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O
b sie wohl jemals – wohl jemals – erfährt,
wie glühend ich ihren Herzliebsten begehrt?
Und als ich trat in das stille Gemach,
sah sie träumend hinaus in den scheidenden Tag.
Und es waren in dem sterbenden Licht
ihre Augen so gross in dem blassen Gesicht.
So seltsam gross und so seltsam starr
unter dem schimmernden Märchenhaar,
das in hochgetürmter Lockenfrisur
Krönt ihre schlanke Lacertenfigur.
– Sing mir ein Lied! – Und mit wildem Hasten
griff sie nervös in die klingenden Tasten.
Und sie sang ein lustig' feuriges Lied,
aus dem es wie knisternde Funken sprüht,
ein Lied von der brennenden Liebe – – –
von taumelnder Lust und des Sommers Glanz,
und plötzlich grell eine Dissonanz
wie ein wildes Tier, das um Hilfe schreit. – –
Ihr Körper zittert in schluchzendem Leid,
und meine Arme umklammern sie fest,
und ich hab' meinen Mund in ihr Haar gepresst,
in ihr duftendes Haar, und dann, wie ein Schrei:
»Vergieb! Vergieb! Er blieb dir ja treu!
Die Luft war so heiss – und mein Blut ist so toll,
und die Klänge waren so sehnsuchtsvoll.
Die Walzermelodieen zumal
überfluteten wogend den Saal,
und das strömende Licht die Wände entlang.
Das war wie ein Meer, in dem ich versank.
Das war wie ein Meer!
Mein Gesicht war von Begierde erblasst,
und er hat nicht einmal meine Hand gefasst,
und er hat nicht einmal meinen Mund geküsst,
eine Laune war's, die gestorben ist.
eine Laune! Ein Reiz! Ich hab ihn begehrt,
weil ich wusste, dass er nur dir gehört!
Vergieb!«
Ein Lächeln in ihrem Gesicht,
Ein solches Lächeln sah ich noch nicht,
und ich möchte lieber in's Wasser gehn,
eh' solch ein Lächeln noch einmal sehn.
Und von meinen Lippen in dumpfer Qual:
»Er blieb dir ja treu!« Und noch einmal:
»Er blieb dir ja treu!«
Da lächelt sie müd. –
Der letzte Schein des Tages verblüht,
und eine stille Dämmerung sinkt
auf den Raum, durch den ihr Schluchzen klingt.
Und es verrauschen und es verklingen
Tage um Tage, Stunden um Stunden,
und vergebens das stöhnende Ringen, –
niemals hab ich mein Ziel gefunden!
Meine Wünsche sind wie die Wellen,
die sich wälzen über die Lande,
die gewaltig steigen und schwellen
und dann müde verrinnen im Sande.
Und die im qualvollen Sterben klagen,
mit leisen Stimmen, erstickt in Thränen,
von ihren sonnigen Jugendtagen,
ihrem Lebensdurst, ihrem Todessehnen.
Meine Wünsche kommen und gehn
wie die verklingenden, eiligen Stunden,
wie die Winde, die über den Himmel wehn, –
Niemals hab ich mein Ziel gefunden.