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Drittes Kapitel.
Der dritte Gast

Der dritte Gast – wir werden wohltun, ihn wie die folgenden uns vorläufig nach Nummern zu merken – der dritte also erschien unter Umständen, welche es bezweifeln ließen, ob derselbe in eigener Person zu den Erwarteten zählt oder nur als Vorläufer eines solchen anzusehen sei. Er war sehr elegant gekleidet, trug tadellose Handschuhe und führte einen Rohrstock mit goldenem Knopfe in der Rechten.

Er kam zu Fuß, und zwar ebenfalls von Thalbrücken herüber. Er musste dem Straßenstaub sorgfältig aus dem Wege gegangen sein, da seine Stiefeletten von ihrem Glanze kaum verloren hatten.

Seiner Erscheinung nach war der Ankommende ein Lebemann jener Gattung, welche trotz ihres jovialen Sinnes und Leichtsinnes gemessene Formen beobachtet, die ihre Stellung in der Nähe einer hohen Person auferlegt.

Er war ein Mann im besten Alter, blond und glatt geschoren, wohlgenährt, das runde Gesicht umglänzt von leichtem Vergnügungsschimmer, gefälligen Gewohnheitsernst auf der Stirn.

Als dieser Salonmäßige am Torgang erschien, trat der Portier wie eine Wache an und salutierte, wurde aber in seiner Stellung etwas lasser, als er keine Equipage folgen sah, und der Fremde, die linke Hand über dem Rücken, nach dem Hofraum ging, dort, eine Opernmelodie summend, den ausgedehnten alten Bau besichtigte, an der Treppe zum Korridor stehen blieb und endlich zurücktretend unter dem Torbogen rechts in die große, gewöhnliche Schenkstube trat.

Hier ging derselbe einige Male in Gedanken auf und nieder und ließ sich dann, nach sorgfältig abgestaubtem Stuhle, in einem Tische nieder mit dem Ersuchen nach einem Glas Wein, das er später gar nicht berührte.

Hierauf – ohne scheinbar einen Wert auf die Antworten zu legen – erkundigte er sich nach dem Besuch des Klosterhofes im Allgemeinen und fragte endlich nach Namen und Charakteren der eben erst abgestiegenen Gäste. Man erwiderte n letzterer Hinsicht, dass es unschicklich scheine, den Angekommenen das Fremdenbuch sogleich vorzulegen, dass man aber zufällig erfahren haben, der im ersten Stock einquartierte Herr mit den zwei schönen Töchtern sei Oberschulrat Wahrberg …

Hier wurde das Gespräch unterbrochen durch das Rollen zweier Wagen, welche fast unmittelar nacheinander vorfuhren und vor dem Hoftore hielten.


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