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34 [1]
Es giebt gewiß viel feinere Köpfe, stärkere und edlere Herzen als ich habe: aber sie frommen mir nur soweit als ich ihnen gleich komme und wir uns helfen können. Was dann übrig bleibt, könnte, für mich, von mir aus gesehen, fehlen: die Welt bliebe immer noch ganz als meine Welt.
34 [2]
Auch der Enthus<iasmus> schwere Frage.
34 [3]
Krankheit der geistigen Constitution merkt man nicht – um so mehr aber die – – –
34 [4]
Stammelnde Dichter, Redner denen der Athem versagt und die Stimme bricht, Musiker ohne rhythmische Seele, die Weisen mit einem Wermuthgeschmack von Narrheit – diese Unvollkommenheiten der Natur gleichsam Folterer, welche die verstocktesten Menschen zur Antwort bringen: ja wir brauchen die Kunst.
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Wir thun was wir können.
34 [6]
Aus Ignoranz greift der Anfänger wie die Kunst in ihren Anfängen nach den höchsten Zielen – irreführend.
34 [7]
Die Einfachheit ist eine kurze Ebene in den Höhen der Kunst – weder am Anfang noch am Ende.
34 [8]
Man kann wenig sogleich haben, aber man kann alles haben, wenn man nur Zeit hat. Zeit ist das Capital, welches alle Tugenden und Talente in der Welt zu Zinsen trägt.
34 [9]
Es giebt eine schleichende kaum eingestehbare Unzüchtigkeit, welche am gründlichsten erschöpft, z. B. in Kunst, beim Nachdenken, beim Fragen.
34 [10]
Homer kein Held der Schlacht, Sophokles kein duldender und verfolgter Einsiedler, die Sänger der Treue und Hingebung sind unbarmherzige Selbstlinge, die kalten Moralisten wie Helvetius sind herzensgute Menschenfreunde ohne Klugheit – das Talent will den Charakter suppliren; es ist ein gläsernes Auge für den der es trägt, nicht aber für die welche es sehen.
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Beginnende Herrschaft der Schriftsteller.
34 [12]
Buch anonym, Zeitung unterschrieben.
34 [13]
Dichter als Apologeten Enthusiasten oder Verhehler ohne Charakter machen Diebe aus Freunden. Schluß von Werk auf Gesinnung unzulässig.
34 [14]
Wenn einer auch alle Wolfs- Fuchs- und Löwengänge der Erkenntnißtheorie durchgemacht hat – der erste beste Neuling, der in diesen Gängen sich herumdreht, ist impertinent, wenn wir die Sonne untergehen lassen und die Erde stille stehen.
34 [15]
An der Art wie das Genie bewundert, erkennt man leicht, ob es einem wilden Baume ungebändigter Selbstsucht aufgepropft ist – in diesem Falle bewundert es an den Großen früherer Zeiten sehr prunkvoll die eigenen Glanzseiten vereinzelt, es dreht nur jene Seiten an's Licht, es wirft einen Schatten auf die anderen – oder aber: ob es einem veredelten Baume als ebenbürtig erwuchs: dann liebt es das, was mehr und anders ist als bei ihm: wie Goethe.
34 [16]
Wie vergänglich Philosoph<ien> sind, erkennt man an ihrer vergänglich-machenden Kraft. Schiller, seiner Zeit frisch und lebenskräftig – jetzt schon historisch zu empfinden: die Glasur des deutschen Idealismus. So alle Dichtung mit den Tüpfeln des verstand- und weltflüchtigen deutschen Pessimismus, heute.
34 [17]
Wer jetzt in Wissenschaft und Kunst absolute Metaphysik oder selbst skeptische Metaphysik vertritt, geht über den Berg und fördert Rom.
34 [18]
Jener Abschied, wo man endlich sich trennt, weil die Empfindung <und> das Urtheil nicht mehr zusammen gehen wollen, bringt uns einer Person am nächsten und wir schlagen gewaltsam gegen die Mauer, welche die Natur zwischen ihr und uns errichtet hat.
34 [19]
<Der> Künstler wähnt, er habe durch seine großen Geschenke sich die Seele gekauft: aber er hat sie nur umfängl<icher> gemacht um noch größere Geschenke von anderen Seiten her aufzunehmen und den angebotenen Kaufpreis als viel zu gering zu achten.
34 [20]
Nie mit jemandem umgehen, der nicht zu hören versteht, sondern sich und seine Einfälle vorführt, indem er so das Gespräch zu führen meint. Es ist das Merkzeichen eines großen Egoisten, sei er noch so begabt.
Auch der welcher sich zur Aufmerksamkeit zwingt, ist ebenso egoist nur höflicher.
34 [21]
Der Dichter läßt seinen Geist für sein Herz gelten, der Denker trägt unvermerkt sein Herz in seinen Geist; ersterer als Schauspieler.
34 [22]
Sommerluft der Seele – scha<uerliches> Glück – Februar.