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4.

Wie Eppelein ein Ritter wurde.

So wurde Eppelein zwölf Jahre alt und sein Vater dachte daran, ihn der Sitte gemäß zur Erlernung des Waffenhandwerks einem seiner Freunde zu übergeben, denn aus ihm einen Priester machen zu wollen, den Plan hatte er längst aufgegeben. Doch um seiner Pflicht der Kirche gegenüber zu genügen, fragte er ihn eines Tages, ob er willens sei, in ein Kloster zu gehen, um das Gelübde des Vaters zu erfüllen.

Da hatte ihn der Eppelein zweifelnd angesehen, war dann in ein schallendes Gelächter ausgebrochen und hatte gemeint:

»Aber Vater, was ficht Euch an? Kann denn ein Priester zu Rosse steigen oder gar eine Rüstung tragen? Wer soll denn Euere Burgen bewohnen, wenn Ihr nicht mehr seid? Da laßt doch den Eckenbert einen Pfaffen werden, aber nicht mich.«

Als aber darauf in einer stillen Stunde auch Pater Isidorus das Ansinnen an ihn stellte, hatte er nur ein verächtliches Achselzucken und sagte gar nichts.

So begrub der Kaplan seine Hoffnung. Früher oder später würde so einer ja doch eines Nachts über die Klostermauer steigen auf Nimmerwiedersehen.

So kam also der Eppelein zu Herrn Ulrich von Vestenberg, der, als kriegerischer Herr bekannt, sich wohl auf Reiten und Stechen verstand und in seiner Obhut bereits den Junker von Gattendorf, die drei Brüder Dietrich, Häublin und Hermann von Bernheim und Dieter von Wiesentau hatte.

Das war eine harte Zeit für den an Freiheit gewöhnten Knaben, denn Herr Ulrich war ein gar strenger Herr, der auf Sitte und Ordnung sah und den vorwitzigen jungen Herren das Mütchen zu kühlen wußte, wenn gar zu heiß einmal der Uebermut in ihnen loderte. Da durften sie nicht lange in den Federn liegen. Mit der Sonne ging es hinaus, geschient und gespornt, damit sie die Reitkunst erlernten, richtig im Sattel sitzen, mit Schenkeldruck ein Roß lenken, über die Gräben zu springen, steile Hänge auf- und niederreiten und derlei mehr. Da mußten sie springen, laufen, klettern, ringen auch und Steine stoßen. Mit Lanze und Schwert lernten sie umgehen, Ringelstechen und im Flug gegen den Popanz Strohpuppe in Harnisch. reiten, und mit dem zweischneidigen Dolch, der Ochsenzunge, fechten wie die römischen Gladiatoren. In allem tat es der Eppelein den anderen zuvor. Am liebsten aber saß er im Sattel oder auf ungezäumtem Roß. Der wildeste Hengst wurde zahm, wenn er den leichten Knaben auf dem Rücken fühlte. Der hatte eine Art, den Zaum zu meistern, daß den Gäulen der Schaum vor dem Maule stand, als säße da ein gewaltiger Reiter und es war doch nur der Knappe von Gailingen.

In freien Stunden aber schlugen sie den Ball mit dem Brett und warfen ihn nach dem Ziel.

Das alles wollte ihm wohl behagen. Doch wenn er höfische Sitte lernen sollte und den Töchtern Waldtraut und Gundala des Vestenbergers Frauendienste tun, kam es ihn hart an.

Große Pein machte ihm die Tischzucht, die da hieß, hübsch die Nägel beschneiden, nicht mit den Fingern in Senf, Salz und in die Schüsseln stoßen, nicht aus den Tellern trinken oder die Gefäße lecken, auch nicht schmatzen oder die Nase in das Tischtuch schnäuzen, wie es die Bauern taten, oder die Ellenbogen auf den Tisch stützen, in den heißen Trunk und in das Essen blasen oder gar die Zähne mit dem Messer stochern. Das alles wollte ihm nur schwer in den Sinn und Frau Elisabeth von Vestenberg hatte ihre liebe Not.

War es doch weit schöner, auf die Jagd zu reiten, mit dem Falken zu beizen oder gar dem Herrn den Schild zu tragen, wenn es einmal zu heißem Streiten ging, denn der Ritter von Vestenberg war ein rauf- und händelslustiger Herr und stand zu jener Zeit mit manchem seiner Nachbaren in Fehde.

Besser aber als auf Gailingen gefiel ihm der Unterricht in der Gelehrsamkeit. Pater Damian, ganz anders wie der Pfaff auf seines Vaters Burg, verstand gar wohl der Junker Jugendlust und nahm die Zügel nicht zu straff. War er doch selbst eines Ritters, des Hypolit von Wildburg, Sohn und nur durch ein Gelübde ein Geistlicher geworden, wie der Eppelein einer hatte werden sollen. Der hatte Freude am edlen Weidwerk, vertauschte gern einmal die Kutte mit dem grünen Rock und war in Wort und Tat ein streitbarer Herr, der schon manchen Disput gehabt hatte mit den Herren Fratres der St. Lorenzkirche zu Nürnberg, da er erzogen und eingesessen war. So war in den Unterrichtsstunden zumeist die Rede von den kriegerischen Völkern in Judäa, von den Amalekitern, und lange hielt er sich auf bei den Schlachten, so die römischen Imperatores geschlagen hatten in Asien, Griechenland und Aegypten.

Das gefiel den jungen Leuten und in tiefer Verehrung hingen sie an ihrem Seelsorger, den sie als Gottesdiener wohl zu schätzen wußten, mehr aber als Freund. Wußten sie doch, daß er, wenn er einmal auswärts ging, weil das von Nöten war und ihm auch Freude machte, unterm härenen Kittel das Panzerhemd trug, daß er das Schwert besser zu führen wußte als den Stab, mit dem er zu Zeiten nach Nürnberg wallte, und daß er im Pilgerstabe eine verborgene Klinge Ein solches Instrument wird im Bayr. Nationalmuseum zu München verwahrt. führte, die er schon manchen Raubgesellen hatte fühlen lassen.

Pater Damian liebte den Eppelein mehr wie die Anderen und dieser wieder wußte des streitbaren Gottesmannes Huld wohl zu schätzen. So saßen sie oft beieinander und vergnügten sich beim Tricktrack oder Damenbrett. Auch ließ sich Eppelein gern in der höheren Kunst des Schachspiels unterweisen. Da schlugen sie manche blutige Schlacht auf dem Spielbrett und nannten die Figuren mit den Namen des Kaisers Ludwig, des schönen Friedrich Friedrich der Schöne, der Gegner Ludwigs des Bayern. und der Großen im Reiche; die Bauern aber, das waren die Städter, die Pfeffersäcke und Gwandschneider.

Unter den jungen Herren war dem Eppelein Häublin von Bernheim der liebste. Der Knabe mit dem schimmernden Goldhaar und den blitzenden Blauaugen hatte einen kecken Mut gleich ihm und war gern zu Streichen aller Art bereit. Damals schon verschworen sie sich in kindlicher Einfalt zu einem Schutz- und Trutzbündnis gegen alles, was Bauer oder Städter hieß, nicht ahnend, daß es einst Wahrheit werden sollte.

Auch die anderen verstanden wohl einen Spaß und so hallte oft der Burghof der grauen Veste wieder vom lustigen Treiben der jungen Knappenschar.

Da gab es sich, daß Herr Ulrich von Vestenberg den Ansbachern die Fehde ansagte und dem Gailinger, der ihm verbündet war, eine geheime Botschaft senden wollte. Er wußte aber, daß Ansbachische Reisige im Walde zwischen Vestenberg und der Stadt streiften. Da sollte der Eppelein sein Ritterstück beweisen.

Er schwang sich auch wohl gewappnet an einem hellen Morgen auf sein Roß, unterm Harnisch in einer Kapsel das Schreiben verwahrt, und trabte gegen Ansbach. Da kam ihm auf der Heerstraße ein Fähnlein Wappenknechte entgegen und es war kein anderer Weg als der durch ihre Mitte. Da gab er seinem Roß die Sporen, rannte in gestrecktem Galopp heran und warf sich unter sie.

»Helft! Helft!« rief er und tat ermattet, »die Vestenberger sind hinter mir!«

Da glaubten ihm die, legten die Lanzen ein und sperrten die Straße, bis er hinter ihnen war und seines Rosses Hufe den Boden trafen, daß links und rechts die Steine flogen.

»Dank Euch für wackere Hut!« jauchzte er ihnen nach, »grüßt mir die Ansbacher Herren und kündet ihnen, der Eppelein habe eine Botschaft des Vestenberg an seinen Vater!«

Da erst erkannten die dummen Knechte, daß er sie zum Narren gehalten, trieben auch die Gäule an, ihn zu erreichen.

Das gab ein Toben durch den grünen Wald, ein Hufeschlagen und Eisenklirren, sie erreichten ihn aber nicht, denn er war flinker als sie, warf sich seitwärts in die Büsche, so daß sie ihn bald aus den Augen verloren und meinten, er sei ihnen entkommen. Er aber kannte seinen Weg und kam wohlbehalten nach Obergailingen.

Auf dem Rückweg begleitete er den Vater. Dieser wollte nach Drameysl reiten, um dort nach dem Rechten zu sehen, hatte auch in Nürnberg zu tun und so sah Eppelein zum ersten Male diese mächtige, aufblühende Stadt, die ihm aus diesem Grunde allein schon verhaßt war.

Ueber Windsheim und Neustadt ritten sie und erreichten am zweiten Abend ihr Ziel. Eppelein kannte Rothenburg und Windsheim, als aber die Burg von Nürnberg mit ihren gewaltigen Türmen und Basteien vom Abendrot vergoldet vor ihnen lag, wollte er es nicht fassen, daß an einem Orte so viele Menschen wohnen sollten. Er war an Freiheit gewöhnt, an luftige Burgen, an Wald und Feld, und als sie durch das Vestnertor einritten, bedrückte ihn der hohe Bau der Häuser, die Stickluft in den engen Gassen, das Getümmel der vielen Menschen, die hin- und widerliefen, aus den Fenstern Vorübergehende begrüßten und sich laut unterhielten, daß es zwischen den Häusern summte, wie in einem Bienenschwarm.

Gewaltige hochbeladene Güterwagen und Karren rasselten über das holprige Pflaster, von Reisigen im Rüstzeug begleitet. Dann wieder trieb der Hirt Schweine und Schafe vorüber, die sich in den schmalen Gassen drängten und den Durchgang versperrten, grunzend und blökend, den Ställen zustrebend, die hinten in den Höfen lagen und zu denen der einzige Weg durch den Hausgang führte, der von Menschen und Tieren benutzt wurde.

Eppelein atmete auf, als sie den Herrenmarkt querten, der freier und luftiger im Gewirr der Häuser lag und wo ein Brunnen plätscherte, dem jungen Reiter ein Freiheitslaut von da draußen dünkend.

Geringschätzig musterten die Bürger die kleine Reiterschar, die am Weinmarkt vor der Herberge »zum roten Rößlein« hielt und merkwürdig abstach in Harnisch und Helm von dem Sammet, der Seide und dem feinen Tuch der Kleidung der reichen Patrizier, Zünftler und Ratsherren, die zum Abendschoppen gingen und zum Gegengruß das Federbarett lüfteten, wo sie einen Bekannten trafen.

Nur die Knechte der Herberge sprangen diensteifrig herbei und ergingen sich in Bücklingen und Schmeichelreden, ob sie auch hinterher lachten und über den Ritter spotteten, von dem sie wohl wußten, daß er zu dem Zwecke in ihren Mauern weile, um mit dem reichen Mälzer über die Verpfändung seines Schlosses Drameysl zu verhandeln. Der Jude Espach, der diese Angelegenheit vermittelte, pflegte selten den Mund zu halten.

Barsch befehlend warf Eppelein einem der Herbergsleute seinen Zügel zu und sprang aus dem Sattel, um dem Vater zu folgen. Mit schweren Schritten stiegen sie die Wendeltreppe hinauf, die sonst nur den leisen Tritt des bürgerlichen Bundschuhes Damaliges Schuhwerk. fühlend, der Eisenschuhe ungewohnt unter der Wucht ihrer Füße ächzte und stöhnte.

Den nächsten Tag noch weilten sie in der Stadt. Da der Vater in Geschäften außer Hause war, Eppelein aber nicht wußte, wie er die Zeit anders vertreiben sollte, so machte er einen Rundgang durch die Stadt. Er stieg gegen die Burg hinauf und folgte dem Ringwall, der sich von Tor zu Tor zog. Hier wehte von außen eine frische, würzige Luft herein und er klomm auf schmaler Stiege zum Wehrgang hinauf, einen Blick in das Land hinauszuwerfen. Als er sich daran satt gesehen, schlenderte er weiter an den Gärten vorbei, die sich an das Steinwerk lehnten, in denen der Sommer blühte und freches, vorlautes Spatzenvolk auf den Beeten zwitscherte und zankte.

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Da geschah es, daß über einen Busch Heckendorn dem jungen Mann unversehens ein harter Lederball gegen den Kopf flog und ihm beinahe die Eisenkappe vom Haupt riß. Unwillig über solches Ungeschick hob er denselben auf und warf ihn mit kräftigem Schwung zurück. Da hörte er einen leisen Schrei, und als er näher zusah, erkannte er, daß das Wurfgeschoß den Händen eines Mägdeleins entflogen war, das er nun hart getroffen hatte, so daß es weinend das Gesicht in den Händen barg. Er aber gedachte der oft von der Mutter gegebenen Mahnung, daß es ritterswert sei, den Frauen höflich zu begegnen, und trat in das schmucke Gärtchen, die Weinende zu trösten und um Verzeihung zu bitten.

Es war ein hübsches, blondes Kind, und als es ihn nun aus nassen Augen verlegen ansah, wurde es ihm eigen um das Herz.

»Verzeihet, Fräulein«, sagte er, »es war nicht meine Absicht, Euch zu treffen. Bin des zarten Spieles ungewohnt. Weiß wohl den Ball zu werfen, doch nur nach dem Ziele oder mit dem Schlagbrett. Da mäßigt man die Kraft des Armes nicht. Wollt Ihr mich unterweisen, wie man mit Frauen spielt, so wüßte ich Euch Dank.«

Da lachte das Mädchen noch unter Tränen und erklärte sich einverstanden, die Lehrmeisterin zu spielen. So warfen sie den Ball hin und her und fingen ihn, tollten und waren froher Dinge. Die Vögel aber saßen auf den Zweigen und auf den Bäumen und zwitscherten dazu.

Als sie mitten im Spiel begriffen, wurde das Mädchen ins Haus gerufen und mußte Abschied nehmen, obwohl sie sich gern mit dem schmucken jungen Herrn noch ein Weilchen vergnügt hätte.

Da sie ihm die Hand zum Abschied reichte, sagte sie:

»Kommet wieder einmal, Herr, daß wir zusammen spielen. Fraget nur nach Agnes Tetzelin im Hause.«

Dann entschlüpfte sie zwischen den Beeten, auf denen der Goldlack und Thymian duftete, und verschwand.

Als Eppelein aber heimwärts ging, mußte er immer an das Mägdlein denken. Hatte er doch nicht gewußt, daß Städterdirnen so fein sein könnten wie die adeligen Jungfrauen auf den Burgen im Land, so wohl gesittet und doch unbefangener in Art und Führung.

Am nächsten Morgen ritten sie aus.

Froher blickte Herr Arnoldus unterm Helm. Hing ihm doch ein prall gefülltes Säcklein am Sattelknauf, wenn er dafür auch einen Teil seines Schlosses Drameysl dem Nürnberger Handelsherrn hatte verpfänden müssen. Bis der die Schuld einzulösen käme, so vertraute er, hatte er wohl längst das Geld beisammen, sich zu lösen.

Vor dem Frauentore trennten sie sich. Herr Arnold ritt nordwärts auf Forchheim, Eppelein aber, der ihm bis dahin das Geleit gegeben, lenkte, von vier wehrhaften Knechten begleitet, sein Roß zur Stadt zurück.

Am Stadtwall entlang nahm er seinen Weg, Agnes Tetzelin noch einmal die kleine Hand zu drücken. Wieder wie am Tage vorher, war sie im Garten, heute aber damit beschäftigt, Blumen zu brechen. Dabei half ihr die Mume Kordula. Als diese des jungen Reiters, der heute im Harnisch und mit dem Knappenschild gar männlich anzusehen war, und der trutzigen Knechte gewahrte und Agnes hinzutrat, um des Eppelein dargebotene Rechte rot und verlegen zu ergreifen, war sie voll Erstaunen. Bald aber hatte das Mädchen seine erste Scheu überwunden und plauderte unumwunden mit dem Edelherren, den sie gestern in einfachem Knappenhabit für einen aus der Stadt gehalten hatte, einen der Nürnberger Reisigen oder einen Bürgerssohn.

Als Eppelein die Gasse hinunterritt, flatterte noch lange da oben am Gartenzaun ein weißes Tüchlein. Da steckte er die bunten Gartenkinder, die Agnes ihm geboten, an den Helmknauf, gab seinem Roß die Sporen und sprengte südwärts zur Stadt hinaus, wo die Straße nach Pillenreuth und Ansbach führte.

Einen feindlichen Ueberfall hatten sie nicht zu befürchten, denn der von Vestenberg hielt die Ansbachischen in ihren Mauern und ungefährdet traf Eppelein mit seinen Leuten am Nachmittag auf der Burg ein.

Bald darauf verglich sich Herr Ulricus mit seinen Gegnern und zur Feier des Tages sollten die seiner Obhut anvertrauten Jungherren den Ritterschlag empfangen.

Früher geschah dies durch den Kaiser oder einen Fürsten und der Bischof gab die kirchliche Weihe. In den kriegerischen Zeiten aber, da Ludwig der Baier gegen Friedrich den Schönen im Felde stand, hatte jeder Ritter das Recht erhalten, den Ritterschlag zu erteilen, und der Burgpfaff salbte den Erwählten.

Es war ein festlicher Tag auf Vestenberg. Von fernher waren die Eltern und Angehörigen der Knappen eingetroffen und der Burghof hallte vom Waffengerassel, vom Seidenrauschen der Edeldamen, vom Saitenklang und Jauchzen der Gaukler, die von Burg zu Burg zu ziehen pflegten, ihre Kunst zu zeigen, und stets witterten, wo ein reichlicher Lohn ihnen winkte. Da waren Tierbändiger, Bärenführer, Feueresser, Degenschlucker und Taschenspieler, ein heiteres Volk in buntfarbigem Gewande, das die Welt gesehen und viel zu melden wußte vom italienisch blauen Himmel und vom Brausen des Nordmeeres, das an weißen Gestaden schäumte. Und löste der Wein die Zungen, so klang manch loses Schelmenlied aus sangesfroher Kehle.

Nachdem die Messe gelesen war, knieten die jungen Männer vor ihrem Erzieher und Meister. Die Ritter des Frankenlandes, denen kein Weg zu weit, standen umher und traten einzeln vor, den Kandidaten die Rüstung anzulegen, den Kettenpanzer, die Eisenhandschuhe und die goldenen Sporen.

Dann schlug als ordinierender Ritter Herr Ulrich von Vestenberg dreimal mit flacher Klinge die rechte Schulter des vor ihm Knieenden und sprach dazu die Worte:

»Im Namen Gottes, des heiligen Georg und des heiligen Michael mache ich Dich zum Ritter. Sei tapfer, mutig und treu! Sei hochgemut im Unglück, beständig gegen die Deinen, freigebig, ehrenfest!«

Hierauf salbte Pater Damian die Erkorenen und jetzt erst erhielten sie Schwert, Helm und Schild.

Und wieder ergriff der Lehrherr das Wort:

»Stehe auf, Appollonius, als Ritter von Gailingen, Illesheim und Dramaus! Und Ihr, Dieter, Häublin und Hermann von Bernheim, Du, Dieter von Wiesentau auf Leupoldstein!«

Und die jungen Leute, als hätte von Kindheit an der schwere Harnisch ihre Schultern bekleidet, erhoben sich und nahmen die Glück- und Segenswünsche der Versammelten entgegen.

Ein Tag der Freude folgte. Da wurde turniert und bankettiert, gelacht und gesungen und durch den festlich mit Tannenreis und Goldbändern geschmückten Rittersaal liefen zierlich gekleidete Pagen und trugen die Silberschüsseln, auf denen kunstvoll bereitet Kapaunen und Pfauen strotzten, die Pasteten dufteten und das Wildbret, daß die Bracken und Rüden, die zu Füßen ihrer Herren lagen, die Ohren spitzten und die Zungen streckten, als sei das alles für sie. Aus mächtigen, geschliffenen und ciselierten Krügen floß der Malvasier in die Humpen, Claret, Hippocras Weinarten. und rotleuchtender Würzburger Wein.

Da klapperten die Messer und die Löffel, und die Deckel der Krüge schlugen bis in die späte Nacht.

Als aber das Gelage aufgehoben war und man sich heiter und trunken in die Gemächer begab, legte Arnold von Gailing seine Arme auf seines Sohnes Schulter und küßte ihn.

»Mach Deinem Namen Ehr, mein Sohn, mehre Dein Gut und halte Treue Deinen Freunden«, so sagte er. Frau Jute aber tat desgleichen:

»Allzeit in Ehr, allzeit in Wehr, Eppelein, gedenke, daß Du jetzt ein Ritter bist, und wahre die Güter Deines Standes.«

Da wollte ein Tränlein aus des jungen Ritters Auge fallen, ein Tränlein der Freude und des Stolzes.

»Sorget darum nicht, Frau Mutter. Habt mich allzeit das Rechte gelehret. Werd's nimmer vergessen!« erwiderte er und kniete nieder, der Eltern Segen zu empfangen.

Eines blieb ihm im Ohr, als er sich noch lange schlaflos auf seinem Lager wälzte, das Wort der Mutter:

»Wahre die Güter Deines Standes!«

Hei, und wie er sie wahren wollte! Gnade Gott den Krämerseelen, die in den Städten saßen, bereit, der Ritterschaft den Rang abzulaufen.

Wie du mir, so ich dir! Und wenn er jetzt schon daran dachte, zu tun, was auch die Edelsten seines Standes nicht verabscheuten, den Städtern auf den Straßen aufzulauern, ihnen zu nehmen, was sie bei sich führten, so erfüllte er damit ja nur der Mutter Wunsch, und es galt ihm nicht als Unrecht.

 


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