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Nicanor, ein ägyptischer Israelite, war ein sehr religiöser Mann und seine mäßigen Reichthümer und seine Mühen weihete er oft zur Ehre Gottes.
Er that einmal das Gelübde, zwei schöne kupferne Thore für den Vorhof des heiligen Tempels in Jerusalem zu spenden. Er sammelte seine wenigen Ersparnisse und widmete sie alle der Erfüllung seines Gelübdes. Der Künstler verwendete all' seinen Fleiß darauf und die Thore waren bald in Bereitschaft.
Der gute Mann will sie selbst nach Jerusalem bringen.
Von Alexandrien in Aegypten, wo er wohnte, schifft er sich mit seiner kostbaren Last ein und sticht in die See.
Mitten auf der Reise brach ein großer Sturm aus, der drohte, das Schiff auf den Grund zu schleudern. Da der Steuermann sieht, daß alle Anstrengungen der Kunst nichts nützen, befiehlt er, daß die ganze Ladung in das Meer geworfen werde. Sie werfen Waaren hinein, sie werfen kostbare Geräthschaften hinein und endlich werfen sie eins von den Thoren des armen Nicanor hinein. Dem Armen zerspringt das Herz bei jenem peinlichen Hinabpoltern und mit dem Blicke und mit den Gedanken folgt er jener theuern, von der Welle und den Winden fortgetragenen Gerätschaft, vergessend der eignen Gefahr.
Aber das Schiff war noch nicht frei von seiner ganzen Ladung. Sie werfen andere Waaren in's Meer, sie werfen andere kostbare Geräthschaften hinein und endlich ergreifen sie das zweite Thor, um es dem andern nachzuwerfen.
Der Unglückliche stößt einen Schrei aus: »Haltet ein, ich kann mich von diesem kostbaren Geräthe nicht trennen; mich, mich werft mit ihm in's Meer.« Und er umschlingt verzweifelt das zurückgebliebene Thor und mit ihm läßt er sich in die Wellen hinab.
Nach und nach werden die Winde weniger stürmisch, sanfter, die Wellen beruhigen sich, der Himmel heitert sich auf.
Der gute Nicanor, an sein Brett angeklammert, schwimmt und schwimmt und landet wohlbehalten am Ufer. Er wirft einen wehmüthigen Blick auf das gerettete Thor und es scheint ihm, als beklage es seinen verlorenen Gefährten. Er geht einen Schritt vorwärts am Ufer, o Freude, o Ueberraschung! Siehe da, der Gefährte ist auf dem Sande, wohin die Winde oder die Wellen ihn getrieben hatten.
In den folgenden Zeiten wurden alle Thore des heiligen Tempels durch andere reichere und mehr vergoldete ersetzt, aber die Thore Nicanor's wurden nie berührt.