Naik, versteinert, erschrocken, war unbeweglich stehengeblieben.

»Ada!« wiederholte der Kapitän. »Der Name meiner Tochter!« Dann bemerkte er den Indier. »Was machst du hier in meiner Kajüte?« fragte er.

Ein Blitz zuckte durch Tremal-Naiks Hirn; eine furchtbare Vermutung war ihm gekommen.

»Wer seid ihr denn?« fragte er mit halberstickter Stimme. »Von welcher Ada sprecht ihr?«

»Von meiner Tochter, die in den Händen der Thugs ist!« rief der Kapitän.

»Allmächtiger Brahma! – Wenn das wahr wäre! – Ein Wort, Kapitän, ein Name, ich bitte Euch! – Wie heißt Eure Tochter?«

»Ada Corishant!«

Tremal-Naik verbarg das Gesicht zwischen den Händen, indem er einen Schreckensschrei ausstieß.

»Meine Geliebte! – Und ich wollte eben den Vater töten! – Ah! – furchtbares Schicksal!«

Dann rief er, indem er vor dem Bett kniete:

»Verzeihung! – Verzeihung!« –

Der Kapitän betrachtete erstaunt Tremal-Naik und fragte sich, ob er träume, oder ob es Wahrheit wäre.

Tremal-Naik enthüllte ihm in wenigen Worten mit unter Seufzern erstickter Stimme das höllische Spiel Suyodhanas.

»Und weißt du, wo meine Tochter ist?« fragte der Kapitän, der, bleich vor Erregung, aufgesprungen war.

»Ja, und ich werde Euch dahin führen, wo sie sich befindet,« sagte Tremal-Naik.

»Bringe sie mir zurück, und ich schwöre dir, daß sie, wenn sie dich liebt, dein sein wird.«

»Ah! danke, Kapitän! Mein Leben gehört Euch!«

»Verlieren wir keine Zeit; laufen wir auf Raimangal. Ich war eben dabei, die Thugs in ihrem Versteck anzugreifen.«

»Einen Augenblick: ich habe zwei Helfershelfer an Bord, die jeden Augenblick das Schiff in die Luft sprengen können.«

»Die werden wir aufhängen.«

Sie brachen schnell auf und stiegen auf Deck.

»Vier Männer in die St. Barbara, und man nehme die Verräter fest, die dabei sind, Feuer an die Pulverfässer zu legen.«

Statt vier, stürzten sich zwanzig Leute in das Munitionslager. Kurz darauf hörte man Schüsse.

»Sie haben sich ins Meer geworfen,« sagte ein Offizier, indem er auf Deck sprang.

»Mögen sie ertrinken,« sagte der Kapitän. »Sind die Pulverfässer sicher?«

»Den Verrätern fehlte die Zeit, die Fässer aufzubrechen.«

»Gott beschützt uns! – Mit Volldampf auf Raimangal!«


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