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A
uf deinen Wangen hektisches Rot,
auf deinen Lippen ein Schrei nach Lust!
Zu Häupten des Bettes steht der Tod, – –
und weisst du auch, dass du sterben musst,
Dass du ruhen wirst in der Wintererd',
dass du schlafen wirst, – und die Nacht ist kalt,
wenn der Nordwind über die Gräber fährt,
wenn die Eulen schreien im Wald.
Schreckt dich das Sterben? – Ich weiss, ich weiss,
deine scheue Jugend zittert vor Pein,
und dein trotziger Stolz verlangt so heiss,
von küssenden Lippen besiegt zu sein!
Ich hab' meiner Sinne Brand gekühlt
in aller Laster höllischer Schar;
es hat mein sündiger Mund gewühlt
auf manchem lechzenden Lippenpaar,
Aber ich küsste noch nie wie heut,
wie heut deine Brust, die sich röchelnd hebt,
indess dein hagerer Jünglingsleib
in Todesschauern erbebt.
Du mein Geliebter, der sterben soll,
der sein Leben in Kinderträumen verschlief,
ich küsste noch nie so verzweiflungsvoll,
so liebeszitternd, so sehnsuchtstief!
Eine Stunde noch! Eine Stunde nur,
du Gewaltiger zu Häupten des Betts! – –
Und ich höre das hastige Ticken der Uhr
zu – – – Häupten – – des – – Betts!